Sophismen und logische Fehlschlüsse

Philosophisches zum Nachdenken
Anton B.
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#11 Re: Sophismen und logische Fehlschlüsse

Beitrag von Anton B. » Di 11. Apr 2017, 18:48

Halman hat geschrieben:
closs hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:dass sie damit die Grundannahmen (er spricht i.d.R. von "Setzungen") nicht kenntlich machen, obgleich diese gem. der Logik zwingend vorliegen müssen.
Das ist kein böser Wille, sondern weltanschaulich impliziert - sozusagen ein Kollateralschaden des Kritischen Rationalismus, den man dergestalt versteht, dass man nicht über Falsifizierbares hinaus denken muss. - Man versteht "Aufklärung" als Attribut des eigenen geschlossenen Raumes.
Bereits der kritische Rationalismus ist eine Grundanahme, eine "Basis", von der aus Konklussionen erfolgen. Die Prämisse wäre Deinen Worten zufolge, dass man nur Falsifizierbares als gültig anerkennt. Dies ist eine Grundannahme, die übrigens selbst nicht falsifizierbar ist und somit gemäß ihrer eigenen Setzung ungültig ist. Dass ist das philosophische Dilemma des Positivismus'.
Der "kritische Rationalismus" ist aber keine "Grundannahme".

Er wurde durch Überlegungen zu einer dem Grundinhalt des Wissenbegriffs adäquaten Methodik abgeleitet. Deshalb ist er nicht einfach "gesetzt", sondern verifizierbar: Er wurde durch die Beschäftigung mit dem Wissenbegriff in Kombination mit speziellen Klassen von Untersuchungsgegenständen als geeignete, effektive Methode gefunden, und kann jederzeit entweder als ungeeignet erkannt oder durch eine andere geeignete, aber viel effektivere, Methode ersetzt werden. Gemessen wird der KR an etwas außerhalb seiner selbst.

Und da der "kritische Rationalismus" auch keine Entität von dem Schlag ist, für dessen Behandlung er entworfen wurde, muss er noch nicht einmal sich selber genügen.
Die Eiche "ist" - sie steht da - mit oder ohne Wildschweine.

SilverBullet
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#12 Re: Sophismen und logische Fehlschlüsse

Beitrag von SilverBullet » Di 11. Apr 2017, 19:15

Halman hat geschrieben:In meinem philosophischen Fachbuch wird empfohlen, als Prämissen möglichst einfache und als allgemein gültig anerkannte Grundannahmen zu verwenden, da man sich ansonsten in einem infiniten Regress von Vorbegründungen verlieren würde.
„allgemein gültig anerkannte Grundannahmen“ ist doch nichts anderes als ein „Publikumsjoker“.
Auf dieser Basis möchten Philosophen sich also als „Wissenschaftler“ bezeichnen dürfen.
Wo ist die Qualitätsprüfung, wo ist das Sicherstellen von Korrektheit?
=> Jedenfalls nicht in der Philosophie.

Die Begründung „der Vermeidung eines infiniten Regress“ hört sich eher an, wie eine Anleitung zum „Austeilen einer Suggestion“.

allgemein gültig anerkannte Grundannahmen:
=> „Spinat hat viel Eisen“ -> falsch
=> „ein Mensch nutzt nur 10% der Gehirnkapazität“ -> falsch

Hier ein Artikel, dass man wohl im Mittelalter mancherorts die Leichen zerstückelte, weil man Angst hatte, sie würden als „Untote“ zurückkehren – tja, eine „allgemein gültig anerkannte Grundannahme“.
Jeder Blödsinn kann „allgemein gültig anerkannt“ sein. Es geht dabei ja nicht um eine Funktionalität, sondern nur um eine Meinungsverbreitung („Nachplappern“).

„Geist“, „Seele“, „Gott“ sind als „gültig“ anerkannt, wenn man allerdings nachfragt, was das jeweils sein soll, gilt plötzlich ganz allgemein, dass es keiner sagen kann.
Kompliment, eine „echt dolle Voraussetzung“.

=> Den Wert des „philosophischen Fachbuchs“ würde ich daran bemessen, ob man auf die Seiten hinten noch was draufschreiben kann, die Vorderflächen scheinen unwiederbringlich verloren zu sein.

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Opa Klaus
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#13 Re: Sophismen und logische Fehlschlüsse

Beitrag von Opa Klaus » Di 11. Apr 2017, 19:33

Pluto hat geschrieben:Warum? Kennst du den Spruch nicht, "Aus nichts kommt nichts!". Warum machst du bei der Intelligenz eine Ausnahme?
Selbstverständlich habe ich mir über dieses scheinbare Problem des "Ursprungs Gottes" Gedanken gemacht.
Betreff Ursprung "Intelligenz" siehe ganz zum Schluss.

Wenn etwas "KOMMT" bedeutet das Bewegung und diese erfordert Zeit.
Bewegung benötigt eine Relation zu anderen Entitäten.
Solche Relation setzt zumindest EINEN anderen Bezugs- Relationspunkt, eine 2. Entität voraus.
Folglich (logisch) ergibt sich für eine einzige Entität keine Relation um Bewegung oder Zeit feststellen zu können, selbst ein "Beobachter" fehlt.

Solange also nur EINE ENTITÄT = ein höheres intelligentes Wesen ganz alleine ohne Werke existiert, gibt es weder Bewegung noch dazugehörige Zeit.
Das reine Denken des höheren Wesens läßt sich nicht als Bewegung und auch nicht als Zeit interpretieren oder messen. Es fehlt die Relation.
Also, VOR Raum, Bewegung und Zeit gab es nach meiner Ansicht EINE alleinige Entität, ein höheres denkendes, kreatives, intelligentes Wesen.
Erst in dem Moment, wo es Bezugspunkte schafft, beginnt Raum und Zeit.
Wie lange (Zeit) dieses Wesen ganz allein mit seinen Gedanken und Plänen war, ist irrelevant, weil es kein DAVOR, keine Zeit gab.
Meine Gedanken in dieser Richtung sind gar nicht neu. irgendwo in den unzähligen Weltbildern tauchen sie bereits auf.

Ach, da wird ja auch nach der "Herkunft" von Intelligenz (+Kreativität, +Geistesblitzen=Gedanken, +++...) gefragt.
Mit dem Hinweis "von nichts kommt nichts". Ist das ein Geständnis oder Verwicklung in Widersprüche?
So langsam fühle ich mich verar... , oder Pluto, geht's Dir nicht gut.

Hm, wenn Menschen strohdumm, ohne jegliche "Intelligenz", gedankenlos, geistlos sind, dann scheint eben "nichts von nichts" zu kommen.
Dann kann solch Wort/Begriff (Intelligenz) auch aus allen Wörterbüchern und Lexika entfernt werden und jegliche Schrift und Sprache bis auf ein paar Grunzlaute, ebenso abgeschafft werden, ebenso Kunst, Kultur, Wissenschaft, Technik und sehr vieles mehr.
Wohltätig ist des Geistes macht, wenn sie der Mensch bezähmt, bewacht. Wer die Vernunft ausschaltet, findet im Dunkeln den Schalter zum Wiedereinschalten nicht mehr. http://www.prueter.eu

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#14 Re: Sophismen und logische Fehlschlüsse

Beitrag von Pluto » Di 11. Apr 2017, 19:39

Opa Klaus hat geschrieben:Hm, wenn Menschen strohdumm, ohne jegliche "Intelligenz", gedankenlos, geistlos sind, dann scheint eben "nichts von nichts" zu kommen.
Gibt es ein Gesetzt welches die Kausalität vorschreibt?

Warum kann sich nicht den Schritt mit Gott sparen, und einfach sagen, der Kosmos sei ewig? Vielleicht ist unser Universum nur Eines von Vielen, und die Beschaffenheit war eben gerade richtig, um intelligente Wesen entstehen zu lassen, die Fragen über ihre Herkunft stellen können.
Ja! Es ist ein Zeichen von sehr hoher Intelligenz, solche Fragen stellen zu können. Andere Tiere können das nicht.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#15 Re: Sophismen und logische Fehlschlüsse

Beitrag von closs » Di 11. Apr 2017, 19:56

Pluto hat geschrieben:Weil es für (1) keinerlei Evidenzen gibt.
Die Frage, ob (1) "ist", kann man nicht dadurch klären, dass man (1) mit dem Instrumentarium von (2) beurteilt. - Das ist so, als würdest Du unter Wasser nachweisen wollen, dass es keine Evidenz für eine Gas-Atmosphäre gibt.

Halman hat geschrieben:Das Problem dabei ist, dass der Begriff "Geist" ein Polysem ist und uneinheitlich gebraucht wird.
Zustimmung - was mich zur Kritik veranlasst, dass der Materialismus traditionell besetzte Begriffe wie "Geist", "Bewusstsein", etc. neu besetzt hat (statt für das Eigene neue Begriffe einzuführen) und nun beansprucht, dass diese neue Besetzung die verbindliche zu sein habe.

Halman hat geschrieben:Bei Polysemen ist Vorsicht geboten und es sollte geklärt werden, in welchem Sinne das Wort verwendet wird.
Ja, natürlich - dafür gab es auch schon, allerdings wie üblich, erfolglose Versuche.

Halman hat geschrieben:Offenkundig liegt hier kein gegensätzliches Grundannahme-Pärchen in dem Sinne vor, wie Du es offenbar beabsichtigst.
Klar - aber man könnte es sicherlich schnell so definieren, dass es passt. - Wie wäre es damit:
1) "Materie" steht für "Physikalischen Raum"
2) "Geist" steht für etwas, was wesensmäßig nicht Produkt des physikalischen Raums ist und im Christentum "Gott" genannt wird.

Halman hat geschrieben:Bereits der kritische Rationalismus ist eine Grundanahme, eine "Basis", von der aus Konklussionen erfolgen. Die Prämisse wäre Deinen Worten zufolge, dass man nur Falsifizierbares als gültig anerkennt. Dies ist eine Grundannahme, die übrigens selbst nicht falsifizierbar ist und somit gemäß ihrer eigenen Setzung ungültig ist. Dass ist das philosophische Dilemma des Positivismus'.
So ist es. - Allerdings kann man diesen Problemen elegant ausweichen, wenn man "Kritischen Rationalismus" als METHODIK versteht - was ganz pragmatisch bedeutet: "Wir gehen unsere Untersuchungen 'so' an - andere mögen sie anders angehen".

So war es eigentlich von Popper gemeint - als METHODIK. - Die Probleme entstehen dann, wenn man aus einer Methodik eine Philosophie macht.

Anton B. hat geschrieben:Der "kritische Rationalismus" ist aber keine "Grundannahme".
Ich verstehe Dein Argument - trotzdem würde ich hier Halman zustimmen. - Allerdings unter dem Vorbehalt, ob man "Kritischen Rationalismus" als methodische oder als philosophische Größe versteht.

Um es auf Deine Formulierung zu beziehen:
Zu sagen, man kümmere sich nur um (intersubjektiv) Verifizierbares, ist aus meiner Sicht ein in sich logisch fließender Prozess - also in Deinem Sinne KEINE "Grundannahme" (methodisch). - Aber zu sagen, nur das könne "sein", was (intersubjektiv) verifizierbar sei, ist sehr wohl eine Grundannahme (philosophisch/weltanschaulich).

Und wenn man - wie üblich - beides vermischt, wird es mindestens zur Verwirrung, oft sogar zu Dogamatismus/Ideologie. - Denn gerade der Materialismus wird oft so verstanden, dass nur er "wahr" (also entitäts-relevant) sein könne, weil er die Regeln des methodischen kritischen Rationalismus zur Grundlage nähme. - Und weil Methodik keine "Grundannahmen" hätte, hätte auch die eigene Ideologie/Dogmatik keine Grundannahme - dies ist ein heftiger Fehlschluss, der oft deshalb nicht erkannt wird, weil der Kategorie-Sprung von Methodik zu Weltanschauung nicht erkannt wird. - Verstehst Du, was ich meine?

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#16 Re: Sophismen und logische Fehlschlüsse

Beitrag von Anton B. » Di 11. Apr 2017, 20:31

closs hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:
Anton B. hat geschrieben:Der "kritische Rationalismus" ist aber keine "Grundannahme".
Ich verstehe Dein Argument - trotzdem würde ich hier Halman zustimmen. - Allerdings unter dem Vorbehalt, ob man "Kritischen Rationalismus" als methodische oder als philosophische Größe versteht.

Um es auf Deine Formulierung zu beziehen:
Zu sagen, man kümmere sich nur um (intersubjektiv) Verifizierbares, ist aus meiner Sicht ein in sich logisch fließender Prozess - also in Deinem Sinne KEINE "Grundannahme" (methodisch). - Aber zu sagen, nur das könne "sein", was (intersubjektiv) verifizierbar sei, ist sehr wohl eine Grundannahme (philosophisch/weltanschaulich).

Und wenn man - wie üblich - beides vermischt, wird es mindestens zur Verwirrung, oft sogar zu Dogamatismus/Ideologie. - Denn gerade der Materialismus wird oft so verstanden, dass nur er "wahr" (also entitäts-relevant) sein könne, weil er die Regeln des methodischen kritischen Rationalismus zur Grundlage nähme. - Und weil Methodik keine "Grundannahmen" hätte, hätte auch die eigene Ideologie/Dogmatik keine Grundannahme - dies ist ein heftiger Fehlschluss, der oft deshalb nicht erkannt wird, weil der Kategorie-Sprung von Methodik zu Weltanschauung nicht erkannt wird. - Verstehst Du, was ich meine?
Ok. Da sind wir wieder bei persönlich gezimmerten Maßstabssystem, in die in diesem Fall (aber auch in anderen Fällen) bekannte Puzzlesteine, die im originalen Kontext einen bestimmten Sinn hatten, in nun etwas sinnveränderter Weise gerne eingebracht werden.
Die Eiche "ist" - sie steht da - mit oder ohne Wildschweine.

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#17 Re: Sophismen und logische Fehlschlüsse

Beitrag von closs » Di 11. Apr 2017, 20:50

Anton B. hat geschrieben:Ok. Da sind wir wieder bei persönlich gezimmerten Maßstabssystem
Das Problem: Sie sind nicht nur individual-maßstäblich, sondern gelten auch weitgehend in der öffentlichen Wahrnehmung als maßstäblich - es ist also "normal".

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Opa Klaus
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#18 Re: Sophismen und logische Fehlschlüsse

Beitrag von Opa Klaus » Di 11. Apr 2017, 22:05

Pluto hat geschrieben:Gibt es ein Gesetzt welches die Kausalität vorschreibt? Warum kann sich nicht den Schritt mit Gott sparen, und einfach sagen, der Kosmos sei ewig? Vielleicht ist unser Universum nur Eines von Vielen, und die Beschaffenheit war eben gerade richtig, um intelligente Wesen entstehen zu lassen, die Fragen über ihre Herkunft stellen können. Ja! Es ist ein Zeichen von sehr hoher Intelligenz, solche Fragen stellen zu können. Andere Tiere können das nicht.
Der Begriff Kausalität bezeichnet für mich den ZUSAMMENHANG von Ursache und Wirkung. Hat Ähnlichkeit mit Logik.
Was wir dem Anschein nach als Zufall ansehen, betrachten wir dann auch als Lücke in der Kausalität und sehen folglich keine Gesetzmäßigkeit.

Da offensichtlich keine nähere Erforschung des "Zufalls" betrieben wird, ist die vorgenannte Ansicht noch uraltes Allgemeingut und wir hinterfragen das auch nicht weiter. Ich glaube, das wir vorschnell komplexe, undurchschaubare Zusammenhänge und Funktionen als "Zufall" deklarieren und uns dann weiter nicht um solche Zusammenhänge kümmern brauchen/wollen.


Dein Wort "Beschaffenheit" des Universums impliziert 'Schöpfer'. Ich weiß um das Problem: treffende Wörter zu finden.
Also, die Entstehung von Intelligenz aus der Materie allein würde intelligente Materie voraussetzen. Doch von nix kommt nix und da entsteht das Materie/Geist Problem.

Damit landen wir beim uralten Disput über den Zusammenhang von Geist/Materie und dem Disput über Determinismus, mechanistischem Weltbild.

Wenn "unser Universum intelligente Wesen (wie uns) entstehen lies", muss es selbst intelligent sein und selbst Geist haben, ... denn von nix....
Offensichtlich sind wir Menschen die sichtbaren Besitzer von Geist/ Intelligenz. Warum tauchten wir dann so spät und EINMALIG auf?
Die Setzung eines intelligenten höheren Wesens finde ich verhältnismäßiger, plausibler, als intelligente riesige, vorwiegend materielle Universen mit zur Zeit offensichtlich deaktivierter Intelligenz und uns obendrein als einsame SPITZE von Intelligenz im Weltall.

Damit kehren wir zum Thema "Zufall" zurück. "Zufall" ist ja der unentbehrliche, heilige, unantastbare Rettungsanker und Lückenbüßer für vieles.
Falls sich bei gründlicher wissenschaftlicher Forschung doch nur 100% reine kausale Zusammenhänge in dem äußerst komplexen Zufallsgeschehen entdecken lassen, dann stürzen wieder mal "Weltbilder" zusammen und müssen "neu geschrieben werden".
ja, ja, ich weiß, "was nicht sein darf, kann nicht sein". Solches Wunschdenken hatten wir ja oft genug.


Meine gesamten Beiträge in den Foren dienen mir als Training meiner Überlegungen, die ich gerne im Dialog mit anderen messe um Schwachstellen zu ermitteln. Seit Kindheit analysiere ich gern (alles). Mich interessiert sehr per Dialog warum und was andere Denken. Den Monolog mit unzähligen Büchern mag ich nicht, dann "sehe ich vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr".
Ich erwarte weder Zustimmung noch Umstimmung/Meinungsänderung von anderen. Mich interessiert vorwiegend, was zu meiner eigenen Meinungsänderung beitragen kann. Zum Glück habe ich keine "Jünger" auf die ich Rücksicht nehmen müsste. Mein "Weltbild" ist ja selbst permanent im Arbeit und ggf. im Wandel.
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#19 Re: Sophismen und logische Fehlschlüsse

Beitrag von Halman » Di 11. Apr 2017, 22:58

Anton B. hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:
closs hat geschrieben:Das ist kein böser Wille, sondern weltanschaulich impliziert - sozusagen ein Kollateralschaden des Kritischen Rationalismus, den man dergestalt versteht, dass man nicht über Falsifizierbares hinaus denken muss. - Man versteht "Aufklärung" als Attribut des eigenen geschlossenen Raumes.
Bereits der kritische Rationalismus ist eine Grundanahme, eine "Basis", von der aus Konklussionen erfolgen. Die Prämisse wäre Deinen Worten zufolge, dass man nur Falsifizierbares als gültig anerkennt. Dies ist eine Grundannahme, die übrigens selbst nicht falsifizierbar ist und somit gemäß ihrer eigenen Setzung ungültig ist. Dass ist das philosophische Dilemma des Positivismus'.
Der "kritische Rationalismus" ist aber keine "Grundannahme".
Danke für die Korrektur, Anton.

Anton B. hat geschrieben:Er wurde durch Überlegungen zu einer dem Grundinhalt des Wissenbegriffs adäquaten Methodik abgeleitet. Deshalb ist er nicht einfach "gesetzt", sondern verifizierbar: Er wurde durch die Beschäftigung mit dem Wissenbegriff in Kombination mit speziellen Klassen von Untersuchungsgegenständen als geeignete, effektive Methode gefunden, und kann jederzeit entweder als ungeeignet erkannt oder durch eine andere geeignete, aber viel effektivere, Methode ersetzt werden. Gemessen wird der KR an etwas außerhalb seiner selbst.
Wie könnte die Methodik des kritischen Rationalismus' falsifiziert werden?

Da ich die Begrifflichkeit des kritischen Rationalismus' falsch klassifziert hatte, scheint es mir sinnvoll zu sein, uns hier auf eine anerkannte korrekte Definition davon, was der Begriff Kritischer Rationalismus beschreibt, zu einigen und schlage vor meinen Link hierfür als unsere Grundlage zu verwenden. Darin wird einleitend erklärt:
Kritisch rationale Überprüfung wissenschaftlicher Theorien (Hypothesen) mit dem Ziel ihrer vorläufigen Bestätigung durch den permanenten vergeblichen Versuch ihrer Widerlegung (Falsifikation).
In der ausführlichen Erklärung wird erläutert:
Die Wissenschaftstheorie des Kritischen Rationalismus geht von einer Asymmetrie zwischen der Falsifikation und der Verifikation aus.
Handelt es sich hierbei nicht um eine Grundannahme, oder in der Terminologie von closs gesproche, um eine Setzung?

Nun, dem Falsifikationismus stimme ich aufgrund der Erfahrung der Wissenschaft mit Theorien zu.

Anton B. hat geschrieben:Und da der "kritische Rationalismus" auch keine Entität von dem Schlag ist, für dessen Behandlung er entworfen wurde, muss er noch nicht einmal sich selber genügen.
Darf ich Dich bitten mir diese tiefgründige Aussage verständlich zu erläutern? Mir ist sie zu tiefgründig, ich verstehe sie leider nicht.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

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#20 Re: Sophismen und logische Fehlschlüsse

Beitrag von Halman » Di 11. Apr 2017, 23:18

SilverBullet hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:In meinem philosophischen Fachbuch wird empfohlen, als Prämissen möglichst einfache und als allgemein gültig anerkannte Grundannahmen zu verwenden, da man sich ansonsten in einem infiniten Regress von Vorbegründungen verlieren würde.
„allgemein gültig anerkannte Grundannahmen“ ist doch nichts anderes als ein „Publikumsjoker“.
Auf dieser Basis möchten Philosophen sich also als „Wissenschaftler“ bezeichnen dürfen.
Wo ist die Qualitätsprüfung, wo ist das Sicherstellen von Korrektheit?
=> Jedenfalls nicht in der Philosophie.
Doch, genau in dieser.

SilverBullet hat geschrieben:Die Begründung „der Vermeidung eines infiniten Regress“ hört sich eher an, wie eine Anleitung zum „Austeilen einer Suggestion“.
Du beziehst Dich auf meine Worte, nicht auf ein Zitat aus dem Fachbuch. Dieses liegt mir im Moment nicht vor, da ich nicht zuhause bin.
Eine Empfehlung für eine kritische Auseinandersetzung lautet, soweit möglich stehts zu den Originalquellen zurückzugehen. Sobald ich wieder daheim bin, werde ich die entsprechende Stelle im Fachbuch raussuchen und genau daraus zitieren.

Wie stellst Du dir eine logische Argumenation vor? Müssen nicht immer Prämissen (oder zumindest eine Prämisse) gesetzt werden, auf dessen Grundlage die Konklussion abgeleitet wird?

Wenn Du dem widersprichst, wie sollen dann Konklussionen abgeleitet werden?

Wenn doch, welche Prämissen wären geignet und welche nicht?

SilverBullet hat geschrieben:allgemein gültig anerkannte Grundannahmen:
=> „Spinat hat viel Eisen“ -> falsch
=> „ein Mensch nutzt nur 10% der Gehirnkapazität“ -> falsch
Aus philosphischer Sicht sind dies keine allgemein anerkannten Grundannahmen, sondern widerlegte Behauptungen. Einfach unreflektiert eine Meinung als Prämisse zu setzen ist auch nicht die Empfehlung im Fachbuch.

SilverBullet hat geschrieben:Hier ein Artikel, dass man wohl im Mittelalter mancherorts die Leichen zerstückelte, weil man Angst hatte, sie würden als „Untote“ zurückkehren – tja, eine „allgemein gültig anerkannte Grundannahme“.
Jeder Blödsinn kann „allgemein gültig anerkannt“ sein. Es geht dabei ja nicht um eine Funktionalität, sondern nur um eine Meinungsverbreitung („Nachplappern“).
Natürlich gehen die Autoren im Fachbuch von den gegenwärtigen Erkenntnisstand aus. Etwas Besseres haben wir nicht.

SilverBullet hat geschrieben:„Geist“, „Seele“, „Gott“ sind als „gültig“ anerkannt, wenn man allerdings nachfragt, was das jeweils sein soll, gilt plötzlich ganz allgemein, dass es keiner sagen kann.
Kompliment, eine „echt dolle Voraussetzung“.
Aus philosphischer Sicht sind dies keine allgemein anerkannten Prämissen. Und wenn das Problem besteht, dass die Bedeutung der Begriffe unklar ist, muss zunächst eine Begriffsanalyse erfolgen. Daher wird diese auch im Buch vor der Aussagenlogik behandelt.
Nur wenn Klarheit über die verwendeten Begriffe besteht, lassen diese sich innerhalb einer Aussage logisch verwenden, da es ansonsten unbestimmte Platzhalter wären.

Nimm als Beispiel die Mathematik: Hier besteht Klarheit darüber, was die Symbole und Ziffern bedeuten. Ein Symbol mit unklarer Bedeutung kann kein sinnvoller Teil einer mathematischen Gleichung, Ungleichung oder Terms sein.

SilverBullet hat geschrieben:=> Den Wert des „philosophischen Fachbuchs“ würde ich daran bemessen, ob man auf die Seiten hinten noch was draufschreiben kann, die Vorderflächen scheinen unwiederbringlich verloren zu sein.
Dein Urteil über das Fachbuch erfolgt voreilig, da Du weder ein Origianlzitat daraus gelesen hast, noch den Buchtitel kennst.

Ich hatte mich frei aus meinem Gedächnis sinngemäß dazu geäußert, ohne den Anspruch eines Essays zu erheben.

Stimmt es, dass man Konklussionen aus Prämissen ableiten muss, so sollte man Prämissen verwenden, die selbst keiner logischen Ableitung bedürfen.
Müsste mann jede Prämisse selbst als Konklussion aus anderen Prämissen ableiten, würde dies zwangläufig in einen infiniten Regress münden und würde damit zu unendlichen Argumentationsketten führen, welche praktisch unmöglich führbar sind.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

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