Wie wichtig ist Wissenschaft?

Alle Themen aus Naturwissenschaft & Technik die nicht in die Hauptthemen passen.
ThomasM
Beiträge: 5866
Registriert: Mo 20. Mai 2013, 19:43

#31 Re: Sind Computer intelligent?

Beitrag von ThomasM » Do 30. Okt 2014, 16:46

Pluto hat geschrieben:
ThomasM hat geschrieben:Naturwissenschaft basiert auf Empirie, Wissenschaft im allgemeinen nicht.
Popper würde dir widersprechen...
Nach Popper gibt es keine Wissenschaft ohne empirische Prüfung von potentiell falliblen Thesen und Theorien.
[ Quelle ]
Das mag die Meinung von Popper sein, aber derart verkürzt kann das missverständlich oder eine nicht allgemein akzeptierte Meinung sein.

Es ist zwar durchaus so, dass die Geisteswissenschaften oft neidisch auf die Erfolge der Naturwissenschaft schaut und daher versucht, Empirie in ihre Untersuchungen einzubauen, aber das ist
a.) Oft genug ein reiner Marketingtrick
b.) Nicht durchgehend durchführbar

zu a:
In der Pädagogik habe ich selbst gelesen, dass dort versucht wird, mit naturwissenschaftlich/mathematischen Begriffen zu arbeiten, um den Anschein zu wecken, das sei alles empirisch nachgewiesen. Im Management habe ich dieselbe Tendenz gesehen. Wenn man sich aber anschaut, wie in dem Kontext diese Zahlen zustandekommen, dann ist da null Empirie. So ist gerade in der Pädagogik ein subjektives Menschenbild dahinter, das mit der Realität überhaupt nicht übereinstimmt.
Man macht das aber, weil man auf diese Weise Kritik unterdrückt (ist ja empirisch und objektiv).

zu b:
Dann erklär mir doch mal z.B. wie man die Bedeutungsinhalte der Romane der diesjährigen Nobelspreisträgerin für Literatur misst, um nachzuweisen, dass sie den Nobelpreis zu Recht bekommen hat.

Gruß
Thomas
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

Pluto
Administrator
Beiträge: 43975
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:56
Wohnort: Deutschland

#32 Re: Sind Computer intelligent?

Beitrag von Pluto » Do 30. Okt 2014, 17:25

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Es geht um die Freiheit der Meinungsäußerung.
Als solche gekennzeichnete persönliche Meinungen stehen nicht zur Debatte.
Also sollte man jeden Satz beginnen mit "Ich erkläre als Einzelperson, dass...".
Vorschriften sind nun mal nicht mein Ding.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:und dazu versucht die Arbeitsweise der Fachleute zu kritisieren.
Tut er nicht - er sagt "Arbeitet nach Euren Methoden, aber zieht keine Schlüsse, die wissenschaftliche Fragestellungen überschreiten".
Du brauchst gar nicht erst versuchen es zu beschönigen, denn es steht schwarz auf weiß im Internet zu lesen.
Schon der Titel ist eine Unterstellung, Evolutionsbiologen würden ihre Arbeit nicht richtig machen und ist somit eine Zumutung! Keine Evolution durch blinden Zufall!

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Wichtig sind aus meiner Sicht die Aussagen und Schlussfolgerungen der Naturwissenschaft.
Warum wird dann eigentlich der Eindruck erweckt, Naturwissenschaft postuliere, dass der Geist seine Ursache in Materie habe?
Von WEM wird dieser Eindruck erweckt?
closs hat geschrieben:Statt zu sagen "Es gibt nachweisbare Korrelationen zwischen Geist und Gehirn-Komplexität".
Warum sollte man weniger schlussfolgern als was im Experiment gefunden wurde?
Um beim Beispiel Gefühle zu bleiben:
Man konnte zeigen, dass Gefühle (mit wenigen Ausnahmen) durch körperliche Reaktionen ausgelöst wurden. In den wenigen Fällen wo das nicht der Fall war, lag der Ursprung in der Erinnerung der Person. In jedem Fall war aber der somatosensorische Cortex der Auslöser der Gefühle (kann man in Hirnscans nachweisen). Die Schlussfolgerung, dass Geist Folge komplexer Vorgänge im Gehirn ist, ist naheliegend.

Der somatosensorische Cortex
Bild
[ Quelle: http://brain.exp.univie.ac.at/11Wowsg.html ]

closs hat geschrieben:Wenn ein Naturwissenschaftler behauptet, Geist sei (ontologisch) Folge von Materie, darf er das - ob theologische Fachleute zustimmen oder nicht.
Du behauptest das zwar immer wieder, aber bisher konntest mir keinen einzigen Namen eines Wissenschaftlers nennen, mit dem du deine vermutlich anekdotische Aussage untermauern oder bestätigen konntest.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Wahrscheinlichkeiten die nicht berechenbar sind, sind sie keine Argumente.
Quantitativ nicht. - Aber genau das ist auch die Ebene der geistigen Erkenntnis.
Da man darüber nichts wisen kann, und nichts sagen kann, kann man das nicht unter Erkenntnis einordnen (was wird wie erkannt).

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Also hat die Widerlegung von Descartes Dualismus rein gar nichts mit "Mainstream" Meinung zu tun.
Jetzt müsste man klären, WAS von Descartes widerlegt wurde - wenn es die Zirbeldrüse ist, sind wir uns einig. - Wenn es um den grundlegenden Unterschied zwischen Realität und Wahrnehmung geht: Wie wollte man ein Nicht-Falsifizierbares widerlegen?
Um mit einem Körper zu interagieren benötigt ein Geist Energie. Da keine Energiequelle nachweisbar ist, erfüllt eine solche Kommunikation den Bestand eines perpetuum mobile.

closs hat geschrieben:Ich kenne Ryle nicht gut genug - was ich von ihm gelesen habe, versteht er unter Dualismus, dass Körper und Geist zwei vollkommen getrennte Entitäten wären.
Ryle benutzte die Definitionen von Descartes und hat die damals zweifelnde Fachwelt überzeugt.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Warum ist das falsch?
Weil es bereits eine system-bedingte Einschränkung ist, wenn man seinen Zugang zur Realität definiert, dass sie stabil reproduzierbar, überprüfbar und intersubjektiv ist. - Das ist ausdrücklich KEINE Kritik des Systems - es ist eine Kritik daran, dass man es nicht als System verstehen will.
Das Erkennbare ist weder Weltanschauung noch System, sondern Stabilität, Reproduzierbarkeit und Überprüfbarkeit der Welt.

closs hat geschrieben:Räumt er es ein oder gibt er es zu?
Sieht mir nach Haarspalterei aus. Ist doch dasselbe in grün.

closs hat geschrieben:Wenn er gut ist, dann weiss er, dass das gar nicht immer gehen kann.
Pater Coyne ist Priester, Astronom ,und war 30 Jahre lang einer der engsten Berater des Papstes. Er ist ein aufrichtiger Mensch der aus seinen Zweifel an Themen wie jungfräuliche Geburt, Schöpfung und selbst Sündenfall keinen Hehl macht.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#33 Re: Sind Computer intelligent?

Beitrag von closs » Do 30. Okt 2014, 18:12

Pluto hat geschrieben:Schon der Titel ist eine Unterstellung, Evolutionsbiologen würden ihre Arbeit nicht richtig machen
Verstehe ich nicht so. - Denn unter biologischen Gesichtspunkte ist Evolution sehr wohl Zufall - das weiß Schönborn auch. - Er setzt nur etwas DARÜBER, was NICHT Zufall ist - das muss die Biologie nicht jucken - und soll es auch nicht.

Pluto hat geschrieben:Von WEM wird dieser Eindruck erweckt?
Von Dir, von Agnostikern, von Atheisten, von Materialisten, von Naturalisten - immer mit der Begrüdnung, dies sei naturwissenschaftlich nachgewiesen.

Pluto hat geschrieben:In jedem Fall war aber der somatosensorische Cortex der Auslöser der Gefühle
Das bestreitet doch keiner. - Es geht um die Frage, ob der Körper a) UR-Sache des Gefühls ist, oder b) Instrument zum Ausdrücken von Gefühlen. - b) wird doch nicht bestritten - aber a) zu interpretieren, ist reine Glaubenssache und NICHT beobachtbar.

Pluto hat geschrieben:Da man darüber nichts wisen kann, und nichts sagen kann, kann man das nicht unter Erkenntnis einordnen
Dieser Satz ist nur dann möglich, wenn man "Erkenntnis" so definiert. - "Erkenntnis" kann man aber auch auf persönlicher Ebene haben - z.B.: "Ich kenne Pluto - er ist ein ehrlicher Mensch".

Pluto hat geschrieben:Um mit einem Körper zu interagieren benötigt ein Geist Energie.
Nachvollziehbar - aber was ist, wenn der Geist in der Materie selbst ist? - Diese Version müsste doch einen Biologen entgegen kommen - oder nicht?

Pluto hat geschrieben:Das Erkennbare ist weder Weltanschauung noch System, sondern Stabilität, Reproduzierbarkeit und Überprüfbarkeit der Welt.
Das ist eine Definition, dem aus daraus folgendes Erkenntnis-System folgt. - Denn es gäbe auch Alternativen: "Das Erkennbare ist das, was authentisch ist mit den absoluten Entitäten des Seins". - BRauchen wir jetzt nicht zu diskutieren - es geht darum, dass es zwei verschiedene Erkenntnissysteme sind.

Pluto hat geschrieben:Sieht mir nach Haarspalterei aus.
Naja - es ist ein Unterschied, ob jemand sagt "Dies oder jenes sehe ich so und so" oder sagt "Ich muss leider zugeben, dass dieses so zu sehen ist". - Ich kann mir gut vorstellen, dass er Sachen gesagt hat, die mit der modernen Welt mehr übereinstimmen, als es der Leser erwartet hat - aber theologisch kalter Kaffee sind.

Pluto hat geschrieben: Er ist ein aufrichtiger Mensch der aus seinen Zweifel an Themen wie jungfräuliche Geburt, Schöpfung und selbst Sündenfall keinen Hehl macht.
Müsste man sich konkret anschauen.

Pluto
Administrator
Beiträge: 43975
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:56
Wohnort: Deutschland

#34 Re: Sind Computer intelligent?

Beitrag von Pluto » Do 30. Okt 2014, 19:26

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Schon der Titel ist eine Unterstellung, Evolutionsbiologen würden ihre Arbeit nicht richtig machen
Verstehe ich nicht so. - Denn unter biologischen Gesichtspunkte ist Evolution sehr wohl Zufall - das weiß Schönborn auch. - Er setzt nur etwas DARÜBER, was NICHT Zufall ist - das muss die Biologie nicht jucken - und soll es auch nicht.
Tut es aber, weil er SEINE Intepretation über diejenige der Wissenschaft stülpt, und genau das ist Einmischung in Dinge die außerhalb seines Kompetenzbereichs stehen.

Um dir den Unteschied zu zeigen: Die Frage lautet, "Anerkennt die rkK die Evolution?"
Der Papst sagt, "Ja"; der Kardinal sagt "Dies und jenes ist falsch...".
Dazu nennt der Kardinal (in einem späteren Interview) seine Version "Evolution" und die der Biologen "Evolutionismus". Das ist einfach nur unverschämt.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Von WEM wird dieser Eindruck erweckt?
Von Dir, von Agnostikern, von Atheisten, von Materialisten, von Naturalisten - immer mit der Begrüdnung, dies sei naturwissenschaftlich nachgewiesen.
Das dies durch die Vielzahl der Studien der Neurobiologie impliziert wird, ist unumstritten, aber die Behauptung: "Geist IST Folge von Materie" wirst du der Bedeutung nach nirgendwo finden.
Von der spirituellen Seite kommt als Widerspruch auf die experimentellen Ergebnisse, "Das kann nicht sein!", oder "das beweist nichts".

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:In jedem Fall war aber der somatosensorische Cortex der Auslöser der Gefühle
Das bestreitet doch keiner. - Es geht um die Frage, ob der Körper a) UR-Sache des Gefühls ist, oder b) Instrument zum Ausdrücken von Gefühlen. - b) wird doch nicht bestritten - aber a) zu interpretieren, ist reine Glaubenssache und NICHT beobachtbar.
Tja...
  • Es watschelt wie eine Ente, sieht aus wie eine Ente und quakt wie eine Ente...

closs hat geschrieben:Dieser Satz ist nur dann möglich, wenn man "Erkenntnis" so definiert. - "Erkenntnis" kann man aber auch auf persönlicher Ebene haben - z.B.: "Ich kenne Pluto - er ist ein ehrlicher Mensch".
Man kann auch Wiki zu Rate ziehen... ;)

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Um mit einem Körper zu interagieren benötigt ein Geist Energie.
Nachvollziehbar - aber was ist, wenn der Geist in der Materie selbst ist? - Diese Version müsste doch einen Biologen entgegen kommen - oder nicht?
Dann handelt es sich nicht mehr um cartesianischen Dualismus, sondern (nach David Chalmers) um Eigenschaftsdualismus oder um Monismus mit einem gewissen Etwas (ein Hauch von Feenstaub vielleicht?)

closs hat geschrieben:Das ist eine Definition, dem aus daraus folgendes Erkenntnis-System folgt. - Denn es gäbe auch Alternativen: "Das Erkennbare ist das, was authentisch ist mit den absoluten Entitäten des Seins". - BRauchen wir jetzt nicht zu diskutieren - es geht darum, dass es zwei verschiedene Erkenntnissysteme sind.
Wie gesagt, man kann im Zweifel auch bei Wikipedia nachschauen.

closs hat geschrieben:Naja - es ist ein Unterschied, ob jemand sagt "Dies oder jenes sehe ich so und so" oder sagt "Ich muss leider zugeben, dass dieses so zu sehen ist".
Das ist mir zu hoch — klingt zu ähnlich. Auf Englisch übersetzt, könnte ich dir vllt. folgen.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben: Er ist ein aufrichtiger Mensch der aus seinen Zweifel an Themen wie jungfräuliche Geburt, Schöpfung und selbst Sündenfall keinen Hehl macht.
Müsste man sich konkret anschauen.
Deshalb hatte ich dir ja auch den Artikel verlinkt.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#35 Re: Sind Computer intelligent?

Beitrag von closs » Do 30. Okt 2014, 23:00

Pluto hat geschrieben:Tut es aber, weil er SEINE Intepretation über diejenige der Wissenschaft stülpt, und genau das ist Einmischung in Dinge die außerhalb seines Kompetenzbereichs stehen.
Aha - da liegt der Denkfehler also. - Halten wir fest: Du sagst, es sei eine Einmischung in biologische Kompetenz, wenn man unter geistigen Gesichtspunkten zu anderen Ergebnissen kommt als die Biologie. - Meinst Du das wirklich?

Pluto hat geschrieben:Dazu nennt der Kardinal (in einem späteren Interview) seine Version "Evolution" und die der Biologen "Evolutionismus".
Das wäre in der Tat falsch. - Sagt er a) "Biologen" oder b) "Weltanschauler" seien evolutionistisch? - a) wäre falsch, b) wäre zutreffend.

Pluto hat geschrieben:Von der spirituellen Seite kommt als Widerspruch auf die experimentellen Ergebnisse, "Das kann nicht sein!", oder "das beweist nichts".
Das wäre in der Tat undifferenziert. - Natürlich sollte man davon ausgehen, dass experimentelle Ergebnisse zutreffend sind (zumindest ist das meine Haltung dazu) - aber: Das "das beweist nichts" kann trotzdem richtig sein - eben weil es je nach Koordinaten-System vollkommen andere Interpretationen DERSELBEN experimentellen Ergebnisse geben kann.

Pluto hat geschrieben:Es watschelt wie eine Ente, sieht aus wie eine Ente und quakt wie eine Ente...
Das sagen geistige Menschen auch: Nur steht dort "Ente" für etwas anderes.

Pluto hat geschrieben:Man kann auch Wiki zu Rate ziehen...
Wenn wiki so ausgelegt wäre, dass geistige Erkenntnis nicht mehr gilt, dann müsste man die u.a. die Bibel um-übersetzen - denn wenn Gott zu Abraham sagt "Erkennen, erkennen sollst Du" und Paulus davon spricht, dass der Mensch am Ende erkenne, wie er erkannt ist, würde das alles plötzlich gegen wiki verstoßen - und jetzt? - Wer hat ältere Rechte? ;)

Pluto hat geschrieben:Dann handelt es sich nicht mehr um cartesianischen Dualismus, sondern (nach David Chalmers) um Eigenschaftsdualismus oder um Monismus mit einem gewissen Etwas
Geistig wäre dieser Monismus ein geistiger Monismus mit einem gewissen Etwas namens Materie - so ähnlich denken Platoniker und Christen. - Ob das Descartes auch so gesehen hat, weiss ich nicht - sein Primat des Res Cogitans über die Res Extensa sprächen allerdings dafür.

Pluto hat geschrieben:Man kann auch Wiki zu Rate ziehen...
Ist wiki eine so normative Einrichtung, dass man deshalb die gesamte europäische Geisteswissenschaft umschreiben müsste?

Pluto hat geschrieben:Deshalb hatte ich dir ja auch den Artikel verlinkt.
Ich habe die 7 Seiten gelesen und nichts gefunden, was irgendwie Anlass gäbe, dass da jemand gegen die Lehre der RKK steht - das ist alles sehr kompatibel.

Pluto
Administrator
Beiträge: 43975
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:56
Wohnort: Deutschland

#36 Re: Sind Computer intelligent?

Beitrag von Pluto » Do 30. Okt 2014, 23:54

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Tut es aber, weil er SEINE Intepretation über diejenige der Wissenschaft stülpt, und genau das ist Einmischung in Dinge die außerhalb seines Kompetenzbereichs stehen.
Aha - da liegt der Denkfehler also. - Halten wir fest: Du sagst, es sei eine Einmischung in biologische Kompetenz, wenn man unter geistigen Gesichtspunkten zu anderen Ergebnissen kommt als die Biologie. - Meinst Du das wirklich?
Ich lerne schnell bei einem guten Meister wie dich. Nur, du hättest gesagt, "das darf er nicht, außerhalb seiner Disziplin".

closs hat geschrieben:Das wäre in der Tat falsch. - Sagt er a) "Biologen" oder b) "Weltanschauler" seien evolutionistisch? - a) wäre falsch, b) wäre zutreffend.
Du hats den Artikel wohl noch nicht genau angeschaut? Steht in der allerersten Zeile!
Kardinal Schönborn hat geschrieben:Die Evolution im Sinn einer gemeinsamen Abstammung (aller Lebewesen) kann wahr sein, aber die Evolution im neodarwinistischen Sinn - ein zielloser, ungeplanter Vorgang zufälliger Veränderung und natürlicher Selektion -ist es nicht.
Will der Kardinal die Biologen lehren?

Herr Schönborn entschuldigte sich damals bei den Biologen, und meinte er wollte eigentlich nur die Atheisten treffen. :roll:
Klares Schuldeingeständnis. Also Schwamm drüber.

closs hat geschrieben:Natürlich sollte man davon ausgehen, dass experimentelle Ergebnisse zutreffend sind (zumindest ist das meine Haltung dazu) - aber: Das "das beweist nichts" kann trotzdem richtig sein - eben weil es je nach Koordinaten-System vollkommen andere Interpretationen DERSELBEN experimentellen Ergebnisse geben kann.
Naturwissenschaft ist KEINE Hermeneutik. Solch beliebige Interpretation ist in der Naturwissenschaft eben nicht möglich. Man muss sich an die Daten halten.
Wenn Gefühle aus körperlichen Reaktionen entstehen, dann wäre es unredlich das umgekehrt zu interpretieren.

closs hat geschrieben:und jetzt? - Wer hat ältere Rechte? ;)
Was interessieren "ältere Rechte"? Wir leben heute. Heutiges Verständnis ist wichtiger.

closs hat geschrieben:Ob das Descartes auch so gesehen hat, weiss ich nicht - sein Primat des Res Cogitans über die Res Extensa sprächen allerdings dafür.
Er sah sie als zwei Teile des Menschen, und diese Zweitelung war falsch.
Man könnte Descartes seinen Irrtum vielleicht verzeihen, wäre es nicht für das entsetzliche Leid, dass er mit seiner Theorie bei vielen Tausend psychiatrische Patienten verursachte.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Deshalb hatte ich dir ja auch den Artikel verlinkt.
Ich habe die 7 Seiten gelesen und nichts gefunden, was irgendwie Anlass gäbe, dass da jemand gegen die Lehre der RKK steht - das ist alles sehr kompatibel.
Klar. Nach über 30 Jahren im Vatikan, ist George Coyne ein versierter Diplomat. Man muss halt genau lesen, um seine kaschierte Hilflosigkeit bei manchen Fragen zu erkennen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#37 Re: Sind Computer intelligent?

Beitrag von closs » Fr 31. Okt 2014, 01:06

Pluto hat geschrieben: "das darf er nicht, außerhalb seiner Disziplin"
Stimmt - deshalb spricht er ja nicht innerhalb der Wissenschaft, sondern aus Sicht seiner Disziplin.

Pluto hat geschrieben:Will der Kardinal die Biologen lehren?
Er sagt, dass es biologisch wahr sein kann (= wissenschaftlich/biologisch mische ich mich nicht ein), aber weltanschaulich (= Neo-Darwin-ISMUS) nicht. - Wenn nun in der angelsächsischen Sprachregelung Wissenschaft und Weltanschauung verbal vereint/vermischt werden (= -ISMUS), ist das nicht sein Problem - nochmals: Durch seine Gegenüberstellung unterscheidet er deutlich zwischen Wissenschaft und Weltanschauung - das finde ich sehr diszipliniert.

Pluto hat geschrieben:Herr Schönborn entschuldigte sich damals bei den Biologen, und meinte er wollte eigentlich nur die Atheisten treffen.
Hat er sich entschuldigt oder hat er präzisiert? - Oder hat er sich entschuldigt, dass seine Aussage nicht so verstanden wurde, wie sie dasteht?

Pluto hat geschrieben:Wenn Gefühle aus körperlichen Reaktionen entstehen, dann wäre es unredlich das umgekehrt zu interpretieren.
Biologie KANN doch nur in dieser Einbahnstraße denken - das ist ihre Disziplin.

Pluto hat geschrieben:Was interessieren "ältere Rechte"? Wir leben heute. Heutiges Verständnis ist wichtiger.
Für die Alltagssprache ja - philosophisch ist das nicht hinreichend.

Pluto hat geschrieben:Man könnte Descartes seinen Irrtum vielleicht verzeihen, wäre es nicht für das entsetzliche Leid, dass er mit seiner Theorie bei vielen Tausend psychiatrische Patienten verursachte.
Auch das ist ein willkürliches Statement. - Es gibt auch Fälle, bei denen durch seelische Behandlung lebenslange Katatonien durch Haldol & Co verhindert werden konnten. - Man sollte beide Behandlungsrichtungen nicht gegenseinander ausspielen.

Pluto hat geschrieben: Man muss halt genau lesen, um seine kaschierte Hilflosigkeit bei manchen Fragen zu erkennen.
Er räumt Zweifel ein - das gehört zur Demut des Menschen nach christlicher Lesart. - Aber das darf man doch nicht gegen die Kirche verwenden - das ist doch kein Zeichen von Schwäche.

Pluto
Administrator
Beiträge: 43975
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:56
Wohnort: Deutschland

#38 Re: Sind Computer intelligent?

Beitrag von Pluto » Fr 31. Okt 2014, 14:44

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Will der Kardinal die Biologen lehren?
Er sagt, dass es biologisch wahr sein kann (= wissenschaftlich/biologisch mische ich mich nicht ein), aber weltanschaulich (= Neo-Darwin-ISMUS) nicht.
Wo steht, dass er sich nicht enmischt? Du interpretierst wieder...
"Neo-Darwinismus" hatten wir schon. "Neo-Darwinism" ist der englische Name der Evolutionstheorie. Das sollte man gerade als Kardinal in einem englischsprachigen Interview mit der New York Times berücksichtigen.

closs hat geschrieben:Wenn nun in der angelsächsischen Sprachregelung Wissenschaft und Weltanschauung verbal vereint/vermischt werden (= -ISMUS), ist das nicht sein Problem
Was soll das für ein Argument sein? Wenn der Kardinal eine englischsprachiges Interview über Biologie gibt, dann sollte er sich besser zuerst informieren, oder sich zurückhalten.

Selbst in der Deutschen Sprache ist bei Weitem nicht jeder "-ismus" eine Weltanschauung.
Kubismus, Dadaismus, Expressionismus, Surrealismus, Symbolismus, Protestantismus, Taoismus, Idealismus, Realismus, Individualismus, Sadismus, Masochismus, usw.

Wenn man sich öffentlich und kritisch über eine andere Disziplin äußern will, hat man die Pflicht, sich vorher mit den Grundlagen der Disziplin zu befassen. Ansonst läuft man Gefahr solche Fehler zu machen. Das darf sich aber eine Person die in in der Öffentlichkeit steht wie der Kardinal, nicht erlauben (Politiker sind wegen weit unbedeutenderen Aussagen zurückgetreten - siehe Fall Bundespräsident Köhler). Wenn man keine Ahnung hat sollte man zurückhaltender sein. Deshalb legen die Ausagen des Kardinals eine unentschuldbare Ignoranz der Fakten an den Tag.

closs hat geschrieben:Hat er sich entschuldigt oder hat er präzisiert? -
Meines Wissens, Beides.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Wenn Gefühle aus körperlichen Reaktionen entstehen, dann wäre es unredlich das umgekehrt zu interpretieren.
Biologie KANN doch nur in dieser Einbahnstraße denken - das ist ihre Disziplin.
Tja... Jene Experimente lassen aber kein Spielraum für Interpretation offen. Ein Fluss fließt ja auch nicht bergauf.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Was interessieren "ältere Rechte"? Wir leben heute. Heutiges Verständnis ist wichtiger.
Für die Alltagssprache ja - philosophisch ist das nicht hinreichend.
Tja... Auch die Philosophie muss sich dem Zeitgeist anpassen.

closs hat geschrieben:Es gibt auch Fälle, bei denen durch seelische Behandlung lebenslange Katatonien durch Haldol & Co verhindert werden konnten.
Ja sicher. Kaum ein Medikament ist frei von Nebenwirkungen.
Wenn in 5% der Fälle Nebenwirkungen auftreten, sollte man dann das Medikament den restlichen 95% verwehren? Was ist vertretbarer, Menschen nicht zu behandeln, oder Nebenwirkungen in Kauf zu nehmen? Dieser Gewissensfrage stellen sich tatgtäglich millionen Ärzte auf der ganzen Welt. Das ist ihr Job und ihr Risiko.

Die biologischen Fakten sprechen eine deutliche Sprache: Viele Arten von Depression lassen sich heute durch Medikamente kurieren (nicht bloß die Symptome unterdrücken).

closs hat geschrieben:Er räumt Zweifel ein - das gehört zur Demut des Menschen nach christlicher Lesart. - Aber das darf man doch nicht gegen die Kirche verwenden - das ist doch kein Zeichen von Schwäche.
George Coyne ist demütig aber nicht schwach... ganz im Gegenteil. Vor allem lässt er durchblicken, dass er oft Mühe hat, Glaubensdogmen mit wissenschatlicher Erkenntnis zu versöhnen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#39 Re: Wie wichtig ist Wissenschaft?

Beitrag von closs » Fr 31. Okt 2014, 17:15

Pluto hat geschrieben: "Neo-Darwinism" ist der englische Name der Evolutionstheorie.
Schönborn stellt eindeutig Wissenschaft und Ismen gegenüber. - Dass dies im Englischen sprachlich vermischt ist, hätte er vielleicht wissen können - aber allein die sprachliche Vermischung ist schon kritisch.

Pluto hat geschrieben:Wenn der Kardinal eine englischsprachiges Interview über Biologie gibt
Das war kein Interview über Biologie - es war ein Interview über materialistische Weltbilder, von denen sich Wissenschaft fernhalten sollte.

Pluto hat geschrieben:Selbst in der Deutschen Sprache ist bei Weitem nicht jeder "-ismus" eine Weltanschauung.
Nicht unbedingt immer Weltanschauung - Ismus "bezeichnet ein Abstraktum, oft ein Glaubenssystem, eine Lehre, eine Ideologie oder eine geistige Strömung in Geschichte, Wissenschaft oder Kunst" (wik).

Pluto hat geschrieben:Deshalb legen die Ausagen des Kardinals eine unentschuldbare Ignoranz der Fakten an den Tag.
Das darf man DANN meinen, wenn man forciert, dies sei ein Interview über Biologie gewesen - würde Schönborn nie machen - so blöde ist er nicht.

Pluto hat geschrieben:Jene Experimente lassen aber kein Spielraum für Interpretation offen.
Innerhalb des Gefälles des dazugehörigen Systems ist das richtig - aber mehr eben sagt es nicht aus. - Es taugt nicht zu einer ontologischen Aussage, was auf Meta-Ebene "ist" - es sagt im Grunde etwas über die Denkweise der Biologie aus, nicht aber über das Sein.

Pluto hat geschrieben:Auch die Philosophie muss sich dem Zeitgeist anpassen.
So weit kommt's noch :devil: - Nein - es muss zu allen Zeiten Strömungen geben, die frei sind von den Windungen einer vergänglichen Zeit-Epoche.

Pluto hat geschrieben: Was ist vertretbarer, Menschen nicht zu behandeln, oder Nebenwirkungen in Kauf zu nehmen?
Das sollten Spezialisten für seelische und psychiatrische Behandlung abwägen - sicherlich nicht immer einfach. - Es wäre schön, wenn diesbezüglich interdisziplinär gearbeitet werden würde - vielleicht gibt es das ja schon.

Pluto hat geschrieben: Vor allem lässt er durchblicken, dass er oft Mühe hat, Glaubensdogmen mit wissenschatlicher Erkenntnis zu versöhnen.
Ich kenne seine Werk nicht gut genug - er wird hoffentlich nicht versuchen, die Genesis naturwissenschaftlich zu erklären - das wäre gegen die Lehre der RKK.

Pluto
Administrator
Beiträge: 43975
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:56
Wohnort: Deutschland

#40 Re: Wie wichtig ist Wissenschaft?

Beitrag von Pluto » Fr 31. Okt 2014, 18:22

closs hat geschrieben:Dass dies im Englischen sprachlich vermischt ist, hätte er vielleicht wissen können - aber allein die sprachliche Vermischung ist schon kritisch.
Es ist auch im Deutschen sprachlich vermischt...
Kubismus, Dadaismus, Expressionismus, Surrealismus, Symbolismus, Protestantismus, Taoismus, Idealismus, Realismus, Individualismus, Sadismus, Masochismus, usw.
Wenn dich das nicht überzeugt, lassen sich bestimmt noch weitere "-ismen" finden, die keine Weltanschauungen sind.

closs hat geschrieben:Das war kein Interview über Biologie - es war ein Interview über materialistische Weltbilder, von denen sich Wissenschaft fernhalten sollte.
Es war ein Artikel zur Anerkennung der Evolutionstheorie durch die Kirche .

closs hat geschrieben:Nicht unbedingt immer Weltanschauung - Ismus "bezeichnet ein Abstraktum, oft ein Glaubenssystem, eine Lehre, eine Ideologie oder eine geistige Strömung in Geschichte, Wissenschaft oder Kunst" (wik).
Nein, das muss nicht sein.
Ein "Ismus" kann alles Mögliche sein: Kunstrichtung, Religion, Krankheit, persönliche Präferenz (Narzissmus, Egoismus, Sadismus) usw.
Mir fallen zur o.a. Liste noch ein: Militarismus, Anarchismus, Dualismus

Vermutlich gibt es selbst in der deutschen Sprache mehr "Ismus"-Worte die NICHTS mit einer Weltanschauung zu tun haben, als mit.
closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Deshalb legen die Aussagen des Kardinals eine unentschuldbare Ignoranz der Fakten an den Tag.
Das darf man DANN meinen, wenn man forciert, dies sei ein Interview über Biologie gewesen - würde Schönborn nie machen - so blöde ist er nicht.
Dass er blöd ist, habe ICH nicht gesagt.
Es war wohl kein Interview sondern ein "Gastkommentar" des Kardinals in der NYT...
Zitat aus kathpress.at dazu:
"Der Gastkommentar in der „New York Times“ erschien am 7. Juli, 2005 unter dem Titel "Finding design in nature"
Warum willst du nicht anerkennen, dass das Thema ganz eindeutig Biologie war?

closs hat geschrieben:
pluto hat geschrieben:Jene Experimente lassen aber kein Spielraum für Interpretation offen.
Innerhalb des Gefälles des dazugehörigen Systems ist das richtig - aber mehr eben sagt es nicht aus.
Doch, es ist eindeutig. So eindeutig wie dass Tageslicht von der Sonne kommt, und nicht umgekehrt.

closs hat geschrieben:Es taugt nicht zu einer ontologischen Aussage, was auf Meta-Ebene "ist"
Das war keine ontologische Aussage, sondern einfach eine allgemeingültige empirische Beobachtung.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Auch die Philosophie muss sich dem Zeitgeist anpassen.
So weit kommt's noch :devil:
Damit muss man sich abfinden.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben: Was ist vertretbarer, Menschen nicht zu behandeln, oder Nebenwirkungen in Kauf zu nehmen?
Das sollten Spezialisten für seelische und psychiatrische Behandlung abwägen - sicherlich nicht immer einfach. - Es wäre schön, wenn diesbezüglich interdisziplinär gearbeitet werden würde - vielleicht gibt es das ja schon.
Vielleicht eine Untersuchungskommision bilden? Dein Vorschlag ist utopisch! Verschreiben oder nicht, muss jeder Arzt bei jedem Patienten zig-mal am Tag ganz allein entscheiden.

closs hat geschrieben:er wird hoffentlich nicht versuchen, die Genesis naturwissenschaftlich zu erklären - das wäre gegen die Lehre der RKK.
Natürlich. George Coyne bleibt da wirklich der rkK treu. Er warnt aber davor, die Bibel als naturwissenschaftliches Lehrbuch zu betrachten.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Antworten