Jugendamt nimmt Christen die Kinder weg

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barbara
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#91 Re: Jugendamt nimmt Christen die Kinder weg

Beitrag von barbara » Do 26. Sep 2013, 06:54

Pluto hat geschrieben:Diese "psychologischen" Methoden funktionieren nicht überall.

nein, natürlich nicht. Es muss der richtige Kontext gegeben sein. Als Erstes muss das Vertrauen in die Lernbereitschaft von Kindern gegeben sein, die erstaunlicherweise sehr oft nicht vorhanden ist - wo Kinder doch von Natur aus nichts lieber und besser tun, als Lernen....

Die jungen Lehrer an den öffentlichen Schulen versuchen sie ebenfalls anzuwenden, aber sie vergessen dabei, dass man die Schüler dennoch unter kontrolle halten muss.

Nein, man muss Kinder eben NICHT unter Kontrolle halten. Die Aufgabe der Erwachsenen kann sich sehr gut darauf beschränken, Kindern einen sicheren Raum zu bieten, in dem sie viel Anregung finden, und sie dann einfach machen zu lassen, und für Hilfe und Gespräche zur Verfügung zu stehen. Plus ja, jenes Minimum an Kontrolle, das sicherstellt, dass Kinder nicht von einem Auto überfahren werden oder ähnliches. Aber Kinder, die lernen dürfen, wo die Gefahren der Welt sind, die bewegen sich auch sicher darin.

Ausserdem, antiautoritäres Unterrichten in öffentlichen Schulen geht nicht. Glaub mir, ich hab's ausprobiert - war eine sehr interessante, wenn auch kurze Erfahrung. Es greift die Schule, wie sie heute ist, in ihren Grundfesten an, aber doch, es funktioniert.

In den (zu grossen) Klassen gelingt das nicht, so verfehlen sie das Ziel, und die Kinder lernen weniger statt mehr.

Zu grosse Klassen sind in der Tat ein Problem. Menschen brauchen Orte, wo sie sich zurückziehen können, wo sie allein sein können, oder mit Freunden. Dasselbe Problem hat man mit überbevölkerten Rattenkäfigen: Stress, Aggressionen, Beissen... mit allen negativen Folgen, die das mit sich bringt.

Ebenso sind die heutigen Lehrpläne schon eine Zielverfehlung in sich, denn die Idee, dass eine Gruppe von zwanzig bis dreissig Kindern alle dasselbe lernen soll, ist schon widersinnig für jeden, der mal fünf Minuten vorurteilslos darüber nachdenkt. Ebenso widersinnig ist, dass klaglos akzeptiert wird, wenn Kinder für eine Prüfung lernen und es gleich danach wieder vergessen haben, was sie gelernt hatten (mal Hand aufs Herz: wie viel wüsstest du heute noch vom Stoff deines letzten Schuljahrs? - nicht mehr viel, nehme ich an).

Des weiteren kann man festhalten, dass jene Lese- und Rechenkompetenz, die erwartet wird in den neun Schuljahren, in sehr kurzer Zeit erarbeitet werden kann wenn der Mensch motiviert ist dazu. Was aber für den gewöhnlichen Schüler nicht zutrifft, denn er hat kein Motiv, ausser "ich muss eben in die Schule gehen, ist halt so." Dass die grundlegensten Grundsätze für erfolgreiches Lernen von der Volksschule auf breiter Basis ignoriert werden, ist noch ein weiteres unerklärliches Rätsel...

grüsse, barbara

Malika
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#92 Re: Jugendamt nimmt Christen die Kinder weg

Beitrag von Malika » Do 26. Sep 2013, 08:45

Ich gebe schon seit einigen Jahren Nachhilfe und muss dann oft das auffangen, was in der Schule versäumt wurde. Teilweise ist es erschreckend, wie lange ein Schüler noch durchrutsch bis jemand mal begreift, was für Lücken inzwische da sind.
Leider habe ich an meine eigene Schulzeit auch keine allzu positiven Erinnerungen, zumindest in Teilen. Angefangen damit, dass ich in Sprachen ziemlich gut war und in Mathe vergleichsweise schlecht. In Deutsch und Englisch hätte ich locker in einer höheren Klasse mitmachen oder das nur ein Stunde pro Woche machen können, in mathe wäre ich in der Klassenstufe unter mir besseer aufgehoben gewesen. Dürfte man Kinder zuhause unterrichten, könnte man sich ihren Bedürfnissen und Stärken entsprechend anpassen, dann wird halt nur eine Stunde pro Woche Deutsch gemacht und dafür mehr Mathe, wenn es da gerade schwierig ist.
Verletzt hat mich auch, wie die naturwissenschaftlich begabten gefördert wurden und an der Oberstufe schon nebenbei Seminare an der Uni belegen durften. In Deutsch und/oder Englisch bekam ich diese Möglichkeiten nicht, ich fragte meine Englischlehrerin in der 12. mal, ob ich nicht schon den Cambridge-Test machen könnte, da ließ sie mich abblitzen. Das tat weh, die eigenen Stärken in der Schule so gar nicht gefördert zu sehen.

Hätte ich selbst Kinder, so würde ich sie dennoch zur Schule schicken, einfach um nicht mit dem Gesetz in Konflikt zu kommen und den Kindern letzten Endes mehr Schaden zuzufügen. Aber sollten wir bis dahin im Ausland leben, so würde ich mit Sicherheit ernsthaft über Homeschooling nachdenken.

Pflanzenfreak
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#93 Re: Jugendamt nimmt Christen die Kinder weg

Beitrag von Pflanzenfreak » Do 26. Sep 2013, 09:45

Inzwischen hat sich ja das Thema ein bischen gewandelt und da will ich auch meinen Senf dazugeben.
Meine Grossen waren im Nachbarort im staatlichen Gymnasium. Eine Schule vor der ich alle Hochachtung habe. Da werden die Schüler wie Menschen behandelt und die Lehrer sind zwar nicht alle super, aber im Grossen und Ganzen okay.
Ab der 7. Klasse werden die Schüler, die Interesse daran haben zu Streitschlichtern ausgebildet und übernehmen meist zu 2. eine 2 Jahre jüngere Klasse um die sie sich kümmern. Sozusagen als Vertrauensschüler und Vermittler zwischen den Schülern, aber durchaus auch zwischen Schüler und Lehrer. Eine gute Sache.
Viele Lehrer bieten besonders in den Hauptfächern zu bestimmten Zeiten so eine Art Nachhilfe an, da können dann alle Schüler die Probleme haben hingehen und sich den Stoff nochmal erklären lassen.
Natürlich löst das nicht alle Probleme, aber richtig krasse Sachen sind an dieser Schule bislang nicht vorgefallen.
Meine Tochter hat mal gemeint sie fühle sich dort sicher. Sowas wie Winnenden kann sie sich nicht vorstellen, in ihrer Schule wo man aufeinander achtet.

Malika
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#94 Re: Jugendamt nimmt Christen die Kinder weg

Beitrag von Malika » Do 26. Sep 2013, 10:24

Wenn deine Kinder so positive Erfahrungen machen, ist das schön. Ich hatte auch ein paar gute Lehrer, unter anderem einen Deutschlehrer, der mir ab der 8. Klasse den Spaß am Interpretieren und Analysieren vermittelt hat. Die Deutschstunden mit ihm (drei Jahre lang) fand ich immer toll und er gestand mir später, dass sie ihm auch guttaten, weil es schön war, eine so motivierte Schülerin zu haben, die immer noch mehr lernen wollte. Meine Mutter ist ebenfalls Lehrerin und ich weiß, dass sie streng, aber gerecht ist und sich große Mühe gibt und viel Zeit für die Vorbereitung verwendet. Aber ich habe leider in meinem Englisch-Studiengang auch die Lehramtsanwärter gesehen, die zwei Mal durch den three-hour-essay fielen, in ihrer Freizeit nie freiwillig etwas auf Englisch lasen oder Englisch sprachen und Lehrer werden wollten, weil man da so lange Ferien habe. Es gibt echt Komilitonen, die ich liebend gerne davon abhalten würde, Lehrer zu werden (ich selbst studiere übrigens nicht auf Lehramt).

Und dann habe ich Nachhilfeschüler, die mit dem Fach Englisch so schlimme Erfahrungen gemacht haben (ständig schlechte Noten, komplett den Anschluss verloren, keine Ahnung, was der Lehrer da erzählt), dass sie selbst in der Nachhilfe noch völlig abblocken und mit denen muss man dann mühsam Erfolgserlebnisse erarbeiten, damit der Knoten mal platzt. Nicht zu vergessen die zwei Schüler, die letztes Halbjahr genau acht Wochen Englisch hatten, der Rest fiel aus, und der Schüler, dessen Klasse noch keine Englischbücher hat, weil die Schule kein Geld dafür hat. Mag sein, dass das hier in Norddeutschland auch schlimmer ist als im Süden, das kann ich schwer beurteilen.

barbara
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#95 Re: Jugendamt nimmt Christen die Kinder weg

Beitrag von barbara » Fr 27. Sep 2013, 07:11

Malika hat geschrieben:Ich gebe schon seit einigen Jahren Nachhilfe und muss dann oft das auffangen, was in der Schule versäumt wurde. Teilweise ist es erschreckend, wie lange ein Schüler noch durchrutsch bis jemand mal begreift, was für Lücken inzwische da sind.

Es spricht für die Intelligenz der Schüler, dass sie oft erstaunliche Fähigkeiten im Fach "richtige Antwort erraten ohne zu wissen worum es geht" demonstrieren.

Ansonsten beobachte ich mit unschöner Regelmässigkeit, wie Schule die Lernfreude allen austreibt, mit ein paar Ausnahmen - und vielen Kindern eine ganze Menge an Selbstvertrauen nimmt. Und das nicht als Einzelfall, sondern als System.

grüsse, barbara

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