Wer trägt die Verantwortung für Katastrophen?

Säkularismus
Geistliches und Weltliches verbinden
Benutzeravatar
sven23
Beiträge: 23476
Registriert: Fr 10. Mai 2013, 15:55

#21 Re: Ist das Wetter zufällig oder von Gott gemacht?

Beitrag von sven23 » Di 6. Aug 2013, 19:59

Yusuke hat geschrieben:Aus naturalistischer Sicht mag man es Zufall nennen, aber aus christlicher Sicht ist es kein Zufall, sondern von Gott gefügt.

Na, das ist sicher ein Trost für die Opfer und ihre Angehörigen.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

Benutzeravatar
sven23
Beiträge: 23476
Registriert: Fr 10. Mai 2013, 15:55

#22 Re: Ist das Wetter zufällig oder von Gott gemacht?

Beitrag von sven23 » Di 6. Aug 2013, 20:03

barbara hat geschrieben: Es ist irrelevant, wer was verbrochen hatte. Es handelt sich um ein gewöhnliches Naturereignis, nicht um eine Strafe.

grüsse, barbara

Richtig, auch wenn viele das nicht wahrhaben wollen.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

barbara
Beiträge: 3269
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:07
Kontaktdaten:

#23 Re: Ist das Wetter zufällig oder von Gott gemacht?

Beitrag von barbara » Di 6. Aug 2013, 20:05

sven23 hat geschrieben: Wo sollen Menschen denn siedeln, die vom Fischfang leben, wenn nicht küstennah? Das klingt mir zu sehr nach selber schuld.

Es geht nicht um selbst schuld, es geht um eine realistische Betrachtung unserer Situation als Mensch: Gefahr, Krankheit, Verletzung, Hunger, Mangel ist der Normalzustand.

und die vernünftige Einstellung ist, jeden einzelnen Tag und jede Minute als unglaubliches Glück zu betrachten, wenn man mal nicht von einem dieser Übel betroffen ist. Als Gnade Gottes, wenn man es religiös sehen will.

Und nicht etwa das Paradies als Erden als Normalzustand zu betrachten und jede Abweichugn davon als eine Strafe, oder etwas, das nicht fair ist, oder das es nicht geben sollte.

Was niemanden daran hindern soll, Sicherheitsmassnahmen zu ergreifen - in vernünftigem Mass. Wozu unter anderem auch gehört, sorgfältig zu wählen, wo man baut - Zum Beispiel hoch auf dem steilen Hügel, der ja schon nah am Meer stehen kann, aber eben erhöht, wo wenig Tsunamis hinkommen.

grüsse, barbara

Benutzeravatar
Magdalena61
Beiträge: 15073
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 20:44

#24 Re: Ist das Wetter zufällig oder von Gott gemacht?

Beitrag von Magdalena61 » Di 6. Aug 2013, 21:58

Pluto hat geschrieben:
Magdalena hat geschrieben:Wenn jemand während eines Gewitters vom Blitz getroffen und tödlich verletzt wird, weil er die Warnungen mißachtete oder sich falsch verhielt, dann hat Gott damit so viel zu tun wie mit dem Badeunfall, bei dem ein fünfjährigen Kind während eines Schwimmbadbesuches ertrank.
Gott hat diese Tragödien nicht inszeniert. Er hat die Leute nicht in den Tod geschickt. Er hätte beides verhindern können. Aber Er tat es nicht.
Also geht es am Ende um die Macht des Schicksals oder um die Fügung Gottes?

Aber wenn Gott nicht in solchen Fällen eingreift, wann dann?
Magdalena61 hat geschrieben:Er ist nicht der Lückenbüßer für die Folgen menschlichen Eigenwillens oder menschlichen Versagens.
Nein das wollte ich auch gar nicht andeuten.
Ich wollte zunächst nur mal die Alternativen auflisten.
Mir scheint, wir müssen weiter vorne anfangen mit der "Betrachtung".
Letztlich gründen die von mir genannten Unglücksfälle in einer "falschen Verwendung" der Schöpfung.

Das Tragische dabei ist, dass Menschen sich oftmals nicht absichtlich falsch verhalten, sondern weil sie eine Lage falsch einschätzen oder auch aus Unwissenheit. Manchmal auch aus Überheblichkeit, wenn Erkenntnisse und Warnungen mutwillig ignoriert werden... wenn beispielsweise Bergsteiger bei ungünstiger Witterung zu einer Tour aufbrechen oder Skifahrer außerhalb der ausgewiesenen Pisten "die unberührte Natur" genießen wollen bzw. alkoholisiert auf den Brettern stehen... oder Autofahrer die StVO mißachten und Verkehrsunfäkke provozieren, bei denen andere Menschen, die sich vorschriftsmäßig verhielten, schwer verletzt werden oder gar um's Leben kommen.

Warum sollte Gott in diesen Fällen eingreifen?
Er ist nicht verantwortlich dafür, dass in Schwimmbädern Wasserpumpen installiert sind oder waren, aus deren Sog Kinder sich nicht mehr befreien konnten und qualvoll ertranken. Er ist auch nicht daran schuld, dass die Erwachsenen, die sich zeitgleich im Wasser vergnügten, sich nicht verantwortlich fühlten, ein wenig auf die fremden Kinder um sie herum zu achten.

Trotzdem glaube ich, dass Gott mitten unter uns ist und schützen und bewahren will und NICHT an den "Gott Zufall".
Heute, gegen Mittag... hielt ich einen kleinen Jungen (etwa sechs Jahre alt, ich kenne ihn gar nicht) davon ab, die Hauptstraße zu überqueren; er hatte das herannahende Auto nicht gesehen. Ich bin so froh, dass ich gerade zu diesem Zeitpunkt an dieser Stelle war ! Sie ist m.E. sehr gefährlich, da stark befahren und für kleine Menschen nicht sehr übersichtlich, da gehört unbedingt ein Zebrastreifen hin.
Ich war gar nicht lange dort gewesen, vielleicht 15 Minuten, und ich hatte eigentlich echt keine Lust dazu gehabt, dort hinzufahren, hatte mich dann aber dazu überwunden, um systematisch die Pflichten des heutigen Tages "abzuarbeiten". Der Junge konnte aufgrund seiner Körpergröße das Fahrzeug, welches zeitweise durch Gebüsch verdeckt wurde und sich mit der silbergrauen Farbe eh nicht sonderlich von der Umgebung abhob, nicht rechtzeitig sehen.

Vor fast drei Wochen wurde auf derselben Straße, einige Meter weiter hinten, ein Kind von drei Jahren überfahren und schwer verletzt.
Pluto hat geschrieben:Nun... ich denke nicht, dass es zwingend ist, an göttliche Fügung zu glauben, um Gutes zu tun. Aber ich weiß echt nicht, ob Gott da Unterschiede macht. Es gibt überall gute Menschen und böse Menschen auf dieser Erde. Und Beides findest du in ungefähr dem gleichen Verhältnis sowohl unter Gottgläubigen als auch bei den anderen die nicht an ihn glauben.
Nö, Gutes tun können im Prinzip alle, die "gut" und "böse" unterscheiden können.

Wenn Gott jedoch das Evangelium anbietet, und der Mensch sagt: "Vielen Dank für eure Mühe, aber ich brauche das nicht!"--und er verzichtet sozusagen freiwillig und ohne Bedenken auf die Mitgliedschaft im Reich Gottes.... warum sollte Gott so einen, der die Liebe und Fürsorge Gottes leichtfertig verwarf, wenn er dann in der Ewigkeit aufwacht und feststellt, dass das alles eben DOCH wahr ist und an die Tür klopft, reinlassen?
LG
God bless you all for what you all have done for me.

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#25 Re: Wer trägt die Verantwortung für Katastrophen?

Beitrag von closs » Di 6. Aug 2013, 22:21

Magdalena61 hat geschrieben:Warum sollte Gott in diesen Fällen eingreifen?
Mich stört bei Deinem Ansatz der Eindruck, dass Gottes Eingreifen korrelieren würde mit dem Verhalten des/der Betroffenen. - Das ist mir zu menschlich gedacht.

Pluto
Administrator
Beiträge: 43975
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:56
Wohnort: Deutschland

#26 Re: Ist das Wetter zufällig oder von Gott gemacht?

Beitrag von Pluto » Di 6. Aug 2013, 23:41

Magdalena61 hat geschrieben:Ich war gar nicht lange dort gewesen, vielleicht 15 Minuten, und ich hatte eigentlich echt keine Lust dazu gehabt, dort hinzufahren, hatte mich dann aber dazu überwunden, um systematisch die Pflichten des heutigen Tages "abzuarbeiten". Der Junge konnte aufgrund seiner Körpergröße das Fahrzeug, welches zeitweise durch Gebüsch verdeckt wurde und sich mit der silbergrauen Farbe eh nicht sonderlich von der Umgebung abhob, nicht rechtzeitig sehen.
Hi Magdalena,
Wie gut, dass du dich entschieden hattest dorthin zu fahren, und auch nicht auf dem Weg dorthin aufgehalten wurdest.

Wenn Gott jedoch das Evangelium anbietet, und der Mensch sagt: "Vielen Dank für eure Mühe, aber ich brauche das nicht!"--und er verzichtet sozusagen freiwillig und ohne Bedenken auf die Mitgliedschaft im Reich Gottes....
Wenn alle so überzeugt von seiner Existenz wären wie du es bist, dann müsste ich dir bedenkenlos Recht geben.
Aber der Überzeugung sind wir eben nicht alle. Als Naturalist und Agnostiker bin ich von Natur aus ein Skeptiker, der Vieles in Frage stellt, auch, aber nicht nur Gott.

Vielleicht sollten wir es einfach Gott überlassen, wen Er in sein Reich aufnehmen will, und nicht mit unseren menschlichen Maßstäben darüber urteilen?

warum sollte Gott so einen, der die Liebe und Fürsorge Gottes leichtfertig verwarf, wenn er dann in der Ewigkeit aufwacht und feststellt, dass das alles eben DOCH wahr ist und an die Tür klopft, reinlassen?
Von Leichtfertigkeit kann aber bei Vielen Menschen (mich eingeschlossen) nicht die Rede sein. Wenn du recht behältst, dann erwarte ich, dass Gott in seiner Barmherzigkeit mich an meinen Taten und nicht an meinem Bekenntnis beurteilt.

Sollte ich eines Tages tatsächlich vor Gott stehen, und Er mich fragen sollte, warum ich nicht an ihn geglaubt habe, dann würde ich so antworten wie einst der britische Philosoph Betrand Russel es sagte: "Verzeih mir Herr, aber mir fehlten die überzeugenden Beweise."
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Benutzeravatar
sven23
Beiträge: 23476
Registriert: Fr 10. Mai 2013, 15:55

#27 Re: Wer trägt die Verantwortung für Katastrophen?

Beitrag von sven23 » Mi 7. Aug 2013, 07:21

closs hat geschrieben:
Magdalena61 hat geschrieben:Warum sollte Gott in diesen Fällen eingreifen?
Mich stört bei Deinem Ansatz der Eindruck, dass Gottes Eingreifen korrelieren würde mit dem Verhalten des/der Betroffenen. - Das ist mir zu menschlich gedacht.

Vor allem zu biblisch gedacht. ;)
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

Benutzeravatar
sven23
Beiträge: 23476
Registriert: Fr 10. Mai 2013, 15:55

#28 Re: Ist das Wetter zufällig oder von Gott gemacht?

Beitrag von sven23 » Mi 7. Aug 2013, 08:37

barbara hat geschrieben:
Und nicht etwa das Paradies als Erden als Normalzustand zu betrachten und jede Abweichugn davon als eine Strafe, oder etwas, das nicht fair ist, oder das es nicht geben sollte.


Einverstanden, aber dann sollte man auch nicht versuchen, Überlebende von Katastrophen als von Gott errettet zu verkaufen.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

Benutzeravatar
sven23
Beiträge: 23476
Registriert: Fr 10. Mai 2013, 15:55

#29 Re: Wer trägt die Verantwortung für Katastrophen?

Beitrag von sven23 » Mi 7. Aug 2013, 08:57

Die Threadfrage hat die Menschen schon immer beschäftigt, so auch das große Beben von Lissabon 1755.

http://de.wikipedia.org/wiki/Erdbeben_von_Lissabon_1755

Wie konnte Gott so eine Katrastrophe zulassen, dazu noch in einem erzkatholischen Land, das sich dazu noch um die Verbreitung des Christetums in der Welt "verdient" gemacht hat?

Viele Christen gerieten dadurch in eine echte Glaubenskrise.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#30 Re: Wer trägt die Verantwortung für Katastrophen?

Beitrag von closs » Mi 7. Aug 2013, 09:07

sven23 hat geschrieben:Vor allem zu biblisch gedacht.
Nein - das ist schon biblisch gedacht, ist aber für den modernen Menschen nicht erträglich - und auch Christen stecken in einer 500jährigen Aufklärungs-Tradition und hadern deshalb damit.

sven23 hat geschrieben:Viele Christen gerieten dadurch in eine echte Glaubenskrise.
Bingo - weil sie ihre eigene Religion nicht verstanden hatten.

Antworten