Die Diktatur des Relativismus

Säkularismus
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Rembremerding
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#1 Die Diktatur des Relativismus

Beitrag von Rembremerding » Fr 6. Jun 2014, 22:05

Der nachfolgende Text ist nicht von mir, sondern von einem Blogger, aber ich erkenne in dem Text die Argumentationsmuster von Naturalisten oder jenen, die eine Diktatur des Relativismus anstreben, wieder. Deshalb kann ich ihn nur bejahen und jeder (auch ich) sollte einmal bei seinen Argumentationen, auch in diesem Forum, darüber nachdenken.

Was mir neulich wieder einmal auffiel
4. Juni 2014

Das Eigenartige am Relativismus ist, dass ein Gegenbeispiel reicht, um ein diskursives Patt zu erzeugen. „Es gibt aber auch…“ entwertet den Regelfall, weil dieser nur als unwiderlegte Allaussage über das relativistische Paradigma triumphieren könnte. So kommt es, dass Tendenzen und Strömungen, die bei kulturellen Phänomenen (zählen wir ruhig den irdischen Weg von Religionsgemeinschaft mit dazu) maßgebend sind, nicht als solche erkannt werden. Gegenübergestellt werden isolierte Daten, die in einem ersten Schritt zu relevanten Fakten aufgewertet werden. Diese gelten nicht mehr als etwas, das noch zu deuten ist, sondern gewissermaßen als die Deutung selbst.

Das Datum wird zu einem Interpretament, das nur noch eine Interpretation zulässt. Die Kontextualisierung wird entlang der These vorgenommen: Es wird nicht geschaut, ob ein Umstand zum Phänomen passt, sondern wie das Phänomen im Lichte des Umstands aufgefasst werden muss. Dass es in den USA beispielsweise den Fall eines erschossenen Gynäkologen gab, zeigt dann, wie die christliche Lebensschutzethik in der Praxis funktioniert, nämlich gar nicht – sie führt zu Mord und Totschlag. Dass der Mord an einem Gynäkologen, der Abtreibungen vornimmt, kein Ergebnis einer christlichen Lebensschutzethik sein kann, gerät aus dem Blick.

Dass man damit nicht die Haltung vieler Millionen Menschen christlichen Glaubens, die sich weltweit für die Würde und das Lebensrecht des Menschen einsetzen, desavouieren kann, ist und bleibt zwar unbestritten. Nur hält man mit dem Verweis auf den Mord die Debatte um das Phänomen christliche Lebensschutzethik bei „moralisch Unentschieden“. Und das ist bereits ein Erfolg, wenn es darum geht, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an einem „Marsch für das Leben“ zu diskreditieren, indem sie nun in einer Reihe mit einem Mörder stehen – das relativistische „Es gibt aber auch…“ schafft den Zusammenhang. Das Anliegen der Lebensschützer wird damit indifferent – es könnte immer auch zu Mord und Totschlag führen.

Dass man in der Spur dieser Logik jedes menschliche Tun in Frage stellen kann, ist uns bleibt zwar richtig, muss aber gerade als die Eigenart des Relativismus angesehen werden. So wird der Relativismus zur methodologischen Basis dafür, alles schlecht machen zu können. Und nichts will man mehr.

(Josef Bordat)


Quelle: http://jobo72.wordpress.com/2014/06/04/ ... l-auffiel/
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closs
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#2 Re: Die Diktatur des Relativismus

Beitrag von closs » Fr 6. Jun 2014, 23:04

Rembremerding hat geschrieben:Es wird nicht geschaut, ob ein Umstand zum Phänomen passt, sondern wie das Phänomen im Lichte des Umstands aufgefasst werden muss.
Gegen diesen Virus kämpfe ich auch: Sein wird in Abhängigkeit gebracht von der Wahrnehmung - der Mensch BESTIMMT, was sein darf - Anthropozentrismus unter dem Deckmantel der Objektivität.

Pluto
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#3 Re: Die Diktatur des Relativismus

Beitrag von Pluto » Fr 6. Jun 2014, 23:47

Klar wird hieraus, dass der Mord am Gynäkologen nicht das das Ziel der Lebensbeschützer war, sondern das Ergebnis von Massenhysterie einiger weniger Teilnehmer. Vor hundert Jahren wurden schwarze Mitbürger für weit weniger gelyncht. Die Ursache war wohl ebenfalls Massenhysterie.


Fakt ist: es ist ein Menschenleben wurde ausgelöscht, und da ist die Frage durchaus berechtigt, wer trägt dafür die Verantwortung?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#4 Re: Die Diktatur des Relativismus

Beitrag von closs » Fr 6. Jun 2014, 23:52

Pluto hat geschrieben:Klar wird hieraus, dass der Mord am Gynäkologen ...
Komme gerade nicht mit. - Wo bist Du gerade?

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#5 Re: Die Diktatur des Relativismus

Beitrag von Pluto » Sa 7. Jun 2014, 11:41

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Klar wird hieraus, dass der Mord am Gynäkologen ...
Komme gerade nicht mit. - Wo bist Du gerade?
Och... lies doch mal das Beispiel im Eröffnungspost.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#6 Re: Die Diktatur des Relativismus

Beitrag von closs » Sa 7. Jun 2014, 13:08

Pluto hat geschrieben: lies doch mal das Beispiel im Eröffnungspost.
OK - sorry. Hatte ich überlesen.

Pluto hat geschrieben: ein Menschenleben wurde ausgelöscht, und da ist die Frage durchaus berechtigt, wer trägt dafür die Verantwortung?
Die auf Erregung niederer Triebe zielenden Interessens-Gemeinschaften - und die Verstärkung durch Medien.

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#7 Re: Die Diktatur des Relativismus

Beitrag von Pluto » Sa 7. Jun 2014, 13:14

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben: lies doch mal das Beispiel im Eröffnungspost.
OK - sorry. Hatte ich überlesen.

Pluto hat geschrieben: ein Menschenleben wurde ausgelöscht, und da ist die Frage durchaus berechtigt, wer trägt dafür die Verantwortung?
Die auf Erregung niederer Triebe zielenden Interessens-Gemeinschaften
Ich sagte doch, Massenhysterie. Ist diese Entschuldbar, wenn es um einen lauteren Zweck geht?
- und die Verstärkung durch Medien.
Da gebe ich dir Recht. Auch die Medien setzen auf Effekthascherei.
Aber... Mord bleibt Mord, oder?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#8 Re: Die Diktatur des Relativismus

Beitrag von closs » Sa 7. Jun 2014, 13:51

Pluto hat geschrieben: Ist diese Entschuldbar, wenn es um einen lauteren Zweck geht?
Hetze ist NIE entschuldbar.

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#9 Re: Die Diktatur des Relativismus

Beitrag von Pluto » Sa 7. Jun 2014, 21:03

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben: Ist diese Entschuldbar, wenn es um einen lauteren Zweck geht?
Hetze ist NIE entschuldbar.
Eben meine Rede... Mord kann man nicht relativieren.
Soviel zum Relativismus dieses spezifischen Falls — der Autor hätte ein anderes Beispiel nehmen sollen.

Allerdings gebe ich ihm grundsätzlich auch Recht, denn man kann/darf nicht mit einem Beispiel eine allgemein vertretene Kritik entkräften (Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer...).
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#10 Re: Die Diktatur des Relativismus

Beitrag von closs » Sa 7. Jun 2014, 21:12

Pluto hat geschrieben: der Autor hätte ein anderes Beispiel nehmen sollen.

"Dass es in den USA beispielsweise den Fall eines erschossenen Gynäkologen gab, zeigt dann, wie die christliche Lebensschutzethik in der Praxis funktioniert, nämlich gar nicht – sie führt zu Mord und Totschlag. Dass der Mord an einem Gynäkologen, der Abtreibungen vornimmt, kein Ergebnis einer christlichen Lebensschutzethik sein kann, gerät aus dem Blick." - Passt doch?!?!? Der Autor relativiert damit doch nicht.

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