Was ist Liebe.?

Alle Themen aus Naturwissenschaft & Technik die nicht in die Hauptthemen passen.
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kandyra
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#1 Was ist Liebe.?

Beitrag von kandyra » Mo 20. Mai 2013, 13:13

Nach neuster Wissenschaftlichen Erkenntnissen?
Oder auch ohne messbare wissenschaftliche Erkenntnisse?
Kann dazu ein Wissenschaftler überhaupt etwas sagen?

Würde mich interessieren wie er Liebe definiert.
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Demian
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#2 Re: Was ist Liebe.?

Beitrag von Demian » Mo 20. Mai 2013, 15:57

Liebe ist für mich vorallem die Fürsorge eines Ich für ein Du, eine Haltung, in der der Mensch seine Selbstsucht und seine innere Abgeschlossenheit transzendiert; um so zu aufrichtiger Selbstliebe imstande zu sein. Das gehört zusammen. Erich Fromm hat unteranderem das sozialpsychologisch herausgearbeitet.

„Wenn ich einen Menschen wahrhaft liebe, so liebe ich alle Menschen, so liebe ich die Welt, so liebe ich das Leben. Wenn ich zu einem anderen sagen kann: "Ich liebe dich", muß ich auch sagen können: "Ich liebe in dir auch alle anderen, ich liebe durch dich die ganze Welt, ich liebe in dir auch mich selbst." 

„Die Liebe zu anderen und die Liebe zu uns selbst stellen keine Alternative dar; ganz im Gegenteil wird man bei allen, die fähig sind, andere zu lieben, beobachten können, daß sie auch sich selbst lieben. Liebe ist grundsätzlich unteilbar; man kann die Liebe zu anderen Liebes-"Objekten" nicht von der Liebe zum eigenen Selbst trennen.“

„Das Erlebnis der Vereinigung mit dem Menschen oder, religiös ausgedrückt, mit Gott ist keineswegs irrational. Es ist ganz im Gegenteil, wie Albert Schweitzer dargelegt hat, das Ergebnis des Rationalismus in seiner kühnsten und radikalsten Konsequenz. Es beruht auf unserem Wissen um die grundsätzlichen und nicht zufälligen Grenzen unserer Erkenntnis, auf unserem Wissen darum, daß wir das Geheimnis des Menschen und des Universums nie "begreifen" werden, daß wir es aber trotzdem im Akt der Liebe "erkennen" können.“

Infantile Liebe folgt dem Prinzip: „ich liebe, weil ich geliebt werde.“ Reife Liebe folgt dem Prinzip: „Ich werde geliebt, weil ich liebe.“ Unreife Liebe sagt: „Ich liebe dich, weil ich dich brauche.“ Reife Liebe sagt: „Ich brauche dich, weil ich dich liebe.“ ― (1956a: Die Kunst des Liebens, in: Erich-Fromm-Gesamtausgabe (GA) Band IX, S. 464.)


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kandyra
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#3 Re: Was ist Liebe.?

Beitrag von kandyra » Mo 20. Mai 2013, 20:21

Demian hat geschrieben: Infantile Liebe folgt dem Prinzip: „ich liebe, weil ich geliebt werde.“ Reife Liebe folgt dem Prinzip: „Ich werde geliebt, weil ich liebe.“ Unreife Liebe sagt: „Ich liebe dich, weil ich dich brauche.“ Reife Liebe sagt: „Ich brauche dich, weil ich dich liebe.“ ― (1956a: Die Kunst des Liebens, in: Erich-Fromm-Gesamtausgabe (GA) Band IX, S. 464.)

Ja, Fromm bringt es gut auf den Punkt. :thumbup:

Meine Frage war allerdings vor allem an die Wissenschaft hier gestellt, die das Irrationale ausschliesst und dann kann es ja auch gar keine Liebe geben, denn was sollte das sein, lässt sich ja nicht messen noch rational verstehen.
Wie erklärt die Wissenschaft die Liebe.?
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Demian
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#4 Re: Was ist Liebe.?

Beitrag von Demian » Di 21. Mai 2013, 21:03

Man kann sagen, dass Liebe, innerhalb der Sexualität, über körpereigene Duftstoffe molekulare Erkennungszeichen produziert, die dann eine unbewusste Übereinstimmung oder Ablehnung pro Fortpflanzung anzeigen; oder man kann sagen, dass im Zustand der Verliebtheit wesentlich endogene Opiate im Hypophysenzwischenlappen ausgeschüttet werden ( bzw. ein Cocktail aus Adrenalin, Endorphinen, Dopamin, Cortisol und Pheromonen ... ). Man kann die Chemie der Liebe beschreiben, aber es gibt keine biochemische Definition für Liebe, da sie ein sehr vielseitiges Phänomen ist. Wie hätte man zum Beispiel platonische Liebe zu beschreiben? Da sind Kunst und Philosophie die geeigneteren Medien.

kandyra hat geschrieben:
Demian hat geschrieben: Infantile Liebe folgt dem Prinzip: „ich liebe, weil ich geliebt werde.“ Reife Liebe folgt dem Prinzip: „Ich werde geliebt, weil ich liebe.“ Unreife Liebe sagt: „Ich liebe dich, weil ich dich brauche.“ Reife Liebe sagt: „Ich brauche dich, weil ich dich liebe.“ ― (1956a: Die Kunst des Liebens, in: Erich-Fromm-Gesamtausgabe (GA) Band IX, S. 464.)

Ja, Fromm bringt es gut auf den Punkt. :thumbup:

Meine Frage war allerdings vor allem an die Wissenschaft hier gestellt, die das Irrationale ausschliesst und dann kann es ja auch gar keine Liebe geben, denn was sollte das sein, lässt sich ja nicht messen noch rational verstehen.
Wie erklärt die Wissenschaft die Liebe.?

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Josi
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#5 Re: Was ist Liebe.?

Beitrag von Josi » Di 21. Mai 2013, 21:32

kandyra hat geschrieben:Würde mich interessieren wie er Liebe definiert.
Hallo zusammen,

wie ich sehe, wird das Thema hier recht zurückhaltend behandelt. :)

Was Liebe wissenschaftlich definiert ist, lässt sich schnell erklären: Eine kulturevolutionäre Entwicklung.

Oder anders erklärt: Liebe lässt sich auch mit dem Wort "Interesse" übersetzen.
Was uns nicht interessiert, oder wir nicht kennen, können wir nicht lieben, sondern bestenfalls nach dessen Entdeckung erst lieben lernen.
Liebe kann somit als Erkenntnisprozess verstanden werden, wobei die sinnliche Wahrnehmung zu den intensivsten Wahrnehmungsweisen überhaupt gehört.
Letzteres erleben frisch verliebte Menschen recht bewusst, so z. B. wenn man sich in die Augen schaut, die Hand des Anderen hält u.s.w. u.s.f..

Liebe kann daher nicht zur Auflage, oder um es im theistischen Jargon zu sagen, zum Gebot gemacht werden, denn Liebesgefühle, als auch andere Gefühle beschreiben und folgen keinen Vorschriften.
Und wer Liebe in seiner wirklichen Bedeutung völig verzerren, oder gar vergewaltigen möchte, kann das z. B. dadurch tun, indem man Liebe von Leistungen abhängig macht.
Zu Letzterem möchte ich nur zu gerne sagen: "Willkommen in der Welt der Leistungsgesellschaften!"

Kann es sein, dass deshalb das Thema "Liebe" recht zurückhaltend behandelt wird, weil nur wenige Ausnahmen dieses schöne Gefühl nicht von erbrachten Leistungen abhängig machen?

LG, Josi ;)
Wer propagiert, es sei nicht schlimm wenn Menschen - einschließlich Kinder - getötet werden, da sie bei Gott weiter leben würden, gehört selbst auf der Stelle mit der Begründung getötet: "DIES SEI AUCH DIR GEGÖNNT!!!"

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Demian
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#6 Re: Was ist Liebe.?

Beitrag von Demian » Di 21. Mai 2013, 21:43

Im theistischen Jargon ist Liebe mehr als ein Gefühl; darum wird es auch anders behandelt. Worin ich mit dir übereinstimme: Liebe ist ein Erkenntnisprozess. Man kann unter Liebe die Finalität der Evolution, das Zusammenfallen von Selbst- und Welterkenntnis verstehen, wie es Meister Eckhart begriff. Falls man überhaupt irgendwelche Idealtypen aufmachen mag: Westlich: individuelle Selbstentfaltung / Östlich: universale Selbsttranszendenz. In beidem spiegelt sich die Schatzkammer der west-östlichen Weisheit zu einer großen Symmetrie.

Josi hat geschrieben: Liebe kann daher nicht zur Auflage, oder um es im theistischen Jargon zu sagen, zum Gebot gemacht werden, denn Liebesgefühle, als auch andere Gefühle beschreiben und folgen keinen Vorschriften.

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#7 Re: Was ist Liebe.?

Beitrag von Josi » Di 21. Mai 2013, 22:12

Demian hat geschrieben:Im theistischen Jargon ist Liebe mehr als ein Gefühl; darum wird es auch anders behandelt.
Hi Demian,

wie im Konkreten wird nach theistischem Jargon Liebe aufgefasst und behandelt, wenn nicht einzig als Gebot/Auflage?

LG, Josi :chapeau:
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#8 Re: Was ist Liebe.?

Beitrag von Pluto » Di 21. Mai 2013, 22:26

kandyra hat geschrieben:Meine Frage war allerdings vor allem an die Wissenschaft hier gestellt, die das Irrationale ausschliesst und dann kann es ja auch gar keine Liebe geben, denn was sollte das sein, lässt sich ja nicht messen noch rational verstehen.
Wie erklärt die Wissenschaft die Liebe.?
Was willst du wissen, Kandy?
Eines kann ich dir versichern: Wissenschaftler können genauso lieben wie andere Menschen auch.

Wirkliche Liebe ist eine komplexe Emotion die den ganzen Körper berührt, nicht nur das Gehirn. Wie jede andere Emotion, ist Liebe komplexes Konstrukt aus Hormonausschüttungen kombiniert mit Hirnaktivität.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#9 Re: Was ist Liebe.?

Beitrag von kandyra » Di 21. Mai 2013, 22:37

Pluto hat geschrieben: Wie jede andere Emotion, ist Liebe komplexes Konstrukt aus Hormonausschüttungen kombiniert mit Hirnaktivität.

. . . . ja, so in etwa hab ich mir das gedacht... Bild
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#10 Re: Was ist Liebe.?

Beitrag von kandyra » Di 21. Mai 2013, 22:42

Demian hat geschrieben:Man kann sagen, dass Liebe, innerhalb der Sexualität, über körpereigene Duftstoffe molekulare Erkennungszeichen produziert, die dann eine unbewusste Übereinstimmung oder Ablehnung pro Fortpflanzung anzeigen; oder man kann sagen, dass im Zustand der Verliebtheit wesentlich endogene Opiate im Hypophysenzwischenlappen ausgeschüttet werden ( bzw. ein Cocktail aus Adrenalin, Endorphinen, Dopamin, Cortisol und Pheromonen ... ).


Grins....ja, der Cocktail der chemischen Prozesse, sowas hab ich mal gelesen gehabt, wo war das....da gibt es ein Hormon "Oxytocin" weis gerade nicht mehr wozu es genau ist..?!

Demian hat geschrieben: Man kann die Chemie der Liebe beschreiben, aber es gibt keine biochemische Definition für Liebe, da sie ein sehr vielseitiges Phänomen ist. Wie hätte man zum Beispiel platonische Liebe zu beschreiben? Da sind Kunst und Philosophie die geeigneteren Medien.

ja gute Frage, wie ist platonische Liebe.
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