Seite 1 von 2

#1 Lyrik für Alle

Verfasst: So 19. Jan 2014, 21:20
von Lena
Folge 1

Die Welt

...

Komm, Seele, komm und lerne weiter schauen,
Als sich erstreckt der Zirkel dieser Welt!

...

Christian Hofmann von Hofmannswaldau

#2 Re: Lyrik für Alle

Verfasst: Mo 20. Jan 2014, 14:13
von Lena
Folge 2

An Elsabe

Ein getreues Herze wissen,
Hat des höchsten Schatzes Preis.
Der ist selig zu begrüßen,
Der ein treues Herze weiß.
Mir ist wohl bei höchstem Schmerze;
Denn ich weiß ein treues Herze.
...
Paul Flemming


So sehr Paul Flemming in seinem Gedicht die Treue seiner Liebsten besingt -
als er nach zwei Jahren zu ihr kam - war sie mit einem andern verheiratet.

#3 Re: Lyrik für Alle

Verfasst: Di 21. Jan 2014, 16:26
von Lena
Folge 3

Menschliches Elend

Was sind wir Menschen doch! Ein Wohnhaus grimmer Schmerzen,
Ein Ball des falschen Glücks, ein Irrlicht dieser Zeit,
Ein Schauplatz voller Angst...

Andreas Gryphius

#4 Re: Lyrik für Alle

Verfasst: Mi 22. Jan 2014, 15:00
von Demian
Seltsam, ich dachte, dass mein Gedichtthread bereits für alle ist? ;)

#5 Re: Lyrik für Alle

Verfasst: Mi 22. Jan 2014, 16:51
von Lena
Demian hat geschrieben:Seltsam, ich dachte, dass mein Gedichtthread bereits für alle ist? ;)

Wo ist er denn - Deiner?

Das hier ist eine Serie von Lutz Görner und vielleicht schaut ja mal einer rein und hat Freude zu einem bestimmten Gedicht etwas dazu zu sagen. Auch wenn es nur 1% der Deutschen ist, die sich dafür interessieren - laut Görner's Aussage.

#6 Re: Lyrik für Alle

Verfasst: Mi 22. Jan 2014, 17:02
von Lena
Folge 4

Gedanken bei Antretung des fünfzigsten Jahres

Mein Auge hat den alten Glanz verloren.
Ich bin nicht mehr, was ich vor diesem war.
Es klingt mir jetzt fast stündlich in den Ohren:
Vergiss die Welt und denk auf deine Bahr!
Und ich empfinde nun aus meines Lebens Jahren,
Dass fünfzig schwächer sind als fünfundzwanzig waren.
Wo sind die Stunden
Der süßen Zeit,
Da ich zuerst empfunden,
Wie deine Lieblichkeit
Mich dir verbunden?
Sie sind verrauscht.
Es bleibt leider dabei,
Dass auch die Lust vergänglich sei.

Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau

#7 Re: Lyrik für Alle

Verfasst: Do 23. Jan 2014, 19:08
von Lena
Folge 5

Lutz Görner:

Ich zum Beispiel habe jahrelang mit meiner Oma abends vor dem Schlafengehen gebetet:


Befiehl du deine Wege

Befiehl du deine Wege,
Und was dein Herze kränkt,
Der allertreusten Pflege
Des, der den Himmel lenkt!
Der Wolken, Luft und Winden,
Gibt Wege, Lauf und Bahn,
Der wird auch Wege finden,
Da dein Fuß gehen kann.

Dem Herren mußt du trauen,
Wenn dir's soll wohlergehn;
Auf sein Werk must du schauen,
Wenn dein Werk soll bestehn.
Mit Sorgen und mit Grämen
Und mit selbsteigner Pein
Läßt Gott sich gar nichts nehmen,
Es muß erbeten sein.

Paul Gerhardt


#8 Re: Lyrik für Alle

Verfasst: Fr 24. Jan 2014, 10:58
von Lena
Folge 6

An meinen Vater

....

Vater, denkt denn deine Liebe
Gar an keine Wiederkehr?
Ach, ich bitte deinetwegen,
Mach uns nicht das Sterben schwer!

....

Johann Christian Günther


35 Strophen hat das Gedicht des Sohnes an seinen Vater und ist erschütternd.
Mit 26 Jahren hat er es geschrieben und ein Jahr später ist er verschieden...

#9 Re: Lyrik für Alle

Verfasst: Fr 24. Jan 2014, 22:26
von Salome23
Lena hat geschrieben:Folge 6
An meinen Vater
....
Mit 26 Jahren hat er es geschrieben und ein Jahr später ist er verschieden...
Habs mir angehört-super! :thumbup:

Vor allem das mit der Sittenpredigt und Frömmigkeit ;)
Der Sohn teilt sein Herzensanliegen , Ansichten und seine Wahrnehmung mit...
Interessant wäre, die seines Vaters auch zu kennen

Gut vorgetragen, das Gedicht :thumbup: -aber ob er es emotional nachvollziehn/spüren konnte beim vortragen?

#10 Re: Lyrik für Alle

Verfasst: Sa 25. Jan 2014, 19:22
von Lena
Ach, ich bitte deinetwegen,
Mach uns nicht das Sterben schwer!
Johann Christian Günther
Salome23 hat geschrieben: Interessant wäre, die seines Vaters auch zu kennen

Und vor allem, wie der Vater gefühlt hat - als dies eintraf - das Sterben - seines Sohnes - ein Jahr danach und wie er selber, der Vater dann am Ende starb, mit dieser Schuld der Unversöhnlichkeit.