Mikroevolution

Evolution vs. Schöpfung Debatte, Alter der Erde
Geologie, Plattentektonik, Archäologie, Anthropologie
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Pluto
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#1 Mikroevolution

Beitrag von Pluto » Fr 10. Mai 2013, 08:24

Kreationistische Stellen behaupten gern, dass es nur Mikroevolution gibt, was eine kurzfristige Entstehung neuer Gattungen möglich macht. Daraus ableitend entstehen dann die skurrilsten Annahmen: So soll bspw. Gott nur eine Art Beuteltier geschaffen haben, aus der sich dann die unterschiedlichsten Gattungen (Arten?) entwickelten... also alle Gattungen von Känguru, der Koalabär, die Beutelwölfe und der Beutellöwe.
... und was ist mit dem Schnabeltier, ein Wesen das nur in den Süpfen Australiens lebt?

Wird hier nicht viel zu oberflächlich mit der Materie umgegangen?
Wird hier nicht polemisch argumentiert, in dem unsauber mit dem Begriff der Art, bzw. der Gattung umgegangen wird?

Was glaubt ihr, was nun richtig ist?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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DeMorgan
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#2 Re: Mikroevolution

Beitrag von DeMorgan » Fr 10. Mai 2013, 09:37

Theoretisch KANN ein allmächtiges Gotteswesen natürlich alles so hingelegt haben, wie es liegt. Unter dieser Prämisse ist alles möglich. Alte Erde, neue Erde - theoretisch kann er alle Materie und Energie inklusive unserer Erinnerungen gestern erst hingelegt haben und wir glauben nur, dass wir vorgestern schon da waren.

Ich glaub aber nicht, das er uns verarscht - darum halte ich Mikroevolution als krampfhaften Versuch die Geschichtsbuch-Funktion der Bibel zu bewahren.

Gott kann auch durch die normale Evolution 'kreativ' gewesen sein - da brauchts kein abgefahrenes 'Mikro'.

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Janina
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#3 Re: Mikroevolution

Beitrag von Janina » Fr 10. Mai 2013, 10:27

Pluto hat geschrieben:Kreationistische Stellen behaupten gern, dass es nur Mikroevolution gibt...
Ein essenzialistischer Denkfehler. Das Postulat einer Entwicklungs-"Grenze" (Artgrenze, Gattungsgrenze, was auch immer) verkennt, dass die Zugehörigkeit zu einer Gruppe (Art, Gattung, was auch immer) nicht transitiv ist.

Abischai
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#4 Re: Mikroevolution

Beitrag von Abischai » Fr 10. Mai 2013, 11:50

Liebe Janina!

Ich bin mit der Nomenklatur Deiner Wort nicht vertraut, rede deshalb vielleicht unbeabsichtigt daran vorbei...

Da ich davon ausgehe, daß Gott der Schöpfer ist etc. ist für mich bindend: "...schuf die wilden Tiere des Feldes, ein jegliches nach seiner Art...".
("Art" ist in der Bibel das, was in der Moderne "Gattung" genannt wird.)

Die sog. Mikroevolution ist beobachtbar und allgemein als Variation anerkannt. Was nicht beobachtbar und nachgewiesen ist, ist die Makroevolution. Das ist immer wieder Diskussionsthema, aber warum denn nur?

Wir sind nun schon bei dem Konsens gelandet, daß wir allseits das nur das anerkennen, was nachweisbar ist und das dann auch als wissenschaftlich gesetzmäßig bezeichnen, alles andere als Theorie. Theorien sind erlaubt, bleiben aber Theorien.

Was denn nun noch?

Ich würde nun meinerseits zusammenfassen, daß es zu allen Zeiten von den bestehenden Viechern aus Mikroevolution gegeben hat. Die Verwandtschaft einiger Tiere untereinander ist ja auch offensichtlich. Die Verzweigung des Menschen mit populationsbedingter Veränderung (negatives Beispiel wäre die inzestuöse Entwicklung in manchen Regionen, wo "der eine aussieht wie der andere heißt").

Makroevolution hingegen erzwingt vieles unerklärliche und (darum stört es mich persönlich) würde die Bibel als Schwindel hinstellen.
Diesen letzten entscheidenden Punkt, daß die Bibel konsequenterweise falsch sein müßte, gäbe es die Makroevolution gemäß öffentlichem Verständnis, den möchte man doch bitte nicht nur behaupten, sondern stichhaltig beweisen. Eine Theorie reicht dazu nicht aus, würde ein solcher Beweis ja immerhin mein Selbstverständnis und Lebenszweck anullieren.

Liebe Grüße, Tobias
Meine Hilfe kommt von Jahweh, der Himmel und Erde gemacht hat. [Ps 121;2]

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Janina
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#5 Re: Mikroevolution

Beitrag von Janina » Fr 10. Mai 2013, 13:03

Abischai hat geschrieben:Makroevolution. Das ist immer wieder Diskussionsthema, aber warum denn nur?
Weil das Problem offenbar zu abstrakt ist, um von allen verstanden zu werden. "Ein jegliches nach seiner Art" ist ein essenzialistischer Gedanke. Das heißt, man postuliert, es gäbe eine "Essenz" dahinter, eine Gruppe, zu der ein Objekt dazugehört oder eben nicht. Transitivität ist die Eigenschaft der Übertragbarkeit einer Relation. Gleichheit ist zum Beispiel eine transitive Relation. Das heißt, wenn A = B ist, und B = C, dann darf ich daraus schließen, dass auch A = C ist. Eine Anordnung ist auch eine transitive Relation. Wenn A größer ist als B (A > B), und B > C, dann ist folglich auch A > C.
Artzugehörigkeit ist nicht transitiv. Das heißt, wenn Tier A zu derselben Spezies gehört wie Tier B (das bedeutet, dass Tier A oder seine Verwandten sich mit Tier B oder dessen Verwandten fruchtbar vermehren können), und Tier B zu derselben wie Tier C, dann darf ich daraus NICHT schließen, dass auch Tier A und Tier C zu derselben Spezies gehören.
Das heißt, hier findet der Essenzialismus keine Anwendung. Es gibt nicht eine "Art", zu der Individuen etwa "gehören" oder "nicht gehören". Es gibt nur Individuen, die miteinander können oder nicht. Eine "Art" als feste Essenz existiert nicht. Der Beweis dafür ist die Existenz von Ringspezies. Dies ist eine beobachtbare kontinuierliche Artenteilung, ein räumliches Analogon zur zeitlich verlaufenden Evolution, das denselben Widerspruch zum Essenzialismus aufweist und damit dessen Ungültigkeit beweist.

Abischai hat geschrieben:...und (darum stört es mich persönlich) würde die Bibel als Schwindel hinstellen.
Na und? Es ist völlig normal, dass durch experimentell gewonnene Erkenntnisse bereits Geschriebenes revidiert (oder anders verstanden) werden muss. Das ist unser täglich Brot, und gut und nützlich. Durch die Fähigkeit, dies zu können, unterscheiden wir uns als vernunftbegabte Wesen von einem instinktgesteuerten Insekt oder programmierten Roboter. Wir werden nicht nur gesteuert, wir können auch selbst steuern. Hier zeigt sich erst, was freier Wille und freier Geist für uns überhaupt bedeutet: Wir haben eine Seele. Wir sind kein Automat. Wir leben. Ich find das toll.

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Demian
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#6 Re: Mikroevolution

Beitrag von Demian » Fr 10. Mai 2013, 17:42

Super, Janina!

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#7 Re: Mikroevolution

Beitrag von Scrypton » Sa 11. Mai 2013, 10:26

Abischai hat geschrieben:Die sog. Mikroevolution ist beobachtbar und allgemein als Variation anerkannt.
Mikroevolution und Makroevolution sind Identische Abläufe - das eine dauert lediglich länger.
Über einen langen Zeitraum hinweg machen viele kleine Veränderungen zwangsweise eine große Veränderung aus. So ist das eben.

Abischai hat geschrieben:Was nicht beobachtbar und nachgewiesen ist, ist die Makroevolution.
Falsch! :)

Abischai hat geschrieben:Eine Theorie reicht dazu nicht aus, würde ein solcher Beweis ja immerhin mein Selbstverständnis und Lebenszweck anullieren.
Es ist nicht das Problem der Wissenschaft, dass sich dein Selbstverständnis und Lebenszweck auf falscher Bibelinterpretation baut... ^_-

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