Der Dritte Weg — Gott und Naturwissenschaft

Evolution vs. Schöpfung Debatte, Alter der Erde
Geologie, Plattentektonik, Archäologie, Anthropologie
Pluto
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#1 Der Dritte Weg — Gott und Naturwissenschaft

Beitrag von Pluto » Mo 11. Nov 2013, 20:26

• Der erste Weg ist der Kreationismus der bibeltreuen Fundamentalisten.
Daneben stehen die ID Vertreter, die sich bemühen, dem Kreationismus einen Hauch von Seriosität geben, in dem sie ihm mit Begriffen wie Grundtypen oder irreduzierbare Komplexität aufwarten eine Schein von Wissenschaftlichkeit verleihen.

• Der zweite Weg ist derjenige der Akademiker unter den Wissenschaftleen, die den Glauben an Gott bestenfalls als Myhtologie eines Stammes von Analphabeten Ziegenhirten am östlichen Mittelmeerufer hinstellen wollen.
Wie aber soll man diese beiden diametral entgegengesetzten Weltbilder versöhnen? Manche Leute, wie bspw. der große Paläontologe Steven Jay Gould meinten, dies gehe ganz hervorragend: Die Disziplinen der Theologie und Naturwissenschaft könnten freidlich nebneinader bestehen weil sie nicht wirklich in Konkurrenz zu einander stünden. Doch dieser Versöhnungsversuch stellte sich im Laufeder letzten 15 Jahre als Fiktion heraus, bekämpfen sich doch die Fraktionen heute noch heftiger als noch vor 20 Jahren.

• Der Dritte Weg schließlich, wird von einem in den USA prominenten evangelikalen Biologen vertreten: Francis Collins, der ehemalige Direktor des Human Genome Project und heutige Chef des amerikanischen Gesundheitsministeriums, hat sein eigenen Vorstellungen, die er in seinem Buch "The Language of God" (Die Sprache Gottes) vorgestellt hat.

Collins meint:
Die Wissenschaft ist der einzig zuverlässige Weg um die natürliche elt zu erklären. Aber sie ist unfähig, wenn es drauf ankommt Fragen zum Sinn unserer Existenz zu erklären.
Collins findet den Kreationismus falsch, und sagt deutlich heraus, dass das Buch Genesis von Gott niemals als wissenschaftliches Lehrbuch erdacht wurde; die Schöpfungsgeschichte sei eine Metapher für die Art wie Gott die Welt erschuf, und würde es der Wissenschaft überlassen, die Wahrheit heraus zu finden.

Mit Intelligent Design geht Collins ebenfalls scharf ins Gericht, denn sie stellt den Allmächtigen als tollpatschigen Schöpfer dar, der immer wieder eingreifen muss, um seine Fehler zu korrigieren un seine Unzulänglichkeit durch ständiges Eingreifen in der Natur zu kaschieren: Das sei kein Gott wie man ihn sich vorstellt!

Die Haltung der militanten Atheisten sieht Collins als noch aggressiver und dogmatischer als diejenige der Kreationisten. Während letztere gespalten sind (Kurzzeit- und Langzeit Kreationisten und Vertreter der ID), und daher oft uneinig, sind die Atheisten vereint, was die Übermacht der Evolutionsanhänger weiter stärkt.

Auf den ersten Blick sieht Collins Ansatz aus wie die altbekannte theistischer Evolution. Für Collins ist das aber zu wenig.
Er sieht Gott als Schöpfer, der schon zur Zeit der Schöpfung die Gesetzmäßigkeiten der Evolution schuf, weil er wusste, dass irgendwann der Mensch daraus hervorgehen würde, der Gott im Laufe der Zeit finden würde und im Gebet zu ihm einen "Draht" entwickeln könnte.


Frage in die Runde:
Ist das Weltbild des Francis Collins, eines mit dem ihr euch identifizieren könnt... oder eher nicht?
... Und warum denkt ihr so?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Hemul
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#2 Re: Der Dritte Weg — Gott und Naturwissenschaft

Beitrag von Hemul » Mo 11. Nov 2013, 20:53

Pluto hat geschrieben:•
Collins meint:
Die Wissenschaft ist der einzig zuverlässige Weg um die natürliche elt zu erklären. Aber sie ist unfähig, wenn es drauf ankommt Fragen zum Sinn unserer Existenz zu erklären.
Frage in die Runde:
Ist das Weltbild des Francis Collins, eines mit dem ihr euch identifizieren könnt... oder eher nicht?
... Und warum denkt ihr so?

Hi Pluto!
Mit der von mir hervorgehobenen Aussage von Collins kann ich mich 100% identifizieren. ;)
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

closs
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#3 Re: Der Dritte Weg — Gott und Naturwissenschaft

Beitrag von closs » Mo 11. Nov 2013, 21:33

Pluto hat geschrieben:Collins findet den Kreationismus falsch, und sagt deutlich heraus, dass das Buch Genesis von Gott niemals als wissenschaftliches Lehrbuch erdacht wurde; die Schöpfungsgeschichte sei eine Metapher für die Art wie Gott die Welt erschuf,
Dieser Satz ist gut - der Rest klingt auch nicht schlecht. - Also vom Korridor erstmal ok - was sich im Detail ergibt, müsste man eruieren.

ThomasM
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#4 Re: Der Dritte Weg — Gott und Naturwissenschaft

Beitrag von ThomasM » Mo 11. Nov 2013, 21:49

Pluto hat geschrieben: Frage in die Runde:
Ist das Weltbild des Francis Collins, eines mit dem ihr euch identifizieren könnt... oder eher nicht?
... Und warum denkt ihr so?
Ich habe das Buch von Collins zwar noch nicht gelesen, aber durch Zusammenfassungen weiss ich, dass er recht gut die Richtung zu vertreten scheint, die ich auch vertrete.

Grund:
Die Wissenschaft ist der einzige Weg, die Dinge, die mit der naturwissenschaftlichen Methodik erfassbar sind, auch zu erfassen und zu behandeln.
Es gibt aber genug Dinge, die nicht auf diesem Weg erfassbar sind. Collins nennt den Sinn, ich sehe da noch ein paar andere Dinge.
Diese können nur auf dem Weg des Glaubens erfasst werden.

Also gehören beide Seiten zusammen.

Gruß
Thomas
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

Catholic
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#5 Re: Der Dritte Weg — Gott und Naturwissenschaft

Beitrag von Catholic » Mo 11. Nov 2013, 22:13

So sehe ich es auch.
Ich habe diese kurze Ausführung zu dem Thema,die pluto hier reingestellt hat,mit dem verglichen,was hier
http://www.k-l-j.de/evolution.htm
Die Punkte unter 3) sind allein schon lesenswert und stellen eine Art Zusammenfassung dar.
beschrieben ist und sehe viele Gemeinsamkeiten.
Die von mir verlinkte Katechese stammt von einem katholischen Priester,der sich selber sehr für Naturwissenschaften interessiert.

closs hat geschrieben: Dieser Satz ist gut - der Rest klingt auch nicht schlecht. - Also vom Korridor erstmal ok - was sich im Detail ergibt, müsste man eruieren.

2Lena
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#6 Re: Der Dritte Weg — Gott und Naturwissenschaft

Beitrag von 2Lena » Mo 11. Nov 2013, 22:52

Pluto, du hast zwar die Einleitung wunderbar geschrieben, aber leider wieder einen Nasenstuppser gebracht. "Die Wissenschaft" ist doch stolz darauf, dass sie die Kenntnisse für das Leben auf der Erde hat, weil sie diese sammelt und anwenden kann. Dann kommt ein Collins daher und meint:
Aber sie ist unfähig, wenn es drauf ankommt Fragen zum Sinn unserer Existenz zu erklären.

Vorsicht! Welcher Sinn der Existenz wurde je bei einer Religion gezeigt?
Bei den Reden der "Religiösen" kommt der Mensch sich oft vor wie ein Würmchen. Nach keinem Diskussionsbeitrag weiß er weiter. Von jedem wird das eigene Weltbild zerkratzt.
Puhh, heul, seufz.

Die Texte die ich kenne, du weißt was ich meine, bringen die Regeln von Stärke. Sie zeigen Sicherheit in vernünftigen Entscheidungen, Kenntnisse über die Gefühle und dergleichen.

Mit solchen Prinzipien hat die gesamte Wissenschaft eine Basis.

Collins hat geschrieben:sagt deutlich heraus, dass das Buch Genesis von Gott niemals als wissenschaftliches Lehrbuch erdacht wurde; die Schöpfungsgeschichte sei eine Metapher für die Art wie Gott die Welt erschuf,

"Methapher Genesis", so nennt Collins also die Grundegel jeder Wissenschaft, die er nicht lesen kann *schmunzel.

Pluto
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#7 Re: Der Dritte Weg — Gott und Naturwissenschaft

Beitrag von Pluto » Di 12. Nov 2013, 00:27

2Lena hat geschrieben:Pluto, du hast zwar die Einleitung wunderbar geschrieben,
Danke 2Lena.
Das genügt. Mehr lese ich nicht. :mrgreen:

aber leider wieder einen Nasenstuppser gebracht. "Die Wissenschaft" ist doch stolz darauf, dass sie die Kenntnisse für das Leben auf der Erde hat, weil sie diese sammelt und anwenden kann. Dann kommt ein Collins daher und meint:
Aber sie ist unfähig, wenn es drauf ankommt Fragen zum Sinn unserer Existenz zu erklären.
Nun ja.
Es war meine Absicht, eine möglichst neutrale Beschreibung der Thesen von Collins in Szene zu setzen. Das was als Einführung geschrieben steht, ist Collins' Meinung, nicht meine.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Pluto
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#8 Re: Der Dritte Weg — Gott und Naturwissenschaft

Beitrag von Pluto » Di 12. Nov 2013, 00:28

Hemul hat geschrieben:Mit der von mir hervorgehobenen Aussage von Collins kann ich mich 100% identifizieren. ;)
Das kann ich mir bei dir gut vorstellen.
Was ist denn nun deine Meinung, zum Sinn des Lebens? Und wie würdest du sie begründen?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#9 Re: Der Dritte Weg — Gott und Naturwissenschaft

Beitrag von dagegen » Di 12. Nov 2013, 10:05

pluto hat geschrieben: ... die Schöpfungsgeschichte sei eine Metapher für die Art wie Gott die Welt erschuf, und würde es der Wissenschaft überlassen, die Wahrheit heraus zu finden.

Die Wissenschaft kann nicht herausfinden, wie Gott die Welt schuf. Denn Gott hat die Welt nicht geschaffen, sondern er schafft sie immer wieder neu in dem Sinn, dass alles von ihm verschiedene auf ihn bezogen ist, er selbst aber ohne Bezug auf die Welt absolut existiert. Wenn Collins der Meinung ist, der Wissenschaft sei es überlassen, zu erzählen, wie es wirklich ist, dann wird am Ende "Gott" doch wieder nur Teil eines naturwissenschaftlichen Systems, und damit Teil dieser Welt. Das ist genau das, was die Kreationisten bzw. die IDler auch behaupten. Überzeugender ist für mich der Ansatz von Hans-Peter Dürr. Ich beziehe mich auf das youtube video, welches demian in einem anderen thread gepostet hat und wo Dürr sinngemäss sagt, am Ende (bzw. am Anfang) bleiben nur Beziehungen. "Liebe" wie Dürr sagt.

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Janina
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#10 Re: Der Dritte Weg — Gott und Naturwissenschaft

Beitrag von Janina » Di 12. Nov 2013, 11:31

Pluto hat geschrieben:Collins meint:
Die Wissenschaft ist der einzig zuverlässige Weg um die natürliche elt zu erklären. Aber sie ist unfähig, wenn es drauf ankommt Fragen zum Sinn unserer Existenz zu erklären.
Ja, ganz niedlich, aber was ist die Aufgabe eines Weges überhaupt? Klar, irgendwo hin zu kommen.
Wohin führt Weg 1? Vielleicht in die warmen Arme von Gleichgesinnten. Kann ganz nett sein da... Weg 2 führt zu technischem Erfolg, das ist gar keine Frage, ist also wirtschaftlich absolut erfolgreich und alternativlos. Und Weg 3 mag vielleicht ganz nett für Hobbyphilosophen sein, die ein wenig technisches Spielzeug im Haus zu schätzen wissen.
Ist also ne Frage, wo man überhaupt hin will.
Mit dem Fahrrad kommt man gut wo hin, dürfte bekannt sein. Und mit einer Nagelfeile kann ich mir die Krallen polieren. Keiner erwartet, dass ich mir die Flossen mit einem Fahrrad schön mache, und mit der Nagelfeile zum Brötchenholen zu fliegen wäre auch eindeutig das falsche Werkzeug. Nur warum verschwenden Leute wertvolle Lebenszeit damit, Werkzeugen Untauglichkeit zu bescheinigen, die sie nicht richtig einsetzen?

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