Münek hat geschrieben:Man untersucht nicht den Textverfasser, sondern legt dessen Texte nach ihrem Wortsinn aus.
Richtig.
Münek hat geschrieben:Eisegese ist unseriöse Textinterpretation, weil man etwas in die Texte hineininterpretiert, was der Verfasser nicht gemeint hat.
Moment: Da muss man differenzieren. - Wenn der Textverfasser Münek erkennbar macht, was er mit seinem Text meint, muss man dies so zitieren - aber es gehört AUCH dazu, das, worüber Münek im Text spricht, zu überprüfen: " Münek meint zwar dieses, ABER wir sehen es aus heutiger Sicht anders, weil ....".
Münek hat geschrieben: Das/der persönliche Verständnis/Glauben des Exegeten hat bei seriöser Auslegung zwingend außen vor zu bleiben.
Falsch - das geht gar nicht - weder bei HKM-lern noch bei Kanonikern. - Das sollte man selber merken - wenn Du Quellen brauchst, guckst Du Gadamer.
Münek hat geschrieben:Seine Botschaft vom nahen Gottesreich wird als authentisch angesehen.
Natürlich - aber nicht die überwiegende HKM-Interpretation dessen, was Jesus damit gemeint hat.
Münek hat geschrieben:Wir sprechen hier von Auslegung, nicht von Kirchendogmen.
Wir sprechen von Apg. 8,30: "Verstehst Du, was Du da liest?".
Münek hat geschrieben:Ich besitze nur meine natürliche Vernunft. Über göttliche Vernunft verfüge ich genauso wenig wie Du.
Richtig - aber wie kommst Du darauf, dass DEINE menschliche Vernunft der Maßstab für das Verständnis ist? - Köööönnte doch sein, dass menschliche Vernunft überfordert ist, weil "das, was ist" dieses Vernunft-Vermögen übersteigt - genau das ist die MEssage von "Hiob". - Und das gehört zur wahren Aufklärung.
Münek hat geschrieben: Die Theodizeefrage, die Ratzinger an Gott richten würde, steht nun mal im Raum. I
Das tut auch Hiob und erkennt am Ende, dass er es NICHT erkennen kann. - Aber er erkennt AUCH, dass er es nicht erkennen MUSS. - Das tut Ratzinger sicherlich auch.
Münek hat geschrieben:Ich erinnere mich noch, dass Du darüber verwundert warst, weil Du offensichtlich nicht mit dieser Frage aus seinem Munde gerechnet hattest..
Ich hätte erwartet, dass er selbst eine Antwort auf die Frage gibt, WARUM er diese Frage nicht lösen kann (vielleicht hat er das auch - ich kenne leider den gesamten Text bzw. das Gesamtwerk Ratzingers nicht.
Münek hat geschrieben:Das hat nichts mit Hermeneutik zu tun, sondern ergibt sich aus der banalen Tatsache, dass der Hiob-Dichter ein wirklich schreckliches Gottesbild, das Bild eines gefühllosen egomanen Tyrannen zeichnet.
Das hat sehr wohl mit Hermeneutik zu tun: Geht man historisch-kritisch vor, steht man wie der Ochs vorm Berg. - Geht man so vor, wie es Hiob am Ende begreift, steht man NICHT mehr wie der Ochs vorm Berg. - Man kommt auch dann nicht allein über diesen Berg, weiß aber, warum.
Münek hat geschrieben:Das Gottesbild in der Exodusgeschichte war insofern völlig anders, als sich Gott dem Mose aus dem brennenden Dornbusch namentlich
mit "JHWH" vorstellte, was die Bedeutung hat: "Ich bin für dich (oder euch) da" bzw. "Ich werde für dich (oder euch) da sein."
Aber was "für Dich da sein" bedeutet, ist eben NICHT mit menschlicher Vernunft entscheidbar. - Ich weiß, diese spirituelle Hermeneutik überfordert anthropozentrentischen Vernunftglauben hoffnungslos - aber nur so kann man die Bibel verstehen.