Pluto hat geschrieben:Weil es für (1) keinerlei Evidenzen gibt.
Die Frage, ob (1) "ist", kann man nicht dadurch klären, dass man (1) mit dem Instrumentarium von (2) beurteilt. - Das ist so, als würdest Du unter Wasser nachweisen wollen, dass es keine Evidenz für eine Gas-Atmosphäre gibt.
Halman hat geschrieben:Das Problem dabei ist, dass der Begriff "Geist" ein Polysem ist und uneinheitlich gebraucht wird.
Zustimmung - was mich zur Kritik veranlasst, dass der Materialismus traditionell besetzte Begriffe wie "Geist", "Bewusstsein", etc. neu besetzt hat (statt für das Eigene neue Begriffe einzuführen) und nun beansprucht, dass diese neue Besetzung die verbindliche zu sein habe.
Halman hat geschrieben:Bei Polysemen ist Vorsicht geboten und es sollte geklärt werden, in welchem Sinne das Wort verwendet wird.
Ja, natürlich - dafür gab es auch schon, allerdings wie üblich, erfolglose Versuche.
Halman hat geschrieben:Offenkundig liegt hier kein gegensätzliches Grundannahme-Pärchen in dem Sinne vor, wie Du es offenbar beabsichtigst.
Klar - aber man könnte es sicherlich schnell so definieren, dass es passt. - Wie wäre es damit:
1) "Materie" steht für "Physikalischen Raum"
2) "Geist" steht für etwas, was wesensmäßig nicht Produkt des physikalischen Raums ist und im Christentum "Gott" genannt wird.
Halman hat geschrieben:Bereits der kritische Rationalismus ist eine Grundanahme, eine "Basis", von der aus Konklussionen erfolgen. Die Prämisse wäre Deinen Worten zufolge, dass man nur Falsifizierbares als gültig anerkennt. Dies ist eine Grundannahme, die übrigens selbst nicht falsifizierbar ist und somit gemäß ihrer eigenen Setzung ungültig ist. Dass ist das philosophische Dilemma des Positivismus'.
So ist es. - Allerdings kann man diesen Problemen elegant ausweichen, wenn man "Kritischen Rationalismus" als METHODIK versteht - was ganz pragmatisch bedeutet: "Wir gehen unsere Untersuchungen 'so' an - andere mögen sie anders angehen".
So war es eigentlich von Popper gemeint - als METHODIK. - Die Probleme entstehen dann, wenn man aus einer Methodik eine Philosophie macht.
Anton B. hat geschrieben:Der "kritische Rationalismus" ist aber keine "Grundannahme".
Ich verstehe Dein Argument - trotzdem würde ich hier Halman zustimmen. - Allerdings unter dem Vorbehalt, ob man "Kritischen Rationalismus" als methodische oder als philosophische Größe versteht.
Um es auf Deine Formulierung zu beziehen:
Zu sagen, man kümmere sich nur um (intersubjektiv) Verifizierbares, ist aus meiner Sicht ein in sich logisch fließender Prozess - also in Deinem Sinne KEINE "Grundannahme" (methodisch). - Aber zu sagen, nur das könne "sein", was (intersubjektiv) verifizierbar sei, ist sehr wohl eine Grundannahme (philosophisch/weltanschaulich).
Und wenn man - wie üblich - beides vermischt, wird es mindestens zur Verwirrung, oft sogar zu Dogamatismus/Ideologie. - Denn gerade der Materialismus wird oft so verstanden, dass nur er "wahr" (also entitäts-relevant) sein könne, weil er die Regeln des methodischen kritischen Rationalismus zur Grundlage nähme. - Und weil Methodik keine "Grundannahmen" hätte, hätte auch die eigene Ideologie/Dogmatik keine Grundannahme - dies ist ein heftiger Fehlschluss, der oft deshalb nicht erkannt wird, weil der Kategorie-Sprung von Methodik zu Weltanschauung nicht erkannt wird. - Verstehst Du, was ich meine?