Götz Werner - Einkommen für das Individuum statt für Arbeit

Politik und Weltgeschehen
Benutzeravatar
Demian
Beiträge: 3533
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:09

#1 Götz Werner - Einkommen für das Individuum statt für Arbeit

Beitrag von Demian » Fr 6. Dez 2013, 21:47

"Das ist wie eine kopernikanische Wende." Ausschnitt aus dem Beitrag "Der archimedische Punkt - Götz Werner in Bern"
Am 5. April 2013 sprach Götz Werner vor einem kleinen Publikum im Forum Altenberg in Bern. Ganzer Film hier: https://www.youtube.com/watch?v=8jbXN...
Götz Werner ist Gründer und Aufsichtsratsmitglied des Unternehmens "dm-drogerie markt", dessen Geschäftsführer er 35 Jahre lang war. Von Oktober 2003 bis September 2010 leitete Götz W. Werner das Interfakultative Institut für Entrepreneurship am Karlsruher Institut für Technologie. Werner ist Gründer der Initiative „Unternimm die Zukunft", Präsident des EHI Retail Institute e. V. (EHI) und Aufsichtsratsmitglied der GLS Gemeinschaftsbank.

Siehe auch die Playlist "Grundeinkommen, Direkte Demokratie und neue Wirtschaftsform" mit Hinweisen auf Grundlagen, Initiativen und Bewegungen in diesen Bereichen: Bedingungsloses Grundeinkommen, Silvio Gesell, "Plan B", Fliessendes Geld, Attac, Gemeinwohlökonomie, Demokratische Bank, Joseph Beuys und die Soziale Skulptur, Dreigliederung nach Rudolf Steiner, Free International University u.v.m.https://www.youtube.com/playlist?list...
Eine Film-Dokumentaion von Enno Schmidt für grundeinkommen.tv
Mehr info: www.grundeinkommen.ch
Wöchentlich neue Beiträge... Bitte abonnieren!
Alle bisherigen Beiträge in der Videogruß-Playlist: http://www.youtube.com/playlist?list=...



Pluto
Administrator
Beiträge: 43975
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:56
Wohnort: Deutschland

#2 Re: Götz Werner - Einkommen für das Individuum statt für Arb

Beitrag von Pluto » Fr 6. Dez 2013, 22:29

Menschen sollten nicht noch dazu animiert werden, nichts zu tun. Es ist schlimm genug, wenn so Viele dazu gezwungen werden.
Deutschland ist eines der fortschrittlichsten Länder der Welt, was die Arbeitslosenunterstützung angeht. Reicht denn das soziale Netz nicht aus, in dem sie aufgefangen werden?

Ich bin entschieden gegen Bezahlung ohne Arbeitsleistung!
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Benutzeravatar
Demian
Beiträge: 3533
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:09

#3 Re: Götz Werner - Einkommen für das Individuum statt für Arb

Beitrag von Demian » Fr 6. Dez 2013, 22:34

Pluto hat geschrieben:Menschen sollten nicht noch dazu animiert werden, nichts zu tun.]

Moment - das Menschenbild der Marktwirtschaft sagt: der Mensch ist ein arbeitendes Wesen.
Wenn das stimmt, wird sich daran durch ein Grundeinkommen nichts ändern. Im Gegenteil - die unternehmerische Initiative jedes Einzelnen wird sogar gesteigert,
aufgrund des größeren Handlungsspielraumes.

Pluto
Administrator
Beiträge: 43975
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:56
Wohnort: Deutschland

#4 Re: Götz Werner - Einkommen für das Individuum statt für Arb

Beitrag von Pluto » Fr 6. Dez 2013, 22:38

Demian hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Menschen sollten nicht noch dazu animiert werden, nichts zu tun.]
Moment - das Menschenbild der Marktwirtschaft sagt: der Mensch ist ein arbeitendes Wesen.
Meiner Meinung nach eine falsche und dazu absurde Schlussfolgerung, die grosse Gefahren birgt, weil sie die Konkurrenzfähigkeit des Landes langfristig untergräbt.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Benutzeravatar
Demian
Beiträge: 3533
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:09

#5 Re: Götz Werner - Einkommen für das Individuum statt für Arb

Beitrag von Demian » Fr 6. Dez 2013, 22:57

Pluto hat geschrieben:
Demian hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Menschen sollten nicht noch dazu animiert werden, nichts zu tun.]
Moment - das Menschenbild der Marktwirtschaft sagt: der Mensch ist ein arbeitendes Wesen.
Meiner Meinung nach eine falsche und dazu absurde Schlussfolgerung, die grosse Gefahren birgt, weil sie die Konkurrenzfähigkeit des Landes langfristig untergräbt.

Gerade deshalb gibt es die Idee des BGE.
Es geht einfach darum die unternehmerische Initiative in die Mitte der Gesellschaft zu verlagern ;)

Götz Werner
Läuft es nicht eher auf eine Neid-Debatte hinaus? Nach dem Motto: Wieso sollte wer anderer etwas bekommen, wenn ich arbeiten muss?

Wenn ich das mache, worin ich einen Sinn sehe, womit ich mich identifizieren kann, dann ist Arbeit nie Müssen. Es ist keine produktive Haltung, wenn man meint, dass man arbeiten "muss". Wenn Sie wirklich Journalistin sein wollen, dann ist das keine Arbeit, die Sie machen müssen, sondern eine sinnvolle Tätigkeit, die Sie machen wollen.

Ich nehme an, dass viele Angestellte zwar Sinnvolles tun möchten, aber die Chefetagen mitunter Richtungen vorgeben, in denen man nicht den Sinn sieht.
Gerade deswegen braucht es ja ein Grundeinkommen, damit jeder sagen kann: "Nicht mit mir. Das ist ja alles ganz nett, aber es entspricht nicht meinen Vorstellungen. Ich mache jetzt was anderes." Das Grundeinkommen versetzt den Menschen in die Lage, Nein sagen zu können.

Sie plädieren für ständige Erneuerung, sowohl in Unternehmen als auch in anderen Lebenslagen. In der EU und in Deutschland scheint es aber mehr auf Erstarren und Festhalten hinauszulaufen.
Erneuerung bedeutet Entwicklung. Und Entwicklung erfolgt, das können Sie bei Kindern beobachten, immer schubweise. Bei Kindern scheint es manchmal, als tue sich gar nichts, dabei passiert viel. Man kann sagen, Entwicklung verläuft wie ein Schwelbrand. Keiner merkt was, man riecht nur ab und zu was und plötzlich macht irgendwer eine Tür auf und das Haus steht in Flammen.

Wonach riecht es in Deutschland?
Es riecht nach Veränderung, weil viele Menschen merken, dass es im Sozialen so nicht weitergeht. Der Mensch lernt durch Einsicht oder Katastrophen. Entweder man sieht es ein, oder es knallt.

Was sind die Probleme, an denen Deutschland arbeiten muss?

Die Einkommensfrage! Uns ging es noch nie so gut wie heute. Anders gesagt, die Gemeinschaft in Deutschland, in Österreich gleichermaßen, ist in der Lage, so viele Güter und Dienstleistungen hervorzubringen wie noch nie zuvor. Die Frage ist: Wieso leisten wir uns Armut? Es ist ein Problem, dass wir die Einkommensfrage nicht hinterfragen. Wir verkoppeln immer noch Arbeit mit Einkommen: Das Einkommen "klebt" an der Arbeit anstatt am Menschen. Wenn Arbeit wegrationalisiert wird, ist es ja das Beste, was passieren kann. Stellen Sie sich vor, Sie müssten Ihre News wie früher schreiben, mit Stenografie und Fernschreiber. Rationalisierung ist gut, der Mensch muss befreit werden von stupider und monotoner Arbeit. Aber das Einkommen darf deswegen nicht verschwinden. Das Einkommen muss am Menschen hängen. Das ist die Idee des bedingungslosen Grundeinkommens. Das Problem ist, dass wir meinen, die Arbeit würde bezahlt werden. Das ist ein Irrtum. Was bezahlt werden muss, ist, dass Sie beispielsweise in der Lage sind, dieses Interview zu führen. Das Interview an sich ist unbezahlbar. Oder wie wollen Sie den Wert des Interviews messen? Oder den Wert der Arbeit eines Lehrers oder eines Richters? Also ist Einkommen nicht die Bezahlung der Arbeit, sondern die Ermöglichung der Arbeit. Das ist eine kopernikanische Wende in unserem Denken. Dieser Bewusstseinswandel ist eine große Herausforderung.

Quelle

Pluto
Administrator
Beiträge: 43975
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:56
Wohnort: Deutschland

#6 Re: Götz Werner - Einkommen für das Individuum statt für Arb

Beitrag von Pluto » Fr 6. Dez 2013, 23:16

Demian hat geschrieben:Götz Werner
Läuft es nicht eher auf eine Neid-Debatte hinaus? Nach dem Motto: Wieso sollte wer anderer etwas bekommen, wenn ich arbeiten muss?
Damit kommt man nur vom Regen in eine noch schlimmere Traufe. Dadurch löst man den Neid aus bei der arbeitenden Bevölkerung. Wer soll das alles bezahlen, wenn am Ende KEINER mehr arbeitet?
Der Vorschlag erscheint mir unüberlegt und nicht richtig durchdacht.

Ich nehme an, dass viele Angestellte zwar Sinnvolles tun möchten, aber die Chefetagen mitunter Richtungen vorgeben, in denen man nicht den Sinn sieht.
Natürlich soll man auf die "Inputs" der Mitarbeiter hören, aber am Schluss entscheiden die Chefs die Richtung.
Das ist schliesslich ihre Aufgabe.

Wonach riecht es in Deutschland?
Es riecht nach Veränderung, weil viele Menschen merken, dass es im Sozialen so nicht weitergeht. Der Mensch lernt durch Einsicht oder Katastrophen. Entweder man sieht es ein, oder es knallt.
Sicher braucht es Veränderung in Deutschland, aber der vorgeschlagene Weg: "Grundeinkommen für Alle", ist IMO der Falsche.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Benutzeravatar
Demian
Beiträge: 3533
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:09

#7 Re: Götz Werner - Einkommen für das Individuum statt für Arb

Beitrag von Demian » Fr 6. Dez 2013, 23:29

Pluto hat geschrieben:Damit kommt man nur vom Regen in eine noch schlimmere Traufe. Dadurch löst man den Neid aus bei der arbeitenden Bevölkerung. Wer soll das alles bezahlen, wenn am Ende KEINER mehr arbeitet?
Der Vorschlag erscheint mir unüberlegt und nicht richtig durchdacht.

Gekoppelt an die Diskussion des BGE ist natürlich die Frage der Finanzierung.
Das bedeutet übertragen auf die gesellschaftliche Realität: eine sinnvolle Umverteilung zugunsten einer freien Wettbewerbsfähigkeit aller.
Die heutige Reichtumsverteilung scheint mir - im Gegenteil - nicht richtig durchdacht und das soziale Gefüge zu untergraben:

1 % der Weltbevölkerung hält etwa 40 % des weltweiten Vermögens. Die reichsten 2 % der Weltbevölkerung besitzen mehr als 51 % des weltweiten Vermögens. Auf die reichsten 10 % entfallen etwa 85 % des weltweiten Vermögens.
Auf die unteren 50 % der Weltbevölkerung entfällt weniger als 1 % des weltweiten Vermögens.[40]
Das gesamte globale Vermögen beträgt etwa 125 Billionen US-Dollar.[41]
Die 1426 US-Dollar-Milliardäre, die es weltweit gibt (Stand: März 2013 gem. Forbes-Liste), halten zusammen ein Vermögen von ca. 5,4 Billionen US-Dollar. Damit besitzen sie mehr als 5mal so viel wie die untere Hälfte der Weltbevölkerung (etwa 3,5 Milliarden Menschen) zusammengenommen.

(Quelle: http://www.forbes.com/billionaires/)

Die unteren 70 % der Weltbevölkerung besitzen zusammengenommen etwa 3,3 % des Weltvermögens. Das gesamte weltweite Vermögen beträgt etwa 125 Billionen Dollar. Die 1426 Dollar-Milliardäre weltweit (Stand: März 2013) besitzen zusammen ein Vermögen von ca. 5,4 Billionen Dollar - und damit allein etwa 4 % des Weltvermögens. Somit besitzen also 1426 Dollar-Milliardäre mehr als die unteren 70 % der Weltbevölkerung (das sind ca. 5 Milliarden Menschen; gesamte Weltbevölkerung: etwa 7 Milliarden Menschen) zusammengenommen!

(Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Verm%C3%B6 ... r_weltweit)




Natürlich soll man auf die "Inputs" der Mitarbeiter hören, aber am Schluss entscheiden die Chefs die Richtung.
Das ist schliesslich ihre Aufgabe.

Ja - aber Arbeitgeber und Arbeitnehmer sollten einander auf gleicher Augenhöhe begegnen können.

Pluto
Administrator
Beiträge: 43975
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:56
Wohnort: Deutschland

#8 Re: Götz Werner - Einkommen für das Individuum statt für Arb

Beitrag von Pluto » Fr 6. Dez 2013, 23:50

Naja, lieber Demian...

Wer mit 20 Jahren nicht Sozialist ist, der hat kein Herz, wer es mit 40 Jahren noch ist, hat kein Hirn.
[Georges Clemenceau]
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#9 Re: Götz Werner - Einkommen für das Individuum statt für Arb

Beitrag von closs » Sa 7. Dez 2013, 01:00

Götz Werners Idee finde ich ausdrücklich gut - würde sie umgesetzt werden, wäre die Welt NICHT ungerechter als heute. Denn wir sind KEINE Leistungs-, sondern eine Geldgesellschaft. Als Leistungs-Elite wird nicht der verstanden, der Gutes mit Erfolg zuwege bringt, sondern derjenige, der Leistung anderer Menschen abschöpft. - Sonst wäre nicht 50% des Weltvermögens in den Händen von ein paar Prozenten.

Andererseits ist Götz Werners Idee nicht umsetzbar - einfach deshalb, weil Wirtschaft global verstanden werden muss. Und dazu gehört das Milliarden-Menschenmaterial, das unsere billigen Importwaren fertigt. Würde nicht ein Großteil der Menschheit ausgebeutet werden, gäbe es k(aum)einen Wohlstand in den reichen Ländern.

Götz Werners Idee wäre dann umsetzbar, wenn es eine global anerkannte Ethik gäbe - so dass jeder Mensch wüsste, dass sein Handeln sinnvoll ist. - Dann würden die Leute auch arbeiten, wenn sie ein "Einkommen für das Individuum" bekämen.

Dies alles ist (spirituell gesprochen), solange der Satan "der Fürst der Welt" ist - denn solange wird Fressen-und-Gefressen-werden Grundlage für Handlungs-Mechanismen sein.

Pluto
Administrator
Beiträge: 43975
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:56
Wohnort: Deutschland

#10 Re: Götz Werner - Einkommen für das Individuum statt für Arb

Beitrag von Pluto » Sa 7. Dez 2013, 01:35

closs hat geschrieben:Götz Werners Idee finde ich ausdrücklich gut - würde sie umgesetzt werden, wäre die Welt NICHT ungerechter als heute. Denn wir sind KEINE Leistungs-, sondern eine Geldgesellschaft. Als Leistungs-Elite wird nicht der verstanden, der Gutes mit Erfolg zuwege bringt, sondern derjenige, der Leistung anderer Menschen abschöpft. - Sonst wäre nicht 50% des Weltvermögens in den Händen von ein paar Prozenten.
Wurde das nicht schon von den Herren Mar und Engels, Lenin, Stalin und Honegger ausprobiert?
Schöne Gedanken... aber das Ergebnis war ein riesen Flop, und wurde durch den modernen Kapitalismus abgelöst.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Antworten