Wissenschaft und Talmud

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janosch
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#31 Re: Wissenschaft und Talmud

Beitrag von janosch » Mi 24. Okt 2018, 11:09

Pluto hat geschrieben:
Travis hat geschrieben:Die Freiheit des Einzelnen hört in der Regel dort auf, wo die Freiheit des Nächsten angetastet wird. Wenn eine Mutter das Kind nach der Geburt nicht haben will, soll sie es zur Adoption freigeben. Hier in Deutschland gibt es da genug Möglichkeiten.
Auch im Fall einer Vergewaltigung?

Du räumt hier dem Embryo Rechte ein, und urteilst willkürlich über die Interessen der Frau hinweg.

Ich würde noch dazu sagen, (also nicht das ich behaupte das so ist) wenn so wäre.... wenn meine Frau, oder eben ein religiöse Braut vergewaltigt werden, dann würde jeder, ohne wenn und aber diese Sprössling aufziehen?? Oder adaptieren? Oder lieber umlenken und wegzugucken... :roll:
Darum habe ich bei Janina Argument, was sie sagte über Abtreibung, wegen "freiwilligen Entscheidung" echt nachgedacht. ;)

Rilke
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#32 Re: Wissenschaft und Talmud

Beitrag von Rilke » Mi 24. Okt 2018, 17:51

Pluto hat geschrieben:Dass das Embryo ziemlich weit fortgeschrittten ist, will ich nicht bestreiten, aber ist es da schon eine Person mit einer Persönlichkeit? Ich denke hier stehen die Interessen der Mutter (eindeutig eine Person) und die des heranwachsenden Fötus möglicherweise im krassen Gegensatz zu einander. Wir müssen die Freiheit der Mutter, über sich zu entscheiden, gerecht werden. Das geht nur über die Möglichkeit einer Abtreibung. Wie gesagt, man kann über den Zeitpunkt reden, aber nicht prinzipiell über die freie Entscheidung der Mutter.
[...]
Was wäre denn deiner Meinung nach gerechtfertigt? Bedenke, es geht nicht zuletzt auch um die Interessen der Mutter
Hey Pluto,

naja, ich würde da zwei Dinge nicht durcheinander bringen.
1) Was braucht es, um ein vollwertiger Mensch zu sein (Eine Persönlichkeit?)?
2) Inwiefern hat die Mutter die Freiheit, über das Leben des Kindes zu entscheiden?

Die erste Frage würde ich folgendermaßen beantworten: Selbst eine befruchtete Eizelle stellt einen Menschen in seinem frühest möglichen Entwicklungsstadiums dar. Lassen wir die Zelle sich in Ruhe weiterentwickeln, so wird ein Baby geboren. Von daher würde ich den Zeitpunkt der Entstehung des menschlichen Lebens mit dem der Empfängnis gleichsetzen. (Dabei lag auch meine Kritik an der Talmudstelle)
Wenn wir anerkennen und akzeptieren, dass die befruchtete Eizelle zu jedem Zeitpunkt menschliches Leben in sich trägt, dann ist es für mich schwer über die Frage nach dem Wert dieses Lebens zu entscheiden.
Nehmen wir einen Hirntoten Menschen als Beispiel. Er verfügt zum Zeitpunkt seines Komas über keine Persönlichkeit und sollte er wie durch ein Wunder aufwachen, so wäre er im Entwicklungsstadiums eines Neugeborenen. Würdest du diesem Menschen das Recht aufs Weiterleben verneinen, aufgrund der Tatsache, dass er keine Persönlichkeit mehr besitzt (oder möglicherweise keine Hirnfunktion)? Also sollte man die lebenserhaltenden Maschinen einer solchen Person abdrehen, sofern keine Wahrscheinlichkeit des Aufwachens und der Entwicklung einer Persönlichkeit besteht?

Die zweite Frage hängt vom Ergebnis der ersten ab:
Sage ich, dass die befruchtete Eizelle menschliches Leben beinhaltet, so wäre die bewusste, gewollte und geplante Zerstörung ("Beendigung") des Lebens einem Mord gleichzusetzen, ganz gleich welchem Beweggrund das zugrunde gelegen haben mag. Denn worin unterscheidet sich das Töten menschlichen Lebens außerhalb eines Mutterbauchs vom Töten innerhalb eines Mutterbauchs? Die juristische Definition sollten wir einmal beiseite lassen. Da fällt mir die Radbruch'sche Formel ein: Ein Gesetz ist nicht unbedingt gerecht, nur weil es Recht setzt. Manche Gesetze sind dermaßen unterträglich ungerecht, dass sie nie Recht setzen dürfen. Man denke an NS-Gesetze. Deswegen ist das Argument "Es ist gesetzlich geregelt und allein daher legitim." sehr mit Vorsicht zu genießen.

Pluto hat geschrieben:Interessant. Ich hatte so etwas aus deinen früheren Posts schon vermutet.
Wer ist Jeschua haMaschiach? Meinst du damit Jesus?

Da meine Mutter Jüdin war, macht das mich gewissermaßen auch zum Juden.
Jesus, der Messias. Sehr richtig :)
Dann bist du - halachisch betrachtet (nach jüdischem Recht) - Jude durch Geburt und hast die Möglichkeit dich bei der nächsten Synagoge zu melden, die nehmen dich mit Handkuss auf und feiern die Rückkehr eines verlorenen Sohnes. Aber ich würde dir trotzdem Jesus empfehlen. :D
Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir, und ich gebe ihnen ewiges Leben, und sie gehen nicht verloren in Ewigkeit, und niemand wird sie aus meiner Hand rauben. - Joh 10, 27-28

janosch
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#33 Re: Wissenschaft und Talmud

Beitrag von janosch » Mi 24. Okt 2018, 19:23

Rilke hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Dass das Embryo ziemlich weit fortgeschrittten ist, will ich nicht bestreiten, aber ist es da schon eine Person mit einer Persönlichkeit? Ich denke hier stehen die Interessen der Mutter (eindeutig eine Person) und die des heranwachsenden Fötus möglicherweise im krassen Gegensatz zu einander. Wir müssen die Freiheit der Mutter, über sich zu entscheiden, gerecht werden. Das geht nur über die Möglichkeit einer Abtreibung. Wie gesagt, man kann über den Zeitpunkt reden, aber nicht prinzipiell über die freie Entscheidung der Mutter.
[...]
Was wäre denn deiner Meinung nach gerechtfertigt? Bedenke, es geht nicht zuletzt auch um die Interessen der Mutter
Hey Pluto,

naja, ich würde da zwei Dinge nicht durcheinander bringen.
Wenn du ein angehende Jurist bist, dann muß du wissen, wenn ein“ Gesetz" festgelegt ist, dann muß exakt definieren, wo diese Gesetz am wirken begonnen ist.
Wenn nicht, dann fängst an sinnlos diese Gesetzen auszuhebeln und sein wahre Wirkung dadurch einfach verlieren wird! Das nennt man Willkür!


zB. bei ein 80-er Schild mit 79,999 km/std fährst dann hast du diese Gesetz nicht übertreten! Wirst du nicht bestraft , aber wenn du 80,00001 , muß dein "Leben verloren" weil du das Gesetz übertreten hast! :roll:

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SamuelB
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#34 Re: Wissenschaft und Talmud

Beitrag von SamuelB » Mi 24. Okt 2018, 20:26

Travis hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Dass das Embryo ziemlich weit fortgeschrittten ist, will ich nicht bestreiten, aber ist es da schon eine Person mit einer Persönlichkeit?
An einer vollentwickelten Persönlichkeit würde ich das nicht festmachen, schon gar nicht, wenn keinerlei Hinweise auf eine Entwicklungsstörung erkennbar sind. Ich für mich finde den Gedanken, einen Menschen legal mit dem Hinweis töten zu dürfen, er wäre ja noch nicht ausreichend entwickelt, sehr seltsam.
Pluto hat geschrieben:Ich denke hier stehen die Interessen der Mutter (eindeutig eine Person) und die des heranwachsenden Fötus möglicherweise im krassen Gegensatz zu einander
Die Freiheit des Einzelnen hört in der Regel dort auf, wo die Freiheit des Nächsten angetastet wird. Wenn eine Mutter das Kind nach der Geburt nicht haben will, soll sie es zur Adoption freigeben. Hier in Deutschland gibt es da genug Möglichkeiten.
Vielen Dank, Travis. Das ist ein sehr guter Beitrag, dem ich mich vollumfänglich anschließe.

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