Platon, der Urknall und die Holografie

Astrophysik, Kosmologie, Astronomie, Urknall, Raumfahrt, Dunkle Materie & Energie
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Pluto
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#1 Platon, der Urknall und die Holografie

Beitrag von Pluto » Di 22. Jul 2014, 10:50

Es klingt völlig verrückt, ich weiß und es hat mich ein wenig beunruhigt...
Ich wusste nicht ob ich es ernst nehmen sollte, aber am Ende hat mich der Artikel im Scientific American mit der neuen Urknall Theorie, besser Hypothese...
von der Möglichkeit überzeugt, dass was dran sein könnte. :?

http://www.scientificamerican.com/artic ... -big-bang/
_______________________________________________________

Die Holografie ist ein relativ neues Gebiet der Optik die in den letzten 20 Jahren einen großen Aufschwung erlebt hat, nicht zuletzt wegen ihrer mathematischen genauen Beschreibbarkeit.


Nun aber zur neuen Theorie.
Es wird postuliert, dass der Urknall das 3-D Hologramm des Ereignishorizonts eines implodierenden Schwarzen Lochs in der 4. Dimension sein könnte.

Könnte das, oder etwas Ähnliches, die Antwort sein, auf das "Warum" des Urknalls?

Bekannt ist, dass in der frühen Geschichte des Universums es riesige Sterne gab. Als diese Sterne ausbrannten, explodierten sie und hinterließen als "Leiche" ein Schwarzes Loch mit einem zweidimensionalen Ereignishorizont. Soweit ist das das 1x1 der Entwicklung des Kosmos.

Diese Erkenntnis und die Mathematik der Holografie bilden die Basis für das Postulat der neuen Theorie.

Ich weiß... es erinnert ein wenig an Platons Höhlengleichnis, und klingt ein wenig wie 'seeadlers Rache', aber... mathemathisch scheint alles erstmal in sich schlüssig zu sein.

Spannend ist diese neue Theorie allemal und sie gibt zu denken... oder was meint ihr?
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Scrypton
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#2 Re: Platon, der Urknall und die Holografie

Beitrag von Scrypton » Di 22. Jul 2014, 11:12

Pluto hat geschrieben:Spannend ist diese neue Theorie allemal und sie gibt zu denken... oder was meint ihr?
Halte ich für unsinnig - zumal diese Idee ja auch nicht neu ist sondern mittlerweile schon in die Jahre gekommen.

Auch seeadler hat diese Vorstellung hier bereits mehrmals geäußert.
Abgesehen davon, dass diese "Vorstellung" den Beobachtungen und Messungen, die wir vom Universum machen widersprechen ergibt das auch überhaupt keinen Erklärungsgewinn: Denn wenn das Universum ein schwarzes Loch WÄRE (bzw. dessen Ereignishorizont) und wir demnach in einer Hypersphäre leben würden, welches einem sterbenden vier- oder fünfdimensionalen Sterns entsprungen ist, wäre damit überhaupt nichts geklärt sondern die Frage nach dem "woher" schlicht um eine Ebene nach hinten verschoben.

Die Vorhersagen der Thesen, das Universum wäre aus einem Schwarzen Loch hervorgegangen weichen von den Daten des Planck-Observatoriums der ESA ab (bezüglich der Temperaturunterschiede in der kosmischen Hintergrundstrahlung), während eben diese Daten mit der bisherigen Theorie (Urknall- und Ausdehnungstheorie) genau übereinstimmen.

ThomasM
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#3 Re: Platon, der Urknall und die Holografie

Beitrag von ThomasM » Di 22. Jul 2014, 13:59

Ich habe dazu im Spektrum der Wissenschaft vor einiger Zeit (1-2 Jahren) mal etwas gelesen.
Aber ehrlich gesagt, nicht unbedingt verstanden.

Das Ganze schien mir zunächst einmal eine rein mathematische Spielerei zu sein, ohne klare neue oder markante messbare Konsequenzen. Und ohne solche ist es meines Erachtens keine Physik.

Gruß
Thomas
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Pluto
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#4 Re: Platon, der Urknall und die Holografie

Beitrag von Pluto » Di 22. Jul 2014, 18:20

Darkside hat geschrieben:Die Vorhersagen der Thesen, das Universum wäre aus einem Schwarzen Loch hervorgegangen weichen von den Daten des Planck-Observatoriums der ESA ab (bezüglich der Temperaturunterschiede in der kosmischen Hintergrundstrahlung), während eben diese Daten mit der bisherigen Theorie (Urknall- und Ausdehnungstheorie) genau übereinstimmen.
Tsk, Darkside...
Die neue Theorie wirkt auf den ersten Blick tatsächlich sonderbar, aber die Übereinstimmug mit den Beobachtungen ist schon mehr als zufällig.

Interessanterweise decken sich die Vorhersagen der neuen Theorie ebenfals besten mit der Verteilung der CMB (Hintergrund-Strahlung). Ein großes Problem der klassischen Urknalltheorie ist die "nackte" Singularität am Anfang. Dieses Problem hat man nicht, wenn er Teil eines kollabierenden Sterns in einem 4-D Universum betrachtet. Da man davon ausgehen kann, dass dieses "Mutter-Universum" sehr alt ist, würde dies ebenbfalls die beobachtete Glätte und Flachheit unseres Universums erklären.
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#5 Re: Platon, der Urknall und die Holografie

Beitrag von Pluto » Di 22. Jul 2014, 18:23

ThomasM hat geschrieben:Ich habe dazu im Spektrum der Wissenschaft vor einiger Zeit (1-2 Jahren) mal etwas gelesen.
Aber ehrlich gesagt, nicht unbedingt verstanden.

Das Ganze schien mir zunächst einmal eine rein mathematische Spielerei zu sein, ohne klare neue oder markante messbare Konsequenzen. Und ohne solche ist es meines Erachtens keine Physik.
Eine mathematische Spielerei ist es allemal — schon klar.
Es werden einige Elemente aus der Stringtheorie übernommen, so z. Bsp. die "branes" als Dimensionen. Wie ich in meiner Antwort an Darkside schrieb, erklärt sie zudem ebenfalls hervorragend die Eigenschaften der CMB-Strahlung.
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#6 Re: Platon, der Urknall und die Holografie

Beitrag von Scrypton » Di 22. Jul 2014, 19:49

Pluto hat geschrieben:Interessanterweise decken sich die Vorhersagen der neuen Theorie ebenfals besten mit der Verteilung der CMB (Hintergrund-Strahlung).
Außergewöhnlich interessant finde ich es nicht und das, was ich darüber - bei jeder neueren theoretisierten Version dieser Idee - erfahre ist, dass diese nicht auf großen Anklang stößt. Hinter der "neuen" Theorie, wie du sagst, stecken die selben Personen die vor einem Jahr und auch wie die Jahre davor; allen voran Afshordi.
Dass er die Idee nicht aufgeben will und mathematische Ungereimtheiten zu den Beobachtungen/Messungen versucht aufzulösen finde ich also nicht so außergewöhnlich und teile da eher die Ansicht von Thomas.
Zumal: Was genau erklärt diese These?

Pluto hat geschrieben:Zumal Ein großes Problem der klassischen Urknalltheorie ist die "nackte" Singularität am Anfang.
Wo genau siehst du dabei denn das Problem? :)

Pluto hat geschrieben:Dieses Problem hat man nicht, wenn er Teil eines kollabierenden Sterns in einem 4-D Universum betrachtet.
Und wo kommt dieses her? Aus einem kollabierenden Stern eines 5D-Universums? Usw.?
Wenn nein, warum unseres?

//Edit:
Ach und...
Tsk, Darkside...
Was soll das denn bedeuten, hm? ^^

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#7 Re: Platon, der Urknall und die Holografie

Beitrag von Pluto » Di 22. Jul 2014, 19:59

Darkside hat geschrieben: //Edit:
Ach und...
Tsk, Darkside...
Was soll das denn bedeuten, hm? ^^
Hmm... naja... Du bist so wunderbar berechenbar. :silent:
Ich wusste, mit der Erwähnung dieses Artikel würden sich bei dir sämtliche Nackenhaare zum Kampf aufrichten.... :angel:

Doch das Thema ist hier schon interessant, weil es genau zwischen den metaphysischen Ideen Platons und der moderner Kosmologie angesiedelt ist.

PS:
Ich halte nichts von Platons Höhlengleichnis weil es sich phänomenologisch falsifizieren lässt. Es ist heut nicht schwer sich ein höher-dimensionales Objekt (Bsp. Tesserakt) anhand seines Schattens vorzsutellen. Platon verfügte einfach nicht über ausreichende die mathematischen Kenntnisse der Moderne.
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#8 Re: Platon, der Urknall und die Holografie

Beitrag von Pluto » Mi 23. Jul 2014, 01:31

Darkside hat geschrieben:Hinter der "neuen" Theorie, wie du sagst, stecken die selben Personen die vor einem Jahr und auch wie die Jahre davor; allen voran Afshordi.
Ich kannte Afshordi zuvor nicht.

Dass er die Idee nicht aufgeben will und mathematische Ungereimtheiten zu den Beobachtungen/Messungen versucht aufzulösen finde ich also nicht so außergewöhnlich und teile da eher die Ansicht von Thomas.
Welche mathematischen Ungereimtheiten denn?

Afshordi scheint einer zu sein, der einen idealistischen Traum hegt. Er ist, wie viele Stringtheoretiker und Mathematiker auch, der "Schönheit" seiner Theorie verfallen.
Ich denke sie verkörpert alles was falsch ist an der modernen Physik, nämlich der Mangel an Empirie.

Was genau erklärt diese These?
Es ist ein Versuch, die Ursache des Urknalls zu ergründen.

Pluto hat geschrieben:Ein großes Problem der klassischen Urknalltheorie ist die "nackte" Singularität am Anfang.
Wo genau siehst du dabei denn das Problem? :)
Naja, "nackte" Singularitäten findet man nicht gerade an jeder Straßenecke, oder?

Pluto hat geschrieben:Dieses Problem hat man nicht, wenn er Teil eines kollabierenden Sterns in einem 4-D Universum betrachtet.
Und wo kommt dieses her? Aus einem kollabierenden Stern eines 5D-Universums?
Ich denke, jede Theorie des Urknalls hat mit diesem unendlichen Regress zu kämpfen.

Die Gründe warum das Modell falsch ist, liegen eher in seinen nachweislichen Fehlern.
1.) Ein Hologramm ist nur ein Abbild (Täuschung?) und nicht Wirklichkeit, denn mit Hologrammen lässt sich keine Energie übertragen.
2.) Ist das platonische Höhlengleichnis fehlerhaft weil es sich, wie schon gesagt, phänomenologisch falsifizieren lässt.
3.) Gibt es keinerlei Beobachtung, die bestätigen kann, dass der Urknall aus einem Schwarzen Loch entstand.
4.) Braucht die Stringtheorie offenbar 11 Dimensionen um die Gravitation zu beschreiben, und nicht bloß deren vier (plus Zeit).

Zusammen genommen sind diese vier Gründe vernichtend für die Hypothese.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.


closs
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#10 Re: Platon, der Urknall und die Holografie

Beitrag von closs » Mo 1. Sep 2014, 21:56

Pluto hat geschrieben:Es wird postuliert, dass der Urknall das 3-D Hologramm des Ereignishorizonts eines implodierenden Schwarzen Lochs in der 4. Dimension sein könnte.
Christlich gesehen passt das vom Grundsatz her zur Auffassung, dass das "Dasein" (= 3-D-Hologramm) ein Abbild einer höheren Dimension ("Gott") ist. - Weiter sollte man nicht gehen, da Gott sicherlich nicht der 4. Dimension angehört - aber wie gesagt: Vom Grundsatz passt das. - Wäre da nicht auch der Energie-Erhaltungssatz gewahrt?

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