Warum fordern Atheisten Beweise?

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Pluto
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#271 Re: Warum fordern Atheisten Beweise?

Beitrag von Pluto » Mo 21. Dez 2015, 10:10

Janina hat geschrieben:
ThomasM hat geschrieben:Es gibt Versuche, die zeigen, dass bereits Tiere mit so einem Sinn ausgestattet sind, in dem Verständnis, dass auch Tiere Anzeichen von Verhalten zeigen, die beim Menschen etwas mit Verehrung und Anbetung eines Gottes zu tun hat.
Echt? Wo? :o
Bei Tauben in einer Skinner-Box (habe ich schon mal in einem anderen Forum wie folgt erklärt).

Eine Skinner-Box ist ein Käfig mit einem Fütterungsapparat, den das Versuchstier mit etwas Futter belohnt, sofern es die ihm gestellte Lernaufgabe richtig löste. Die Box wurde in den Dreissigerjahren vom Psychologen B.F. Skinner (1904-1990) entwickelt. Skinner war ein Mitbegründer des Behaviorismus in der Psychologie.

Skinner modifizierte seine Box so, dass der Fütterungsapparat rein zufällig Futter ausspuckte. Er stellte Tauben im die Käfige und beobachtete sie. Bei solchen Experimenten stellte sich heraus, dass das Tier nicht selten "glaubte", eine Kausalität zwischen der Aktion, die es gerade ausführte, und der im selben Augenblick zufällig hereinfallenden Nahrung bestand. Das Tier "war der Meinung", dass seine Tat die Nahrung herbeigeholt hatte, obwohl lediglich der Zufall am Werke war.

Ergebnis: Das Tier wiederholte seine Aktion "im Glauben", dass dadurch erneut Futter zu ergattern war (Die Tauben nickten in spezifischer Weise immer wieder mit dem Kopf oder führten immer gleiche Drehbewegungen aus). Auf dem Menschen lässt sich das leicht übertragen. Führt ein Urmensch gerade einen Tanz auf und es fängt zufällig an zu regnen, so könnte ihn das durchaus dazu veranlassen, eine vermeintliche Korrelation zu erkennen, die eigentlich gar nicht besteht.

Der Regentanz ward geboren. Ganz ähnliche Verhaltensweisen kann man auch bei uns "zivilisierteren" Menschen sehr häufig beobachten. Z.B. neigen manche Menschen am Automaten ein Geldstück am Kasten zu reiben, wenn es erst nicht angenommen wird. Oder man spuckt auf Würfel, oder meint, aus Horoskopen etwas Wahres herauslesen zu können. Das bemerkenswerte sowohl bei "höheren" Tieren, als auch beim Menschen ist, dass beide die unzähligen Male, in denen die so gelernte Kausalität nicht funktioniert, zu verdrängen scheinen und stattdessen die zufälligen Male, wo es doch klappt, ganz besonders in Erinnerung behalten.
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Janina
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#272 Re: Warum fordern Atheisten Beweise?

Beitrag von Janina » Mo 21. Dez 2015, 15:07

Pluto hat geschrieben:Bei Tauben in einer Skinner-Box
Der Regentanz ward geboren... Ganz ähnliche Verhaltensweisen kann man auch bei uns "zivilisierteren" Menschen sehr häufig beobachten. Z.B. neigen manche Menschen am Automaten ein Geldstück am Kasten zu reiben...
Die Skinner-Box kenn ich. Es ist aber eine bösartige Unterstellung, dieses Verhalten mit Spiritualität zu identifizieren. Es ist dagegen ein hervorragender Vergleich, wenn man sich z.B. die Begeisterung für Homöopathie erklären will.

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#273 Re: Warum fordern Atheisten Beweise?

Beitrag von SilverBullet » Mo 21. Dez 2015, 16:05

ThomasM hat geschrieben:Es gibt Versuche, die zeigen, dass bereits Tiere mit so einem Sinn ausgestattet sind, in dem Verständnis, dass auch Tiere Anzeichen von Verhalten zeigen, die beim Menschen etwas mit Verehrung und Anbetung eines Gottes zu tun hat.
Kannst du dazu genaue Angaben machen?

Mal angenommen, man würde das Verhalten von Tieren, religiös deuten (à la Elefantenfriedhof), dann ist es ein gewagter Schritt hier von der „Sinn-Ausstattung einer Gotteswahrnehmung“ zu sprechen.
An welches Verhalten innerhalb welcher Versuche denkst du dabei?

(Bei einem Nachweis dachte ich eher an Untersuchungen mit Neugeborenen)

Es ist verständlich, dass gläubige Menschen bei sich ein „implantiertes Merkmal“, eine Art vorbestimmte Eignung feststellen möchten, aber dieses einfach zu behaupten, reicht nicht aus.

ThomasM hat geschrieben:Dann die Frage, wie sich die Wahrnehmung bei uns Menschen ausdrückt. Dies geschieht über soziale Vererbung, nicht genetische, die ja sehr viel flexibler und schneller ist
Moment, deine Aussage war „wir werden mit einer Gotteswahrnehmung geboren“.
Dass wir nach der Geburt, auf Basis der jeweiligen Kultur, mit Suggestionen konfrontiert werden, ist unstrittig.

ThomasM hat geschrieben:Was die Qualität angeht, so kann ich sagen: Der Sinn ist nicht sehr präzise, er ist vernebelt. Das wird in der christlichen Tradition so ausgedrückt, dass wir die Verbindung zu Gott verloren haben. Die Tatsache, dass verschiedene Kulturen so unterschiedliche Bilder von Gott entwickelt haben, entspricht dieser schlechten Qualität.
Raffiniert - das Problem des fehlenden Zuganges zum Unsichtbaren, Unbegreifbaren, wird dadurch gelöst, dass man über eine kleine Entstehungsgeschichte einfach behauptet, dass es schon mal ganz anders war.

Frage:
Kann man mit der Unsichtbarkeits- und „Früher-War-Es-Exakt-So-Der-Fall“-Strategie nicht letztlich alles behaupten, also auch ganz viele Ideen, die nicht zutreffen?

ThomasM hat geschrieben:Für mich sind Farben Licht bestimmter Wellenlänge, während Farbwahrnehmung sich im Gehirn abspielt und daher etwas anderes darstellt
Es gibt bestimmt zahlreiche Zusammenhänge, die aufzeigen, dass Farben kein Licht sind.

Hier ein paar Zusammenhänge, die mir gerade einfallen:
1.
Manchmal träume ich in Farbe. Es ist dabei natürlich vollständig dunkel und ich habe die Augen geschlossen. Da kann eigentlich kein Licht im Spiel sein.
2.
Licht wird an der Netzhaut in elektrische Impulse umgesetzt. In der Verarbeitung im Gehirn ist kein Licht beteiligt. Die menschliche Wahrnehmung hat kein Wissen darüber, was Licht ist – es gibt nur Ansätze, dass es sich so und so auswirken könnte. „Farbe“ ist also kein direkter Lichtzugang.
3.
Es gibt Synästesie-Fälle, bei denen einzelne Wörter oder Buchstaben eines einheitlich schwarzen Textes in Farbe erscheinen. Da ist kein Licht, das dies verursachen könnte.
4.
Es gibt Sehexperimente, bei denen die Wahrnehmung (selbst) optische Effekte erzeugt, die eigentlich gar nicht vorhanden sind.

In welcher Formel begegnet dir, als Physiker, die „Röte“ von Licht der Wellenlänge 640nm?
In welcher Formel drückst du, als Physiker, aus, dass im einen Fall eine „Farbe“ und in einem anderen Fall eine „Wärme“ vorhanden ist?

Aus meiner Sicht sind „Farben“ kein Licht.
„Farben“ sind eher das Verstehen von Lichtaspekten innerhalb dem Verstehen einer Fläche (bzw. des Raumes). „Farben“ sind die exakte Lösung für ein Vorstellungsproblem innerhalb des Flächen-/Raumverständnisses.
Ich sage: ohne Flächen-/Raumvorstellung „gibt“ es keine „Farben“.

ThomasM hat geschrieben:Die religiösen Denkweisen sind selbst im Christentum noch nicht soweit
Also handelt es sich bei religiösen Einstellungen doch eher um individuell erarbeitete Varianten – sozusagen: jeder baut sich im Laufe seines Lebens, eine eigene Religion auf.

Die Legende von „meine Religion ist tausende von Jahren alt“ kommt nur zustande, wenn man beide Augen zudrückt.

ThomasM hat geschrieben:Mein Ansatz war, dass ich zuerst bemerkt habe, dass es Gott gibt, bevor ich begonnen habe, herauszufinden, wie er ist (und ich bin noch lange nicht fertig). Halman hat die Analogie mit der schwarzen Materie gebracht, bei der man auch noch nicht weiß, was dahinter steckt. Wichtig ist, ich sehe eine Auswirkung und beginne sie zu untersuchen.
Wenn ich es richtig verstanden habe, hast du zuerst von „Gott“ erzählt bekommen und hast es erst lange Zeit nicht angenommen, bis du „besonderen Gläubigen“ begegnet bist.
Deine Erfahrung, dass es „Gott“ gibt, kam erst nach der Suggestion.

So wie ich es sehe, hat dieser Ablauf mit „dunkler Materie“ rein gar nichts zu tun.
Die indirekte Beobachtung geschieht durch Gravitationslinsen.
Das ist nicht vergleichbar mit einer „inneren In-Etwa-Erfahrung nach einer Suggestion“.

ThomasM hat geschrieben:Wenn du sagst "ich fange erst an, nachzudenken, wenn ihr mit der Untersuchung fertig seid", dann wirst du noch ein paar Zeitalter warten müssen, denn ich erwarte nicht, dass ich in meinem Leben fertig werde.
Ich spreche explizit nicht von Untersuchung, wenn es um den Aufbau einer Vorstellung geht (siehe einen meiner vorherigen Beiträge). Erst mit einer Vorstellung, kann man sich Untersuchungen (Experimente) einfallen lassen.

Mir scheint, die Gläubigen erreichen den Status einer Vorstellung noch nicht einmal ansatzweise. Sie können den Anfangsverdacht eines „jemand hat es vielleicht gemacht“ nicht weiterentwickeln.

ThomasM hat geschrieben:Allerdings scheinst du bei anderen Fragen (wie z.B. der schwarzen Materie) nicht solche Einschränkungen zu haben. Oder findest du es nicht gut, dass es Menschen gibt, die sich darum bemühen, die Natur der schwarzen Materie (oder die Natur Gottes) aufzuklären?
Selbstverständlich finde ich es gut.
Aber:
Ich würde mich sehr darüber freuen, wenn man sauber mit den Wörtern Vermutung und Vorstellung umginge.
Das setzt jedoch eine Fähigkeit voraus, die in religiösen Kreisen sehr stark ausgebaut werden kann - viel zu schnell wird hier von „Wahrheit“ gesprochen.

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#274 Re: Warum fordern Atheisten Beweise?

Beitrag von Pluto » Mo 21. Dez 2015, 16:18

Janina hat geschrieben:Die Skinner-Box kenn ich. Es ist aber eine bösartige Unterstellung, dieses Verhalten mit Spiritualität zu identifizieren.
Warum?
Manche Tatsachen sind unangenehm zu ertragen, aber ich verstehe den Vorwurf einer bösartigen Unterstellung jetzt überhaupt nicht.

Gilt denn ein Regentanz in manchen Stämmen nicht als Ausdruck von Spiritualität und Religion?
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#275 Re: Warum fordern Atheisten Beweise?

Beitrag von Janina » Mo 21. Dez 2015, 17:32

Pluto hat geschrieben:Gilt denn ein Regentanz in manchen Stämmen nicht als Ausdruck von Spiritualität und Religion?
Nein. Der "Regentanz" ist nichts als unverstandene Kausalität. Was soll sowas mit Spiritualität zu tun haben?

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#276 Re: Warum fordern Atheisten Beweise?

Beitrag von Pluto » Mo 21. Dez 2015, 17:38

Janina hat geschrieben:Der "Regentanz" ist nichts als unverstandene Kausalität. Was soll sowas mit Spiritualität zu tun haben?
Mancher Eingeborene glaubt nun mal daran, dass der Regentanzen etwas bewirkt.

Das ist der Ursprung religiöser Hoffnung. Ist nicht weiter Schlimm, denn wir anerkennen, dass jeder glauben kann was er/sie will.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#277 Re: Warum fordern Atheisten Beweise?

Beitrag von Taner » Do 24. Dez 2015, 05:04

Gottes Wege sind unergründlich…

"„Was verborgen ist, ist des HERRN, unseres Gottes; was aber offenbart ist, das gilt uns und unsern Kindern ewiglich.“ (Deuteronomium 29,28)

Jedoch ist auch der Glaube dass die Geschöpfe wie Götter sind weit verbreitet, da sie auf die Tiere im Himmel, im Meer oder aber auf der verfluchten Ackerboden bemächtigt sind nehme ich mal an.

Mag sein, dass der Staat oder die Firmen keine Geheimnisse haben da sie jedes Quartal ihre Zahlen kundtun müssen doch wie sieht es bei den einzelnen Geschäftsführern oder Regierungsmitgliedern aus, ob sie so ehrlich und aufrichtig sind und nichts das geringste Verheimlichen ?

Maleachi 1 11 Denn vom Aufgang der Sonne bis zum Niedergang ist mein Name herrlich unter den Heiden, und an allen Orten wird meinem Namen geopfert und ein reines Opfer dargebracht; denn mein Name ist herrlich unter den Heiden, spricht der HERR Zebaoth.

Exodus 6 2Und Gott redete mit Mose und sprach zu ihm: Ich bin der HERR 3 und bin erschienen Abraham, Isaak und Jakob als der allmächtige Gott, aber mit meinem Namen »HERR« habe ich mich ihnen nicht offenbart.

Die Atheisten können sich ja auf die Wissenschaftler verlassen und darauf bestehen dass sie aus Affen, Schimpansen oder aber Neandertaler hervorgekommen sind, sie werden doch wie all die anderen zur nichts gezwungen.

Ich frage mich, wie sie an Beweise rankommen wollen wenn sie gar nicht an die Heiligen Schriften glauben, da es doch heißt bzw. geschrieben steht....

Matthäus 11 27Alle Dinge sind mir übergeben von meinem Vater. Und niemand kennet den Sohn denn nur der Vater; und niemand kennet den Vater denn nur der Sohn und wem es der Sohn will offenbaren.

Offenbarung 2 18 Das sagt der Sohn Gottes, der Augen hat wie Feuerflammen und seine Füße sind wie Golderz:
King James Bible
Commit thy works unto the LORD, and thy thoughts shall be established.

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Zeus
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#278 Re: Warum fordern Atheisten Beweise?

Beitrag von Zeus » Do 24. Dez 2015, 08:06

Pluto hat geschrieben:
Janina hat geschrieben:Der "Regentanz" ist nichts als unverstandene Kausalität. Was soll sowas mit Spiritualität zu tun haben?
Mancher Eingeborene glaubt nun mal daran, dass der Regentanzen etwas bewirkt.

Das ist der Ursprung religiöser Hoffnung. Ist nicht weiter Schlimm[...]
Nicht weiter schlimm, aber es macht den Glauben nicht besonders glaubwürtdig.
e^(i*Pi) + 1 = 0
Gott ist das einzige Wesen, das, um zu herrschen, noch nicht einmal existieren muss.
(Charles Baudelaire, frz. Schriftsteller, 1821-1867)

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