Im Spannungsfeld zwischen Säkularismus und Scharia

Säkularismus
Geistliches und Weltliches verbinden
Benutzeravatar
Halman
Beiträge: 4016
Registriert: Di 25. Feb 2014, 20:51

#1 Im Spannungsfeld zwischen Säkularismus und Scharia

Beitrag von Halman » Fr 18. Mai 2018, 20:56

:wave: lieber User-Gemeinde,

eben habe ich ein meiner Meinung nach interessantes YouTube-Video gesehen: "Before Sharia Spoiled Everything". Darin könnt ihr einen winzigen Einblick in islamische Länder vor 1979 erhalten und wie dieser Länder durch die Scharia verändert wurden.


Leider ist es mir nicht wie früher möglich, mich an der Diskussion zu beteiligen. Doch Euch wünsche ich eine anregende und konstruktive Diskussion.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

Novas
Beiträge: 7986
Registriert: Mi 20. Jun 2018, 21:23

#2 Re: Im Spannungsfeld zwischen Säkularismus und Scharia

Beitrag von Novas » Sa 19. Mai 2018, 06:01

Frieden. Mein Eindruck ist, dass Du nicht weißt, was das Wort „Scharia“ bedeutet. Der Begriff „Scharia“ bedeutet übersetzt lediglich: „Weg zur Wassertränke“ oder „Strasse, die zum lebensnotwendigen Wasser in der Wüste führt“, denn in der Wüste ist es für jedermann notwendig, dem richtigen Pfad zu folgen, um nicht umzukommen. Ebenso weist uns das religiöse Gesetz den spirituellen Weg zu Gott. Im Islam beruht es auf dem Koran, die Sunna (Praxis des Propheten) und Hadith (Aussprüche des Propheten Muhammad), so wie es das in anderen Religionen gibt: eine ScharÄ«Ê¿at al-MÅ«sā, das Gesetz/die Religion Moses für das Judentum und das Gesetz des Messias Jesus, ScharÄ«Ê¿at al-MasÄ«h und Sunnat al-MasÄ«h der christlichen Religion. Gott hat durch alle seine Propheten ein System von Regeln, Prinzipien und Gesetze offenbart, um „die Gemeinschaft auf dem Scharia (rechten Weg/Pfad)“ zu führen. Jesus selbst sagte nach dem Zeugnis des Neuen Testaments.

Denkt nicht, ich sei gekommen, um das Gesetz und die Propheten aufzuheben! Ich bin nicht gekommen, um aufzuheben, sondern um zu erfüllen.
Matthäus 5,17

Und die Pforte ist eng, und der Weg ist schmal, der zum Leben führt; und wenige sind ihrer, die ihn finden.
Matthäus 7,14

Mit anderen Worten: die Christen und Juden besitzen ebenfalls eine „Scharia“. Wenn das hebräische Wort Tora von einem arabischsprachigen Juden übersetzt wird, dann spricht er von Å¡arÄ«Ê¿at allāh für „das Gesetz Gottes“. Im Falle des Islam umfasst es hauptsächlich:

* Die ibadah (gottesdienstliche Handlungen)
* Die mu’amalat (gegenseitige Beziehungen)
* Die ‚uqubat (Strafkodex). Sie machen im Gegensatz zur öffentlichen Wahrnehmung nur einen minimalen Anteil an dem Gesetz aus

Recht und Rechtsprechung müssen immer weiterentwickelt werden, um den jeweiligen Gesellschaften gerecht zu werden, das ist für mich selbstverständlich. Sehr wichtig ist die Erkenntnis, dass
es zur Zeit Muhammads das heutige Konstrukt des Islams noch nicht gab, so wie es zur Zeit Jesu die Institution der Kirchen noch nicht gab. Was die großen Propheten und erleuchteten Lehrer lehren, was ihre ursprüngliche Vision ist und was die Menschen dann daraus machen, sind zwei verschiedene Dinge.

Wenn Du das Licht des (authentischen) Islam, seine Schönheit und Universalität sehen und kennenlernen möchtest, solltest Du dich mit Rumi beschäftigen.

piscator
Beiträge: 4771
Registriert: So 21. Apr 2013, 11:18
Wohnort: Großraum Stuttgart

#3 Re: Im Spannungsfeld zwischen Säkularismus und Scharia

Beitrag von piscator » Sa 19. Mai 2018, 17:51

Wunderschöne Worte, mit der Realität hat das leider nichts zu tun.

Ein Beispiel:
http://www.daserste.de/information/poli ... i-100.html
Meine Beiträge als Moderator schreibe ich in grün.

Novas
Beiträge: 7986
Registriert: Mi 20. Jun 2018, 21:23

#4 Re: Im Spannungsfeld zwischen Säkularismus und Scharia

Beitrag von Novas » So 20. Mai 2018, 08:28

piscator hat geschrieben:Wunderschöne Worte, mit der Realität hat das leider nichts zu tun

Doch, denn ich habe nur sachlich und objektiv beschrieben, was der Begriff bedeutet, also die dahinter stehende Realität. Eine „Scharia“, ein religiöses Gesetz, gibt es in jeder Religion. Selbst im Buddhismus, wenn man sich genauer mit ihm beschäftigt. Die Buddhisten sprechen vom Dharma – das universale Gesetz. Die Hindus sprechen von der ewigen kosmischen Ordnung, die das gesamte Universum erhält - Sanatana Dharma. Tatsächlich nennen die Hindus ihre Religion nicht Hinduismus (der Begriff ist eine Erfindung von westlichen Religionswissenschaftlern :) ) sondern einfach „Sanatana Dharma“. Hindus und Buddhisten versuchen ebenso diszipliniert mit der ewigen Ordnung der Dinge im Einklang zu leben, wie ein gläubiger Muslim. Das ist vielen Menschen im Westens nur deshalb fremd, weil sie den Bezug zu ihrer eigenen angestammten Religion verloren haben. Der Islam wird nun als Manifestation all dessen wahrgenommen, was der westliche Mensch durch die Aufklärung überwinden wollte. Tatsächlich passt der Islam jedoch sehr gut in die europäische Tradition, heißt es doch im Koran:

„Und Er (Gott) läßt (Seinen) Zorn auf jene herab, die ihre Vernunft nicht gebrauchen wollen.“ (10:100)

... denn erst durch die Vernunft ist der Mensch in der Lage, sich von der göttlichen Botschaft ansprechen zu lassen und auf diese zu antworten. Woher kennen wir diesen Wertschätzung der Vernunft noch? Achja, richtig. Von Immanuel Kant.

piscator
Beiträge: 4771
Registriert: So 21. Apr 2013, 11:18
Wohnort: Großraum Stuttgart

#5 Re: Im Spannungsfeld zwischen Säkularismus und Scharia

Beitrag von piscator » So 20. Mai 2018, 12:18

Deine schönen gehaltvollen Worte können nicht mich nicht täuschen.

Das Leben unter dem Islam ist in vielen Ländern dieser Erde nicht das Paradies, besonders für Frauen und Menschen, die etwas anders leben wollen als religiöse Eiferer.

Man kann sich hier um schönen Europa seinen kuscheligen kleinen Islam einrichten, schöne Worte von arabischen Dichtern Lesen und ganz in seinem Traum aufgehen.

Aber mit der Realität hat das nichts zu tun.
Meine Beiträge als Moderator schreibe ich in grün.

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#6 Re: Im Spannungsfeld zwischen Säkularismus und Scharia

Beitrag von closs » So 20. Mai 2018, 12:34

piscator hat geschrieben:Das Leben unter dem Islam ist in vielen Ländern dieser Erde nicht das Paradies, besonders für Frauen und Menschen, die etwas anders leben wollen als religiöse Eiferer.
Der Anteil "religiöser Eiferer" ist im Islam nicht größer als bei Christen oder Atheisten. - Natürlich gibt es Länder, in denen es bspw. Burka-Pflicht gibt - dafür gibt es bei uns Kopftuchverbot. :lol: Aber Du darfst davon ausgehen, dass die meisten Muslime "normal" sind, nur dass sie etwas mehr als im Westen an religiöse Werte angebunden sind.

thomas4
Beiträge: 256
Registriert: Mi 20. Dez 2017, 18:07

#7 Re: Im Spannungsfeld zwischen Säkularismus und Scharia

Beitrag von thomas4 » So 20. Mai 2018, 12:39

closs hat geschrieben:Der Anteil "religiöser Eiferer" ist im Islam nicht größer als bei Christen oder Atheisten.
Na, da lese und höre ich selbst von Nichtislamgegnern aber ganz andere Berichte. Erst recht von Mitarbeitern von Missionshäusern.

thomas4
Beiträge: 256
Registriert: Mi 20. Dez 2017, 18:07

#8 Re: Im Spannungsfeld zwischen Säkularismus und Scharia

Beitrag von thomas4 » So 20. Mai 2018, 14:18

Aber Du darfst davon ausgehen, dass die meisten Muslime "normal" sind, nur dass sie etwas mehr als im Westen an religiöse Werte angebunden sind.
Es scheint ja so, als seien die Deutschen erleichtert, wenn es nicht zu mehr Aktionen kommt, als beispielsweise zu dieser: https://www.focus.de/finanzen/news/saud ... 16322.html Das ist der Erfolg der "gemäßigten" oder "normalen" Muslime. Mit Drohgebärden, Protestaktionen und Versuchen der Einschüchterung wird versucht, nach und nach unsere Gesellschaft umzubauen zu einer islamfürchtigen. Selbst Großkonzerne gehen davor in die Knie. Leider ist die Naivität der meisten Deutschen noch etwas größer, als die Aggressivität der ""Normalmuslime".

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#9 Re: Im Spannungsfeld zwischen Säkularismus und Scharia

Beitrag von closs » So 20. Mai 2018, 16:15

thomas4 hat geschrieben:Das ist der Erfolg der "gemäßigten" oder "normalen" Muslime. Mit Drohgebärden, Protestaktionen und Versuchen der Einschüchterung wird versucht, nach und nach unsere Gesellschaft umzubauen zu einer islamfürchtigen.
Das halte ich für weit übertrieben. - Ich lebe in einer kleinstädtischen Umgebung mit Anbindung an eine kleinere Großstadt - da gibt es sowas nicht.

Vielmehr glaube ich, dass solche Dinge medial überhöht werden. - Und noch was kommt dazu: Die spirituelle Schwäche des Westens kann mit religiösen Gesten ("Kopftuch") nicht umgehen - oder andersrum: Nicht-radikale Muslime fühlen sich am wohlsten, wo echte Christen sind, weil sie beide spirituell orientiert sind.

Und zudem: Muslime haben größte Probleme, sich westlich zu integrieren, weil sie gar nicht wissen, worin sie sich integrieren sollen. - Gesetze halten? Das ist das wenigste und funktioniert im Großen und Ganzen. - Ethische Maßstäbe übernehmen? Da wird es schon schwieriger, weil man eher egozentrische Leitbilder nicht teilen.

Wir haben ca. 1000 "Gefährder" von ca. 3 Mio Muslims in Deutschland - noch Fragen?

piscator
Beiträge: 4771
Registriert: So 21. Apr 2013, 11:18
Wohnort: Großraum Stuttgart

#10 Re: Im Spannungsfeld zwischen Säkularismus und Scharia

Beitrag von piscator » So 20. Mai 2018, 17:24

closs hat geschrieben:
piscator hat geschrieben:Das Leben unter dem Islam ist in vielen Ländern dieser Erde nicht das Paradies, besonders für Frauen und Menschen, die etwas anders leben wollen als religiöse Eiferer.
Der Anteil "religiöser Eiferer" ist im Islam nicht größer als bei Christen oder Atheisten. - Natürlich gibt es Länder, in denen es bspw. Burka-Pflicht gibt - dafür gibt es bei uns Kopftuchverbot. :lol: Aber Du darfst davon ausgehen, dass die meisten Muslime "normal" sind, nur dass sie etwas mehr als im Westen an religiöse Werte angebunden sind.
Du wirst Du nicht im Ernst eine Burka-Pflicht mit einem Kopftuch Verbot gleichsetzen, das es hierzulande gar nicht gibt.
Und lassen wir mal Mitteleuropa außen vor. Frauenrechte sind in den meisten islamischen Ländern kaum oder gar nicht vorhanden. Nach mal die Augen auf, du wirst dich wundern.
Es geht nicht um die Burka, es geht darum, dass Frauen in muslimischen Ländern ohne Kopftuch nicht in die Öffentlichkeit gegen dürfen, während ihre Männer selbstverständlich Jeans und T-Shirt tragen.

Ich finde das abscheulich. Wer das gut findet, soll doch samt seiner Familie mal für ein oder zwei Jahre in den Iran, nach Ägypten oder den Jemen gehen. Oder mal in Berlin oder in Köln in eine von Moslems dominierte Gegend.
Meine Beiträge als Moderator schreibe ich in grün.

Antworten