Die Zeit vergeht derzeit wirklich schnell... noch lange wurden in der Ukraine keine "vollendeten Tatsachen" geschaffen und doch entfalten die "Blockademaßnahmen" ihre Wirksamkeit schon jetzt. Die russische Währung erreicht ein Rekordtief und kann von der Regierung auch nicht mehr aufgefangen werden, nachdem nun sogar die Devisenreserven in sämtlichen Ländern eingefroren und Beziehungen mit der russischen Zentralbank untersagt wurden. Die Inflation wird durch die Decke gehen.Scrypton hat geschrieben: ↑Sa 26. Feb 2022, 12:03Wie im letzten Beitrag geschildert sind die bereits umgesetzten und genannten Maßnahmen schon außerordentlich und gehen über alles bisher dagewesene weit hinaus. All die Jahre zuvor waren die Sanktionen in Wirkung und Umfang einfach nur peinlich, völlig nachvollziehbar dass der Kreml über immer wiederkehrende Drohungen wirklich harter Sanktionen des Westens nur noch müde lächeln konnte, wenn sie sich immer und immer wieder nur als Lippenbekenntnisse bewiesen und damit Schwäche zeigten.Naqual hat geschrieben: ↑Sa 26. Feb 2022, 11:18An dieser Stelle geb ich auch Sycropton recht, der ja ebenfalls gesagt hat, die Blockademaßnahmen sind umfangreicher. Bei konsequenter Anwendung aller Möglichkeiten durch (fast) alle westlichen Staaten könnte das klappen. Nur da bin ich skeptisch. HInzu kommt, dass die Blockademaßnahmen ihre Wirksamkeit sehr zeitverzögert entfalten, also erst greifen, wenn in der Ukraine vollendete Tatsachen geschaffen sind.sven23 hat geschrieben: ↑Sa 26. Feb 2022, 07:36Und Putin hat sich ja sicher vorbereitet, weil er mit Sanktionen gerechnet hat. Er wird mit der üblichen Uneinigkeit des Westens rechnen und mit der Abhängikeit von Öl- und Gaslieferungen. Da der Westen sich aber jetzt zwangsläufig umorientiert, könnte sich Russland damit langfristig ins eigene Fleisch geschnitten haben.
In der Zeit, als ich meinen gestrigen Beitrag geschrieben habe, hat sich übrigens auch Italien zum Swift-Ausschluss geäußert die ja lange Bedenken damit hatten. Sie erklärten, dass es kein Veto gegen eine solche Entscheidung mehr gäbe - somit wollen zum aktuellen Zeitpunkt nur noch Frankreich und eben insbesondere Deutschland erst mal abwarten.
Einige Maßnahmen wirken auch nicht sonderlich zeitverzögert, sondern ziemlich schnell.
Schon seit gestern kann man in Russland nur noch schwer Geld abheben; und vor jenen Geldautomaten, an denen das noch geht, bilden sich riesige Schlangen.
Mit dieser ungewohnt geschlossenen sowie schnellen Haltung ganz Europas, der USA, Kanada, Japan, Australien und einigen weiteren Ländern hat Putin mit Sicherheit nicht in dieser Härte, in diesen Ausmaßen gerechnet.
Hier hat er sich vermutlich schwer verrechnet.
Auch das russische Volk versteht ungeachtet der vom Kreml ersonnenen „Rechtfertigungen“ den militärischen Angriff auf ihren Nachbarn nicht – welches, ganz nebenbei, ein beliebtes Urlaubsziel vieler Russen ist. Sie gehen auf die Straße im ganzen Land, demonstrieren und fordern den Angriff zu beenden. Dafür werden sie mittlerweile zu tausenden pro Tag verhaftet. Eine einfache Petition in Russland fand über 780.000 Unterzeichner. Eine weitere etwas speziellere an Putin gerichtete Petition von russischen Ärzten, Sanitätern und Krankenschwestern fand über 300 Unterschriften, was angesichts der persönlichen Risiken durch ein solch offenes Statement doch beachtlich ist. Selbst die ersten russische Oligarchen kritisieren den Kreml bereits öffentlich, darunter z.B. der Milliardär Oleg Tinkow (Gründer der Tinkoff-Bank).
Auch mit diesem Widerstand im Land hat er so wohl eher nicht gerechnet.
Nicht zuletzt geht es in der Ukraine nur sehr schleppend voran; die ukrainischen Soldaten leisten sich sehr entschlossen extreme Kämpfe gegen die russischen Einheiten. Etwa 75 Prozent der von Russland über die vergangenen Wochen vor der Ukraine angesammelten und vorbereiteten Kampfkräfte befinden sich bereits in der Ukraine und doch konnten strategisch wichtige Punkte bis heute noch nicht eingenommen werden. Seit heute Morgen sind die Truppen vor Kiew nur etwa 5km weitergekommen. Auch den ukrainischen Luftraum kontrolliert Russland noch nicht.
Das sollte ursprünglich ganz sicher deutlich(!) schneller gehen und auch hier hat er sich verrechnet.
Der Krieg kostet Unsummen, die damit einhergegangenen Sanktionen ebenso. China ist ganz offenkundig auch kein so starker Partner wie gewünscht und lässt seine noch immer sehr vorsichtige Kritik klarer und verständlicher werden. Am Ende wird Putin dem Kreml keinerlei Triumph vorweisen können, Russland hat militärisch sowie wirtschaftlich nichts gewonnen.
In Summe würde ich sagen, Putin hat sich ganz klar verzockt und sitzt nunmehr auch nicht mehr ganz so fest im präsidialen Sattel wie noch vor einer Woche.