sven23 hat geschrieben:Aber die Rattenlinien wurden systematisch vorbereitet und explizit für Naziverbrecher eingerichtet.
Ja - da gab es wohl irgendeinen Ustascha-Pfarrer, der mit seinesgleichen sicherlich faschisten-freundlich war. Geholfen haben dabei in der Tat vatikan-nahe Stellen, aber auch der US-Geheimdienst.
Insofern sehe ich das auch eher als politische Handlung und nicht als primär seelsorgerisch motiviert - wie ich bereits erwähnte:
closs hat geschrieben:In der Praxis halte ich es für wahrscheinlich, dass es Fälle gab, in denen (geistliche) Sympathisanten des Nationalsozialismus ihre Gesinnungsgenossen vor dem Zugriff retten wollten (das wäre Deine Version) - und dass es Fälle gab, in denen Priester aus seelsorgerischer Überzeugung Hilfe geleistet haben. - Zwischen abgrundtief böse bis gut ist da alles dabei.
sven23 hat geschrieben: dem feigen Entzug vor der Verantwortung schwerster Straftaten und Verstößen gegen die Menschlichkeit.
Das sind Phrasen. - Ehrlich bereuen kann nur derjenige, der sein Tun erkennt - von einem, der es nicht erkennt, kann man nicht pathetisch fordern, dass er sich seiner Verantwortung stellt und ansonsten feige ist.
Die Angeklagten des Nürnberger Prozesses und auch Eichmann in Jerusalem haben (mehrheitlich) keinen Anlass gesehen, ihr Handeln zu bereuen - weil sie überzeugt davon waren. - Genauso wie Stalin von seinen Gulags überzeugt war, Osama bin Laden von seinem Kampf gegen den Westen überzeugt war und George W. Bush vom (völkerrechtswidrigen - siehe Putin - nebenbei bemerkt) Irakkrieg überzeugt war. - Und wenn man in Afghanistan per Drohnen Hochzeits-Gesellschaften zusammenbombt, ist da auch keine Reue zu erwarten.
Auch die Verursacher der Bankenkrise bereuen übrigens ihre Taten nicht - obwohl sie auch schwere Straftaten gegen die Menschlichkeit begangen haben - die man aber nicht sieht, weil sie gut verteilt auf der ganzen Welt stattfinden und im Einzelfall nicht nachweisbar sind. - Deren Rattenlinien sind breiter als deutsche Autobahnen.
Wir müssen uns jetzt nicht darüber unterhalten, dass die Nazi-Verbrechen einzigartig sind - sind sie wirklich. - In Bezug auf die subjektive Haltung spielt das aber keine Rolle - die Ausreden/Verwirrungen sind immer dieselben.
Trotzdem sind wir uns in einem Punkt einig: Draganovics (habe gerade nachgeguckt - so hieß der Ustascha-Pfarrer - der übrigens gleichzeitig für 3 Geheimdienste gearbeitet hat) Rattenlinie hätte nicht im Namen der katholischen Kirche aufgebaut werden dürfen. Aber er war halt selber Faschist.