Was ist Nächstenliebe?

Säkularismus
Geistliches und Weltliches verbinden
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sven23
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#21 Re: Was ist Nächsteliebe?

Beitrag von sven23 » Sa 21. Dez 2013, 07:32

Pluto hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Ps. das gilt ausdrücklich nicht für Masochisten.
Wenn Zwei sich treffen, schon.

Aber nur dann :lol:
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sven23
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#22 Re: Was ist Nächsteliebe?

Beitrag von sven23 » Sa 21. Dez 2013, 07:38

Pluto hat geschrieben:Danke für die Antworten. Wenn Nächsteliebe sich auf alle Menschen bezieht, warum gibt es aber dann Xenophobie, Rassimus und Kriege?

Irgendetwas scheint in der Definition zu fehlen!?

Ich denke mal, echte Nächstenliebe funktioniert nur im sozialen Umfeld von Familie und Freunden. Wir sind nicht dafür gemacht, in die Anonymität hinein zu lieben, das ist ein zu hoher Anspruch, genau wie die Feindesliebe, die ja in der Geschichte nie wirklich funktioniert hat.
Was wir machen können, ist den Mitmenschen respektvoll zu begegnen. Da wäre schon viel gewonnen.
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Demian
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#23 Re: Was ist Nächsteliebe?

Beitrag von Demian » Sa 21. Dez 2013, 07:52

sven23 hat geschrieben: Ich denke mal, echte Nächstenliebe funktioniert nur im sozialen Umfeld von Familie und Freunden.

Wenn wir nur unsren kleinen Bezirk lieben, lieben wir im Grunde gar nicht. Dann ist Liebe eigentlich nur verkappter Egozentrismus - und so macht man sie gerne zu einem bloßen Gefühl. Sie ist, in meinen Augen, aber eine derart mächtige und umfassende Erfahrung, dass sie das Beiwort göttlich mehr als verdient hat. Ganz unabhängig von Religion. Die Frage nach Gott, ist die Frage nach dieser Liebe, die mehr ist, als das alltägliche Egotheater. Es ist aber im Grunde amüsant diesem atemlos „pragmatischen“ Theater beizuwohnen - auch wenn es nicht immer leicht ist.

Wir sind nicht dafür gemacht, in die Anonymität hinein zu lieben, das ist ein zu hoher Anspruch, genau wie die Feindesliebe, die ja in der Geschichte nie wirklich funktioniert hat.

Wie kommst du darauf, dass Feindesliebe anonym ist? Ein Feind ist gerade das ja nicht, sonst könnte es gar keine Feindschaft geben. Das ist sogar ein Beweis der völligen Verbundenheit, positiv und negativ. Hass ist nicht die Negation von Liebe - sondern Gleichgültigkeit. Einen anständigen Feind kann man ohne weiteres respektieren. Die Gleichgültigkeit eines Psychopathen hingegen ist vernichtend.

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sven23
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#24 Re: Was ist Nächsteliebe?

Beitrag von sven23 » Sa 21. Dez 2013, 08:29

Demian hat geschrieben:
Wenn wir nur unsren kleinen Bezirk lieben, lieben wir im Grunde gar nicht.

Das stimmt so nicht. Wenn das jeder in seinem Umfeld umsetzen würde, wäre es eine andere Welt. Aber selbst das funktioniert in der Praxis kaum.

Demian hat geschrieben: Wie kommst du darauf, dass Feindesliebe anonym ist? Ein Feind ist gerade das ja nicht, sonst könnte es gar keine Feindschaft geben.

Sicher gibt es auch den persönlich bekannten Feind, aber auch den anonymen z. B. in kriegerischen Auseinandersetzungen. Die gegnerischen Soldaten sind sich selten persönlich bekannt, trotzdem töten sie sich gegenseitig.
Im AT gibt es übrigens häufig den göttlichen Ratschlag, dem Feind den Schädel einzuschlagen.
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Demian
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#25 Re: Was ist Nächsteliebe?

Beitrag von Demian » Sa 21. Dez 2013, 08:55

sven23 hat geschrieben:Das stimmt so nicht. Wenn das jeder in seinem Umfeld umsetzen würde, wäre es eine andere Welt. Aber selbst das funktioniert in der Praxis kaum.

Die derzeitige Menschheit ist sehr unreif, das stimmt. Das „Ich“ zertritt mit Vorliebe die weltanschaulichen Sandburgen des „Du“, was sehr ungemütlich werden kann, wenn diese Unreife mit hochentwickelter Waffentechnik einhergeht. Aber der Mensch ist ein Samen, der nicht fertig auf die Welt kommt - und die menschliche Natur ist nicht ein abgeschlossener Einheitsbrei, sondern ein Samen, der sich prinzipiell unendlich entwickeln kann. Der Mensch ist von seinem Wesen … von seinem Potential her zu solcher Liebe fähig. Da würde ich auch nicht unterscheiden zwischen „Nächstenliebe“ und „Familienliebe“. Wer bedenkt vor dem Lieben die biologische Verwandtschaftsverhältnisse und trifft eine Kosten-Nutzen-Kalkulation? Entweder alle Menschen sind verbunden – oder sie sind es nicht.

Die gegnerischen Soldaten sind sich selten persönlich bekannt, trotzdem töten sie sich gegenseitig.

Es ist trotzdem eine soldatische Tugend, den Feind zu respektieren. Das gehört zur „Kunst des Krieges“. In Zeiten des asymmetrischen Krieges gibt es aber solche Tugenden, glaube ich, nicht mehr. In unsrer Zeit, meine ich, gibt es auch keinen Feind mehr. Der Feind sind wir selbst. Wir entscheiden, in welcher Gesellschaft und Welt wir leben möchte. Wir ringen mit Liebe zum Leben oder Gleichgültigkeit. Keine Religion oder politische Ideologie handelt für uns. Wir alleine sind gefragt.

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sven23
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#26 Re: Was ist Nächsteliebe?

Beitrag von sven23 » Sa 21. Dez 2013, 09:09

Demian hat geschrieben: Es ist trotzdem eine soldatische Tugend, den Feind zu respektieren. Das gehört zur „Kunst des Krieges“. In Zeiten des asymmetrischen Krieges gibt es aber solche Tugenden, glaube ich, nicht mehr.

Gab es die wirklich jemals? Man muß aufpassen, daß man nicht einer romantischen und heroischen Verklärung des Krieges erliegt.
Am Ende steht immer Tod und Vernichtung, Greueltaten und großes Leid, das war zu allen Zeiten so.
Krieg ist die Entmenschlichung des Menschen.
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#27 Re: Was ist Nächstenliebe?

Beitrag von Demian » Sa 21. Dez 2013, 09:18

sven23 hat geschrieben:Gab es die wirklich jemals? Man muß aufpassen, daß man nicht einer romantischen und heroischen Verklärung des Krieges erliegt.

Die beste Art den Krieg zu gewinnen, ist gar nicht erst einen zu beginnen ... im Grunde gibt es ja keine Sieger dabei ... aber soldatische Tugenden gab/gibt es mit Sicherheit. Ich habe jemanden aus der Army in meiner Familie, weshalb ich mir keine Illusionen über den Krieg mache. Auch mache ich mir keine Illusionen über die Taten dieses Menschen, der dennoch - davon abgesehen - ein anständiger Mensch ist. Der seine Kameraden hinter feindlichen Linien mehrfach gerettet hat, obwohl er eine Familie zuhause hat. Das ist ja die Paradoxie dabei. Kameradschaftlichkeit, pazifistisch gewendet, ist einfach Solidarität. Solidarisch zu handeln ist eigentlich völlig naheliegend - und macht glücklich. ;)

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#28 Re: Was ist Nächstenliebe?

Beitrag von sven23 » Sa 21. Dez 2013, 10:05

Demian hat geschrieben:Solidarisch zu handeln ist eigentlich völlig naheliegend - und macht glücklich. ;)

Heute muß sich ein Soldat mit Hilfe der Technik nicht mal die Hände schmutzig machen oder sein Leben riskieren. Er sitzt sicher und warum in einem Bunker in den USA und bringt mit einem Joystick drohnengesteurete Bomben ins Ziel, bei dem auch unschuldige Frauen und Kinder getötet werden. Nach Schichtende fährt er nach Hause zu seiner Familie und spielt mit seinen Kindern.
Das ist die moderne Perversion des Krieges.
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#29 Re: Was ist Nächstenliebe?

Beitrag von 2Lena » Sa 21. Dez 2013, 11:03

Wenn eine alte Frau im Winter auf der glatten Straße ausrutscht,
ist das sehr oft eine Angelegenheit falsch konstruierter Schuhsohlen...
Es kontrolliert keiner den Markt auf rutschfeste Sohlen.

Lieber streut man Tonnenweise Salz.
Dann weicht der Matsch wunderbarerweise die geklebten Sohlen auf. Sie gehen aus dem Leim. Es werden neue Schuhe gekauft, oder eine Menge Klebstoffe.
Ein prima Umsatz für die Schuhindustrie.
Ein prima Umsatz für die Schlachthöfe und Lederfabriken.
Ein Riesendefizit für die Umwelt.

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#30 Re: Was ist Nächstenliebe?

Beitrag von Pluto » Sa 21. Dez 2013, 11:20

Demian hat geschrieben:Es ist trotzdem eine soldatische Tugend, den Feind zu respektieren. Das gehört zur „Kunst des Krieges“.
Was du da beschreibst, sind edle Träume aus dem "Letzten Samurai"... Tom Cruise lässt grüßen.
Heute ist der Krieg zum kaltschnäuzigen Computerspiel geworden.

Wir alleine sind gefragt.
Das ist das Ideal, was wir aber nie erreichen.
Nächstenliebe kann man mit den Schalen einer Zwiebel vergleichen.
Sie beginnt im innersten Kern mit den Mitgliedern der Familie. Wenn diese satt ist, kann der Kreis auf Freunde und Nachbarn ausgedehnt werden, auf das Dorf, und schließlich auf die Nation (Patriotismus ist auch eine Form der Nächstenliebe). In der Regel gibt es außerhalb des Krieses Menschen (Wesen) die man, wenn nicht grad als Feinde, so zmindest als Fremde betrachtet.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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