Todesstrafe Giftspritze

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Janina
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#41 Re: Todesstrafe Giftspritze

Beitrag von Janina » Mo 20. Jan 2014, 20:22

Pluto hat geschrieben:Einer der Gründe, warum Giftspritzen verwendet werden, ist, dass so viele Menschen daran beteiligt sind.
In manchen Staaten (u.a. Missouri) werden sogar zwei Spritzen verwendet und von zwei Beamten ausgelöst, wovon eine ein Placebo ist, sodass am Ende Niemand genau weiss, wer für die Hinrichtung verantwortlich war.
Dasselbe Konzept: Steinigung und Erschießungskommando. Tötung von gesamter Hand.

closs
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#42 Re: Todesstrafe Giftspritze

Beitrag von closs » Mo 20. Jan 2014, 20:35

Salome23 hat geschrieben:Strafe muss sein? Ist das der Sinn?
Nein - da gibt es nur EIN Kriterium: Wie ist momentan die Stimmung in Texas? - Verliere oder gewinne ich Stimmen, wenn ich es so oder so mache. - Alles andere ist blauäugig.

Eine Mutter hat es mal geschafft, nach 8 Jahren zum Gouverneur von Kalifornieren (damals Schwarzenegger) vorzudringen, weil ihr Sohn im Rahmen der Zero-Tolerance-Handhabung nach dem 3. Kleindiebstahl zu irreversiblen 25 Jahren verurteilt wurde. - Ihr wurde lediglich gesagt: "Die Leute sind dafür - und es funktionert". - Da darf man KEINERLEI ethische Regung erwarten (von "christlich" ganz abgesehen) - das ist Demokratier-Geschäft - business.

piscator
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#43 Re: Todesstrafe Giftspritze

Beitrag von piscator » Di 21. Jan 2014, 10:04

closs hat geschrieben:Eine Mutter hat es mal geschafft, nach 8 Jahren zum Gouverneur von Kalifornieren (damals Schwarzenegger) vorzudringen, weil ihr Sohn im Rahmen der Zero-Tolerance-Handhabung nach dem 3. Kleindiebstahl zu irreversiblen 25 Jahren verurteilt wurde. - Ihr wurde lediglich gesagt: "Die Leute sind dafür - und es funktionert". - Da darf man KEINERLEI ethische Regung erwarten (von "christlich" ganz abgesehen) - das ist Demokratier-Geschäft - business.
Gerade diese und ähnliche Dinge verstören mich bei den US-Amerikanern, da schimmert anscheinend immer noch der Wilde Westen durch.
Meine Beiträge als Moderator schreibe ich in grün.

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Magdalena61
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#44 Re: Todesstrafe Giftspritze

Beitrag von Magdalena61 » Di 21. Jan 2014, 13:43

piscator hat geschrieben:Wobei auch noch die Frage zu klären wäre, wer im Falle des Falles die Todesstrafe vollstrecken sollte.
Ich halte die Todesstrafe für nicht mehr zeitgemäß.

Im alten Israel oder gar zur Zeit der Wüstenwanderung gab es nicht diese Einrichtungen, die wir heute haben, in denen Straftäter relativ sicher untergebracht werden können.

Der Nachteil ist: Der Staat wird erpressbar. Irgendjemand kann sich irgendwo einige Geiseln nehmen und die Freilassung bestimmter Strafgefangener fordern. Wenn der Staat "hart" bleibt, müssen u.U. Unschuldige sterben.

Ein Staat hat das Recht, die Gesetzgebung nach seinen Vorstellungen zu gestalten. Ich bin froh, dass es in unserem Land keine Todesstrafe mehr gibt, jedenfalls offiziell nicht.

So viel an "finanziellem Einsatz" müssten uns unsere Straftäter wert sein. Wer gegen Abtreibung ist, weil er menschliches Leben als ein hohes Gut sieht, das unbedingt und unter allen Umständen zu respektieren und zu schützen ist, der kann nicht gut für die Todesstrafe plädieren.

Allerdings finde ich, "lebenslänglich" ist mit 15 Jahren zu niedrig angesetzt. Wer das Leben eines anderen Menschen vorsätzlich, heimtückisch und gewaltsam beendet, der sollte schon härter bestraft werden.
LG
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Malika
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#45 Re: Todesstrafe Giftspritze

Beitrag von Malika » Di 21. Jan 2014, 13:58

Magdalena61 hat geschrieben:Wer gegen Abtreibung ist, weil er menschliches Leben als ein hohes Gut sieht, das unbedingt und unter allen Umständen zu respektieren und zu schützen ist, der kann nicht gut für die Todesstrafe plädieren.

So sehe ich das auch. Man macht damit nichts wieder gut und setzt sich schlimmstenfalls noch selbst entsetzlich ins Unrecht, wenn jemand für eine Straftat getötet wird, die er gar nicht begangen hat.

closs
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#46 Re: Todesstrafe Giftspritze

Beitrag von closs » Di 21. Jan 2014, 15:11

Magdalena61 hat geschrieben:Allerdings finde ich, "lebenslänglich" ist mit 15 Jahren zu niedrig angesetzt. Wer das Leben eines anderen Menschen vorsätzlich, heimtückisch und gewaltsam beendet, der sollte schon härter bestraft werden.
LG
So viel ich weiß, sind 15 Jahre das Mindeste - also inklusiv Bewährung, die aufgrund des Verhaltens während der Haftzeit gegeben werden kann. - Und Du kennst ja auch die Geschichte der Frau, die als junge Prostituierte unter Drogen zwei Menschen getötet hat und dann in der Haft zur Christin (und zwar RICHTIG zur Christin) wurde - und dann trotzdem nach vielen, vielen Jahren getötet wurde (per Urteil) - für mich sind solche Leute Heilige.

Man sollte sich davon verabschieden, dass der Staat eine persönliche Schuld beurteilen kann (kann er NICHT). - Der Staat sollte ausschließlich die öffentliche Ordnung wahren - und da gehört Wegsperren dazu. - Dieses Wegsperren dient dabei zwei Kriterien:
* Schutz der Bevölkerung
* General-Prävention (= die Menschen sollen abgeschreckt werden und nicht das Gefühl haben, dass schwere Verbrechen nicht geahndet werden)

Beides hat NICHTS mit Gerechtigkeit (im geistigen Sinne) zu tun - das ist nicht die Aufgabe des Staates - zumal der Staat nicht die Befähigung hat, diese Aufgabe zu erfüllen.

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Magdalena61
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#47 Re: Todesstrafe Giftspritze

Beitrag von Magdalena61 » Di 21. Jan 2014, 21:16

closs hat geschrieben:
Magdalena61 hat geschrieben:Allerdings finde ich, "lebenslänglich" ist mit 15 Jahren zu niedrig angesetzt. Wer das Leben eines anderen Menschen vorsätzlich, heimtückisch und gewaltsam beendet, der sollte schon härter bestraft werden.
So viel ich weiß, sind 15 Jahre das Mindeste - also inklusiv Bewährung, die aufgrund des Verhaltens während der Haftzeit gegeben werden kann.
Das Opfer ist "lebenslänglich" tot, im wahrsten Sinne des Wortes. Der Mörder lebt weiter, kommt nach durchschnittlich 20 Jahren frei und kann den Rest seines Lebens mehr oder weniger genießen.

Vielleicht bekehrt er sich auch noch... und dann wäre der etwas perverse Fall gegeben... dass der Mörder nach dem leiblichen Tod eventuell besser da steht als sein Opfer, dem er das Leben nahm, bevor dieses Zeit und Gelegenheit hatte, Frieden mit Gott zu machen.
closs hat geschrieben: Und Du kennst ja auch die Geschichte der Frau, die als junge Prostituierte unter Drogen zwei Menschen getötet hat und dann in der Haft zur Christin (und zwar RICHTIG zur Christin) wurde - und dann trotzdem nach vielen, vielen Jahren getötet wurde (per Urteil) - für mich sind solche Leute Heilige.
Geschah das in den USA?
Ich finde durchaus nicht alles gut, was sie dort machen. :?

Das Strafrecht sollten sie gründlich reformieren. Ein "moderner" Staat sollte seine Straftäter human behandeln, ohne die Schärfe des Gesetzes zu relativieren.
Mit ihrer Hinrichtungspraxis befinden sich die USA irgendwo noch im Mittelalter:
USA unter den Top 5 der Henker weltweit

Dazu kommen die Leute, die zum Tod verurteilt wurden, lange Zeit in Einzelhaft verbringen, unter Umständen -zig Jahre. Wie man eine solche Behandlung mit den Menschenrechten bzw. mit angeblich humanistischen Idealen vereinbaren kann ist mir schleierhaft.




Hier eine Kurzbeschreibung für Eilige:
Er saß 18 Jahre im Gefängnis, dem Tod geweiht, jeden Tag fürchtete Anthony Graves (45) seine Hinrichtung. Er war unschuldig. Ein Opfer der Justiz. Dass Anthony die Todeszelle von Texas doch noch verlassen konnte, hat er Helfern in Köln und in Wiehl zu verdanken.
...
Marina hatte Anthony achtmal im Todestrakt besucht. Und sie hat zehn Jahre lang Geld gesammelt, das dazu beitrug, dass gute Anwälte in den USA den Fall neu aufrollen und das Gericht überzeugen konnten, dass Anthony am Mord an zwei Erwachsenen und vier Kindern nicht beteiligt war – ein entfernter Cousin hatte ihn der Mittäterschaft bezichtigt.
...
Das Schlimmste am Knastleben? „Dass dich niemand anfasst – wie wichtig Berührungen sind, merkst du erst, wenn du sie nicht mehr bekommen kannst.“
express.de
Er war bei stern-tv zu Gast und wirkte überraschend friedlich... ausgeglichen-- leider finde ich das Video nicht.
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Magdalena61
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#48 Re: Todesstrafe Giftspritze

Beitrag von Magdalena61 » Di 21. Jan 2014, 21:18

Die Diskussion erhält nochmal eine andere Qualität, wenn die Todeskandidaten ein "Gesicht" bekommen.
Damien Echols

"Es ist schwer, zu erklären, was ich durchmache, wenn man das nicht selbst erlebt hat", sagt die damals 25-Jährige. "Ich erlebe nicht nur eine Tragödie, sondern zwei. Die erste Tragödie war der Tod von Christopher, die zweite, dass ich dafür angeklagt und verurteilt wurde." Noch dazu reduziert sich Debra Milkes Leben auf sechs Quadratmeter mit einem Bett, einem Waschbecken und einer Toilette - jahrelang.
stern.de
Am Freitag soll sie entlassen werden:
Debbie Milke: Freispruch nach 23 Jahren Todeszelle

closs hat geschrieben:Dieses Wegsperren dient dabei zwei Kriterien:
* Schutz der Bevölkerung
* General-Prävention (= die Menschen sollen abgeschreckt werden und nicht das Gefühl haben, dass schwere Verbrechen nicht geahndet werden)
Ja.
Aus dem Verkehr gezogen zu werden und nicht mehr frei über die eigene Zeit verfügen zu können, nicht mehr der "Herr" über das eigene Leben/ die Wahl der Beziehungen, des Wohnortes etc. zu sein; sondern fremdbestimmt, kontrolliert... und pausenlos überwacht zu werden... das ist vielleicht als Strafe noch härter als eine zeitnah vollzogene Hinrichtung.
LG
God bless you all for what you all have done for me.

Salome23
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#49 Re: Todesstrafe Giftspritze

Beitrag von Salome23 » Di 21. Jan 2014, 21:42

Magdalena61 hat geschrieben: Aus dem Verkehr gezogen zu werden und nicht mehr frei über die eigene Zeit verfügen zu können, nicht mehr der "Herr" über das eigene Leben/ die Wahl der Beziehungen, des Wohnortes etc. zu sein; sondern fremdbestimmt, kontrolliert... und pausenlos überwacht zu werden... das ist vielleicht als Strafe noch härter als eine zeitnah vollzogene Hinrichtung.
Kann ich gut nachvollziehn...
Aber wie war das "damals" als noch gesteinigt wurde und vor allem in folgendem Fall:

4.Mose 15
32 Als nun die Israeliten in der Wüste waren, fanden sie einen Mann, der Holz auflas am Sabbattag.
Und die ihn dabei gefunden hatten, wie er Holz auflas, brachten ihn zu Mose und Aaron und vor die ganze Gemeinde.
Und sie legten ihn gefangen, denn es war nicht klar bestimmt, was man mit ihm tun sollte.

"Der HERR"... aber sprach zu Mose:
Der Mann soll des Todes sterben; die ganze Gemeinde soll ihn steinigen draußen vor dem Lager.
Da führte die ganze Gemeinde ihn hinaus vor das Lager und steinigte ihn, sodass er starb, wie... "der HERR" dem Mose geboten hatte.


Und Mose versammelte die ganze Gemeinde der Israeliten und sprach zu ihnen: Dies ist's, was der HERR geboten hat, dass ihr es tun sollt:
Sechs Tage sollt ihr arbeiten, den siebenten Tag aber sollt ihr heilig halten als einen Sabbat völliger Ruhe, heilig dem HERRN.
Wer an diesem Tag arbeitet, soll sterben.
Ihr sollt kein Feuer anzünden am Sabbattag in allen euren Wohnungen.

Was für ein Irrsinn und was für ein Schwerverbrechen... :roll:

closs
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#50 Re: Todesstrafe Giftspritze

Beitrag von closs » Di 21. Jan 2014, 23:09

Magdalena61 hat geschrieben: Der Mörder lebt weiter, kommt nach durchschnittlich 20 Jahren frei und kann den Rest seines Lebens mehr oder weniger genießen.
Ich kenne Christen, die aus (freudiger) Pflicht im Dasein leben und es trotzdem NICHT als Strafe empfinden würden, wenn sie morgen sterben würden. "Das beste kommt noch", stand in diesem Sinne an der Pforte des Altersheims für die betagten Ordens-SChwestern. - Christlich gesehen ist somit das getötete Opfer aufgehoben, während der Mörder (noch) nicht aufgehoben ist.

Da diese Aussage aber als Freibrief für eine Minder-Schätzung des Daseins-Lebens missbraucht werden könnte, ist sie nur gültig, wenn gleichzeitig hinzugefügt wird, dass nur Gott dem Menschen das Leben nehmen darf.

Magdalena61 hat geschrieben:Geschah das in den USA?
Ja.

Salome23 hat geschrieben:Was für ein Irrsinn und was für ein Schwerverbrechen...
Hier ist es laut Text tatsächlich Gott, der das Leben nimmt - es wäre also ok. - Allerdings gibt es genug Stellen im AT, bei denen man nicht weiss, wer tatsächlich spricht, wenn es heißt "Gott spricht" - es kann auch stehen für eine menschliche Handlung, die sich auf den Souverän bezieht - konkret:

Wenn menschliche (!) Richter ein Urteil fällen, berufen sie sich auf den Souverän des Staates, in dem sie sagen: "Im Namen des Volkes". - Der Souverän des israelitischen Gemeinwesens ist Jahwe - man sagt also nicht "Im Namen des Volkes", sondern "der Herr spricht".

Das ist das eine - das andere wäre: Gott spricht tatsächlich selbst und verfügt das. - DANN wäre das wieder obiger Fall: Heilsgeschichtliches Lehrstück - die Rolle des Akteurs (der Holz sammelnde Mann) ist damit beendet - er ist (durch seinen Tod) aufgehoben in Gott.

Solche Argumentation funktioniert allerdings nur, wenn man die menschliche Existenz nicht aufs Dasein beschränkt, sondern vielmehr das Dasein als beschränkte Bühne versteht.

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