Verdienen die Banken zu viel?

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piscator
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#31 Re: Verdienen die Banken zu viel?

Beitrag von piscator » Sa 4. Jan 2014, 16:32

closs hat geschrieben: Was tatsächlich verletzt, ist die These, Wohlhaben und eigene Leistung seien im Normalfall verknüpft. - Denn damit wird der Eindruck erweckt, dass der finanzielle Vermögensstatus ein Spiegel eigener Leistungs-Erbringung sei. - Das wird als große Beleidigung empfunden. - Andererseits wird schon vom Volk erkannt, wenn einer wohlhabend ist und wirklich viel arbeitet - das gönnt man dann gerne ("Mit dem möchte ich nicht tauschen", hört man dann).
Sorry, aber das ist Blödsinn. Leistung und (finanzieller) Status sind sehr wohl miteinander verknüpft und das ist die Norm. Das fängt schon beim normalen Bürger an, der sich über 20 Jahre ein Haus oder eine Wohnung zusammenspart. Das ist definitiv Leistung und der Besitz der Immobilie ist der zurecht erworbene Besitzstatus.

Leistung ist auch, wenn man über Jahre lernt oder studiert und einen Abschluss erwirbt. Oder bist zu der Meinung, dass jeder akademische Würden oder einen Meistertitel ohne Gegenleistung erhalten soll, nur um nicht beleidigt zu sein?
Es würde reichen, wenn man Geld und Leistung nicht nur in der PRaxis, sondern auch offiziell der Öffentlichkeit gegenüber trennt. - Dadurch würden die Menschen nicht fauler werden, aber sie würden auch nicht weiter beleidigt werden.
Das mache ich doch, ich fahre als gut situierter Freiberufler einen 10 Jahre alten Crysler, damit der testosterongeschwängerte junge Facharbeiter aus der Nachbarschaft sich mit seinem neuen 3-er BMW mit krassem Auspuff nicht schämen muss.

Aber kommenden Dienstag gehe ich nach Stuttgart zum Daimler und hole mir eine neue S-Klasse. Da ja Wohlstand und eigene Leistung nach deiner Ansicht nichts mit einander zu tun haben, bekomme ich die Karre bestimmt umsonst. Vielleicht springt dabei noch ein SLK für meine Frau dabei raus, nur damit sie nicht beleidigt ist :mrgreen:
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closs
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#32 Re: Verdienen die Banken zu viel?

Beitrag von closs » Sa 4. Jan 2014, 17:25

piscator hat geschrieben: Leistung und (finanzieller) Status sind sehr wohl miteinander verknüpft und das ist die Norm.
Das trifft in der Tat bedingt in den bürgerlichen Berufen zu - da noch am ehesten. - Ein Bau-Ingenieur darf und soll das 3fache bekommen wie ein einfacher Bauarbeiter. - Mein Blick ging eher dahin, wo "richtiges" Geld verdient wird - nennen wir es "die oberen 5%".

piscator hat geschrieben:Das fängt schon beim normalen Bürger an, der sich über 20 Jahre ein Haus oder eine Wohnung zusammenspart.
Der ist gerade NICHT gemeint. - Mit "Vermögen" meine ich (überm Daumen) 500.000 Euro aufwärts.

piscator hat geschrieben:Oder bist zu der Meinung, dass jeder akademische Würden oder einen Meistertitel ohne Gegenleistung erhalten soll, nur um nicht beleidigt zu sein?
Stop - Du bringst da was durcheinander. - Wir reden nicht von echtem Können, echtem Fleiß und echter fachlicher Qualifikation, sondern vom Zusammenhang zwischen a) einerseits echtem/r fachlichen/r Können, Fleiß und Qualifikation und b) andererseits Geld - hier kann ich nicht erkennen, dass es bei den oberen 5% der Gesellschaft einen übermäßig deutlichen Zusammenhang zwischen a) und b) gäbe. - Da geht es eher nach dem Motto "Money creates Money".

piscator hat geschrieben: Da ja Wohlstand und eigene Leistung nach deiner Ansicht nichts mit einander zu tun haben, bekomme ich die Karre bestimmt umsonst.
Du bekommst die Karre unabhängig davon, ob Du etwas leistest oder nicht - Du wirst sie einfach zahlen müssen. - Weitere Fragen wird man nicht stellen.

Pluto
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#33 Re: Verdienen die Banken zu viel?

Beitrag von Pluto » Sa 4. Jan 2014, 18:50

closs hat geschrieben:Was tatsächlich verletzt, ist die These, Wohlhaben und eigene Leistung seien im Normalfall verknüpft. - Denn damit wird der Eindruck erweckt, dass der finanzielle Vermögensstatus ein Spiegel eigener Leistungs-Erbringung sei.
Das ist aber tatsächlich der Normalfall. Ich hätte auch gerne mehr Geld zur Verfügung, um mir Dinge zu leisten, die ich mir heute nicht leisten kann, aber ich finde man sollte sich gut überlegen, welche Motive hinter dem "Verletzt-sein" verbergen.
Ist nicht vielleicht ein Grossteil Neid dabei (der Nachbar fährt einen Benz, und ich kann mir nur einen Lupo leisten)?
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#34 Re: Verdienen die Banken zu viel?

Beitrag von barbara » Sa 4. Jan 2014, 19:46

piscator hat geschrieben: Sorry, aber das ist Blödsinn. Leistung und (finanzieller) Status sind sehr wohl miteinander verknüpft und das ist die Norm.

So direkt ist der Zusammenhang nicht.

Das fängt schon an bei Putzpersonal, also Leuten, die täglich sehr viel leisten und hart arbeiten - und dabei oft trotzdem nicht auf einen grünen Zweig kommen, sondern netto oft nicht mehr Geld zur Verfügung haben als Sozialhilfebezieher.

Vor allem Frauen leisten sehr viel in der Erziehung und Pflege von Kindern, von Kranken, von Alten - ohne je einen roten Heller dafür zu sehen. Gesellschaftlich wichtige Arbeit ist es dennoch, was man hingegen vom Investmentbanker, der mit seinen Finanzinstrumenten rumspielt, nicht notwendigerweise behaupten kann - wobei ich durchaus eingestehe, dass auch der Investmentbanker in der Regel lange Arbeitstage hat


Oder bist zu der Meinung, dass jeder akademische Würden oder einen Meistertitel ohne Gegenleistung erhalten soll, nur um nicht beleidigt zu sein?

nein, aber es hilft, Eltern zu haben, die selbst Akademiker sind. Das beste Prognosemittel, um bei Vierjährigen zu sagen, wer je einen akademischen Titel haben wird, sind die Anzahl der (gelesenen und benutzen) Bücher im elterlichen Haushalt.

Und dann gibt es natürlich noch die reichen Erben, bei denen es als Leistung reicht, wenn sie ihr Geld nicht gleich beim ersten Anlass auf den Kopf hauen, sondern plusminus vernünftig damit umgehen, und die auf diese Weise ein Leben als Bummler und Müssiggänger haben können.

Das Verhältnis von Leistung und Einkommen ist keineswegs so linear, wie du es darstellst.

gruss, barbara

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#35 Re: Verdienen die Banken zu viel?

Beitrag von closs » Sa 4. Jan 2014, 20:17

Pluto hat geschrieben:Ist nicht vielleicht ein Grossteil Neid dabei (der Nachbar fährt einen Benz, und ich kann mir nur einen Lupo leisten)?
Das gibt es, ist aber eher die Ausnahme. - Bei uns in Deutschland gibt es tatsächlich regelmäßig eine Neid-Debatte. Diese Debatte kommt aber ausschließlich von "oben" - diejenigen, denen dieser Neid eingeredet werden soll, kämen selber nicht drauf.

Man tut das, wenn wieder mal Rentnerinnen, die jahrzehntelang kostenlos volkswirtschaftliche Leistungsträger zum Nulltarif waren, vorgeworfen wird, warum sie nicht vorgesorgt hätten. - Oder wenn man Menschen, die qualifizierte Arbeit für 7,- Euro pro Stunde bekommen, DESHALB(!) vorwirft, sie seien leistungssschwach. - Etc, etc, etc.

Letztlich läuft es darauf raus, dass man Markt-Gesellschaft mit Leistungs-Gesellschaft verwechselt - oder um es in den Worten des (konservativen!) Professors Hans-Ullrich Sinn zu sagen: "Wir sind keine Leistungsgesellschaft, sondern eine Markgesellschaft". - Will heißen: Der Markt zahlt nicht nach Leistung, sondern nach Bedarf.

Man sollte Leistung und Entgelt aus Gründen des intellektuellen Anspruchs wirklich entkoppeln. - DANN (!) wird man feststellen dürfen, dass beides durchaus in mehreren Fällen koinzidiert.

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#36 Re: Verdienen die Banken zu viel?

Beitrag von Pluto » Sa 4. Jan 2014, 21:00

Mein lieber closs,

Deine Erläuterungen in Ehren, aber Neid ist gerade in Deutschland der Faktor Nr. 1 für das Gejammer der Menschen wenn sie sehen, dass andere mehr haben als sie.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#37 Re: Verdienen die Banken zu viel?

Beitrag von closs » Sa 4. Jan 2014, 22:31

Pluto hat geschrieben:aber Neid ist gerade in Deutschland der Faktor Nr. 1 für das Gejammer der Menschen wen
Gejammer gibt es - aber meistens eben nicht von denen, die mit 700 Euro Rente daheim hocken und es aus Stolz nicht zeigen, sondern eher auf Facharbeiter-Ebene von Menschen, die jahrzehntelang arbeiten und nicht auf einen grünen Zweig kommen, weil sie Familie haben, während DINKIES (double income no kids) sich dem Solidaritäts-Prinzip entziehen (dürfen), indem sie sich weder am Gesundheits- noch am Renten-System beteiligen und dafür privat vorsorgen. Von den Erb-Reichen ganz zu schweigen.

"Neid" nehme ich nicht wahr - eher einen Prass auf die Ungerechtigkeit in Bezug auf Leistungs-Gerechtigkeit.

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#38 Re: Verdienen die Banken zu viel?

Beitrag von Pluto » Sa 4. Jan 2014, 23:40

closs hat geschrieben:Gejammer gibt es - aber meistens eben nicht von denen, die mit 700 Euro Rente daheim hocken und es aus Stolz nicht zeigen,
Rentner sind stille Menschen. Ich meinte den randalierenden Mob.

...während DINKIES (double income no kids) sich dem Solidaritäts-Prinzip entziehen (dürfen), indem sie sich weder am Gesundheits- noch am Renten-System beteiligen und dafür privat vorsorgen. Von den Erb-Reichen ganz zu schweigen.
Ich bin (als Schweizer) die falsche Adresse für so was. Wenn die Gesetzgebung flsch ist, solltest du dich damit an einen Abgeordneten des Bundestages wenden.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#39 Re: Verdienen die Banken zu viel?

Beitrag von closs » Sa 4. Jan 2014, 23:49

Pluto hat geschrieben:Wenn die Gesetzgebung flsch ist, solltest du dich damit an einen Abgeordneten des Bundestages wenden.
Ich erkläre es Dir doch nur. - Der Bundestag weiß Bescheid - aber es ist trotz großer Koalition nicht durchsetzbar. - Ich schätze, dass es ab 2017 anders sein wird.

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