Unwissenschaftlichkeit in Gender Studies

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closs
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#21 Re: Unwissenschaftlichkeit in Gender Studies

Beitrag von closs » Mo 8. Okt 2018, 15:09

ThomasM hat geschrieben:Und rate mal, wo deine neutrale Hermeneutik bleibt, wenn die Verfechter der reinen Lehre die Oberhand behalten.
Die gefahren sind mir wohl bewusst - das richtige Stichwort wäre hier Orwells "1984". - Andererseits: Gibt es überhaupt eine neutrale Hermeneutik?

Auch für Dich ein Beispiel, das hier schon mehrfach gebracht wurde:
1) Wie wollen wissen, wieviele inländische Moslems "extremistisch" sind.
2) Wir definieren "extremistisch" als "Wenn jemand göttliche Gesetze höher achtet als weltliche Gesetze" - so gesehen sind 100% aller "echten" Christen "extremistisch".
3) Wir untersuchen diese Frage wissenschaftlich sauber - die Wissenschaftlichkeit bleibt also NICHT auf der Strecke - und kommen auf 38% (erstaunlich wenig).
4) Wir haben eine Schlagzeile "Wissenschaftlich bewiesen: Mehr als ein Drittel aller Muslime unter uns sind Extremisten".

Alternative:
1) ...
2) Wir definieren "extremistisch" als "Wenn jemand gegen das Grundgesetz arbeitet und gar mit Gewalt gegen Gesetze vorgeht".
3) ... Wir kommen auf 1%
4) Das ist KEINE Schlagzeile, weil diese Info nicht in die momentane Stimmung der Meinungsmacher passt.

Beides ist wissenschaftlich zustandegekommen. - Um auf Deinen Punkt zu kommen: Neutrale Hermeneutik gibt es wahrscheinlich nicht, aber sicherlich redliche und unredliche Hermeneutik. - Aber wer entscheidet das?

Für mich ist die obige erste Hermeneutik unredlich und sogar auf Volksverhetzung ausgerichtet - Du wirst aber Menschen finden, die das ganz anders sehen. - Wir haben keine gemeinsamen Grundlagen (mehr?), was redlich und was unredlich ist.

ThomasM
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#22 Re: Unwissenschaftlichkeit in Gender Studies

Beitrag von ThomasM » Mo 8. Okt 2018, 16:45

closs hat geschrieben: Beides ist wissenschaftlich zustandegekommen. - Um auf Deinen Punkt zu kommen: Neutrale Hermeneutik gibt es wahrscheinlich nicht, aber sicherlich redliche und unredliche Hermeneutik. - Aber wer entscheidet das?
Entscheiden tun die, die - in welchem Sinn auch immer - die Macht haben, dies festzulegen.

Und genau das war der wesentliche Fortschritt bei Einführung der Naturwissenschaften. Statt menschlich, politisches Machtgerangel um die Deutungshoheit wurde die Natur als neutraler Entscheider eingeführt. Experimente entscheiden jenseits aller Hermeneutik (zwar nicht Voraussetzungslos, aber mit so allgemeinen und geringen Voraussetzungen, wie nirgendwo anders).

Durch diese Loslösung von menschlichen Machtinteressen wurde eine jetzt über 400 Jahre andauernde Entwicklung zum Wohle der Mehrheit der Menschen eingeleitet.

Diese Erfolge machten die anderen Wissenschaften neidisch und sie versuchten, sich an diese Erfolge anzuhängen. Das geht teilweise, solange die Objektivität, die Neutralität zu den politischen und weltlichen Interessen einzelner Menschen, als Grundsatz erhalten blieb.
Wenn die Vertreter einer Fachrichtung jetzt gewillt sind, diesen Grundsatz ihren persönlichen Interessen zu opfern, dann wird dies zu einem Rückfall in alte Vorgehensweisen führen. Das Problem ist, dass diejenigen, die das ausbaden müssen, nicht diejenigen sind, die jetzt ihre Vorteile daraus ziehen.
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

closs
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#23 Re: Unwissenschaftlichkeit in Gender Studies

Beitrag von closs » Mo 8. Okt 2018, 17:01

ThomasM hat geschrieben:Und genau das war der wesentliche Fortschritt bei Einführung der Naturwissenschaften. Statt menschlich, politisches Machtgerangel um die Deutungshoheit wurde die Natur als neutraler Entscheider eingeführt.
Das geht aber nur in den Naturwissenschaften - und selbst dort kann man "nachweisen", dass Fleisch gesund ist und die Menschen mehr Fleisch essen sollten, wenn man eine Fragestellung so gestaltet, wie es dazu erforderlich ist.

Uneingeschränkt zustimmen würde ich Dir in naturwissenschaftlichen Gebieten, bei denen keine Gefahr des Missbrauchs besteht: Niemand in der Öffentlichkeit hat ein Interesse daran, ob das Higgins-Teilchen gefunden wird oder nicht - da ist Wissenschaft unter sich. - Die Kontaminierung beginnt erst, wenn eine Schnittstelle zur Öffentlichkeit von Interesse sein kann.

ThomasM hat geschrieben:Wenn die Vertreter einer Fachrichtung jetzt gewillt sind, diesen Grundsatz ihren persönlichen Interessen zu opfern, dann wird dies zu einem Rückfall in alte Vorgehensweisen führen.
Ich bin mir nicht sicher, dass sie wissenschaftliche Grundsätze opfern - denn wer könnte sich heute noch leisten, Arbeiten als "wissenschaftlich" vorzustellen, wenn darin wissenschaftliche Fehler drin sind? - Ich sehe eher das Problem darin, dass man bei Wahrnung wissenschaftlicher Regeln gleichzeitig Ergebnisse so gestalten kann, dass sie beabsichtigt Interessen bedienen. - Zur Erinnerung:

ThomasM hat geschrieben:Dazu kommt noch, dass man mit der "richtigen" Formulierung der Fragestellung das Ergebnis schon zu großen Teilen vorherbestimmen kann. - Und wenn es mit der Zielerreichung einer Studie doch mal nicht klappt, wird sie einfach nicht veröffentlicht.

JackSparrow
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#24 Re: Unwissenschaftlichkeit in Gender Studies

Beitrag von JackSparrow » Mo 8. Okt 2018, 21:28

closs hat geschrieben:Das geht aber nur in den Naturwissenschaften - und selbst dort kann man "nachweisen", dass Fleisch gesund ist und die Menschen mehr Fleisch essen sollten, wenn man eine Fragestellung so gestaltet, wie es dazu erforderlich ist.
Offenbar hat man dich ja schon glaubensmäßig davon überzeugt, dass Fleisch ungesund sei, da du das "nachweisen" sonst nicht in Anführungszeichen gesetzt hättest.

Würde der Herausgeber eines Hausfrauen- oder Esoterikermagazins ein Studienergebnis veröffentlichen, das vermuten lässt, dass Fleisch eventuell gesund sein könnte, würde das die Abonnentenzahl und den Quartalsgewinn sofort um ein Viertel reduzieren. Wen kümmert da noch eine ausgewogene Berichterstattung.

Niemand in der Öffentlichkeit hat ein Interesse daran, ob das Higgins-Teilchen gefunden wird oder nicht - da ist Wissenschaft unter sich. - Die Kontaminierung beginnt erst, wenn eine Schnittstelle zur Öffentlichkeit von Interesse sein kann.
Vermutlich glaubt diese Öffentlichkeit, über die Physiologie des Verdauungstraktes besser informiert zu sein als über Elementarteilchen und daher die Wirkungen und Nebenwirkungen des Fleischverzehrs kompetent einschätzen zu können. Wohl noch nie einer Physiologie-Vorlesung gesessen.

closs
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#25 Re: Unwissenschaftlichkeit in Gender Studies

Beitrag von closs » Mo 8. Okt 2018, 21:46

JackSparrow hat geschrieben:Offenbar hat man dich ja schon glaubensmäßig davon überzeugt, dass Fleisch ungesund sei, da du das "nachweisen" sonst nicht in Anführungszeichen gesetzt hättest.
Nein - es wäre dasselbe, wenn hier statt "gesund" "krank" stehen würde.

JackSparrow hat geschrieben:Würde der Herausgeber eines Hausfrauen- oder Esoterikermagazins ein Studienergebnis veröffentlichen, das vermuten lässt, dass Fleisch eventuell gesund sein könnte, würde das die Abonnentenzahl und den Quartalsgewinn sofort um ein Viertel reduzieren.
Wenn es aber in einer Apotheken-Zeitung steht, würde der Fleischkonsum hochgehen.

JackSparrow hat geschrieben:Vermutlich glaubt diese Öffentlichkeit, über die Physiologie des Verdauungstraktes besser informiert zu sein als über Elementarteilchen und daher die Wirkungen und Nebenwirkungen des Fleischverzehrs kompetent einschätzen zu können.
Falsche Spur. - Es geht nicht um bessere Informiertheit, sondern um Betroffenheit - jeder isst.

Es gilt für BEIDE Seiten: "Fleisch ist gesund" oder "Fleisch ist ungesund".

Pluto
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#26 Re: Unwissenschaftlichkeit in Gender Studies

Beitrag von Pluto » Di 9. Okt 2018, 09:38

closs hat geschrieben:
JackSparrow hat geschrieben:Vermutlich glaubt diese Öffentlichkeit, über die Physiologie des Verdauungstraktes besser informiert zu sein als über Elementarteilchen und daher die Wirkungen und Nebenwirkungen des Fleischverzehrs kompetent einschätzen zu können.
Falsche Spur. - Es geht nicht um bessere Informiertheit, sondern um Betroffenheit - jeder isst.
Ja. Jeder isst um zu leben, aber die Meisen sind ahnungslos, was ihre Verdauung betrifft. Biologisch gesehen, sind wir Fleischesser, nicht Veganer.
Insofern, ist der Verzehr von Fleisch Teil unserer Ernährung. Fleisch ist daher kein "neutrales" Lebensmittel.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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Janina
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#27 Re: Unwissenschaftlichkeit in Gender Studies

Beitrag von Janina » Di 9. Okt 2018, 09:53

Pluto hat geschrieben:Biologisch gesehen, sind wir Fleischesser, nicht Veganer.
Gibt es überhaupt "biologische Veganer"?

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#28 Re: Unwissenschaftlichkeit in Gender Studies

Beitrag von Pluto » Di 9. Okt 2018, 10:10

Janina hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Biologisch gesehen, sind wir Fleischesser, nicht Veganer.
Gibt es überhaupt "biologische Veganer"?
Oh ja, zu Hauf: Kühe, Hasen, Antilopen, Gazellen, Elefanten, Giraffen, Nashörner, Brontosaurus usw... Diese Tiere sind/waren alle auf den Verzehr von schwerverdaulichem Grünzeug (Gras, Blätter) spezialisiert.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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Janina
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#29 Re: Unwissenschaftlichkeit in Gender Studies

Beitrag von Janina » Di 9. Okt 2018, 12:57

Pluto hat geschrieben:
Janina hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Biologisch gesehen, sind wir Fleischesser, nicht Veganer.
Gibt es überhaupt "biologische Veganer"?
Oh ja, zu Hauf: Kühe, Hasen, Antilopen, Gazellen, Elefanten, Giraffen, Nashörner, Brontosaurus usw... Diese Tiere sind/waren alle auf den Verzehr von schwerverdaulichem Grünzeug (Gras, Blätter) spezialisiert.
Alles Säugetiere, und Milch ist nicht vegan. :P

Martinus
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#30 Re: Unwissenschaftlichkeit in Gender Studies

Beitrag von Martinus » Mi 17. Okt 2018, 20:00

es gibt ihn doch..........den gesunden Menschenverstand. :o Ungarn macht es in Sachen Gender vor :thumbup:

https://derstandard.at/2000089441118/Un ... er-Studies
Angelas Zeugen wissen was!

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