Aufklärung durch Wissenschaft

[Demian]

Angestrebt vielleicht... aber erreicht haben auch sie ohne die Wissenschaft NICHTS.

Weil Wissenschaft und Spiritualität eine Einheit bilden ... sobald Menschen beginnen einen spezialisierten Daseinsbereich zu isolieren, gibts Probleme.

Genau... ein Handwerk um Wissen zu schaffen, welches den Bau von Zivilisitationen ermöglicht.

Lediglich die äußere Struktur wird effizienter. "Prophetisches Reden hat ein Ende, / Zungenrede verstummt, / Erkenntnis vergeht. Denn Stückwerk ist unser Erkennen, / Stückwerk unser prophetisches Reden; wenn aber das Vollendete kommt, / vergeht alles Stückwerk. Als ich ein Kind war, / redete ich wie ein Kind, / dachte wie ein Kind / und urteilte wie ein Kind. Als ich ein Mann wurde, / legte ich ab, was Kind an mir war. Jetzt schauen wir in einen Spiegel / und sehen nur rätselhafte Umrisse, / dann aber schauen wir von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich unvollkommen, / dann aber werde ich durch und durch erkennen, / so wie ich auch durch und durch erkannt worden bin. Nun aber bleibt Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; / doch am größten unter ihnen ist die Liebe."

[sven23]

"Was die Welt braucht, ist nicht ein Dogma, sondern eine Bejahung der wissenschaftlichen Forschung zusammen mit dem Glauben, daß die Qualen von Millionen nicht wünschenswert sind, ob sie nun von Stalin oder einer Gottheit, die sich der Gläubige als sein Ebenbild vorstellt, verhängt werden."

(Bertrand Russell, engl. Phil., Religion und Moral)

Paßt übrigens auch hervorragend in den Thread "Alles Fügung oder was?"

[closs]

"Was die Welt braucht, ist nicht ein Dogma, sondern eine Bejahung der wissenschaftlichen Forschung" (Russell)

Beides hat doch gar nichts miteinander zu tun - zumal auch Naturwissenschaft auf Dogmen steht. - Dieses "entweder - oder" ist ein Irrtum.

[sven23]

"Was die Welt braucht, ist nicht ein Dogma, sondern eine Bejahung der wissenschaftlichen Forschung" (Russell)

Beides hat doch gar nichts miteinander zu tun - zumal auch Naturwissenschaft auf Dogmen steht. - Dieses "entweder - oder" ist ein Irrtum.

Das Thread Thema ist Aufklärung durch Wissenschaft. Aufklärung durch Glaube hat noch nie funktioniert. Im Gegenteil hat die Kirche die Aufklärung weitgehend behindert.

"Die Kirche sagt, die Erde sei flach, aber ich weiß, sie ist rund, denn ich habe ihren Schatten auf dem Mond gesehen, und ich habe mehr Vertrauen in einen Schatten als in die Kirche."
(Ferdinand Magellan, portug. Seefahrer, 1480-1521)

[closs]

Das Thread Thema ist Aufklärung durch Wissenschaft.

Selbige wurde nie bestritten.

Aufklärung durch Glaube hat noch nie funktioniert.

Für naturwissenschaftliche Aufklärung stimmt das, für geistige nicht. - Im übrigen ist dieses Thema etwas komplizierter und hat etwas mit der Aristoteles- und Platon-Rezeption zu tun. - Aristoteles galt damals fast als Gott - was eigentlich für eine christliche Kirche im Nachhinein unverständlich ist. - Wahrscheinlich war er in der Kirche deshalb so beliebt, weil er autoritär rezepiert wurde ("A. hat es gesagt - basta"). - Müsste ich mich aber wieder einlesen.

[Pluto]

Aufklärung durch Glaube hat noch nie funktioniert.

Für naturwissenschaftliche Aufklärung stimmt das, für geistige nicht.

Erklär doch mal anhand eines Beispiels, wie Aufklärung durch Glaube funktioniert

[closs]

wie Aufklärung durch Glaube funktioniert

Durch Erkenntnis - jede authentische Erkenntnis ist Aufklärung. - Das Problem ist nur, authentische Erkenntnis von un-authentischer Erkenntnis zu unterscheiden - von außen sowieso, auch manchmal von innen. - Dann ist es halt Verdunklung statt Aufklärung.

Beispiele? - Habe heute zufällig ein Youtube-Video über Hélène Grimaud (Pianistin) gesehen, als sie ein Stück von Schumann einstudiert. - Sie sagt und man spürt das auch, was sie empfindet und warum sie es so und nicht anders spielt - das ist voll authentisch. - Andere werden es zwar anders spielen, aber unter wirklich geistig (!) guten Pianisten wird man das Authentische im anderen erkennen - man kann halt nicht alle authentischen Versionen bei EINER Aufführung spielen. - Aber alle geistig (!) guten Pianisten werden sofort merken, wenn EINER kommt und un-authentisch interpretiert. - Man erkennt und erkennt sich gegenseitig. Man erkennt, wie ein Stück "aufklärt" klingt.

Oder wenn ich an Literatur denke: Man kämpft mit (bspw.) Racine rum - und versteht und versteht ihn nicht. - Und plötzlich hat man die "Aufklärung", welches sein Schlüssel ist - und hat in der Folge keine Rätsel mehr. - Auch beim Buch Hiob hatte ich echte Aufklärungs-Momente, wo plötzlich alles zusammengepasst hat - und wo einem auch klarwurde, wie schwer es ist, diese Klarheit weiterzugeben.

Bei Glaube ist es ähnlich: Man klopft an einige Stellen, die plausibel erscheinen - und irgendwann ist Klarheit da - man ist drin.

[Pluto]

Bei Glaube ist es ähnlich: Man klopft an einige Stellen, die plausibel erscheinen - und irgendwann ist Klarheit da - man ist drin.

Was du beschreibst ist in dder Naturwissenschaft auch nicht anders. Man bemüht sich die Beobachtungen zu vertehen, und plötzlich hat den Moment der Einsicht, und weiß wie alles zusammenpasst.

[closs]

Was du beschreibst ist in dder Naturwissenschaft auch nicht anders.

Kein Widerspruch - der Unterschied ist, dass Wissenschaft (weil sie anderes beobachtet und beschreibt) objektivieren und falsifizieren kann.

[sven23]

"Eine Religion, welche nicht oder nicht mehr fähig ist, sich auf die Höhe der erworbenen Wissenschaft zu erheben, ist eine tote Religion."

(Leopold Zunz, 1794-1886)

Das gilt auch heute noch, vielleicht mehr denn je.


"Der Glaube ist nicht der Aufgang, sondern das Ende allen Wissens."

(Johann Wolfgang von Goethe, dt. Dichter, 1749-1832)

Das hat Goethe sehr gut erkannt.