Glaube als Wissenschaft verkauft keiner. - Das führt nicht weiter.sven23 hat geschrieben: closs hat geschrieben: ↑
Fr 16. Nov 2018, 10:00
Es ist Euch offenbar komplett unvorstellbar, dass Euer gut elaboriertes, aber letztlich anthropozentrisches Weltbild genauso unhinterfragt dasteht, wie das Weltbild der Kirche im Mittelater. - IHR habt den Staffelstab des Absolutismus übernommen und nicht Leute wie Ratzinger, weil Ihr gar nicht darauf kommt, dass Euer Konstrukt auf einem Glaubensentscheid fußt - Ratzinger weiß das. - Wer ist aufgeklärter?
Derjenige, der Glaubensentscheide nicht unter dem Deckmantel von Wissenschaft verkaufen will.
Klar - auf Basis seines Glaubensentscheids ist das so.Claymore hat geschrieben:Mit “Diese Grundsätze sind […] mit der Vernunft erkennbar†unterstellt Ratzinger denen, die nicht in der Lage sind diese Grundsätze als wahr zu erkennen, einen Defekt: mangelnde Vernunft.
Wieso denn das?Claymore hat geschrieben:Da sich nun auf eine Meta-Ebene zu begeben und zu sagen “er sagt das aber auch nur wieder auf der Basis eines Glaubensentscheids!â€, ist ein roter Hering.
Wessen ist er sich nicht bewusst?Claymore hat geschrieben:Die Frage ist doch die Einstellung von Ratzinger selbst zu dem was er da sagt. Ratzinger selbst ist sich dessen nicht bewusst – oder zumindest präsentiert er sich nicht so. Und genau das war doch dein Kriterium für “aufgeklärtâ€
Richtig - es handelt sich nicht um "nachvollziehbar, aber nichts für mich", sondern um "so ist es".Claymore hat geschrieben:Da steht aber nicht “verstehen†sondern “erkennbar.†Großer Unterschied. “Verstehen†schließt nicht “als wahr akzeptieren†mit ein.
Prinzipiell richtig - wobei Ratzinger nicht meint, dass dies nur für Christen erkennbar sei - siehe Röm. 2,14f: "Denn wenn Heiden, die das Gesetz nicht haben, von Natur aus das tun, was im Gesetz gefordert ist, so sind sie, die das Gesetz nicht haben, sich selbst Gesetz. Sie zeigen damit, dass ihnen die Forderung des Gesetzes ins Herz geschrieben ist."Claymore hat geschrieben:Andere Meinungen können allerdings auf einen Defekt zurückzuführen sein. Wenn ein Kind hartnäckig meint, dass 7 + 5 = 11 ist, dann hat es wohl Dyskalkulie. Genau so etwas nimmt Ratzinger an, wenn man sein Naturrecht ablehnt.
Ja, durchaus. - Wer diese Naturrecht nicht aus christlichem Glaubensentscheid (also aus notwendiger Folge des christlichen Glaubensentscheids) oder aus Röm. 2,14f (also weil es, wenn es nicht verschüttet ist, im Menschen selbst liegt) erkennt, leidet unter einer "spirituellen Dyskalkulie" - um Deinen Begriff aufzunehmen. - Deswegen sagt er ja, dass dies keine Glaubenswahrheit sei, sondern universal.Claymore hat geschrieben:Wenn ein Kind hartnäckig meint, dass 7 + 5 = 11 ist, dann hat es wohl Dyskalkulie. Genau so etwas nimmt Ratzinger an, wenn man sein Naturrecht ablehnt.
Habe ich mehrfasch probiert. - Ich gehe noch mal in wik:Claymore hat geschrieben:Wer verwendet das Wort “Hermeneutik†denn so wie du? Willst du da nicht doch irgendwann einmal Aufklärung schaffen?
"In der Erkenntnistheorie ist vor allem der von Martin Heidegger in Sein und Zeit dargestellte Ansatz bedeutsam geworden, der den hermeneutischen Zirkel „ontologisch“ begründen will.[2] Danach liegt der Anfang des hermeneutischen Zirkels in einer ursprünglichen Grundevidenz der Wahrheit. Nur weil der Mensch „immer schon“ in der Wahrheit seines Seins stehe, könne er die Wahrheitsfrage über den Sinn seines Menschseins stellen und diese weiter ausbauen. Demzufolge ist jede Aussage, die von einem Individuum getroffen wird, für dasselbige ein hermeneutischer Zirkel, da dieses sowohl die Wahrheit als auch die „Erkenntnis“ der Wahrheit schon innehat, oder anders formuliert, sich die Frage nach der Wahrheit nicht stellen kann, da es diese ja schon ist. Diese Auffassung hat Hans-Georg Gadamer in seiner Hermeneutik weiterentwickelt.
Grundlage der Interpretation ist die Ergriffenheit des Lesers. Dementsprechend sind Gebrauchstexte von der hermeneutischen Methode ausgeschlossen. Emil Staiger umschrieb dies folgendermaßen: „Dass wir begreifen, was uns ergreift.“ (Emotionales muss rational erklärt werden, Faszination führt zu Analyse.) Der eigentliche Verstehensprozess besteht dann aus
der Bildung von Vorurteilen (d. h. Vorwegnahmen oder Vorannahmen), in denen Vermutungen über den Sinn eines Textes (oder eines Textabschnittes) vorausgeworfen werden;
der anschließenden Erarbeitung des Textes (oder Textabschnittes).
Dieser Prozess führt zur Änderung und Weiterentwicklung des ursprünglichen Vorwissens, die Bereitschaft zur Revision der eigenen Vorurteile vorausgesetzt (vgl. Offenheit, Empfänglichkeit bei Gadamer).[3] Herausschälbar sind drei Stadien und ein Vorstadium:
Vorstadium: Herausbildung eines Vorverständnisses, Meisterung der Sprache, Vorstellung über äußere Bedingungen eines Textes
Der hermeneutische Entwurf (erstes Stadium): Horizontverschmelzung zwischen Verstehenshorizont und Bedeutungshorizont
Die hermeneutische Erfahrung (zweites Stadium): Vorverständnis wird erweitert und korrigiert
Der verbesserte Entwurf (drittes Stadium): Tieferes Verständnis, Reifung des Vorverständnisses
Mit diesem überarbeiteten Vorverständnis kann der Verstehensprozess erneut angestoßen werden, so dass die vorausliegenden Stadien nochmals durchlaufen werden. Im Prinzip kann dieser Kreis endlos wiederholt werden.
Der hermeneutische Zirkel wird oft als Methode sui generis in den Geisteswissenschaften verstanden, durch die sich die Geisteswissenschaften von den Naturwissenschaften unterscheiden. Der analytische Wissenschaftsphilosoph Wolfgang Stegmüller hat allerdings eingewendet, dass das Bild des hermeneutischen Zirkels erstens keinen Zirkel beschreibt (sondern eine „hermeneutische Spirale“), zweitens keine Methode ist und drittens kein Unterscheidungsmerkmal zwischen geisteswissenschaftlicher und naturwissenschaftlicher Erkenntnis darstellt".
Du hast recht, wenn Du darauf hinweist, dass hier von Texten gesprochen wird (ich beziehe es auf die Realität) - aber: Welchen Sinn haben Texte, wenn sie nichts mit der Realität zu tun haben? - Zumal hier Stegmüller zitiert wird, der indirekt sagt, dass die "hermeneutische Spirale" auch mit Naturwissenschaft zu tun hat.
Nehmen wir unsere Ratzinger-Diskussion:
Es gibt eine Bedeutung (das ist aus meinem Verständnis das, was in den Aussagen Ratzingers drinsteckt), dem ein Verstehen (von Dir oder mir) gegenübersteht. - jetzt versuchen wir (hoffentlich), mit unserem Verstehen der Bedeutung gerecht zu werden - in einem hermeneutischen Prozess, der unser Verstehen mit jedem Versuch (hoffentlich) eine Spiralen-Drehung höher schraubt, also näher an die Bedeutung (= Benchmark) bringt (natürlich kann man auch rückwärts schrauben).
"Deine Gesamt-Hermeneutik" ist ich-weiß-noch-nicht-wie geprägt - oder nenne es "Dein Stand innerhalb der unendlich hohen Spirale ist irgendwo an einem Punkt x". - Mein Stand ist woanders. - Die Frage ist nun, ob unsere Position so kompatibel ist, dass man sich gegenseitig versteht ("Jaja - kenne ich - hatte ich auch schon" oder "Kenne ich noch nicht, aber klingt wie eine Weiterführung dessen, was ich kenne (Claymore scheint also weiter oben zu sein als ich) oder "Das ist mir fremd - wo schraubt denn der rum?".
Bei Ratzinger fühle ich "Kommt mir bekannt vor und scheint weitergedacht zu sein oder auf andere Weise genauso gedacht zu sein, wie das, was ich erkennen kann". - Bei anderen fühle ich "Kalter Kaffee - da bin ich längst durch". ---- Das ist natürlich subjektiv - aber bei geistiger/geistlicher Erkenntnis (und darum geht es beim Naturrecht) hat man nichts anderes als sein Subjekt. - Un-/Geist erkennt sich gegenseitig oder nicht.
Auch beim Messergebnis ist die Frage nicht geklärt, ob es selbst Vorstellung oder davon unabhängie Entität ("Realität") ist.JackSparrow hat geschrieben:Und du möchtest das Messergebnis ignorieren, um weiterhin die Hypothese vertreten zu können, die Welt müsse entweder eine Vorstellung oder eine Realität sein?
Ich würde sagen:Pluto hat geschrieben:Beides ist richtig. Es gibt nur das was im Experiment beobachtet werden kann, und die Realität ist unabhängig davon, was du oder ein anderer sich ausdenkt. Wenn man das Sein postuliert, ist das reines Wunschdenken. Man möchte, dass etwas existiert, damit man spirituell denken kann.
1) Es gibt das, was per Experiment beobachtet werden kann.
2) Das, was per Experiment beobachtet werden kann, ist nicht alles, was der Fall ist.
Würde man sagen "Das, was per Experiment beobachtet werden kann, ist alles, was der Fall ist", hieße dies, dass das, was der Fall ist, vom menschlichen Mess-Vermögen abhinge - diese Auffasssung nenne ich "anthropozentrisch".
Bei DIESER Definition von Wissen stimme ich Dir zu, weil damit die Frage, WAS es ontisch gibt, nicht beantwortet sein will.Anton B. hat geschrieben: "Der Mensch weiß (im Sinne des philosophischen Wissensbegriffes) nur das, was er vernünftig begründen kann."
Und vor allem "logische Folgen vor Augen zu führen". - Absolut einverstanden.Anton B. hat geschrieben:Was man darf -- ist aber selbstverständlich -- ihm seine Entscheidung bewusst zu machen und möglicherweise Widersprüche in seinem Denken und Handeln dazu zu benennen.