Verdienen die Banken zu viel?

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sven23
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#11 Re: Verdienen die Banken zu viel?

Beitrag von sven23 » Do 2. Jan 2014, 10:38

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Pluto
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#12 Re: Verdienen die Banken zu viel?

Beitrag von Pluto » Do 2. Jan 2014, 14:18

@ Alle
Drei Fragen:

1.) Ist Geld (auch) eine Ware?
2.) Ist es gerecht, für Geld, Zahlung zu verlangen?
3.) Was ist die Alternative?
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closs
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#13 Re: Verdienen die Banken zu viel?

Beitrag von closs » Do 2. Jan 2014, 15:06

Pluto hat geschrieben:1.) Ist Geld (auch) eine Ware?
Definitions-Sache - jedenfalls ist es ein Handelsgut.

Pluto hat geschrieben:2.) Ist es gerecht, für Geld, Zahlung zu verlangen?
Prinzipiell ja - ist ja auch nötig, weil die Dienstleistung und die dazugehörige Infrastruktur bezahlt werden muss. - Ob man das per Zinsen macht oder über Pauschal-Entgelt, wäre eine volkswirtschaftliche Frage.

Da hat auch k(aum)einer etwas dagegen. - Das Problem ist, dass die Banken auch de facto als Versicherungsvertreter und Papiere-Händler auftreten, was für Ott-Normal-Verbraucher undurchsichtig ist. - Ein Vergleich:

Wenn ein Autohändler einen Lada mit dem Chassis eines Ferrari als Ferrari verkauft, ist das Betrug. - Diesen Betrug gibt/gab es auch bei Banken.

Ein weiteres Problem: Banken sind (waren zumindest jahrzehntelang) Komplicen internationaler Finanz-Kriminalität - auch hier ein Beispiel: Würden allein die in der Schweiz und sonstigen Oasen liegenden unversteuerten Gelder reicher Griechen versteuert werden, gäbe es keine Griechenland-Krise. - Gewinne/Geldwäscherei/Spekulations-Gelder/Drogen-Gelder werden privatisiert - Schulden werden sozialisiert. - Im mindestens 3stelligen Milliarden-Bereich weltweit.

Pluto hat geschrieben:3.) Was ist die Alternative?
De-Kriminalisierung der Banken durch internationale Gesetzgebung. - Das wird aber nichts werden, weil die weltweite Finanz-Mafia stärker ist als die Völkergemeinschaft (vor allem, weil es oft eine Personal-Union zwischen Geld- und Staats-Macht gibt). - Man kann nur Druck übers Volk machen - und wenigstens Europa sauber halten - allein das ist eine Mammut-Aufgabe.

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#14 Re: Verdienen die Banken zu viel?

Beitrag von Pluto » Do 2. Jan 2014, 15:40

closs hat geschrieben:Da hat auch k(aum)einer etwas dagegen. - Das Problem ist, dass die Banken auch de facto als Versicherungsvertreter und Papiere-Händler auftreten, was für Ott-Normal-Verbraucher undurchsichtig ist. - Ein Vergleich:
Geld ist eben nicht nur Zahlungsmittel, sondern auch eine Ware die gehandelt werden kann.

Wenn ein Autohändler einen Lada mit dem Chassis eines Ferrari als Ferrari verkauft, ist das Betrug. - Diesen Betrug gibt/gab es auch bei Banken.
Das wirkliche Problem bei (deutschen) Banken ist, dass sie ihre Monopolstellung ausnutzen. Dann können sie bspw. für Kleinkredite horrende Zinsen verlangen.

Beispiel: Neulich sah ich einen Hypothekenvertrag mit sage und schreibe 15% Zinsen plus 5% Disagio. Das ist IMO Wucher. Ich zahle zurzeit auf meiner Hypothek lediglich 0,97% Zinsen. Wie ist es möglich, dass (die so oft verpönten) Schweizer Banken sich mit solchen Zinssätzen zufrieden geben, während Deutsche Banken das 15-fache verlangen?
Vielleicht fehlt es den deutschen Banken einfach an einer vernünftigen Konkurrenz?

Würden allein die in der Schweiz und sonstigen Oasen liegenden unversteuerten Gelder reicher Griechen versteuert werden, gäbe es keine Griechenland-Krise.
Schweizer Banken sind in einem internationalen Geldmarkt tätig, und sind erstaunlich konkurrenzfähig. Würden sie aus dem Geschäft aussteigen, würden die Gelder auf andere Länder umgeleitet. Es würde also nicht den erhofften Effekt bringen.
Das Problem sind nicht die Schweizer Banken, sondern vielmehr das griechische Steuersystem. Und dann finde ich, sollten sie sich endlich mal selber am Riemen reissen, und ihre internen Probleme lösen, anstatt die Schuld anderen souveränen Staaten aufzubürden.

De-Kriminalisierung der Banken durch internationale Gesetzgebung.
Natürlich haben auch Banken ihren Anteil an kriminellen Elementen, aber eine derartige Pauschalisierung und Verurteilung aller Banken erscheint mir einfältig. Das ist Polemik mit einem Schuss Paranoia.
In der Praxis schlicht nicht umsetzbar.
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#15 Re: Verdienen die Banken zu viel?

Beitrag von closs » Do 2. Jan 2014, 18:47

Pluto hat geschrieben:Geld ist eben nicht nur Zahlungsmittel, sondern auch eine Ware die gehandelt werden kann.
Deshalb habe ich ja geschrieben:
closs hat geschrieben: ist es ein Handelsgut

Pluto hat geschrieben: Dann können sie bspw. für Kleinkredite horrende Zinsen verlangen.
Würde ich heute einen Kredit bei meiner Hausbank aufnehmen, bekäme ich es für ca. 2,5% Zins bei 10jähriger Zins-Bindung. - Was Du meinst, sind Kredite für Wackel-Kandidaten (bspw. Easy-Kredit) - dort werden so und so viel Kredit-Ausfälle von Schuldnern gleich mit eingerechnet, die ihrerseits bei Versicherungs-Gesellschaften gesichert sind. - Beispiel:

Bank verleiht Geld für meinetwegen 15% - davon gehen 10% an Versicherungsgesellschaften, die Kreditausfälle auffangen.

Pluto hat geschrieben:Wie ist es möglich, dass (die so oft verpönten) Schweizer Banken sich mit solchen Zinssätzen zufrieden geben, während Deutsche Banken das 15-fache verlangen?
Du vergleichst da zwei vollkommen unterschiedliche Sachen. - Allerdings ist unter 1% ein sehr guter Schuldzins - verstehe nicht, wie man da noch Haben-Zinsen ausschütten kann.

Pluto hat geschrieben:Das Problem sind nicht die Schweizer Banken, sondern vielmehr das griechische Steuersystem.
Selbstverständlich. - Das Primär-Problem sind nicht die Banken - sie sind eher so etwas wie Hehler. Wobei die Schweizer Banken gegenüber starken Staaten wie den USA und auch Europa inzwischen ohnehin eine kooperative Haltung zeigen.

Das griechische Steuersystem - um diesen konkreten Punkt noch einmal aufzugreifen - leidet daran, dass die Gesetze von denen gemacht werden, die davon profitieren, wenn es für das Volk schlechte und für die Oligarchie gute Gesetze sind. - Das alles wird erst geheilt sein, wenn es eine Hauptstadt Brüssel gibt, die verbindliche Maßstäbe durchsetzen kann. - Im Inland kann sich da keiner erfolgreich gegen das Kartell der Oligarchen stellen.

Pluto hat geschrieben:Natürlich haben auch Banken ihren Anteil an kriminellen Elementen, aber eine derartige Pauschalisierung und Verurteilung aller Banken erscheint mir einfältig.
Aller Banken ohnehin nicht - man wird das im wesentlichen auf Investment-Banken beschränken können. - Meine Bank ist eine Genossenschafts-Bank, die sehr traditionell arbeitet - da gibt es solche Probleme nicht.

Gäbe es faire Gesetzgebungen, die weltweit durchsetzbar wären, wäre das Problem gelöst - aber eben das ist in der PRaxis schlicht nicht umsetzbar. - Banken sind Indikator und Nutznießer von Unrecht, aber nicht die primäre Ursache der Probleme.

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#16 Re: Verdienen die Banken zu viel?

Beitrag von sven23 » Fr 3. Jan 2014, 11:10

Geld ist vor allem Vertrauenssache.
Im Gegensatz zu einer Goldmünze stellt eine Banknote selbst keinen materiellen Wert dar, es ist lediglich ein Stück bedrucktes Papier.
Sein Wert besteht in dem Vertrauen darauf, daß das Stück Papier einen materiellen Gegenwert besitzt.
So lange dieses Vertrauen da ist, kann das Spiel laufen, ist es weg, wirds schwierig für das Wirtschaftssystem und die Gesellschaft schlechthin.
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#17 Re: Verdienen die Banken zu viel?

Beitrag von Pluto » Fr 3. Jan 2014, 12:27

closs hat geschrieben:Was Du meinst, sind Kredite für Wackel-Kandidaten (bspw. Easy-Kredit) -
Nein. Bei meinem Beispiel handelte es sich um eine vor 10-15 Jahren abgeschlossene Hypothek auf einem soliden Haus.
Pluto hat geschrieben:Wie ist es möglich, dass (die so oft verpönten) Schweizer Banken sich mit solchen Zinssätzen zufrieden geben, während Deutsche Banken das 15-fache verlangen?
Du vergleichst da zwei vollkommen unterschiedliche Sachen.
Wie das denn? Geld ist Geld. Das Problem sind die Handelsbeschränkungen und Wechselkurse.
- Allerdings ist unter 1% ein sehr guter Schuldzins - verstehe nicht, wie man da noch Haben-Zinsen ausschütten kann.
Es werden für Schweizer Franken auch keine bezahlt. :lol:
Pluto hat geschrieben:Das Problem sind nicht die Schweizer Banken, sondern vielmehr das griechische Steuersystem.
Selbstverständlich.
Dann verstehe ich nicht deinen pauschalen Frontalangriff auf Schweizer Banken.
Das Primär-Problem sind nicht die Banken - sie sind eher so etwas wie Hehler.
"Hehler" hat etws anrüchiges. Sagen wir, sie sind Händler.
Wobei die Schweizer Banken gegenüber starken Staaten wie den USA und auch Europa inzwischen ohnehin eine kooperative Haltung zeigen.
Nicht wirklich. Sie beugen sich gegenüber den Rechtsystemen der betroffenen Staaten, und das nur unter massivem Druck.
Schweizer Bürger sind davon nicht betroffen.
Im Inland kann sich da keiner erfolgreich gegen das Kartell der Oligarchen stellen.
So ist es. Umso weniger verstehe ich deine Abneigung gegen das Bankengeschäft.
Wenn sich bspw. die Schweizer Banken zurückziehen würden, würden sich die Oligarchen einfach umorientieren.
Meine Bank ist eine Genossenschafts-Bank, die sehr traditionell arbeitet - da gibt es solche Probleme nicht.
Inzwischen kenne ich die Unterschiede aus eigener Erfahrung nur allzu gut. Du kannst mir glauben, Schweizer Banken sind in Punkto Dienstleistungen für den kleinen Kunden absolut unschlagbar.
Banken sind Indikator und Nutznießer von Unrecht, aber nicht die primäre Ursache der Probleme.
Solche pauschalen Vorurteile helfen nicht wirklich das Problem zu verstehen.
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#18 Re: Verdienen die Banken zu viel?

Beitrag von closs » Fr 3. Jan 2014, 16:45

Pluto hat geschrieben:Bei meinem Beispiel handelte es sich um eine vor 10-15 Jahren abgeschlossene Hypothek auf einem soliden Haus.
Da hat einer 10% + x für eine grundbuch-gestützte Finanzierung gezahlt? - Purer Betrug - da ist er reingefallen.

Der Durchschnitt der letzten Jahre war unter 3% (sogar bei langfristiger Zinsbindung).

Pluto hat geschrieben:Dann verstehe ich nicht deinen pauschalen Frontalangriff auf Schweizer Banken.
Wieso das? - Nein - es geht darum, dass internationale Banken wo gut wie alles ohne jegliche moralische Selbstverpflichtung machen, wenn es ihnen nicht verboten wird. - Und da war die Schweizer Gesetzgebung bis vor wenigen Jahren recht lasch - wie überhaupt im Wirtschaftsrecht. - Ansonsten sind alle internationalen Banken gesinnungs-mäßig gleich - selbstverständlich auch in Deutschland.

Pluto hat geschrieben:"Hehler" hat etws anrüchiges. Sagen wir, sie sind Händler.
Wenn man ethische Aspekte weglässt (und das darf man in der Wirtschaft), sind es Händler.

Pluto hat geschrieben:Wenn sich bspw. die Schweizer Banken zurückziehen würden, würden sich die Oligarchen einfach umorientieren.
Richtig - dann würde eben alles in Singapur oder in Delaware oder in der Karibik landen.

Deshalb: Wir brauchen eine mindestens gesamt-europäische Gesetzes-Initiative. - Das einfachste wäre, es diesbezüglich den Amerikaners nachzu machen: "Willst Du Amerikaner sein? - Dann zahlst Du soundsoviel an Dein Land - ansonsten bürgern wir Dich aus".

Es kann nicht sein, dass Beckenbauer steuerflüchtig nach Österreich und Schumi gehen und gleichzeitig einen deutschen Pass haben - sollen sie Österreicher oder Schweizer werden.

Pluto hat geschrieben:Du kannst mir glauben, Schweizer Banken sind in Punkto Dienstleistungen für den kleinen Kunden absolut unschlagbar.
Wenn wir von bösen Buben sprechen, sind das eigentlich immer die Investment-Banken. - Dass das normale Bankgeschäft in der Schweiz super ist, kann ich mir gut vorstellen.

Pluto hat geschrieben:Solche pauschalen Vorurteile helfen nicht wirklich, das Problem zu verstehen.
Das war eher als technische und logische Anmerkung gemeint - nicht als Vorurteil.

barbara
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#19 Re: Verdienen die Banken zu viel?

Beitrag von barbara » Fr 3. Jan 2014, 17:51

Pluto hat geschrieben: 1.) Ist Geld (auch) eine Ware?


ja


2.) Ist es gerecht, für Geld, Zahlung zu verlangen?


Durchaus.

Fraglich ist allerdings, warum die Ware und die Gebühr der Ware zum Vorteil des Gläubigers vermischt und vermengt werden und der Preis mit einer Exponentialfunktion berechnet wird, wo es ansonsten für alle andern Waren üblich ist, lineare Funktionen zur Preisberechnung zu verwenden.

3.) Was ist die Alternative?

zum Geld? keine.

die genauen Definitionen und Regeln rund ums Geld stehen abe sehr wohl zur Diskussion.

gruss, barbara

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#20 Re: Verdienen die Banken zu viel?

Beitrag von Pluto » Fr 3. Jan 2014, 22:56

barbara hat geschrieben:
2.) Ist es gerecht, für Geld, Zahlung zu verlangen?
Durchaus.

Fraglich ist allerdings, warum die Ware und die Gebühr der Ware zum Vorteil des Gläubigers vermischt und vermengt werden und der Preis mit einer Exponentialfunktion berechnet wird, wo es ansonsten für alle andern Waren üblich ist, lineare Funktionen zur Preisberechnung zu verwenden.
Exponentialfunktion? -- verstehe ich nicht. Dort wo ich wohne, ist das nicht üblich.
Auf meiner Hypothek, bezahle ich z. Bsp. einen konstanten Zinssatz pro Jahr, und dieser ist im Laufe der Zeit von rund 6% auf 1% gesunken.
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