Kingdom hat geschrieben: ↑So 27. Jan 2019, 18:16
Wir als Christen kämpfen auch für unsere Ideale, da wir aber wissen Gottes Reich ist nicht von dieser Welt, müssen wir zum guten Glück nicht Weltliche Methoden oder gar Satanische Methoden einsetzen, um das Ziel zu erreichen.
Das ist richtig, tröstlich und hoffnungsvoll, und es ist gut, wenn wir einander stets daran erinnern und ermahnen, ich brauche das ab und zu.
Aber ich glaube die Reichsbürger widersetzten sich auch ganz deftig dem Rechtsstaat, oder bin ich da falsch informiert?
Das weiß ich nicht, glaube ich aber auch nicht. Die wollen (geben es zumindest vor) endlich wirklich einen Rechtsstaat und nicht nur einen (das pfeifen die Spatzen von den Dächern) Rechtsanwaltsstaat. Die zweifeln an, daß sie es mit einem Rechtsstaat zu tun haben. Konsequenterweise widersetzen sie sich diesem Konstrukt. Es liegt beim Staat, sich als Rechtsstaat zu erweisen. Das ist recht einfach, wenn man nichts zu verbergen hat. Ich selbst habe Ärger mit Behörden, deren Arbeitsgrundlage ein geblufftes Gesetz ist, in welchem selbst geschrieben steht, daß es ungültig ist. Das muß man sich mal auf der Zunge zergehen lassen! Darüber kann man jetzt lachen, aber wenn es einen hart betrifft, ist das nicht mehr zum Lachen. Auch ich hätte gern einen Rechtsstaat.
Was ich also bisher über diese Leute weiß ist, daß sie - verständlich - die illegale Handhabe ankotzt. Nun sieht deren Handeln ein wenig nach Kaspertheater aus, aber im Grunde sind es - worst case - Randerscheinungen. Ich mache mich mit dem Teil in jener Ideologie nicht eins, der eine weltlichere Welt ersehnt, als die Welt selbst weltlich ist (ich empfinde das ein bisschen so, will denen aber nicht unrecht tun). Ich bin Bürger mit Leib und Seele, also in diese Welt gestellt und der Obrigkeit gefälligst untertan. Und das bin ich mehr als viele andere, weil ich eben für eine funktionierende Demokratie auch zu kämpfen gewillt bin, i.S. von "suchet der Stadt Bestes". Und zu einer funktionierenden Sozietät gehört auch, daß die Regeln (d.s. die Gesetze) nicht nur aufgestellt, sondern auch eingehalten werden, und zwar von ALLEN, nicht nur vom gemeinen Fußvolk. Ich glaube das sind wir auch als Christen Gott schuldig, uns hierin klar zu positionieren.
Paulus hat sich damals auch nicht von jedem x-beliebigen dahergelaufenen Spinner in die Suppe spucken lassen wollen. Er hat die angemaßte Autorität der frommen Elite damals (ähnlich unserer Regierung heute) nicht über sich urteilen lassen, sondern er berief sich auf den Kaiser. Und der Mann war Vorbild, was das Verhältnis zur Obrigkeit angeht.
Wenn jemand also nicht einfach mal eben so, sondern durchaus begründet eine falsche Obrigkeit infrage stellt und sich auf die richtige, legitime beruft, dann ist das aufgrund fehlender Übung vielleicht zunächst unbeholfen und stur und fehlgeleitet elitär und abgehoben, aber in der Sache nicht unbedingt falsch. Vieles was von denen angeprangert wird sehe ich auch so, aber natürlich nicht alles. Wenn jemand sein eigenes Reich ausruft (soll vorgekommen sein), so ist das entweder Spinnerei, oder es ist ein "Kunstwerk", was andere zum Nachdenken anregen könnte, auch möglich. Aber im Hydepark wird mehr Unsinn geredet.
So verstehe ich bisher die Reichsbürgerbewegung. Und ich möchte nichts weiter, als auch diese Leute vor inkompetenter übler Nachrede schützen, die ja zumeist nur aus hohlem Nachgeplapper besteht.
Auch das ist meiner Überzeugung nach meine Pflicht, nicht einfach nur "nicht falsch Zeugnis zu reden wider meinen Nächsten", sondern auch anderen an die Karre zu fahren, die sowas tun, egal gegen wen es geht, ob gegen Reichsbürger, Ausländer, gegen Juden, gegen Moslems, Homos, Zigeuner, oder Linke oder AfD oder, oder, oder.
Nun sag Du mir, ob ich damit falsch liege, oder ob das zumindest zu verstehen wäre, wenn auch nicht gutgeheißen.
Alternativ dazu könnte ich mich aus allem komplett raushalten, aber das liegt mir nicht im Blute.