Ist unsere Demokratie in Gefahr?

Politik und Weltgeschehen
Benutzeravatar
sven23
Beiträge: 23476
Registriert: Fr 10. Mai 2013, 15:55

#151 Re: Ist unsere Demokratie in Gefahr?

Beitrag von sven23 » So 5. Feb 2017, 17:07

Novalis hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Was ich nicht verstehe: du gibst dich doch sonst immer als der Versöhner zwischen den Religionen. Trump steht aber gerade nicht für Versöhnung, sondern er spaltet die Nation. Wie verträgt sich das?

Die amerikanische Nation war schon gespalten. Nur dadurch konnte Trump Präsident werden. Jetzt müssen wir mit dieser Realität arbeiten und das Beste daraus machen. Jedoch wäre es besser, wenn wir mehr auf uns selbst schauen würden, als mit erhobenem Zeigefinger stets auf alle anderen zu deuten. Wenn jeder vor der eigenen Türe kehren würde, wäre die Welt in Ordnung.
Gerade das ist schwierig in einer globalisierten Welt, die auf allen Ebenen miteinander verflochten ist. Man wird sehen, ob Trump die US-Wirtschaft von der Globalisierung abkoppeln kann und wie lange das gut geht.
Die Probleme sitzen aber tiefer. Seit Ronald Reagan haben Politik und Wirtschaft neoliberale Politik betrieben. Die Steuern für Reiche und Superreiche wurden immer weiter gesenkt, die Haushaltdefizite erhöht. Als Folge davon ging die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinander. Auch der Milliardär Trump und seine Kumpane profitierten von der Politik des gescholtenen Establishments, das verschweigt Trump gerne.
Obama Care will er abschaffen, owohl gerade sein Wählerclientel davon profitiert.
Die Deregulierung der Finanzmärkte führte in die Finanzkrise, die den Steuerzahler Milliarden kostete. Die zaghaften Regulierungen durch Obama will er wieder abschaffen. Gute Vorraussetzungen für die nächste Finanzblase. usw. usw.
Ich fürchte, der Heilsbringer Trump wird seine Anhänger tiefer enttäuschen, als es ihnen heute bewußt ist.
Man wird sehen.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

Novas
Beiträge: 7986
Registriert: Mi 20. Jun 2018, 21:23

#152 Re: Ist unsere Demokratie in Gefahr?

Beitrag von Novas » So 5. Feb 2017, 17:48

Ja, was wir gegenwärtig erleben ist im Grunde der Meinungskampf zwischen Nationalisten und Globalisten. Was bedeutet Patriotismus in einer global vernetzten Welt? Ob man eher in die eine oder andere Richtung neigt, kann man mit einer simplen Frage herausfinden:

identifizierst Du dich eher mit deiner Nationalflagge oder dem Bild der Erde aus dem Weltraum fotografiert?
Zuletzt geändert von Novas am So 5. Feb 2017, 17:55, insgesamt 1-mal geändert.

Pluto
Administrator
Beiträge: 43975
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:56
Wohnort: Deutschland

#153 Re: Ist unsere Demokratie in Gefahr?

Beitrag von Pluto » So 5. Feb 2017, 17:52

Novalis hat geschrieben:Was bedeutet Patriotismus in einer global vernetzten Welt?
NICHTS!
Ich war aber schon immer ein Gegner von Patriotismus. Es ist ein sinnloser Überrest einer falsch verstandenen Romantik aus dem 18/19. Jahrhundert.
Macht mich das zum global denkenden Mensch?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Novas
Beiträge: 7986
Registriert: Mi 20. Jun 2018, 21:23

#154 Re: Ist unsere Demokratie in Gefahr?

Beitrag von Novas » So 5. Feb 2017, 18:06

Pluto hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:Was bedeutet Patriotismus in einer global vernetzten Welt?
NICHTS!
Ich war aber schon immer ein Gegner von Patriotismus. Es ist ein sinnloser Überrest einer falsch verstandenen Romantik aus dem 18/19. Jahrhundert.
Macht mich das zum global denkenden Mensch?

Das ist mir zu simpel. Ich finde es erfreulich, wenn Menschen über ihren eigenen egozentrischen Tellerrand hinaus sehen. Bei einem echten Patrioten ist das der Fall. Ich denke aber auch, dass das globale Ganze mitgedacht werden muss. Vielleicht wird es in der Zukunft die Vereinigten Staaten der Erde geben, so wie es heute die Vereinigten Staaten von Amerika gibt.

Pluto
Administrator
Beiträge: 43975
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:56
Wohnort: Deutschland

#155 Re: Ist unsere Demokratie in Gefahr?

Beitrag von Pluto » So 5. Feb 2017, 18:28

Novalis hat geschrieben:Ich finde es erfreulich, wenn Menschen über ihren eigenen egozentrischen Tellerrand hinaus sehen.
Ist das nicht genau das Gegenteil von Patriotismus?

Novalis hat geschrieben:Bei einem echten Patrioten ist das der Fall.
Sehe ich anders.
Was Patriotismus bedeutet, erkennt man an der Haltung der meisten Staaten der EU in der kürzlichen Flüchtlingskrise. So lange es um die Verteilung der Milliarden geht, sind sie "happy". Wenn sie selber was geben sollen, hört die Großzügigkeit auf, und man wird zum Patriot.

Das ist kein Vorwurf, sondern eine Prägung der Evolution: "Mein Nachbar ist mein Freund, aber Fremde sind Eindringlinge, die was von mir wollen".
Das ist eine traurige Tatsache, und wird noch lange dauern, bis alle Menschen auf der Welt dieses Gefühl los werden.

Novalis hat geschrieben:Vielleicht wird es in der Zukunft die Vereinigten Staaten der Erde geben, so wie es heute die Vereinigten Staaten von Amerika gibt.
Vielleicht hast du damit recht... Ich kann da nur hoffen, aber dazu müssen wir den Rest an Patriotismus abstreifen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

R.F.
Beiträge: 6664
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:20

#156 Re: Ist unsere Demokratie in Gefahr?

Beitrag von R.F. » So 5. Feb 2017, 18:33

https://sciencefiles.org/2017/02/05/spi ... -stuermer/

Jedenfalls könnte sich das Titelbild des SPIEGELS als kurzsichtiges Handeln herausstellen. Langjährige Freundschaft könnte in Feindschaft umschlagen. Das aber dürfte heute gefährlicher sein als 1986, als Helmut Kohl den sowjetischen Parteichef Gorbatschow mit Hitlers Propagandaminister Joseph Goebbels verglich. Wie bekannt, war Kohl wenige Jahre danach um Gorbatschows Entgegenkommen bei der Wiedervereinigung froh.

Ich kann mir übrigens vorstellen, das Deutsche, die in den USA mit hohen Summen engagiert sind, den Spiegel verfluchen. Diese fürchten nämlich um die Sicherheit ihrer Anlagen. Das mit der Rückgabe deutschen Goldes wird jetzt wohl noch weniger Wirklichkeit werden.

Novas
Beiträge: 7986
Registriert: Mi 20. Jun 2018, 21:23

#157 Re: Ist unsere Demokratie in Gefahr?

Beitrag von Novas » So 5. Feb 2017, 18:56

Pluto hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:Vielleicht wird es in der Zukunft die Vereinigten Staaten der Erde geben, so wie es heute die Vereinigten Staaten von Amerika gibt.
Vielleicht hast du damit recht... Ich kann da nur hoffen, aber dazu müssen wir den Rest an Patriotismus abstreifen.

Ich sehe es genau anders rum. Das wird nur funktionieren, wenn Menschen patriotisch denken, im Sinne einer Identifikation mit dem größeren Gemeinwesen. Doch muss sich dieser Patriotismus in Zukunft mehr auf die ganze Erde beziehen. Der Unterschied zwischen einem Nationalisten und einem Patrioten: ein Patriot ist stolz auf sein Land für das, was es tut; der Nationalist ist stolz auf sein Land, egal was es tut. Die erste Geisteshaltung kreiert ein Gefühl der Verantwortung, doch die andere ein Gefühl der Arroganz gegenüber allem Fremdartigen.
Doch grundsätzlich ist nichts verkehrt daran, die eigene Heimat zu lieben und schützen zu wollen. Das hat auch Kurt Tucholsky.

Viel gefährlicher ist es, wenn wir Begriffe wie Heimat, Volk und Vaterland der politischen Rechten überlassen. Denn die werden sie ganz bestimmt besetzen. Die politische Realität zeigt, dass man damit Mehrheiten und schließlich auch Wahlen gewinnen kann.

R.F. hat geschrieben:Jedenfalls könnte sich das Titelbild des SPIEGELS als kurzsichtiges Handeln herausstellen. Langjährige Freundschaft könnte in Feindschaft umschlagen

Vielleicht besitzen manche Menschen schlicht zu wenig Verstand, um soetwas in Betracht zu ziehen. Oder sie besitzen den Verstand, aber kein Fingerspitzengefühl. Dieses Titelblatt ist geschmacklos.

Pluto hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:Vielleicht wird es in der Zukunft die Vereinigten Staaten der Erde geben, so wie es heute die Vereinigten Staaten von Amerika gibt.
Vielleicht hast du damit recht... Ich kann da nur hoffen, aber dazu müssen wir den Rest an Patriotismus abstreifen.

Leider sieht es so aus, als hätten wir da noch einen sehr langen Weg vor uns. Doch Wege entstehen dadurch, dass man sie geht. Merkel wollte mit ihrer Flüchtlingspolitik wohl ein paar Schritte in diese Richtung tun.

Benutzeravatar
Halman
Beiträge: 4016
Registriert: Di 25. Feb 2014, 20:51

#158 Re: Ist unsere Demokratie in Gefahr?

Beitrag von Halman » Mo 6. Feb 2017, 00:20

Wow - hier ist ja eine richtig lebhafte Diskussion im Gang. Finde ich gut. :thumbup:

Hagen Grell gehört im Internet zu dem Mosaik der Protestströmungen, wie Pegida, die IB, Compact usw.

Allerdings muss ich ihm in dem von mir verlinkten Video bezüglich dem SPIEGEL zustimmen: Dies ist mehr Aktivismus denn Qualitätsjournalimus. Gerade in dieser Zeit, in der die Gesellschaft zunehmend polarisiert, wünschte ich mir differnzierte und sachlichere Artikel und nicht so einen Stuss.

Habt ihr euch das Interview von Trump angesehen, welches er der BILD-Zeitung gab? Ich hatte es hier reingestellt. Oder die MoPo-Schlagzeile, der "Trump droht: Ich komme nach Hamburg" gelesen? So ein infantiler Unsinn. Dass der US-amerikanische Präsident zum G20-Gipfel kommt ist völlig normal. Geht es auch weniger hysterisch?


Um auf die unsachgemäße Kritik gegen mich zurückzukommen, weil ich hier den Fall von Antonya Schandorff thematisiert hatte, verlinke ich nun ein kritisches Video, welches ich für ausgewogen halte.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

Benutzeravatar
Josi
Beiträge: 666
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:13

#159 Re: Ist unsere Demokratie in Gefahr?

Beitrag von Josi » Mo 6. Feb 2017, 02:49

Halman hat geschrieben:Wow - hier ist ja eine richtig lebhafte Diskussion im Gang. Finde ich gut. :thumbup:
Finde ich auch gut, sofern Diskussionen nicht nur sich selbst genügen.

Hallo Halman,

um die Frage behandeln zu können, ob "unsere" Demokratie in Gefahr ist, müssen mindestens 2 Punkte als offenkundige Tatsachen gegeben sein;
a) wir in Übereinstimmung sehr genau wissen, was Demokratie ist und
b) wir ebenso übereinstimmend sehr genau wissen, dass Demokratie ist.

Mich würde daher interessieren, was Du unter dem Begriff "Demokratie" verstehst und in wiefern sich diese Definition mit der angewandten Wirklichkeit deckt.

LG, Josi ;)
Wer propagiert, es sei nicht schlimm wenn Menschen - einschließlich Kinder - getötet werden, da sie bei Gott weiter leben würden, gehört selbst auf der Stelle mit der Begründung getötet: "DIES SEI AUCH DIR GEGÖNNT!!!"

Pluto
Administrator
Beiträge: 43975
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:56
Wohnort: Deutschland

#160 Re: Ist unsere Demokratie in Gefahr?

Beitrag von Pluto » Mo 6. Feb 2017, 08:32

Novalis hat geschrieben:Das wird nur funktionieren, wenn Menschen patriotisch denken, im Sinne einer Identifikation mit dem größeren Gemeinwesen.
Das ist die Entwicklung unserer Kultur. Zu biblischen Zeiten galt Nächstenliebe dem Nachbarn.
Heute ereifern sich Menschen und ergreifen Partei für Tiere.

Novalis hat geschrieben:Doch muss sich dieser Patriotismus in Zukunft mehr auf die ganze Erde beziehen.
Dann ist es kein Patriotismus mehr.
Wikipedia: Als Patriotismus wird eine emotionale Verbundenheit mit der eigenen Nation bezeichnet.

Novalis hat geschrieben:Der Unterschied zwischen einem Nationalisten und einem Patrioten: ein Patriot ist stolz auf sein Land für das, was es tut; der Nationalist ist stolz auf sein Land, egal was es tut.
Und wer legt fest, was gut ist?

Wenn es Gutes im Patriotismus gibt, so habe ich es noch nicht entdeckt.
Ist Donald Trump kein Patriot, wenn er sagt: "America first"?
Meiner Meinung nach verkörpert Trump alles was schlecht ist im Patriotismus.


Novalis hat geschrieben:Die erste Geisteshaltung kreiert ein Gefühl der Verantwortung, doch die andere ein Gefühl der Arroganz gegenüber allem Fremdartigen.
Arroganz war bisher immer die Norm unter Patrioten. Selbst scheinbar harmlose Parolen wie "Wir sind das Volk", belegen dies sehr deutlich.

Novalis hat geschrieben:Doch grundsätzlich ist nichts verkehrt daran, die eigene Heimat zu lieben und schützen zu wollen. Das hat auch Kurt Tucholsky.
Eben meine Rede. Tucholsky war ja auch ein Romantiker — ein Überbleibsel des 19. Jahrhunderts.

Novalis hat geschrieben:Viel gefährlicher ist es, wenn wir Begriffe wie Heimat, Volk und Vaterland der politischen Rechten überlassen. Denn die werden sie ganz bestimmt besetzen. Die politische Realität zeigt, dass man damit Mehrheiten und schließlich auch Wahlen gewinnen kann.
Patriotismus ist immer gefährlich weil Stolz mitspielt. Man weiß eben nie, wann dieser Stolz in Nationalismus umschlägt. Die Folgen eine solchen falschen Stolzes erkenntn man heute an der Entwicklung in Polen und Ungarn.

Novalis hat geschrieben:Leider sieht es so aus, als hätten wir da noch einen sehr langen Weg vor uns. Doch Wege entstehen dadurch, dass man sie geht. Merkel wollte mit ihrer Flüchtlingspolitik wohl ein paar Schritte in diese Richtung tun.
So ist es! :thumbup:
Aber das Volk war (noch) nicht bereit ihr zu folgen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Antworten