Franz Marc: Der Bilderkreis der Seele

Literatur, Malerei, Bildhauerei
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Demian
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#1 Franz Marc: Der Bilderkreis der Seele

Beitrag von Demian » Sa 26. Jul 2014, 02:36

"Ich suche mich einzufühlen in das Zittern und Rinnen des Blutes der Natur, in den Bäumen, in den Tieren, in der Luft (...) Wie sieht ein Pferd die Welt oder ein Adler, ein Reh oder ein Hund? Wie armselig, seelenlos ist unsere Konvention, Tiere in eine Landschaft zu versetzen, die unseren Augen zugehört statt uns in die Seele des Tieres zu versenken, um dessen Bilderkreis zu erraten?" ... "Wir werden nicht mehr den Wald oder das Pferd malen, wie sie uns gefallen oder scheinen, sondern wie sie wirklich sind, wie sich der Wald oder das Pferd selbst fühlen, ihr absolutes Wesen, das hinter dem Schein lebt, den wir nur sehen... Wir müssen von nun an lernen, die Tiere und Pflanzen auf uns zu beziehen und unsere Beziehung zu ihnen in der Kunst darstellen." (Franz Marc; alle Zitate in: Partsch 1993, S. 38-39)

Bild
Franz Marc: Blaues Pferd mit Regenbogen

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sven23
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#2 Re: Franz Marc: Der Bilderkreis der Seele

Beitrag von sven23 » Sa 26. Jul 2014, 13:43

Ich bin ein großer Fan der Expressionisten. Schade daß Marc und Macke auch dem damaligen Kriegsenthusiamus erlagen und sich freiwillig als Soldaten meldeten. Was hätten sie nicht noch alles schaffen können?

Ist ein genialer Fälscher wie Beltracci ein Künstler oder einfach nur ein Handwerker, der mit Farbe und Pinsel gut umgehen kann? Schließlich hat er alle "Kunstexperten" von Rang und Namen täuschen können und nur eine Farbanalyse von Titanweiß ließ das Ganze auffliegen.

http://www.arnebirkenstock.de/filme/beltracchi/
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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Demian
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#3 Re: Franz Marc: Der Bilderkreis der Seele

Beitrag von Demian » Mo 4. Aug 2014, 03:45

Ich bin ein großer Fan der Expressionisten. Schade daß Marc und Macke auch dem damaligen Kriegsenthusiamus erlagen und sich freiwillig als Soldaten meldeten. Was hätten sie nicht noch alles schaffen können?
Ist das ein Bruch oder ein Teil ihres Lebens-Werkes?
Ist ein genialer Fälscher wie Beltracci ein Künstler oder einfach nur ein Handwerker, der mit Farbe und Pinsel gut umgehen kann? Schließlich hat er alle "Kunstexperten" von Rang und Namen täuschen können und nur eine Farbanalyse von Titanweiß ließ das Ganze auffliegen.
http://www.arnebirkenstock.de/filme/beltracchi/
Mit T.S.Eliot gesprochen: „One of the surest of tests is the way in which a poet borrows. Immature poets imitate; mature poets steal; bad poets deface what they take, and good poets make it into something better, or at least something different. The good poet welds his theft into a whole of feeling which is unique, utterly different from that from which it was torn; the bad poet throws it into something which has no cohesion.

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sven23
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#4 Re: Franz Marc: Der Bilderkreis der Seele

Beitrag von sven23 » Mo 4. Aug 2014, 07:52

Demian hat geschrieben: Ist das ein Bruch oder ein Teil ihres Lebens-Werkes?

Ein früher Tod ist immer ein Bruch, vor allem aber eine Tragik, weil in diesen Fällen vollkommen sinnlos und überflüssig.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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Demian
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#5 Re: Franz Marc: Der Bilderkreis der Seele

Beitrag von Demian » Mo 4. Aug 2014, 07:54

sven23 hat geschrieben:Ein früher Tod ist immer ein Bruch, vor allem aber eine Tragik, weil in diesen Fällen vollkommen sinnlos und überflüssig.

Von Franz Kafka sagt man, er habe ein Werk aus Fragmenten hinterlassen ... ich sehe das anders ... alle diese Fragmente bilden ein Ganzes ... und das gilt meines Erachtens für das gesamte Leben.

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#6 Re: Franz Marc: Der Bilderkreis der Seele

Beitrag von 2Lena » Mo 4. Aug 2014, 08:33

Wie sieht ein Pferd die Welt oder ein Adler, ein Reh oder ein Hund?
Sehr interessant den Kommentar des Malers zusammen mit dem Bild zu bringen.
Vor ein paar Jahren hätte ich das Bild als farbig bezeichnet, Regenbogen, Pferd und Weltkugel sind drauf.

Gestern las ich über Schamanen, die eine blaue Farbe mit Hoffnung gleichsetzten und ein paar Stunden zuvor hatte ich ein Buch über Keltensagen. Deren "Pferdekult" ließ sie riesige Markierungen in der Landschaft darstellen. Wieso Pferd? Gut, es war das erste Kulturgut, die Menschen lernten reiten.

Die keltischen Sagen gehen noch tiefer. Als alles sterstört war auf der Erde, schaffte es die damals grad fuchsgroße Spezies - die Ernährung umzustellen, zu wachsen, sich zu verändern. Sie hauste im Buschwerk mit ganz anderen, hochstehenden Schwänzen, entwickelte Hufe um große Strecken zu überwinden. Um Herausforderungen gewachsen zu sein - zelebrierten sie den heidnisch und etwas unappetitisch erscheinenden Pferdekult.

Huch, es wird immer schwieriger zu googeln. Ich habe nicht die Zeit die Linien zu suchen, die es in England über einen riesigen Hügel verteilt gibt, wie die Nazca-Linien in Peru.

Die Kombination "Pferd" mit Regenbogen zur Erde - dem ein paar sperrige Balken im Weg stehen und noch dazu der doppelte Regenbogen, (war einmal ein Traum) lässt mich nun etwas "Augen" machen, wie die Inspiration bei Künstlern kommt. Er wusste ja die Dinge nicht, wie man sagt *bewusst* - sonst hätte er darüber geschrieben.

Ebenso *unbewusst* zieht es die Menschen zu den Bildern, die sie nicht bewusst verstehen, aber die sie trotzdem ansprechen.

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#7 Re: Franz Marc: Der Bilderkreis der Seele

Beitrag von Pluto » Mo 4. Aug 2014, 13:26

2Lena hat geschrieben:
Wie sieht ein Pferd die Welt oder ein Adler, ein Reh oder ein Hund?
Dazu gibt es einen sehr interessanten Artikel... Wie ist es eine Fledermaus zu sein?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#8 Re: Franz Marc: Der Bilderkreis der Seele

Beitrag von 2Lena » Di 5. Aug 2014, 10:37

Pluto hat geschrieben:Dazu gibt es einen sehr interessanten Artikel...
Es gibt viele Lebensformen ...
Das Interessante am Bild von Franz Marc finde ich jedoch seine Intuition. Er denkt an die Natur, empfindet einen Bogen zu neuen "Welten".
Sein Pferd hat keinen Schwanz und zu sehen sind nur drei Beine.

Vielleicht sollte man zur "Evolution" mal die alten keltischen Mythen befragen?
Falls du auf englischen Seiten die Geschichten über das "Pferd" findest... Die uns bekannten Tiere mussten einen großen Anpassungsprozess vollbringen.

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#9 Re: Franz Marc: Der Bilderkreis der Seele

Beitrag von Demian » Fr 8. Aug 2014, 17:46

Ein paar lesenswerte Worte.

"Franz Marc spielt in der Vorstellung auch der jungen Generation, die ihn nicht mehr gekannt hat, eine ganz andere Rolle als die meisten übrigen Expressionisten, [...]Woran liegt das? Wohl nicht zuletzt daran, daß der Nimbus des Frühvollendeten den Künstler umgibt, der als Gefallener des ersten Weltkrieges schon aus diesem Grunde ein Anrecht auf die Achtung seiner Nation erheben darf – „Heldentod“ scheint „Entartung“ auszuschließen – und weil er nicht nur durch seine Bilder, sondern auch durch seine Worte bekannt geworden ist, die unter Deutschen immer stärker werben als bildkünstlerische Zeugnisse allein. Darin ist er Paula Modersohn vergleichbar, deren Tagebücher auch Schrittmacher für die Wertschätzung ihrer Malerei gewesen sind? Kurz nach seinem Tode erschienen seine erstaunlichen Kriegsbriefe, die zu den edelsten Nachlaß-Veröffentlichungen gefallener Soldaten gehören. Es gibt Worte darin, die unsterblich sind: „Wie schön, wie einzig tröstlich zu wissen, daß der Geist nicht sterben kann, unter keinen Qualen, durch keine Verleugnungen, in keinen Wüsten. Dies zu wissen macht das Fortgehen leicht.“ Viele haben sich auch im letzten Kriege daran aufgerichtet."
Franz Marc zum Gedächtnis

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