Bedingungsloses Grundeinkommen

Säkularismus
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2Lena
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#421 Re: Bedingungsloses Grundeinkommen

Beitrag von 2Lena » Fr 11. Sep 2015, 15:13

Pluto hat geschrieben:Meinst du nicht, dass die Hartz IV Zahlungen stabil und zuverlässig kommen?
Aber sicher, das tun sie.
Nur - hast du es schon mal versucht, mit diesem Geldbetrag über LANGE Zeit auszukommen? Ich meine damit, wenn das Einkommen schmal ist, kannst du auch nicht auf die Sonderangebote zurückgreifen, die es gäbe um dir das Leben zu erleichtern. Du musst neue Schuhe vom Mund absparen, wenn das alte Paar kaputt ist. Ein kaputtes Fahrrad ist in so einer Situation eine Katastrophe. Das Auto steht in der Garage. Wenigstens ist es dort sicher, macht keinen Unfall und verbraucht kein Benzing.

Spaßeshalber machte ich ein paar Jahre den Versuch: Mit wie wenig Geld ist auszukommen. In der warmen Jahreszeit kam ich auf 30€ (und Gartenprodukte). Die Wohnungskosten und Fahrkarten sind nicht mit gerechnet. Für Bedürftige gibt es in heutiger Zeit umsonst oder ganz billig Secondhand-Waren, die oft besser sind als Neues. Auf dem Land ist das aber schwieriger zu bekommen. Dafür sind vielleicht Lebensmittel anders zu erhalten.

Wer gut haushalten kann, wird mit Hartz IV sicher über die Runden kommen. Ganz anders geht es dagegen Leuten, die öfter ein Bier trinken wollen, unbedingt auf's Oktoberfest müssen, auf ihr Auto und das Gasgeben nicht verzichten wollen. Es gibt solche, die schwach werden bei Versicherungsvertretern und bei schön angezogenen Schaufensterpuppen. Die müssen haben und haben... brauchen einen Kredigt nach den anderen. Dann reicht es nicht mehr für Telefon, Essen und Strom.

Weil du vom Anreiz für die Arbeit schreibst:
Der Wirtschaftsmotor der vergangenen Jahrzehnte waren erstens die Kriegsverluste, die aufgeholt werden mussten, dann geburtenstarke Jahrgänge, die ausgestattet werden wollten. Zweitens kamen viele Erfindungen, die jeder sich wünschte, weil sie das Leben erleichtert haben. Es gab andere Bauweisen, die jeder anstrebte, andere Moden. Jeder musste fortfahren im Urlaub. Dieser Markt ist fast am Auslaufen. Für was lohnt es also zu arbeiten - dass man sich WAS? leisten kann?

Generell ist es so, dass bei fast allem der Umsatz rückläufig ist. Im Augenblick sind noch die Kinder der gebortenstarken Jahrgänge das Mehr an Konsumenten. Deren Eltern sind voll im Erwerbsleben. Dazu kommen eine Reihe von Gastarbeitern, die sich mit viel mehr Waren eindecken. Doch schau dich um auf dem Land. Da wird nicht wegen jeder Kleinigkeit in die Stadt gefahren. Es finden sich Nägel, Bretter, Kochtöpfe und dergleichen noch von Generationen vorher. Allerdings macht der gewandelte Lebensstil (weg von der Eigenversorgung) laufend ein Mehr an Geldmitteln nötig:

Pluto hat geschrieben:Wenn aber der Landwirt draufzahlt, sollte er darauf reagieren und weniger statt mehr produzieren.
Er hat vielleicht mindestens 50 Kühe um "leben" zu können, während früher eine Kuh pro Familie reichte. Natürlich ist die Milchpreisschröpfung dazu gedacht, dass es die Wirtschaft ankurbelt. Man meint, die Leute geben ihr Geld für anderes aus, da sie bei billigerem Essen sparen. In der Hoffnung auf Besserung nimmt der Landwirt Kredite auf, sticht die Konkurrenz aus. Er verkauft das Land. Doch was kommt dann heraus? Die Preise steigen wieder, weil es keine Angebote mehr gibt. Der Dumme wird der Verbraucher sein, der abhängig ist von Lieferungen und Löhnen. Er merkt es ja jetzt schon nicht mal, dass die Böden mit Biogasanlagen verseucht, die Pachten dadurch verdorben werden. Die Ernten kommen viel Gewinn bringender in deren Schlund, statt in hungrige Mägen. Hauptsache, die Strommühle geht rund - damit das Bier kalt bleibt?

Pluto
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#422 Re: Bedingungsloses Grundeinkommen

Beitrag von Pluto » Fr 11. Sep 2015, 16:38

2Lena hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Meinst du nicht, dass die Hartz IV Zahlungen stabil und zuverlässig kommen?
Aber sicher, das tun sie.
Nur - hast du es schon mal versucht, mit diesem Geldbetrag über LANGE Zeit auszukommen?
Um ehrlich zu sein, nein.
Der Grund dafür ist, dass ich mich selbst engagiert habe, um meinen Lebensunterhalt zu sichern.

Und genau das ist das Problem mit dem BGE. Es wird nicht ausreichen, um den Menschen ein sicheres Auskommen zu sichern. Es wird sich auch kaum auf die berühmte Schere zwischen Arm und Reich auswirken.

Mich dünkt, der Wunsch nach einem BGE ist ein Frontalangriff auf die arbeitende Bevölkerung und auf ihre persönlichen Freiheitsrechte.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#423 Re: Bedingungsloses Grundeinkommen

Beitrag von 2Lena » Fr 11. Sep 2015, 21:52

Ein BGE gab's schon im Paradies ...

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#424 Re: Bedingungsloses Grundeinkommen

Beitrag von barbara » Sa 12. Sep 2015, 07:59

Pluto hat geschrieben: Mich dünkt, der Wunsch nach einem BGE ist ein Frontalangriff auf die arbeitende Bevölkerung und auf ihre persönlichen Freiheitsrechte.

Freiheit? Welche Freiheit?

Es ist ja für die meisten Menschen nicht eine freie Wahl, Erwerbsarbeit zu betreiben (neben der nicth bezahlten Familienarbeit, die sowieso erledigt werden muss und auch erledigt wird), sondern die Umstände verlangen es, so-und-soviel Geld jeden Monat ranzuschaffen. Wobei die Hälfte des erarbeiteten Wohlstands auch gleich vom Staat abgeschöpft wird, durch Steuern, Lohnnebenkosten, diverse Gebühren und Taxen.

Angriff auf die Freiheit ist, wenn schon, das heutige Geldschöpfungswesen, das grösstenteils bei Privatbanken liegt, die gewinnorientiert arbeiten, und die von den Konsumpreisen nochmals eine ganze Menge Geld abschöpfen.

gruss, barbara

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#425 Re: Bedingungsloses Grundeinkommen

Beitrag von Novas » Sa 12. Sep 2015, 09:02

Pluto hat geschrieben:Mich dünkt, der Wunsch nach einem BGE ist ein Frontalangriff auf die arbeitende Bevölkerung und auf ihre persönlichen Freiheitsrechte.

Weshalb denn das? Die persönlichen Freiheitsrechte werden durch das BGE doch eher erweitert und gestärkt. Die Europäische Bürgerinitiative Grundeinkommen definiert es folgendermaßen:

Das emanzipatorische Bedingungslose Grundeinkommen ist durch die folgenden vier Kriterien definiert: Es ist universell, individuell, bedingungslos und hoch genug, um eine Existenz in Würde und die gesellschaftliche Teilhabe sicherzustellen.
http://www.ebi-grundeinkommen.de/europa ... nitiative/

Es ist ein möglicher Beitrag zur Umsetzung der Grundrechte: „Die Würde des Menschen ist nicht nur ein Grundrecht an sich, sondern bildet das eigentliche Fundament der Grundrechte.“ (Offizielle Erläuterung zu Artikel 1 der Charta der Grundrechte der Europäischen Union).
Daniel Häni sagt, dass BGE sei «ein Weg, sich Gedanken zu machen über die Gesellschaft in der wir leben und über die Gesellschaft in der wir leben wollen».
Götz Werner nennt es einen "Kulturimpuls". Für mich ist es einfach eine konkrete Utopie, eine visionäre Idee, die zum Denken herausfordert.
Aber ganz sicher kein "Angriff", das ist ein eher unglücklicher gewählter Begriff.

Und genau das ist das Problem mit dem BGE. Es wird nicht ausreichen, um den Menschen ein sicheres Auskommen zu sichern. Es wird sich auch kaum auf die berühmte Schere zwischen Arm und Reich auswirken.

Wenn Dir bessere Ideen einfallen, dann wäre das umso besser. ;) Grundsätzlich gehören kontroverse Gespräche zu einer vitalen Demokratie. Bedenklich wäre es, wenn es diese nicht mehr gibt.
Zuletzt geändert von Novas am Sa 12. Sep 2015, 09:35, insgesamt 1-mal geändert.

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#426 Re: Bedingungsloses Grundeinkommen

Beitrag von Pluto » Sa 12. Sep 2015, 09:33

Novalis hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Mich dünkt, der Wunsch nach einem BGE ist ein Frontalangriff auf die arbeitende Bevölkerung und auf ihre persönlichen Freiheitsrechte.
Weshalb denn das?
barbara hat geschrieben:Freiheit? Welche Freiheit?
Die Freiheit, mit dem erarbeiteten zu tun was man will. Nimmt man dem Menschen diese Freiheit, dann verliert er die Motivation, mit den bekannten Folgen sinkender Produktivität.
Dies kann man heute noch an den Spuren des Zusammenbruchs des Kommunismus in Osteuropa beobachten.

barbara hat geschrieben:Es ist ja für die meisten Menschen nicht eine freie Wahl, Erwerbsarbeit zu betreiben (neben der nicht bezahlten Familienarbeit, die sowieso erledigt werden muss und auch erledigt wird), sondern die Umstände verlangen es, so-und-soviel Geld jeden Monat ranzuschaffen.
Für die allermeisten Menschen ist es dennoch so, dass sie gerne arbeiten. Das kann man bereits in der Tierwelt beobachten.
Papageien in die vor der Wahl stehen, entweder Körner aus einer Schale zu fressen, oder diese mühsam aus einem künstlichen "Astloch" heraus zu picken, wählen die Herausforderung, und gehen den mühsameren Weg.

Warum? Weil sie nachher so etwas wie Stolz empfinden, etwas für ihren Lohn (Futter) getan zu haben.
Glaubst du wirklich, dass es beim Menschen anders nicht?

barbara hat geschrieben:Wobei die Hälfte des erarbeiteten Wohlstands auch gleich vom Staat abgeschöpft wird, durch Steuern, Lohnnebenkosten, diverse Gebühren und Taxen.
Eben — da liegt für viele Menschen die "Schmerzgrenze".
Man kann Steuern nicht beliebig erhöhen, ohne dass Motivation und Produktivität darunter leiden (s.o.).
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Novas
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#427 Re: Bedingungsloses Grundeinkommen

Beitrag von Novas » Sa 12. Sep 2015, 09:42

Natürlich arbeiten Menschen gerne, wenn sie durch sie ihre Gaben und Talente gewinnbringend einsetzen und sich selbst verwirklichen können. Kahlil Gibran sagte sogar "Work is love made visible", vorausgesetzt man folgt seiner Freude und Begeisterung, sodass man etwas einzigartiges kreieren und anderen damit wahrhaft dienen kann ;)

In seinem großartigen Werk - "Der Prophet" - heißt es:
Und ich sage, das Leben ist in der Tat Dunkelheit, wenn der Trieb fehlt, und aller Trieb ist blind, wenn das Wissen fehlt. Und alles Wissen ist vergeblich, wenn die Arbeit fehlt. Und alle Arbeit ist leer, wenn die Liebe fehlt. Und wenn ihr mit Liebe arbeitet, bindet ihr euch an euch selber und an einander und an Gott. Und was heißt, mit Liebe arbeiten?
Es heißt, das Tuch mit Fäden weben, die aus euren Herzen gezogen sind, als solle euer Geliebter dieses Tuch tragen. Es heißt, ein Haus mit Zuneigung bauen, als solle eure Geliebte in dem Haus wohnen. Es heißt, den Samen mit Zärtlichkeit säen und die Ernte mit Freude einbringen, als solle euer Geliebter die Frucht essen. Es heißt, allen Dingen, die ihr macht, einen Hauch eures Geistes einflößen. Und zu wissen, dass die selig Verstorbenen um euch stehen und zusehen.
Oft habe ich euch sagen hören, als sprächet ihr im Schlaf: "Der mit Marmor arbeitet und im Stein die Gestalt seiner Seele wiederfindet, ist edler als der, der den Boden pflügt. Und der den Regenbogen ergreift, um ihn auf einer Leinwand zum Ebenbild des Menschen zu machen, ist mehr als der, der die Sandalen für unsere Füße macht." Aber ich sage nicht im Schlaf, sondern in der Überwachheit der Mittagsstunde, dass der Wind zu den riesigen Eichen nicht süßer spricht als zum geringsten aller Grashalme. Und der allein ist groß, der die Stimme des Windes in ein Lied verwandelt, das durch seine Liebe noch süßer wird.
Arbeit ist sichtbar gemachte Liebe. Und wenn ihr nicht mit Liebe, sondern nur mit Widerwillen arbeiten könnt, lasst besser eure Arbeit und setzt euch ans Tor des Tempels und nehmt Almosen von denen, die mit Freude arbeiten. Denn wenn ihr mit Gleichgültigkeit Brot backt, backt ihr ein bitteres Brot, das nicht einmal den halben Hunger des Menschen stillt. Und wenn ihr die Trauben mit Widerwillen keltert, träufelt eure Abneigung ein Gift in den Wein. Und auch wenn ihr wie Engel singt und das Singen nicht liebt, macht ihr die Ohren der Menschen taub für die Stimmen des Tages und die Stimmen der Nacht.
http://www.wolfgangdorr.de/buch/prophet.html

Ein Artikel auf "Sein.de" greift den Satz auf:

Die Definition von Arbeit für die Zukunft lautet: „Arbeit ist sichtbar gemachte Liebe“ (Khalil Gibran). Arbeit ist Leben, aber Leben ist nicht Arbeit, sondern Spiel. Arbeit ist das Spiel, durch welches sich unsere Liebe ausdrückt. Unsere Liebe zu uns(erem) Selbst, zu unseren einzigartigen Talenten, zur Erde und der Menschheit.

...

Es heißt, viele indigene Völker hätten überhaupt kein Wort für Arbeit. Wozu auch: Das Konzept macht für sie schlicht keinen Sinn. Kochen, Handwerk, Ernte – das ist doch Leben! Und wenn wir nicht mit der gleichen Liebe das Feld bestellen, wie wir abends am Feuer singen – was für ein trauriges Leben führen wir dann?
Arbeit ist der Ausdruck unserer Liebe zu uns selbst und unser Geschenk an die Welt. Produktivität, Schöpferkraft und Kreativität sind spirituelle Qualitäten, die wir in der Natur überall erblicken können. Nichts ist produktiver und kreativer als die Schöpfung selbst.
Auch wir sind dafür geboren. Tief in unseren Herzen blüht der Wunsch nach Ausdruck, nach Erforschen und Kreation, es ist unser Wesen. Unsere Seele ist hier um sich auszudrücken, Göttlichkeit sichtbar zu machen, zu spielen, zu erfahren, zu entdecken und kreieren.

Für jeden ist es ein anderes Spiel, dass er nicht Arbeit nennt, sondern Selbstverwirklichung. Denn wir alle kommen mit einzigartigen Talenten, Fähigkeiten, Interessen und Qualitäten auf diese Welt. Wir kommen nicht hierher, um zu konsumieren, sondern um zu schenken. Um die Welt zu bereichern mit unserer Anwesenheit, um unseren schöpferischen Beitrag zu leisten, unsere Note hinzuzufügen zur ewigen Symphonie des Kosmos. Wir sind hier für Spiel, Ausdruck und Freude und tief in unseren Herzen wissen wir das – diese Sehnsucht ist keine Utopie, sie ist der Weckruf aus der Illusion.

https://www.sein.de/arbeit-ist-sichtbar-gemachte-liebe/


Aufwachen! :wave:

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#428 Re: Bedingungsloses Grundeinkommen

Beitrag von barbara » Sa 12. Sep 2015, 10:24

Pluto hat geschrieben:Die Freiheit, mit dem erarbeiteten zu tun was man will. Nimmt man dem Menschen diese Freiheit, dann verliert er die Motivation, mit den bekannten Folgen sinkender Produktivität.

Diese Freiheit ist im heutigen System schon sehr begrenzt - mit dem Bisschen, was übrig bleibt, wenn man alles an Steuern, Gebühren und Taxen bezahlt hat, direkt oder indirekt, sichtbar oder unsichtbar, ist die Freiheit nicht sehr gross.

Dies kann man heute noch an den Spuren des Zusammenbruchs des Kommunismus in Osteuropa beobachten.

Die Leute dort hatten Unfreiheit, weil ihre politisches System unfrei war, mit Bespitzelung und Geheimpolizei.

Ansonsten, weltweit, haben wir ein Überproduktivitätsproblem, nicht in Unterproduktivitätsproblem.

Für die allermeisten Menschen ist es dennoch so, dass sie gerne arbeiten. Das kann man bereits in der Tierwelt beobachten.
Papageien in die vor der Wahl stehen, entweder Körner aus einer Schale zu fressen, oder diese mühsam aus einem künstlichen "Astloch" heraus zu picken, wählen die Herausforderung, und gehen den mühsameren Weg.

Woraus logisch folgt, dass auch Menschen mti einem bedingungslosen Grundeinkommen weiterhin gerne arbeiten werden; weil eine sinnvoll Arbeit eben eine Belohnung in sich trägt, und nicht extra durch Geld angepeitscht werden muss.

Warum? Weil sie nachher so etwas wie Stolz empfinden, etwas für ihren Lohn (Futter) getan zu haben.
Glaubst du wirklich, dass es beim Menschen anders nicht?


nein, beim Menschen ist es genau gleich, und darum wäre ein Grundeinkommen eine gute Sache. :-)

Eben — da liegt für viele Menschen die "Schmerzgrenze".
Man kann Steuern nicht beliebig erhöhen, ohne dass Motivation und Produktivität darunter leiden (s.o.).

Das wäre dann ein Problem, das mit Geldschöpfung zu tun hat, und nicht ein Problem im Zusammenhang mit einem bedingunglsosen Grundeinkommen, das ja ALLE erhalten würden. Auch jene, die Erwerbsarbeit leisten.

Im Gegensatz zu heute, wo der Mittelstand alles zahlt und nix zurück bekommt.

gruss, barbara

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#429 Re: Bedingungsloses Grundeinkommen

Beitrag von Pluto » Sa 12. Sep 2015, 10:38

Novalis hat geschrieben:Natürlich arbeiten Menschen gerne, wenn sie durch sie ihre Gaben und Talente gewinnbringend einsetzen und sich selbst verwirklichen können. Kahlil Gibran sagte sogar "Work is love made visible", vorausgesetzt man folgt seiner Freude und Begeisterung, sodass man etwas einzigartiges kreieren und anderen damit wahrhaft dienen kann ;)
Genau!
Und wie überträgt sich das in unsere Gesellschaft?

1% der Leute sind absolut ehrliche Menschen die ihrer Arbeit nachgehen und sich am Erschaffenen erfreuen. Am anderen Ende gibt es 1% der Leute die totale Schmarotzer sind und nicht arbeiten wollen. Und wir anderen... liegen irgendwo dazwischen. ;)
(Das ist jetzt etwas überspitzt gesagt, aber ich denke die Richtung stimmt.)

Deshalb meinen auch die meisten Menschen, sie würden trotz BGE einer Arbeit nachgehen, um Geld zu verdienen.
Was hiermit aber nicht beantwortet ist, ist was passiert mit der Motivation, wenn wir den Arbeitswilligen den Lohn wegnehmen, und diesen unter die anderen verteilen. Es ist ein "Wunder" der Gesellschaft, dass Hartz IV überhaupt funktioniert, aber selbst da finden wir schon unzufriedene Bürger, die sich über diese Umverteilung beschweren.

Novalis hat geschrieben:Es heißt, viele indigene Völker hätten überhaupt kein Wort für Arbeit.
Das wusste ich nicht — interessant.

Novalis hat geschrieben:Arbeit ist der Ausdruck unserer Liebe zu uns selbst und unser Geschenk an die Welt. Produktivität, Schöpferkraft und Kreativität sind spirituelle Qualitäten, die wir in der Natur überall erblicken können. Nichts ist produktiver und kreativer als die Schöpfung selbst.
So ist es!
Was glaubst du warum IKEA so erfolgreich ist? Weil die Menschen bei diesen Möbeln, eine viel engere Beziehung zu ihren selbstgemachten Stücken gewinnen, als wenn sie ihren Schrank in einem Designer-Möbelhaus kaufen.

Novalis hat geschrieben:Für jeden ist es ein anderes Spiel, dass er nicht Arbeit nennt, sondern Selbstverwirklichung.
Dem kann man nichts entgegensetzen.
Deshalb meine ich, dass nur diejenigen die diese Selbstverwirklichung nie erlebt haben, nach der "totalitären" Umverteilung eines BGE rufen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Novas
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#430 Re: Bedingungsloses Grundeinkommen

Beitrag von Novas » Sa 12. Sep 2015, 10:39

Den Rest des Artikels kopier ich am Besten auch gleich rein. :D

Unsere Gesellschaft sieht anders aus: Arbeit ist notwendiger Zwang, nicht selten eine Qual, eine menschenverachtende, die Seele verstümmelnde Tortur. Sinnentleert und dem Herz entfremdet. Doch die Zahl der Menschen, die sich in diesen Wahnsinn nicht mehr einfügen kann und will, steigt ständig. Wir alle sollten es eigentlich verweigern, dieses Spiel zu spielen. Für wen auch?
In einer Gesellschaft, in der es heißt: ‚Sei doch froh, dass du Arbeit hast!‘ ein ziemlich ungewohnter Ratschlag. Auch ich glaube: Wir sollten unseren Träumen folgen, unserer Sehnsucht und der Freude. Ja, wir sollten den Freiraum dazu einfordern. Aber wir sollten auch den Mut haben, den Weg der Freude konsequent zu gehen, diese Liebe niemals zu verraten. Ich weiß: die Zwänge, die Miete, das Essen. Dennoch: Was ist denn die Alternative? Und ich glaube auch, dass das Universum langfristig für alle sorgen wird, die wirklich ihrem Herzen folgen.

Das Recht auf Selbstverwirklichung

Jeder Mensch hat nicht das Recht auf Arbeit, er hat das Recht auf eine Arbeit, die seinem innersten Wesen gerecht wird. Und ja: das fordert auch von uns, nicht zu resignieren in einer grauen Welt, sondern uns auf die Suche zu machen nach dem, was da brennt in unserem Herzen. Auf die Suche nach einem Weg, uns selbst und unsere Liebe zu dieser Welt voll zum Ausdruck zu bringen.

Das Universum wertet übrigens nicht: Ob wir eine Oper schreiben, einen Garten pflegen, kochen, heilen, oder Artikel schreiben – für all das und für jeden von uns gibt es einen Platz in diesem großen Ganzen. Wir sollten nicht vergessen: Der Mensch ist Teil der Natur. Und wenn wir wieder lernen, uns zu erlauben, das zu tun, was unsere Seele sich wünscht, dann wird unsere Welt auf ebenso wundersame Weise vollkommen sein, wie es die Natur schon immer ist. Alles an seinem Platz, in Vollkommenheit und Freude.


https://www.sein.de/arbeit-ist-sichtbar-gemachte-liebe/

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