Thaddäus hat geschrieben:Ein Materialist behauptet, dass beide Aussagen: die neurologsche/physikalische Beschreibung und meine Äußerung "Ich habe gerade starke Nackenschmerzen" identisch sein müssen.
„Materialist“ ist (für mich) eine philosophische Einstellung, bei der das Phänomenalrätsel akzeptiert wird und einfach davon ausgegangen wird, dass das Phänomen bereits in der Materie enthalten ist.
Naja
Thaddäus hat geschrieben:Die neurologische/physikalische Beschreibung dessen, welche Nervenfasern gerade aktiv sind und welche Hirnareale gerade welche Aktivität aufweisen, und was überhaupt im Gehirn neurologisch und physikalisch geschieht, wenn man starke Nackenschmerzen hat, beschreibt etwas völlig anderes, als wenn ich starke Nackenschmerzen aktuell empfinde und diesem phänomenalen Bewusstseinszustand sprachlich dadurch Ausdruck verleihe, dass ich äußere: "Ich habe gerade starke Nackenschmerzen". Die beiden Ausdrücke sind also nicht gegeneinander ersetzbar und damit nicht identisch.
1.
Du stellst "neurologische/physikalische Beschreibung" der Schmerzsituation/Schmerzverlauf gegenüber, was auf keinen Fall korrekt sein kann, denn eine Beschreibung mit einer Situation/Ablauf zu vergleichen, macht keinen Sinn.
2.
„Das Empfinden von starken Nackenschmerzen“ ist eine Reaktion, ein Verhalten – ich nenne es ein „Verstehverhalten“.
Die Abläufe im Gehirn sind ohne Probleme als Reaktion zu erkennen. Dass man hierzu auch "Verhalten" sagen kann, liegt daran, dass sich das Gehirn in einem eigenständig handelnden Körper befindet, dessen Zusammenhänge es verwaltet.
Mit wenig Aufwand liegt eine 1:1-Entsprechung vor.
Dein Problem ist der „phänomenale Bewusstseinszustand“, also letztlich die Behauptung „des Gegenüberstehens einer Subjektexistenz zu existierenden Inhalten“ und zwar
in der Wahrnehmung.
Du transportierst damit „Körper steht einer Welt gegenüber“ in die Wahrnehmung.
Dass sich aus Gehirnaktivität keine Welt ergeben kann, ist eigentlich trivial – wobei du aber auch hier wieder das Gegenteil behauptest und „ein Produkt der Gehirnaktivität“ proklamierst.
Insgesamt ist dies eine Folge deines Anspruches, die eigene Wahrnehmung untersuchen zu können. Du möchtest umschalten können zwischen „das da ist die Welt“ und „das da ist die Wahrnehmung der Welt“.
Mit diesem Anspruch hast du letztlich bereits vorab festgelegt, dass du kein Teil der Wahrnehmung sein kannst.
Den Anspruch hast weder du noch irgendein anderer Philosoph jemals abgeklärt und es kann nicht der Hauch einer Idee geliefert werden, wie es zu dieser Wahrnehmungs-Analyse-Fähigkeit-Während-Der-Weltwahrnehmung kommen können soll.
Du merkst zwar, dass damit ein Rätsel vorliegt, das irgendwie nicht aufgelöst werden kann, aber dass du dich auf eine Sackgasse eingelassen hast, scheint für dich noch nicht einmal eine Möglichkeit zu sein.
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JackSparrow hat geschrieben:Eine Hirnaktivität hat keinen Inhalt. Eine Hirnaktivität ist eine Hirnaktivität.
Das ist richtig und ich verwende den Begriff auch ständig, aber mir fällt immer mehr auf, dass es eine gewisse Abwertung der Vorgänge darstellt.
Letztlich suggeriert der Begriff einen einfachen Vorgang, so als ob ein Stein einen Abhang hinunterrollt.
Ich gehe deshalb immer mehr dazu über, die Funktion der Gehirnaktivität in den Mittelpunkt zu stellen: „körperliches Verstehverhalten“.
Das hört sich gleich ganz anders an.
„Gehirnaktivität“ ist quasi die Realisierung der Funktion.
„körperliches Verstehverhalten“ ist die Funktion.
Auch wenn die Analogie sehr hinkt (weil letztlich Menschen davor sitzen müssen), kann man es mit diesem Forum vergleichen: Alles dreht sich um Texte.
Eingeben von Texten.
Präsentation von Texten.
Verlinkung von Texten.
Archivierung von Texten.
Auflistung von Texten.
=> Wenn man jedoch die einzelnen CPU-Aktivitäten analysiert, kommt weder auf dem Forums-Server noch auf dem Browser-Computer auch nur ein einziger Ablauf vor, der mit Texten zu tun hat.
=> Würde man dies einfgach nur als CPU-Aktivität bezeichnen, dann wird man der Sache nicht gerecht
Um sich klar zu machen, wie das sein kann, muss man untersuchen, was ein Programmierer bei seiner Arbeit macht.
Ein Programmierer extrahiert auf Basis von (für ihn) vorliegenden Bedeutungssituationen einzelne Zusammenhänge heraus und erfasst diese in Form einer Befehlssequenz.
D.h. „die Bedeutung an sich“ steckt später nicht in der Software und auch nicht in der laufenden Anwendung, aber die Abläufe bauen exakt die relevanten Zusammenhänge auf, um die Aufgabe zu erledigen.
Das Gehirn programmiert sich selbst (ich lege hierbei einen starken Verdacht auf das Gliazellsystem), d.h. es entwickelt selbst die relevanten Zusammenhänge, wobei es
nicht wie ein Programmierer auf Bedeutungssituationen zurückgreifen kann.
Da es sich hierbei ausschliesslich um Zusammenhänge „des handelnden Körpers in einer Welt“ dreht, ergibt sich letztlich ein Ablauf eines „körperlichen Verstehverhaltens“ einschliesslich Körpersteuerung.
Gehirnaktivität ist „nur“ Gehirnaktivität, ja, aber es ist alles, was man für „das Reich der Zusammenhänge“ (sprich: Wahrnehmung) braucht.