Die kapieren das sowieso nicht...

Säkularismus
Geistliches und Weltliches verbinden
ThomasM
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#21 Re: Die kapieren das sowieso nicht...

Beitrag von ThomasM » Do 10. Jul 2014, 22:33

Eines der Grundprobleme dieser Diskussion ist der Erfolg der Naturwissenschaften.

Über 400 Jahre hat sich die Methodik der Naturwissenschaften als immer und immer wieder extrem erfolgreich erwiesen. Dazu kann ich meine eigene Geschichte erzählen.
Als ich mit der Schule fertig war, war ich mehr oder weniger Agnostiker. Ich hatte mich nicht um Gott oder so gekümmert, ich hatte die Konfirmation verweigert, war aber an religiösen Fragen interessiert.
Dann fing ich an, Physik zu studieren. Ich kann mich noch sehr gut an das erste Mal erinnern, an dem ich mittels Formeln berechnete, was in einem Experiment geschehen sollte und dann das Experiment durchführte und genau das geschah, was ich vorher berechnet hatte. Ich schaute die Formeln an und erkannte, das sie WAHRHEIT enthalten. Ich konnte mittels der Methodik etwas herausfinden, was REAL war. Und zwar eindeutig, logisch, objektiv nachvollziehbar. Absolut kein Vergleich zu dem schwülstigen Gelaber, das man in einem Buch Namens Bibel findet.

Zu der Zeit sah ich keine Grenze dessen, was man mit diesem Vorgehen nicht erkennen können sollte. Natürlich war nicht alles so einfach, wie in diesem ersten Experiment, aber es klappte ja immer und immer wieder. Wieso sollte es nicht wirklich immer klappen?
Ich wurde vom Agnostiker zum Atheisten, weil Gott unter diesen Umständen wirklich nicht mehr nötig war.

Es dauerte mehrere Jahre bis ich anfing an die Grenze dessen zu gelangen, was Physik zu leisten vermag. Die Erkenntnis, dass die Physik ganz toll ist, aber BEGRENZT kam bei mir schleichend und schließlich mit Macht. Zu tun hatte es mit meiner ersten (vergeblichen) Liebe, mit Gruppendynamik und Freunden, die ich fand (das waren dann so komische Christen). Ich konnte mich schließlich nicht mehr gegen die Erkenntnis wehren, dass ich ganze Kontinente der Realität ausgeblendet hatte mit meiner Konzentration auf Physik und diese merkwürdigen anderen Bereiche der Gefühle, der Beziehungen, der Schönheit usw völlig andere METHODEN brauchten als die der Naturwissenschaft.

So ist auch dieser Konflikt.
Die Menschen sind so vom Erfolg der Naturwissenschaft verwöhnt, dass sie nicht sehen können, wo die Grenze ist und dass die alten Methoden immer noch ihre Berechtigung haben. Sie denken "entweder-oder", vermögen aber nicht zu sehen, dass es tatsächlich ein "sowohl-als auch" ist.

Gruß
Thomas
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

closs
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#22 Re: Die kapieren das sowieso nicht...

Beitrag von closs » Do 10. Jul 2014, 23:12

ThomasM hat geschrieben:Sie denken "entweder-oder", vermögen aber nicht zu sehen, dass es tatsächlich ein "sowohl-als auch" ist.
:thumbup:

2Lena
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#23 Re: Die kapieren das sowieso nicht...

Beitrag von 2Lena » Fr 11. Jul 2014, 00:08

Das Faszinierende für mich ist im Moment die Anwendung der "Formel" aus der Erfahrung mit der Erfahrung aus der *Auslegung*. Die Rechnung wird möglich. Du kennst das mit der mathematischen Formel. Es gibt philosophische Formeln, nicht nur "spirituelles Gelaber..."

ThomasM: Ich konnte mittels der Methodik etwas herausfinden, was REAL war. Und zwar eindeutig, logisch, objektiv nachvollziehbar. Absolut kein Vergleich zu dem schwülstigen Gelaber, das man in einem Buch Namens Bibel findet.

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Magdalena61
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#24 Re: Die kapieren das sowieso nicht...

Beitrag von Magdalena61 » Fr 11. Jul 2014, 10:44

ThomasM hat geschrieben:Die Menschen sind so vom Erfolg der Naturwissenschaft verwöhnt, dass sie nicht sehen können, wo die Grenze ist und dass die alten Methoden immer noch ihre Berechtigung haben. Sie denken "entweder-oder", vermögen aber nicht zu sehen, dass es tatsächlich ein "sowohl-als auch" ist.
Das Problem liegt wohl darin, dass wir die Sprache der Bibel nicht wirklich in Gleichungen und Formeln "übersetzen" können, und so entsteht ein (scheinbarer) Widerspruch z.B. zwischen der Schöpfungsgeschichte und den auf Beobachtungen basierenden, nicht fehlerfreien, aber auch nicht erfundenen Erkenntnissen der Wissenschaft.

Zu dieser Thematik gibt es einen interessanten Artikel; ein Interview mit der US-amerikanischen Physikerin Lisa Randall. Daraus (Markierungen sind von mir):
ZEIT: Die Religion sagt, was gut und böse ist. Die Wissenschaft untersucht, wie die Welt funktioniert.
ZeitOnline
Ja, o.k. Damit kann man leben. Man denkt also in "verschiedenen Kategorien"--
ZEIT: Liegt die Schwierigkeit bei der Beschreibung des Gottesglaubens wirklich nur in der Komplexität der entsprechenden wissenschaftlichen Theorie? Glauben ist doch eine fundamental andere Kategorie als alles, was wir sonst mithilfe von Atomen erklären.

Randall: Trotzdem ist es eine Frage der Komplexität. Der Witz effizienter Theorien besteht darin, sich auf das zu konzentrieren, was auf der jeweiligen Stufe relevant ist. Wenn ich eine Europatour plane, brauche ich keinen Stadtplan von Berlin. Das heißt nicht, dass Berlin nicht existiert, aber ich brauche die Details nicht.
Quelle
Warum lehnen so viele Wissenschaftler es ab, diese "Methode" anzuwenden und sozusagen zweispurig zu laufen? Stattdessen suchen oder verlangen sie (berechenbare) "Beweise" für die Existenz Gottes und schieben die angeblichen Widersprüche der Bibel, die Fehler der Kirchen/ Gemeinden und anderes als Abwehrschild und Ausrede vor sich her, damit sie nicht die Türe aufmachen und auf Gott zugehen müssen.

Gibt es denn wirklich keine Möglichkeiten einer Annäherung, einer Harmonisierung beider "Welten"?

Das hier ist auch nachdenkenswert, primär für Gläubige:
ZEIT: Wie können Sie über Sachen nachdenken, die unsichtbar sind?

Randall: Ich kann eine Gleichung aufschreiben.

ZEIT: Das klingt ziemlich abstrakt.

Randall: Wenn Sie an Gott denken, obwohl Sie ihn nicht sehen können, wie stellen Sie sich ihn dann vor?

ZEIT (Rauner): Fragen wir mal meinen Kollegen Tobias Hürter, der ist Christ.

ZEIT (Hürter) »Du sollst dir kein Bild machen«, sagt das Alte Testament.

Randall: Na also. Nur in der Wissenschaft erwarten Sie, dass es von allem ein Bild gibt. Wie sieht aber die Liebe aus? Es gibt so viele Dinge, für die wir kein Bild haben.
...
Das ist der große Unterschied zwischen Religion und Wissenschaft: Wir kennen die Antworten nicht. Wir müssen sie suchen.
Quelle
LG
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closs
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#25 Re: Die kapieren das sowieso nicht...

Beitrag von closs » Fr 11. Jul 2014, 14:25

Magdalena61 hat geschrieben: "Die Religion sagt, was gut und böse ist. Die Wissenschaft untersucht, wie die Welt funktioniert". (ZeitOnline) - Ja, o.k. Damit kann man leben. Man denkt also in "verschiedenen Kategorien"
Genau so ist es - es sind zwei Erkenntnis-Ebenen, die miteinander rein gar nichts zu tun haben und sich somit auch nicht überschneiden.

Pluto
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#26 Re: Die kapieren das sowieso nicht...

Beitrag von Pluto » Fr 11. Jul 2014, 15:07

Magdalena61 hat geschrieben:Gibt es denn wirklich keine Möglichkeiten einer Annäherung, einer Harmonisierung beider "Welten"?
Selbstverständlich gibt es diese Möglichkeit.
Du hast sie doch weiter oben bereits angedeutet... ;)
Magdalena61 hat geschrieben:Das Problem liegt wohl darin, dass wir die Sprache der Bibel nicht wirklich in Gleichungen und Formeln "übersetzen" können, und so entsteht ein (scheinbarer) Widerspruch z.B. zwischen der Schöpfungsgeschichte und den auf Beobachtungen...
[Hervorhebung von mir]

Wie du sehr richtig schreibst, ist der Widerspruch nur scheinbar. Leider empfinden aber viele fundamental orientierte Christen diesen Widerspruch als ganz real. Dieser Konflikt würde sich in Nichts auflösen, wenn man die ersten 5-6 Kapitel der Genesis metaphorisch statt historisch auswerten würde.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Hemul
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#27 Re: Die kapieren das sowieso nicht...

Beitrag von Hemul » Sa 12. Jul 2014, 01:06

Pluto hat geschrieben:Wie du sehr richtig schreibst, ist der Widerspruch nur scheinbar. Leider empfinden aber viele fundamental orientierte Christen diesen Widerspruch als ganz real.Dieser Konflikt würde sich in Nichts auflösen, wenn man die ersten 5-6 Kapitel der Genesis metaphorisch statt historisch auswerten würde.
Erbitte um Hilfe, um die ersten 5-6 Kapitel der Genesis richtig verstehen zu können. Vielen Dank im Voraus. :wave:
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

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#28 Re: Die kapieren das sowieso nicht...

Beitrag von Pluto » Sa 12. Jul 2014, 01:10

Hemul hat geschrieben:Erbitte um Hilfe, um die ersten 5-6 Kapitel der Genesis. Vielen Dank im Voraus. :wave:
Du brauchst Hilfe um de Bibel zu lesen? :o
Wende dich doch bitte lieber an R.F.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Hemul
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#29 Re: Die kapieren das sowieso nicht...

Beitrag von Hemul » Sa 12. Jul 2014, 01:22

Pluto hat geschrieben:
Hemul hat geschrieben:Erbitte um Hilfe, um die ersten 5-6 Kapitel der Genesis. Vielen Dank im Voraus. :wave:
Du brauchst Hilfe um de Bibel zu lesen? :o
Wende dich doch bitte lieber an R.F.
Wieso soll ich mich an R.F. wenden? Nicht von R.F. sondern von dir kam nachfolgender Qualm:
Pluto hat geschrieben: Fr 11. Jul 2014, 15:07
Wie du sehr richtig schreibst, ist der Widerspruch nur scheinbar. Leider empfinden aber viele fundamental orientierte Christen diesen Widerspruch als ganz real. Dieser Konflikt würde sich in Nichts auflösen, wenn man die ersten 5-6 Kapitel der Genesis metaphorisch statt historisch auswerten würde.
Also nicht herumeiern (wie ich es von dir bisher gewohnt bin) sondern einmal endlich Farbe bekennen. :thumbup:
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

closs
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#30 Re: Die kapieren das sowieso nicht...

Beitrag von closs » Sa 12. Jul 2014, 01:40

Hemul hat geschrieben:Erbitte um Hilfe, um die ersten 5-6 Kapitel der Genesis richtig verstehen zu können.
Als Chiffre für einen idealen Urzustand, den man ins Dasein verlässt, um erkennend wieder zurückzukommen. - Baum der Erkenntnis und Baum des Lebens sind Schleusen aus dem und zurück in das göttliche Sein, zwischen denen das dialektische Dasein steht. - Der Grund dafür ist die Entwicklung von Eigen-Erkenntnis, die die Voraussetzung dafür ist, Gott bewusst zu erkennen - was Gott will. - Diese Eigen-Erkenntnis zu erlangen, ist nur im dialektischen Raum, also im Dasein möglich - im Paradies ist es NICHT möglich. - Deshalb ist der Satan der "Fürst der Welt".

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