Sag mir wo die Götter sind?

Säkularismus
Geistliches und Weltliches verbinden
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Demian
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#71 Re: Sag mir wo die Götter sind?

Beitrag von Demian » Mo 16. Jun 2014, 14:31

sven23 hat geschrieben:Was ist ein inneres Gesetz? Gesetze und Moralvorstellungen sind nun mal menschengemacht und unterliegen Veränderungen und kulturellen Einflüssen.

Mit dem inneren Gesetz ist das Gewissen oder die Tugend des Einzelnen gemeint - "die Weisheit des Herzens" - also die jeweils subjektive Reflexion des Guten, Wahren und Schönen, die sehr wohl absolute Werte an und für sich sind und nicht erst, weil kulturelle Einflüsse das beschließen. Es ist umgekehrt ... Kultur – oder besser gesagt Gemeinschaft (Kommunion) – entsteht durch gemeinsame Reflexion dieser Werte. Die innere Thora ist eigentlich der überindividuelle Geist, der Wahrheit, Liebe und Gerechtigkeit, der eigentlich von jedem Menschen mehr oder weniger verkörpert wird.

99% der damaligen Menschheit hatten mit der Torah nichts am Hut. Es war die typische judaistisch-zentrierte Weltsicht des Paulus, daß er seine Vorstellungen zum Maßstab für alle anderen machen wollt. Man könnte das auch als Überheblichkeit bezeichnen.

Jeder Mensch geht von der eigenen Weltanschauung aus. Torah heißt aber weniger Gesetz, es ist mehr eine Unterweisung z.B. Sprüche 1,8 und 3,1: „Höre, Mein Sohn, die Unterweisung deines Vaters, und verlass nicht die Belehrung [Torah] deiner Mutter! … Mein Sohn, vergiss nicht Meine Belehrung [Torah], und dein Herz bewahre Meine Gebote.“
Zuletzt geändert von Demian am Mo 16. Jun 2014, 14:37, insgesamt 1-mal geändert.

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sven23
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#72 Re: Sag mir wo die Götter sind?

Beitrag von sven23 » Mo 16. Jun 2014, 14:35

closs hat geschrieben:Woher willst Du das wissen?


Ganz einfach deshalb, weil er das Thema aufgegriffen hat. Paulus schreibt doch nicht grundlos Briefe an die Gemeinden.
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sven23
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#73 Re: Sag mir wo die Götter sind?

Beitrag von sven23 » Mo 16. Jun 2014, 14:44

Demian hat geschrieben: Mit dem inneren Gesetz ist das Gewissen oder die Tugend des Einzelnen gemeint -

Auch das, was man als Gewissen bezeichnet unterliegt kulturellen Einflüssen und wird durch persönliche Sozialisation beeinflußt. Was einem Zeitgenossen Jesu ein schlechtes Gewissen verursachte, kann einem Urwaldindianer möglicherweise am Allerwertesten vorbei gehen. Es gibt kein Universalgewissen, das für alle zu allen Zeiten gültig ist. Mit der Tugend ist es ähnlich.
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Demian
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#74 Re: Sag mir wo die Götter sind?

Beitrag von Demian » Mo 16. Jun 2014, 14:46

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: und das schließt selbstverständlich auch die religiösen mit ein.
Ja - die religiösen auch - schließlich werden Religionen von Menschen gemacht. - Für geistige Gesetze trifft es jedoch NICHT zu.

Um das Wortbild "geistige Gesetze" mal zu dechiffrieren: es muss etwas geben, was für sich genommen gilt und nicht der bloßen Veränderung unterworfen ist, sonst landen wir in der Beliebigkeit.
Zuletzt geändert von Demian am Mo 16. Jun 2014, 15:13, insgesamt 2-mal geändert.

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#75 Re: Sag mir wo die Götter sind?

Beitrag von sven23 » Mo 16. Jun 2014, 14:50

closs hat geschrieben: - Für geistige Gesetze trifft es jedoch NICHT zu.

Kann man geistige Gesetze konkretisieren? Gibt es Beispiele dazu?
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#76 Re: Sag mir wo die Götter sind?

Beitrag von Demian » Mo 16. Jun 2014, 14:51

sven23 hat geschrieben:Auch das, was man als Gewissen bezeichnet unterliegt kulturellen Einflüssen und wird durch persönliche Sozialisation beeinflußt.

Es gibt ewige Werte (das ist schon ein Postulat der Vernunft) - aber diese Werte werden entsprechend der Umstände immer wieder neu erfasst, um dann die Basis einer "Kommunion" zu werden. Psalm 40,9 „Dein Wohlgefallen zu tun, mein Gott, liebe ich; und Deine Torah ist tief in meinem Innern.“

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#77 Re: Sag mir wo die Götter sind?

Beitrag von sven23 » Mo 16. Jun 2014, 15:03

Demian hat geschrieben:
Es gibt ewige Werte (das ist schon ein Postulat der Vernunft) -

Die da wären?
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#78 Re: Sag mir wo die Götter sind?

Beitrag von Demian » Mo 16. Jun 2014, 15:04

sven23 hat geschrieben:
Demian hat geschrieben:
Es gibt ewige Werte (das ist schon ein Postulat der Vernunft) -

Die da wären?

Das Gute, Wahre und Schöne.

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#79 Re: Sag mir wo die Götter sind?

Beitrag von closs » Mo 16. Jun 2014, 15:14

sven23 hat geschrieben:Paulus schreibt doch nicht grundlos Briefe an die Gemeinden.
Stimmt - und hier wollte er die Universalität "des Gesetzes in mir" (Kant) darstellen - und nicht im AT rumstöbern.

sven23 hat geschrieben:uch das, was man als Gewissen bezeichnet unterliegt kulturellen Einflüssen und wird durch persönliche Sozialisation beeinflußt.
Primär ist das Gewissen (= con-scientia = Mit-Wissen = Bewusstsein) UNABHÄNGIG von Sozialisation - sekundär ist es leider dann doch beeinflussbar.

Das geht so weit, dass die meisten Menschen ihre Verbrechen ohne "schlechtes Gewissen" vollbringen, weil dieses ausgeschaltet ist. - Du hast also de facto recht - das heisst aber eben NICHT, dass das Gewissen ein Produkt der Sozialisation ist. - Umgekehrt: Die Sozialisation verändert das (vorhandene) Gewissen - insofern ist da ein Stück Rousseau dabei.

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#80 Re: Sag mir wo die Götter sind?

Beitrag von closs » Mo 16. Jun 2014, 15:16

sven23 hat geschrieben:Kann man geistige Gesetze konkretisieren? Gibt es Beispiele dazu?
Beispielsweise "Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst"/"Liebe Deine Feinde" - also ein primär NICHT-utilitaristisches Gesetz.

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