seeadler hat geschrieben:Was man konkret eigentlich unter Zeit versteht und verstehen will.
Aus meine Sicht kann man unter Zeit das verstehen, was die Physik dazu sagt. - Dem widerspreche ich überhaupt nicht (damit das von vorneherein vom Tisch ist), behaupte aber, dass dies nichts darüber aussagt, warum es überhaupt Zeit gibt - also philosophisch nichts aussagt.
Philosophisch/theologisch würde ich sagen, dass Zeit das ist, was zur Entwicklung nötig ist. - Also gibt es eine Kraft, die Entwicklung für nötig hält. - Dies ist - unter spirituellen Gesichtspunkten - Gott.
Diesem Gedanken liegt zugrunde, dass - ich weiß, da folgt man mir nicht so ohne weiteres - das sogenannte "Paradies" eine utopische Beschreibung eines idealen Zustands ist, den es nie in der Zeit gab. - Insofern fängt - spirituell gesehen - die Zeit eigentlich erst mit dem sogenannten "Sündenfall" an, der für den ersten Moment des Selbst-Bewusst-Seins ("und ihre Augen klärten sich") steht.
Seitdem gibt es die eigentliche Phase von Zeit und Materie mit ihren Lasten und Schmerzen, weil ab jetzt das "paradiesisch" Leidfreie und Entwicklungs-Freie vorüber ist. - Insofern bezieht sich das, was vor dem "Sündenfall" ist, auf die "Vortage" - ein behelfsmäßiger Begriff für das, was "vor" der Zeit ist (das "vor" geht eigentlich gar nicht und müsste vielmehr "über" heißen) - also das Sein über der Phase (= Alpha bis Omega), in der es Zeit und Materie gibt.
Warum soll sich der Mensch entwickeln? - Um mit Hegel zu sprechen: “Das Wahre ist das Ganze. Das Ganze aber ist nur das durch seine Entwicklung sich vollendende Wesen". - Theologisch übersetzt: Schöpfung ist erst dann vollendet, wenn sie erkennt. - Eigen-Erkenntnis jedoch kann nicht geschaffen werden, weil es dann keine EIGEN-Erkenntnis wäre. - Also bedarf es der Zeit im Raum von "gut" und "böse", um diese Erkenntnis zu entwickeln.
Somit stünde am Ende: Es bedarf der Zeit, weil es sonst keine Heilsgeschichte gäbe, die notwendigerweise zur Eigen-Erkenntnis-Findung sein muss.
Zugegeben: Das ist ARG spirituell argumentiert - aber wie sonst könnte man die Frage nach dem "Warum" beantworten.