Fragen an den (die) Experten: Naturalistisches Axiom

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ThomasM
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#41 Re: Fragen an den (die) Experten: Naturalistisches Axiom

Beitrag von ThomasM » Mo 12. Aug 2013, 17:13

Lamarck hat geschrieben: Wenn ein Axiom strittig ist, wird daraus ganz automatisch einfach nur eine Hypothese ... .
Wenn man mit "strittig" meint, dass unklar ist, ob das Axiom nicht eventuell aus anderen Axiomen ableitbar und daher nicht fundamental ist: Einverstanden.

Wenn man mit "strittig" meint, dass nicht dieses, sondern ein anderes Axiom grundlegend ist, dann: nicht einverstanden. In diesem Fall ersetzt man das strittige Axiom durch das Neue und schaut, welche Konsequenzen sich ergeben.

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barbara
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#42 Re: Fragen an den (die) Experten: Naturalistisches Axiom

Beitrag von barbara » Mo 12. Aug 2013, 17:33

Lamarck hat geschrieben: Wenn ein Axiom strittig ist, wird daraus ganz automatisch einfach nur eine Hypothese ... .

*Einfach* ist es eben nicht, weil auf gewissen Axiomen riesige theoretische Gebäude ruhen. Wenn die grundlegenden Axiome in Frage gestellt werden, wird die ganze Weltanschauung, die ganze Wissenschaft in Frage gestellt. Man sagt sich eben nicht so leicht "oh wir haben heute wieder ein paar neue Axiome gekriegt." Im Gegenteil, wenn man ein Axiom mal hat, neigt es dazu, über Jahrhunderte und Jahrtausende zu bleiben.

grüsse, barbara

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Lamarck
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#43 Re: Fragen an den (die) Experten: Naturalistisches Axiom

Beitrag von Lamarck » Mo 12. Aug 2013, 18:16

Hi ThomasM!

ThomasM hat geschrieben:
Lamarck hat geschrieben: Wenn ein Axiom strittig ist, wird daraus ganz automatisch einfach nur eine Hypothese ... .
Wenn man mit "strittig" meint, dass unklar ist, ob das Axiom nicht eventuell aus anderen Axiomen ableitbar und daher nicht fundamental ist: Einverstanden.

Wenn man mit "strittig" meint, dass nicht dieses, sondern ein anderes Axiom grundlegend ist, dann: nicht einverstanden. In diesem Fall ersetzt man das strittige Axiom durch das Neue und schaut, welche Konsequenzen sich ergeben.

Axiome sind fundamental, aber nur relativ zu den Gedankengebäuden, die auf diesen errichtet werden. Sie sind nicht fundamental im absoluten Sinne, sonst wären sie damit unbrauchbar! Das Stichwort 'Hilbertprogramm' hatte ich doch schon genannt. Das Axiom ist ein Berg, den Du Dir willkürlich ausgesucht hast, um einen nicht erreichbaren Gipfel zu stürmen. Erreichst Du aber einen Gipfel, ist Hypothese oder Theorie gescheitert und Du suchst Dir einen anderen Berg. Mit der Berg-Metapher vor Augen solltest Du bemerken: Zwischen Deinen beiden Aussagen besteht keinerlei Unterschied.




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#44 Re: Fragen an den (die) Experten: Naturalistisches Axiom

Beitrag von Lamarck » Mo 12. Aug 2013, 18:24

Hi barbara!

barbara hat geschrieben:
Lamarck hat geschrieben: Wenn ein Axiom strittig ist, wird daraus ganz automatisch einfach nur eine Hypothese ... .

*Einfach* ist es eben nicht, weil auf gewissen Axiomen riesige theoretische Gebäude ruhen. Wenn die grundlegenden Axiome in Frage gestellt werden, wird die ganze Weltanschauung, die ganze Wissenschaft in Frage gestellt. Man sagt sich eben nicht so leicht "oh wir haben heute wieder ein paar neue Axiome gekriegt." Im Gegenteil, wenn man ein Axiom mal hat, neigt es dazu, über Jahrhunderte und Jahrtausende zu bleiben.

Wenn die Erde nicht als Scheibe betrachtet wird, ist es nicht mehr nötig, Theorien darüber aufrechtzuerhalten, welchen Durchmesser die Erdscheibe aufweist. Damit ist aus dem Axiom 'Die Erde ist eine Scheibe' bestenfalls die Hypothese 'Die Erde ist eine Scheibe' geworden.




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#45 Re: Fragen an den (die) Experten: Naturalistisches Axiom

Beitrag von barbara » Mo 12. Aug 2013, 19:48

Lamarck hat geschrieben: Wenn die Erde nicht als Scheibe betrachtet wird, ist es nicht mehr nötig, Theorien darüber aufrechtzuerhalten, welchen Durchmesser die Erdscheibe aufweist. Damit ist aus dem Axiom 'Die Erde ist eine Scheibe' bestenfalls die Hypothese 'Die Erde ist eine Scheibe' geworden.

Axiome reichen tiefer als die Form von Himmelskörpern.

Ein Axiom ist zum Beispiel, dass das Universum nach Regeln funktioniert, und nicht regellos, nicht willkürlich und immer anders. Angenommen, dieses Axiom würde umgestossen, wäre die gesamte Naturwissenschaft in Frage gestellt, die auf diesem Axiom beruht.

grüsse, barbara

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#46 Re: Fragen an den (die) Experten: Naturalistisches Axiom

Beitrag von Anton B. » Mo 12. Aug 2013, 20:15

barbara hat geschrieben:Ein Axiom ist zum Beispiel, dass das Universum nach Regeln funktioniert, und nicht regellos, nicht willkürlich und immer anders. Angenommen, dieses Axiom würde umgestossen, wäre die gesamte Naturwissenschaft in Frage gestellt, die auf diesem Axiom beruht.
Ein solches Axiom existiert aber in den Naturwissenschaften nicht.
Die Eiche "ist" - sie steht da - mit oder ohne Wildschweine.

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#47 Re: Fragen an den (die) Experten: Naturalistisches Axiom

Beitrag von barbara » Mo 12. Aug 2013, 20:38

Anton B. hat geschrieben: Ein solches Axiom existiert aber in den Naturwissenschaften nicht.

Natürlich existiert es. Es ist lediglich so selbstverständlich, dass die meisten es nicht für nötig halten, es je auszusprechen. Nur schon die Bezeichnung "Naturgesetz* impliziert ein regelhaftes Geschehen.

grüsse, barbara

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#48 Re: Fragen an den (die) Experten: Naturalistisches Axiom

Beitrag von Pluto » Mo 12. Aug 2013, 21:33

barbara hat geschrieben:Axiome reichen tiefer als die Form von Himmelskörpern.
Was genau willst du uns damit sagen? :?

Ein Axiom ist zum Beispiel, dass das Universum nach Regeln funktioniert...
Das ist kein Axiom. Das ist die Erkenntnis einer Theorie.

...und nicht regellos, nicht willkürlich und immer anders.
Immer anders? :? Das scheint mir ein Widerspruch zu sein.
Wenn die Welt nach Regeln funktioniert, dann immer gleich, und nicht immer anders.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#49 Re: Fragen an den (die) Experten: Naturalistisches Axiom

Beitrag von barbara » Mo 12. Aug 2013, 21:45

Pluto hat geschrieben:Was genau willst du uns damit sagen? :?

nur was ich schon mehrfach sagte: ein Axiom, das diesen Namen verdient, ist die Grundlage ganzer Wissenschaften. und falls das Axiom aus irgend einem Grund in Frage gestellt wird, werden ganze Wissensgebiete damit in Frage gestellt.


Das ist kein Axiom. Das ist die Erkenntnis einer Theorie.

Das ist keine Erkenntnis im Sinne von, nun wissen wir's für immer und ewig. Die Idee des Universums, das nach Regeln funktioniert, ist sehr wohl eine axiomatische Anschauung, die es lange vor jeder Wissenschaft im modernen Sinn gab.

Wir haben noch nie ein Gegenbeispiel gefunden, also nehmen wir mal an, es gälte so.



Wenn die Welt nach Regeln funktioniert, dann immer gleich, und nicht immer anders.

ja eben, darum das Axiom: die Welt funktioniert nach bestimmten Regeln. und eben nicht, im Gegensatz davon, ungeregelt, willkürlich und täglich anders.

grüsse, barbara

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#50 Re: Fragen an den (die) Experten: Naturalistisches Axiom

Beitrag von Pluto » Mo 12. Aug 2013, 22:06

barbara hat geschrieben:nur was ich schon mehrfach sagte: ein Axiom, das diesen Namen verdient, ist die Grundlage ganzer Wissenschaften. und falls das Axiom aus irgend einem Grund in Frage gestellt wird, werden ganze Wissensgebiete damit in Frage gestellt.
Kannst du dazu Beispiele nennen?

Mir scheint, du hast den Begriff "Axiom" nicht verstanden.
Ein Axiom ist lediglich eine Annahme. Deshalb muss es weder belegt noch begründet werden.
Wenn allerdings die Theorien die darauf bauen, widerlegt werden, besteht das Axiom weiterhin, aber es wird u.U. wertlos.

Ein Beispiel eines solchen Axioms ist, dass die Erde der Mittelpunkt des Universums ist. Darauf baute man die Theorie der Epizykeln. Diese wurde durch Galileos heliozentrisches Modell widerlegt. Das Axiom des Geozentrismus wird dadurch nichtig, bzw. es wird zur reinen Hypothese.

Das ist keine Erkenntnis im Sinne von, nun wissen wir's für immer und ewig.
Das habe ich auch nicht behauptet.

Die Idee des Universums, das nach Regeln funktioniert, ist sehr wohl eine axiomatische Anschauung...
Hast du eine naturwissenschaftliche Quelle, die das bestätigt?

Wir haben noch nie ein Gegenbeispiel gefunden, also nehmen wir mal an, es gälte so.
Das ändert nichts an der Aussage eines Axioms, weil es weder begründet, noch bestätigt werden muss.
Du beschreibst das Wesen einer Theorie. Theorien gelten, so lange sie nicht widerlegt, sondern bestätigt werden.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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