Warum haben wir ein Weltbild?

Säkularismus
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Pluto
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#1 Warum haben wir ein Weltbild?

Beitrag von Pluto » Mo 9. Mai 2016, 14:05

Wozu haben Menschen überhaupt ein Weltbild. Führt das nicht zu Auseinandersetzung bis hin zum Krieg, wenn Fanatiker aufgrund ihrer ideologischen Weltbilder sich streiten?

Ist ein Weltbild fürs Überleben notwendig? Wozu brauchen wir das dann überhaupt?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

janosch
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#2 Re: Warum haben wir ein Weltbild?

Beitrag von janosch » Mo 9. Mai 2016, 15:21

Vielleicht eine blöde Antwort, aber ich versuche es trotzdem...
Weil dieses "Weltbild" (microkosmos) was man hat, die eigene Zukunft formt. Ich könnte sagen jeder strebt nach seinen Verheißungen, für ein besseres, als das was dieses Weltbild verspricht. Und dafür kämpft jeder mit den Mitteln, die er hat. Wenn das mehr als nur eine Idee ist, dann wird es zu einer Ideologie, die man fest vor den Augen hält und andere Gleichgesinnte mitreist, was auch zu Kriege führen kann.

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Kingdom
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#3 Re: Warum haben wir ein Weltbild?

Beitrag von Kingdom » Mo 9. Mai 2016, 15:32

Pluto hat geschrieben:Wozu haben Menschen überhaupt ein Weltbild. Führt das nicht zu Auseinandersetzung bis hin zum Krieg, wenn Fanatiker aufgrund ihrer ideologischen Weltbilder sich streiten?

Ist ein Weltbild fürs Überleben notwendig? Wozu brauchen wir das dann überhaupt?

Nicht das Weltbild ist ein Problem für den Streit.

Irgendwie ist aber jeder Mensch auf der Suche nach dem Wieso, Warum und Wohin, weil das für uns so bestimmt ist.

Lg Kingdom

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#4 Re: Warum haben wir ein Weltbild?

Beitrag von Pluto » Mo 9. Mai 2016, 16:23

janosch hat geschrieben:Vielleicht eine blöde Antwort, aber ich versuche es trotzdem...
Weil dieses "Weltbild" (microkosmos) was man hat, die eigene Zukunft formt. Ich könnte sagen jeder strebt nach seinen Verheißungen, für ein besseres, als das was dieses Weltbild verspricht. Und dafür kämpft jeder mit den Mitteln, die er hat.
Eigentlich eine gute Antwort.
Zumindest halte ich sie nicht für falsch.

Aber du springst mitten rein. Hatten die Primaten von denen wir abstammen, schon ein Weltbild? Oder wenn es dir lieber ist, hatten Adam und Eva ein Weltbild?
Ich glaube nicht, denn das entstand erst als unser Bewusstsein sich immer mehr erweiterte. Daraus entstanden Kunst, Musik und später Literatur und natürlich auch die Religion, mit der man sich identifizierte, sich von andersdenkenden Menschen abgrenzte.

janosch hat geschrieben:Wenn das mehr als nur eine Idee ist, dann wird es zu einer Ideologie, die man fest vor den Augen hält und andere Gleichgesinnte mitreist, was auch zu Kriege führen kann.
Ja. Das ist die Kehrseite. Wenn Weltbilder zu Ideologien werden, werden sie gefährlich.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#5 Re: Warum haben wir ein Weltbild?

Beitrag von Pluto » Mo 9. Mai 2016, 16:26

Kingdom hat geschrieben:Nicht das Weltbild ist ein Problem für den Streit.

Irgendwie ist aber jeder Mensch auf der Suche nach dem Wieso, Warum und Wohin, weil das für uns so bestimmt ist.
Auch du springst mitten rein in den Prozess.
Die Fragen die du aufwirfst sind sicher wichtig, aber sie entstehen erst wenn man sich Gedanken darüber macht, wohin der geliebte Vater, Mutter, Schwester, Bruder oder Freund gegangen ist, wenn er stirbt.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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Kingdom
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#6 Re: Warum haben wir ein Weltbild?

Beitrag von Kingdom » Mo 9. Mai 2016, 16:39

Pluto hat geschrieben: Die Fragen die du aufwirfst sind sicher wichtig, aber sie entstehen erst wenn sich Gedanken darüber macht, wohin der geliebte Vater, Mutter, Schwester, Bruder oder Freund gegangen ist, wenn er stirbt.

Ja sicher Pluto unsere Emphatie Fähigkeit und unser Gehirn lässt uns aber zwangsläufig solche Fragen stellen, sonst wären wir ja total Gleichgültig dem Leben gegen über.

Irgendwie haben wir ja realisiert das wir uns nicht selber erschaffen haben und das Leute auf die Welt kommen und von uns gehen und irgenwie glauben wir eben wenn der Anfang nicht geklärt ist und der Ausgang, das das ganze wenig Sinn ergibt, in Anbetracht dessen das wir uns eben darüber Gedanken machen können.

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#7 Re: Warum haben wir ein Weltbild?

Beitrag von Lena » Mo 9. Mai 2016, 18:06

Es ist nicht anders möglich. Jeder Mensch macht sich mehr oder weniger Gedanken über sich, das Leben, die andern und alles was damit zusammenhängt. Wir sind uns ununterbrochen am entscheiden, für dieses oder jenes. Für uns gut und richtig oder falsch. Jeder zimmert sich sein Bild der Welt, anhand von unzähligen Dingen, Erfahrungen, Empfindungen, gelerntem, angeeignetem, durchdachtem, gehörtem, gelesenem, gesehenem, ausprobiertem...

Wir brauchten kein Bild
es würde genügen
zu lieben
mit seinen Gaben
das Beste zu tun
um Menschen
zu dienen
Kannst du mir helfen, dich richtig zu verstehen?
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Savonlinna
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#8 Re: Warum haben wir ein Weltbild?

Beitrag von Savonlinna » Mo 9. Mai 2016, 18:46

Pluto hat geschrieben:Wozu haben Menschen überhaupt ein Weltbild. Führt das nicht zu Auseinandersetzung bis hin zum Krieg, wenn Fanatiker aufgrund ihrer ideologischen Weltbilder sich streiten?

Ist ein Weltbild fürs Überleben notwendig? Wozu brauchen wir das dann überhaupt?
Wir brauchen es doch nicht - es ist einfach vorhanden:

Stell eine Kuh vor ein Bahngleis, auf dem ein Zug vorbeifährt, stell eine andere Kuh auf den Zug, die vom Zug herabguckt: und schon haben beide Kühe verschiedene Bilder von der Welt.

Der Standpunkt - also der Punkt, auf dem man sich befindet - ist vorhanden, und er erzwingt unterschiedliche Sichtweisen, also verschiedene Perspektiven, also verschiedende Weltbilder.

Zweites Beispiel:
ein Kind ist im Dreißigjährigen Krieg geboren, sieht täglich Familien sterben, das dreißig Jahre lang.
Es betrachtet doch automatisch die Welt anders als ein deutsches Bundesbaby, von dem man jedes Unangenehme abwehrt und das von einem Krieg keine lebendige Vorstellung hat.

Deine Frage also kann ich vorübergehend so beantworten:
Weil es Zeit und Raum gibt, schaut jedes Lebewesen nur auf einen Ausschnitt der Welt.
Dieser Ausschnitt wird als ganze Welt aufgefasst, zumindest meist.

Wenn Du jetzt wissen willst, wieso es Zeit und Raum gibt und nicht alle Menschen versammelt auf einem Punkt sein können, damit sie alle haargenau dasselbe sehen, dann kann ich nur so sagen: die Schöpfung ist so. Wir haben sie nicht gemacht, wir haben sie so vorgefunden.

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#9 Re: Warum haben wir ein Weltbild?

Beitrag von Pluto » Mo 9. Mai 2016, 18:56

Savonlinna hat geschrieben:Deine Frage also kann ich vorübergehend so beantworten:
Weil es Zeit und Raum gibt, schaut jedes Lebewesen nur auf einen Ausschnitt der Welt.
Dieser Ausschnitt wird als ganze Welt aufgefasst, zumindest meist.
Eine schöne Erklärung der ich ebenfalls zustimmen kann.

Savonlinna hat geschrieben:Wenn Du jetzt wissen willst, wieso es Zeit und Raum gibt und nicht alle Menschen versammelt auf einem Punkt sein können, damit sie alle haargenau dasselbe sehen, dann kann ich nur so sagen: die Schöpfung ist so. Wir haben sie nicht gemacht, wir haben sie so vorgefunden.
Stimmt!
Wir, die jetzigen Menschen haben es so vorgefunden.

Allerdings glaube ich kaum, dass eine Kuh ein Weltbild im menschlichen Sinn hat. Hat denn ein Baum oder ein Regenwurm oder ein Dinosaurier ein Weltbild. Vermutlich haben sie keins, weil sie es nicht benötigen; sie leben einfach vor sich hin, sterben irgendwann und werden vergessen. Keiner legt Blumen auf ihr Grab.

Doch wir Menschen haben ein Weltbild. Ist es nicht Folge unseres hochentwickelten Bewusstseins?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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Savonlinna
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#10 Re: Warum haben wir ein Weltbild?

Beitrag von Savonlinna » Mo 9. Mai 2016, 21:06

Pluto hat geschrieben: Allerdings glaube ich kaum, dass eine Kuh ein Weltbild im menschlichen Sinn hat.
Im menschlichen Sinn nicht, aber im kuhlichen Sinn schon.
Ich hab auch erst nur "Bild von der Welt" gemeint.

Beispiel:
Als Schülerin hab ich mal mit einer Gruppe auf einer Almwiese in den österreichischen Alpen gesessen, und Rainer hatte seine Gitarre mit und spielte und sang.
Etwas entfernt von uns befand sich eine Kuh-Ansammlung, so vielleicht sieben bis acht, die da rumgrasten.
Irgendwann löste sich aus der Kuh-Gruppe eine junge Kuh und nährerte sich langsam langsam unserer Gruppe. Schließlich blieb sie in der Nähe stehen und glupschte den singenden Rainer an. Er war es, der ihr gefiel.

Kühe haben also offenbar schon Vorlieben; keiner der anderen Kühe hat sich von der Musik berührt gezeigt.
Das könnte man vielleicht schon als "Weltbild" bezeichnen. In ihre Welt gehörte auch die Musik, die anderen wollten nur fressen.

Pluto hat geschrieben:Hat denn ein Baum oder ein Regenwurm oder ein Dinosaurier ein Weltbild. Vermutlich haben sie keins, weil sie es nicht benötigen; sie leben einfach vor sich hin, sterben irgendwann und werden vergessen. Keiner legt Blumen auf ihr Grab.
Keiner von uns benötigt ein Weltbild, sondern unsere begrenzte Sicht zwingt uns ein begrenztes Bild von der Welt auf.
Meine Freundin, die von ihrem Stiefvater als Kind vielfach vergewatigt wurde, hat notgedrungen ein anderes Bild von der Welt als ich.

Pluto hat geschrieben:Doch wir Menschen haben ein Weltbild. Ist es nicht Folge unseres hochentwickelten Bewusstseins?
Erst mal werden uns Erlebnisse aufgezwungen, die unser Bild von der Welt erschaffen.
Aber dann kommt es: der Mensch hat viele Schichten in sich, die Erlebtes auf vielfache Weise zu einer Sicht der Welt führen.

Die Kuh, die Rainer so angeglupscht hat, weil er so schön zur Gitarre sang, hatte auch eine Art Bewusstsein.
Und ob sie von ihm dann im Schlaf geträumt hat - weiß das hier jemand?
Auf jeden Fall würde sie wieder zu einem singenden Knaben schleichen. Sie wird die Erfahrung gespeichert haben. "Musik ist irre", ist ihr Bild von der Welt. Hatte sie das in den Genen?

Menschen haben ihre Weltbilder vermutlich auch irgendwie teilweise in den Genen.
Wie die Kuh werden sie dann Erfahrungen abspeichern, die dann die Grundsubstanz für die Sicht ihrer Welt sind und mit den Genen verknpüft werden.

Ich verstehe also Weltbild in Schritt 2 so:
Weil die Welt uns auch Schmerz zufügt, müssen wir sie deuten, sonst gehen wir kaputt.
Darum kann ich mich langsam mit Deiner Idee, dass wir ein "Weltbild" - also ein Verstehmuster - benötigen, anfreunden.
Wenn mir auf der Straße jemand über die Rübe haut, muss ich das einordnen, sonst werde ich zum Misanthropen.

Wir Menschen ergründen, warum jemand einem anderen einen über die Rübe haut, und das kann uns am Ende beruhigen: der Typ war kaputt.
Der Mensch ist nicht schlecht, aber manche sind kaputt.

Bin ich noch dran an Deiner Frage, Pluto, oder verfehle ich inzwischen das Thema?

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