Erst das Denken macht es dazu.

Säkularismus
Geistliches und Weltliches verbinden
Pluto
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#21 Re: Erst das Denken macht es dazu.

Beitrag von Pluto » Di 27. Mai 2014, 21:12

2Lena hat geschrieben:Da wartet viel Arbeit, lieber Pluto, bis man den Teufel los hat, ihn in Schranken hat und endlich im Paradies wohnt.
:D :thumbup:
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closs
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#22 Re: Erst das Denken macht es dazu.

Beitrag von closs » Di 27. Mai 2014, 22:04

Pluto hat geschrieben:Der Punkt ist: Gut und Böse sind eben KEINE Konstanten.
Doch - gerade das sind sie. - Allerdings hat das wieder einmal mit unterschiedlichen Definitionen von "gut" und "böse" zu tun, die wir beide zu haben scheinen.

Pluto hat geschrieben:Im Gegenteil: Gut und Böse sind Elemente unserer moralischen Standards.
Dito. - Offensichtlich definierst Du "gut" und "böse" als das, was in verschiedenen Zeiten als "gut" und "böse" vereinbart ist. - Dann hast Du recht. - Spirituell sind "gut" und "böse" GAAANZ anders definiert.

Pluto hat geschrieben: es sind gerade unsere Vorstellungen von Gut und Böse, Richtig und Falsch, die sich mit dem Zeitgeist und den Kulturen verändern.
In Deiner Definitions-SChiene ist das richtig: Wahrnehmungen können in verschiedenen Zeiten sehr verschieden sein.

Pluto hat geschrieben:Es geht aber vor allem um den Ursprung der Kategorien Gut ist Böse.
Genau darum geht es mir auch. - Aber mit Deiner Definition von "gut" und "böse" wirst Du diese Frage nicht beantworten können.

Falls Du ganz allgemein fragst, warum verschiedene Zeiten zu unterschiedlichen Einschätzungen kommen, hat das vermutlich psychologische/gruppen-dynamische Gründe - Beispiel:

Wenn man in einer kriegerischen Zeit lebt, wird man alles Bedrohliche als "böse" definieren - dann wird das Töten des Bösen als "gut" bezeichnet werden. - Das ist übrigens typisch fürs AT, weil dort die geistigen Gesetze und die weltlichen Gesetze identisch sind (10 Gebote, etc.) - was eigentlich überhaupt nicht geht. - Spirituell im Sinne von "Was IST gut/böse?" ist von solchen Konstrukten nichts zu erwarten.

Pluto hat geschrieben:In der Philosophie ist Ethik die Theorie der Moral. Als Solche beinhaltet sie die jeweils geltenden Definitionen von Gut und Böse.
Dein Ausdruck "Jeweils geltende Definition von "gut" und "böse"" zeigt doch schon, dass der Mensch je nach Kultur und Zeit vereinbart, was was ist. - So etwas kann man philosophisch beobachten und bewerten - aber ein echter Philosoph muss unterscheiden können zwischen Konstanten und Variablen.

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#23 Re: Erst das Denken macht es dazu.

Beitrag von Pluto » Di 27. Mai 2014, 22:17

closs hat geschrieben:Doch - gerade das sind sie. - Allerdings hat das wieder einmal mit unterschiedlichen Definitionen von "gut" und "böse" zu tun, die wir beide zu haben scheinen.
Dann ist es vielleicht sinnvoll, diese Frage vorab zu klären.
Mein Verständnis deckt sich gut mit der allgemeinen philosophischen Definition, wie sie bspw. von Wikipedia beschrieben wird:
Wikipedia hat geschrieben:In der philosophischen Ethik werden im Allgemeinen eine Handlung oder der diese erstrebende Wille als böse bezeichnet, wenn die Handlung als moralisch unzulässig bewertet wird. Je nach ethischer Position werden allerdings unterschiedliche Kriterien angelegt.
Vielleicht erklärst du mir deine Definition?

Spirituell sind "gut" und "böse" GAAANZ anders definiert.
Wie denn?
Spirituell im Sinne von "Was IST gut/böse?" ist von solchen Konstrukten nichts zu erwarten.
Wenn ich wüsste wie du Gut und Böse definierst, wäre ich sicher weiter.

Pluto hat geschrieben:In der Philosophie ist Ethik die Theorie der Moral. Als Solche beinhaltet sie die jeweils geltenden Definitionen von Gut und Böse.
Dein Ausdruck "Jeweils geltende Definition von "gut" und "böse"" zeigt doch schon, dass der Mensch je nach Kultur und Zeit vereinbart, was was ist. - So etwas kann man philosophisch beobachten und bewerten.
Richtig, denn nur so "wird ein Schuh draus".
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#24 Re: Erst das Denken macht es dazu.

Beitrag von closs » Di 27. Mai 2014, 22:37

Pluto hat geschrieben:Vielleicht erklärst du mir deine Definition?
Im christlichen/spirituellen Sinne sind "gut" und "böse" - allgemein ausgedrückt - so etwas wie Vektoren: Wahrnehmung ist "gut", wenn sie wahrheits-zugewandt ist, und "böse", wenn sie wahrheits-abgewandt ist. Dabei spielt es keine Rolle, WARUM das so ist. - Das ist natürlich platonisch gedacht - oder wie es G.Frege sagt: "Wahr sein ist etwas ganz anderes als Fürwahrgehalten werden" - Und: Es ist vollkommen unabhängig davon, ob man die Wahrheit kennt.

Und jetzt kommt unser Problem: Du suchst nach einer Definition (und die Wiki-Kultur bestätigt Dich darin), die operabel ist für säkulare Beurteilung menschlichen Handelns. Mit anderen Worten: Hier darf es keine Differenz zwischen "Wahrheit" und "Fürwahrhalten" geben (sonst wäre ja die dringend benötigte Delikt-Fähigkeit des Menschen in Gefahr). - Macht staatsrechtlich/juristisch/gruppendynamisch Sinn - aber halt nicht philosophisch/spirituell. - Allerdings haben wir hier das nächste Problem, dass der Begriff "Philosophie" genauso verwässert ist und wir darüber auch eine eigene Diskussion führen müssten.

Es ist kein Zufall, dass das 20. Jh. das Zeitalter der Sprach-Philosophie war - mit dem Ergebnis, dass man heute nicht mehr die großen geistigen Fragen angeht, sondern Lobby-Philosophien (Plural) betreibt: Firmen-Philosophie/Gesellschafts-Philosophie/Gendering-Philosophie, etc.

Aus meiner Sicht befinden wir uns in einer geistig verarmten Zeit, die nicht mehr in der Lage ist, Fragen über das Daseins-Operable hinaus zu stellen - ich bin diesbezüglich mittlerweile pessimistisch.

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#25 Re: Erst das Denken macht es dazu.

Beitrag von Pluto » Di 27. Mai 2014, 22:51

closs hat geschrieben:...oder wie es G.Frege sagt: "Wahr sein ist etwas ganz anderes als Fürwahrgehalten werden"
Dem kann ich zustimmen, denn "Fürwahrhalten" ist gleichbedeutend mit Glaube.
Allerdings führt deine Definition in eine Sackgasse, weil wir nicht in der Lage sind, die Wahrheit zu kennen. Was nützt ein Vektor dessen Richtung wir nicht bestimmen können?
Oder legen wir am Ende doch die Richtung willkürlich fest?

Aus meiner Sicht befinden wir uns in einer geistig verarmten Zeit, die nicht mehr in der Lage ist, Fragen über das Daseins-Operable hinaus zu stellen - ich bin diesbezüglich mittlerweile pessimistisch.
Geistige Vielfalt ist nicht unbedingt ein wünschenswertes Ziel wenn es um Verständnis geht.
Im Gegenteil, Verständnis erreich man durch gesunden Reduktionismus der beobachtbaren Welt, nicht durch das Ersinnen immer neuer Konstrukte die nichts zur Lösung unser Fragen beitragen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#26 Re: Erst das Denken macht es dazu.

Beitrag von closs » Di 27. Mai 2014, 23:30

Pluto hat geschrieben:Dem kann ich zustimmen, denn "Fürwahrhalten" ist gleichbedeutend mit Glaube.
Nein - damit meint er Wahrnehmung an sich - also auch naturwissenschaftliche Wahrnehmung.

Pluto hat geschrieben:Was nützt ein Vektor dessen Richtung wir nicht bestimmen können?
Er IST derselbe und wirkt als derselbe. - Operativ und ontologisch haben nichts miteinander zu tun.

Pluto hat geschrieben:Oder legen wir am Ende doch die Richtung willkürlich fest?
Das passiert oft - man nennt das dann "Exegese". :devil:

Pluto hat geschrieben:Im Gegenteil, Verständnis erreich man durch gesunden Reduktionismus der beobachtbaren Welt
Nein - das ist etwas anderes: Man beschränkt sich auf Systeme, die innerhalb ihrer objektivierbar sind. - Man macht also die Wahrnehmungs-Art zum Maßstab dessen, was der Fall ist.

Schön, wenn die Naturwissenschaft so gestrickt ist. - Aber es sagt nichts darüber aus, was sonst noch der Fall ist.

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#27 Re: Erst das Denken macht es dazu.

Beitrag von Pluto » Di 27. Mai 2014, 23:56

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Dem kann ich zustimmen, denn "Fürwahrhalten" ist gleichbedeutend mit Glaube.
Nein - damit meint er Wahrnehmung an sich - also auch naturwissenschaftliche Wahrnehmung.
Kann ich nicht nachvollziehen, zumindest nicht in der Deutschen Sprache.
Solche Verwirrungen nützen nichts, denn unter den 17 Wortbedeutungen für "Führwahrhalten" im Duden, kommt Wahrnehmung nicht vor.

Pluto hat geschrieben:Was nützt ein Vektor dessen Richtung wir nicht bestimmen können?
Er IST derselbe und wirkt als derselbe. - Operativ und ontologisch haben nichts miteinander zu tun.
Ob es dasselbe ist, wissen wir erst recht nicht.
Außerdem hast du die Frage nicht beantwortet: "Was nützt uns ein Vektor, dessen Richtung wir nicht kennen?"

Pluto hat geschrieben:Oder legen wir am Ende doch die Richtung willkürlich fest?
Das passiert oft - man nennt das dann "Exegese". :devil:
Auch die Exegese verändert sich mit dem Zeitgeist und der Kultur in der wir leben.
Pluto hat geschrieben:Im Gegenteil, Verständnis erreicht man durch gesunden Reduktionismus der beobachtbaren Welt
Nein - das ist etwas anderes: Man beschränkt sich auf Systeme, die innerhalb ihrer objektivierbar sind. - Man macht also die Wahrnehmungs-Art zum Maßstab dessen, was der Fall ist.
Na und?
Etwas anderes bleibt uns doch gar nicht übrig, als so "nach bestem Wissen und Gewissen" zu urteilen und zu verstehen.

Schön, wenn die Naturwissenschaft so gestrickt ist. - Aber es sagt nichts darüber aus, was sonst noch der Fall ist.
Unser Gehirn ist evolutionär entstanden und dient dem Überleben, und nicht um Wissen über die Welt zu sammeln. Darum ist unsere Wahrnehmung das einzig wichtige Kriterium wonach wir urteilen können, und mag es noch so falsch sein. Der Begriff "was der Fall ist" degeneriert so zur sinnlosen Nebensächlichkeit.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#28 Re: Erst das Denken macht es dazu.

Beitrag von closs » Mi 28. Mai 2014, 02:02

Pluto hat geschrieben:Solche Verwirrungen nützen nichts, denn unter den 17 Wortbedeutungen für "Führwahrhalten" im Duden, kommt Wahrnehmung nicht vor.
Moment - ALLES, was wir denken und beobachten, ist Wahrnehmung. Wenn man über BMW oder Audi spricht, steht auch nicht ständig dabei, dass es ein Auto ist.

Pluto hat geschrieben:Ob es dasselbe ist, wissen wir erst recht nicht.
NAtürlich nicht. - Er IST, was er IST, unabhängig davon, ob wir etwas wissen.

Pluto hat geschrieben: "Was nützt uns ein Vektor, dessen Richtung wir nicht kennen?"
Die Frage selbst ist skurril. Die Eigenschaft von "etwas" definiert sich doch nicht danach, was es uns nützt. - Es geht hier erst einmal darum, dass Eigenschaften unabhängig von unserer Wahrnehmung und Bewertung sind. - Erst wenn das klar ist, können wir über Wahrnehmung und Bewertung reden.

Es sei denn, man definiert Eigenschaften als Folge von eigener Wahrnehmung. Dann allerdings kann man in der Tat je nach kultureller "Tagesform" definieren, was "gut" und was "böse" ist.

Pluto hat geschrieben:Auch die Exegese verändert sich mit dem Zeitgeist und der Kultur in der wir leben.
Eben - deshalb der :devil: . - Auch Exegese ist Wahrnehmung nach "Tagesform".

Pluto hat geschrieben:Etwas anderes bleibt uns doch gar nicht übrig, als so "nach bestem Wissen und Gewissen" zu urteilen und zu verstehen.
Zum eigenen Einrichten ist das auch in Ordnung. - Aber man darf dann das Wort "Sein" nicht in den Mund nehmen. Dann reicht es, wenn man sagt: "Wir regeln das so" - mache ich auch. Aber ich verwechsle nicht zwei Kategorien.

Pluto hat geschrieben:Unser Gehirn ist evolutionär entstanden und dient dem Überleben
Operativ aufs Dasein bezogen ist das korrekt.

Pluto hat geschrieben:Darum ist unsere Wahrnehmung das einzig wichtige Kriterium, wonach wir urteilen können
Meine Rede. - Und somit ist Wahrnehmung eine grundlegend andere Kategorie als Realität.

Pluto hat geschrieben:Der Begriff "was der Fall ist" degeneriert so zur sinnlosen Nebensächlichkeit.
Wenn man seine Existenz rein operativ versteht und ausdrücklich nicht spirituell versteht, ist das ja richtig. - Aber dann darf man nicht über philosophische und geistige Fragen reden wollen. - Entweder oder. - Oder anders gesagt: Wenn man philosophisch oder geistig spricht, fragt man (so meint jedenfalls Schiller), OB etwas gut ist, und nicht, WOZU etwas gut ist.

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#29 Re: Erst das Denken macht es dazu.

Beitrag von Pluto » Mo 2. Jun 2014, 23:23

closs hat geschrieben:Moment - ALLES, was wir denken und beobachten, ist Wahrnehmung.
Das musste ja kommen. :)
Für Jemanden mit einem Hammer sieht alles aus wie ein Nagel.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Unser Gehirn ist evolutionär entstanden und dient dem Überleben
Operativ aufs Dasein bezogen ist das korrekt.
Welche andere Wirkung könnte das menschliche Gehirn geprägt haben?

closs hat geschrieben:Und somit ist Wahrnehmung eine grundlegend andere Kategorie als Realität.
Warum?
Ist nicht Wahrnehmung der Versuch die Realität zu erkennen?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#30 Re: Erst das Denken macht es dazu.

Beitrag von closs » Di 3. Jun 2014, 05:12

Pluto hat geschrieben:Das musste ja kommen.
Verstehe Dich rein sachlich nicht. - Was ist NICHT Wahrnehmung, was wir denken und beobachten? Was können wir anderes als wahrnehmen?

Pluto hat geschrieben:Welche andere Wirkung könnte das menschliche Gehirn geprägt haben?
Wenn Materie Folge von Geist ist (was mindestens genauso plausibel ist wie umgekehrt), ist Geist VOR Materie. - Materie/Gehirn wäre also "Ausbreitungsort" des Geistes - der Geist lässt sich dort nieder und entwickelt seine materiellen Möglichkeiten.

Pluto hat geschrieben:Ist nicht Wahrnehmung der Versuch die Realität zu erkennen?
Genau das - aber es gibt einen Unterschied zwischen Subjekt und Objekt - das Subjekt beobachtet (Wahrnehmung) - das Objekt ist das Beobachtete (Realität).

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