Ken Wilber: Plädoyer fuer eine zweite Aufklärung

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Andreas
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#11 Re: Ken Wilber: Plaedoyer fuer eine zweite Aufklärung

Beitrag von Andreas » So 11. Jan 2015, 22:58

Pluto hat geschrieben:Ich verstehe nicht wie man mythisches und aufgeklärtes Denken vereinen kann.
Menschen die sich diesem Ziel verpflichten, müsste es doch möglich sein, Glaube und Religion mit Säkularismus und Naturwissenschaft vereinen zu können - oder sogar zu versöhnen.

Es sei denn, unter ihnen sind Realisten, die längst erkannt haben, dass das falsche Erwartungen sind. Dann wäre es vermutlich unmöglich, in der Diskussion gegenseitige Standpunkte besser zu verstehen und voneinander zu lernen.

Das käme auf einen Versuch an ...

Pluto
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#12 Re: Ken Wilber: Plaedoyer fuer eine zweite Aufklärung

Beitrag von Pluto » So 11. Jan 2015, 23:10

Andreas hat geschrieben:Glaube und Religion mit Säkularismus und Naturwissenschaft vereinen zu können - oder sogar zu versöhnen.
Ist denn für dich, Glaube und Religion gleich Mythos?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Novas
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#13 Re: Ken Wilber: Plaedoyer fuer eine zweite Aufklärung

Beitrag von Novas » So 11. Jan 2015, 23:24

Andreas hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Ich verstehe nicht wie man mythisches und aufgeklärtes Denken vereinen kann.
Menschen die sich diesem Ziel verpflichten, müsste es doch möglich sein, Glaube und Religion mit Säkularismus und Naturwissenschaft vereinen zu können - oder sogar zu versöhnen.
Versöhnen müssen wir da nichts, wenn wir von vornherein akzeptieren, dass es keine „falschen“ Perspektiven gibt. Es gibt individuelle Perspektiven, unterschiedliche Bewusstseinsebenen, Typen, Quadranten, Linien oder wie auch immer wir das benennen wollen.

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Andreas
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#14 Re: Ken Wilber: Plaedoyer fuer eine zweite Aufklärung

Beitrag von Andreas » So 11. Jan 2015, 23:35

Pluto hat geschrieben:Ist denn für dich, Glaube und Religion gleich Mythos?
Aus meiner Sicht spielen Mythen in den Religionen durchaus eine wichtige Rolle. Ich sehe das ganz entspannt:

"Ein Mythos ist, was niemals war und immer ist."

Probleme damit haben allerdings manche unserer Realisten, wie man sehen kann: "Jesus von Nazareth - Mythos oder Wahrheit?" Wenn man so an die Sache herangeht, kann das nichts damit werden, die Standpunkte der anderen besser zu verstehen und von ihnen zu lernen. Das wird hier täglich demonstriert.

Hand aufs Herz, welcher Realist könnte denn den Standpunkt verstehen oder lernen, was Transzendenz ist - oder wie Fügung und freier Wille zusammenpassen - oder dass Realität nicht von Wahrnehmung abhängig ist - oder dass man sich auch mit theologischer Methodik der Wahrheit nähern kann?

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#15 Re: Ken Wilber: Plaedoyer fuer eine zweite Aufklärung

Beitrag von Pluto » So 11. Jan 2015, 23:39

Andreas hat geschrieben:Hand aufs Herz, welcher Realist könnte denn den Standpunkt verstehen oder lernen, was Transzendenz ist - oder wie Fügung und freier Wille zusammenpassen - oder dass Realität nicht von Wahrnehmung abhängig ist - oder dass man sich auch mit theologischer Methodik der Wahrheit nähern kann?
Ganz ehrlich Andreas,
Wenn du mir das alles mit rationalen Argumenten erklären kannst, hast du mich überzeugt.
Nur leider spricht so viel dagegen, dass ich die Chancen sehr gering einschätze.


Das käme auf einen Versuch an ...
Wie Hemul sagen würde... Na dann leg los!
:Smiley popcorn:
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#16 Re: Ken Wilber: Plaedoyer fuer eine zweite Aufklärung

Beitrag von Andreas » So 11. Jan 2015, 23:57

Pluto hat geschrieben:Wenn du mir das alles mit rationalen Argumenten erklären kannst, hast du mich überzeugt.
Du verschiebst die Tore. Es geht nach deiner ursprünglichen Aussage ja nicht um das Überzeugen der Anderen, sondern darum ihre Standpunkte besser zu verstehen und von ihnen zu lernen. Der Mangel liegt auf Seiten des Verständnisses und nicht der rationalen Argumente.

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#17 Re: Ken Wilber: Plaedoyer fuer eine zweite Aufklärung

Beitrag von Pluto » Mo 12. Jan 2015, 00:07

Andreas hat geschrieben:Du verschiebst die Tore.
Ja. Zu deinen Gunsten. :)

Andreas hat geschrieben:Es geht nach deiner ursprünglichen Aussage ja nicht um das Überzeugen der Anderen, sondern darum ihre Standpunkte besser zu verstehen und von ihnen zu lernen. Der Mangel liegt auf Seiten des Verständnisses.
Ich verstehe doch die Argumente, aber ich halte sie für falsch. Vor allem die Verträglichkeit von Fügung und Freiheit will mir nicht so richtig einleuchten.

Doch zurück zum Thema. Wie will man denn Myhthen und Aufklärung zusammenfühen?
Da bin ich gespannt auf deine Erklärungsversuche.
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#18 Re: Ken Wilber: Plaedoyer fuer eine zweite Aufklärung

Beitrag von Andreas » Mo 12. Jan 2015, 00:22

Pluto hat geschrieben:
Andreas hat geschrieben:Du verschiebst die Tore.
Ja. Zu deinen Gunsten. :)
Nein, zum Nachteil aller. Es geht ja nicht um das Überzeugen, sondern um das gegenseitige Verstandenwerden.
Das in den Forenregeln von dir angestrebte Ziel, dem du dich verpflichtet fühlst, ist gegenseitiges Verständnis, also eine Win-Win-Situation. Du machst allerdings ein Nullsummenspiel daraus, wenn du forderst, dich überzeugen zu müssen.

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#19 Re: Ken Wilber: Plaedoyer fuer eine zweite Aufklärung

Beitrag von Novas » Mo 12. Jan 2015, 00:37

Andreas hat geschrieben:Hand aufs Herz, welcher Realist könnte denn den Standpunkt verstehen oder lernen, was Transzendenz ist
Fragt sich, wie "realistisch" eine Menschheit ist, die nichts besseres zu tun weiß, als den Ast abzusägen, auf dem sie sitzt. Und "Transzendenz" ist zunächst mal die Fähigkeit den Garten Eden "Erde" zu bewässern und zu pflegen, anstatt ihn zu verwüsten oder nieder zu brennen.

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#20 Re: Ken Wilber: Plaedoyer fuer eine zweite Aufklärung

Beitrag von closs » Mo 12. Jan 2015, 00:59

Pluto hat geschrieben:. Wie will man denn Myhthen und Aufklärung zusammenfühen?
Indem man begreift, dass die Aufklärung nur dann Aufklärung ist, wenn sie ihre Grenzen erkennt. - Dann versteht sie nämlich auch den Satz: "Ein Mythos ist, was niemals war und immer ist."

Aus meiner aufgeklärten Sicht des Begriffs "Aufklärung" gehört das Christentum zu den aufgeklärtesten Phänomenen, die mir bekannt sind. - Gleichzeitig ist mir bewusst, dass das heutige reduktive Verständnis von "Aufklärung" das nicht verstehen kann. - Die heutige Aufklärung hat wahrscheinlich nicht erkannt, dass die (aus meiner Sicht: echte) Aufklärung des 17./18. Jh. holistisch angelegt war, während sie heute reduktiv angelegt ist - ein Paradigmenwechsel par excellence, bei dem trotzdem das Wort "Aufklärung" beibehalten wurde - eine dieser beliebten Strategien, bei gleicher Hülle ganz andere Inhalte zu installieren.

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