Hegels Dialektik in der Praxis

Philosophisches zum Nachdenken
Benutzeravatar
sven23
Beiträge: 23476
Registriert: Fr 10. Mai 2013, 15:55

#41 Re: Hegels Dialektik in der Praxis

Beitrag von sven23 » So 25. Jan 2015, 12:18

closs hat geschrieben:Moment: Keiner sagt, dass sich der Mensch nichts falsches Unirdisches ausdenken könne. - Aber warum kann er sich ÜBERHAUPT etwas Unirdisches vorstellen? - Nur natürliche Folge der Hirn-Komplexität?

Ja sicher, was sonst? Kollateralschaden der Evolution ist vielleicht der falsche Begriff. Wie die Hirnforschung zeigt, kann der Mensch ganz schlecht mit ungelösten Rätseln leben. Wenn er das Rätsel nicht lösen kann, erfindet er Lösungen. Religionen/Transzendenz waren der Ausweg aus dem Dilemma der (noch) nicht lösbaren Rätsel über die Entstehung der Welt.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#42 Re: Hegels Dialektik in der Praxis

Beitrag von closs » So 25. Jan 2015, 12:56

sven23 hat geschrieben:Religionen/Transzendenz waren der Ausweg aus dem Dilemma der (noch) nicht lösbaren Rätsel über die Entstehung der Welt.
Das ist eine mögliche Antwort aus Sicht des materialistischen Glaubens-Systems. ;)

Benutzeravatar
sven23
Beiträge: 23476
Registriert: Fr 10. Mai 2013, 15:55

#43 Re: Hegels Dialektik in der Praxis

Beitrag von sven23 » So 25. Jan 2015, 13:28

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Religionen/Transzendenz waren der Ausweg aus dem Dilemma der (noch) nicht lösbaren Rätsel über die Entstehung der Welt.
Das ist eine mögliche Antwort aus Sicht des materialistischen Glaubens-Systems. ;)

Aber eine plausible und die allerwahrscheinlichste aus allen Antworten.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

Pluto
Administrator
Beiträge: 43975
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:56
Wohnort: Deutschland

#44 Re: Hegels Dialektik in der Praxis

Beitrag von Pluto » So 25. Jan 2015, 13:55

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben: aber es könne in 5-10 Jahren so weit gesichert sein
Wobei mir immer noch nicht klar ist, was Du unter "es" genau verstehst.
Dass Geist als reiner Prozess (Produkt) des Gehirns entsteht.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Benutzeravatar
Münek
Beiträge: 13072
Registriert: Di 7. Mai 2013, 21:36
Wohnort: Duisburg

#45 Re: Hegels Dialektik in der Praxis

Beitrag von Münek » So 25. Jan 2015, 14:47

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben: ist mit unseren Sinnen auch nicht ansatzweise feststellbar.
Dafür sind die Sinne auch nicht da - Geistiges nimmt man geistig wahr - allerdings ohne Gewähr. - Das stärkste Argument gegenüber dem Außenstehenden ist vielleicht, dass es Transzendenz-Fähigkeit des Menschen nicht gäbe, gäbe es keine Transzendenz. - Diese Fähigkeit lediglich als Kollateralschaden der Evolution zu deuten, erscheint mir zu kurz.

Sorry, dass ein vernunftbegabtes Wesen nach dem "woher" und "wohin" fragt,
liegt schlicht an seiner natürlichen Wissbegierde und eben an seiner Intelligenz.

Hat mit einem Gott oder einer Transzendenz nichts, aber auch gar nichts zu
tun. Und sicher auch nichts mit einem "Kollateralschaden der Evolution". :lol:

Wie kommst Du denn auf so etwas völlig Abwegiges?

Pluto
Administrator
Beiträge: 43975
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:56
Wohnort: Deutschland

#46 Re: Hegels Dialektik in der Praxis

Beitrag von Pluto » So 25. Jan 2015, 14:48

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Religionen/Transzendenz waren der Ausweg aus dem Dilemma der (noch) nicht lösbaren Rätsel über die Entstehung der Welt.
Das ist eine mögliche Antwort aus Sicht des materialistischen Glaubens-Systems. ;)
Einer der frühen Verfechter eines solchen naturalistischen Agnostizismus war der schottische Philosoph David Hume. Er erkannte, dass der Glaube an einen Gott drei Stufen durchläuft: 1) Polytheismus, 2) Pseudo-Monotheismus und 3)Monotheismus.

Hume glaubte, dass der Polytheismus dann entstand als die Menschen noch wenig Verständnis natürlicher Phänomene hatten. Der frühe Mensch sah die Natur als ein "Kampf zwischen gegensätzlichen Mächten". Dies erzeugte bei ihm eine tiefe Unsicherheit für die Zukunft. Aus dieser Hoffnungslosigkeit begannen steinzeitlichen Menschen sich Gedanken zu machen über die natürlichen Ereignisse die ihr Wohlergehen beeinflussen konnten.
Unsere Gemüter werden durch die Elemente dauernd in einen Zustand der erregten Erwartung versetzt; die unbekannten Gründe werden zum Objekt unserer Ängste und Hoffnungen, weil sie unser Wohlergehen und unser ganzes Leben bestimmen. Unsere Phantasie entwickelt daraus eine Vorstellung der ewig kämpfenden Gewalten. Mit der Zeit, so Hume, wird der Mensch versuchen die unsichtbaren elementaren Kräfte zu personifizieren, sie mit menschlicher Gestalt zu versehen. Auf diese Art verstärkt der Mensch seine Vorstellung dieser unbekannten Kräfte, die so wichtig sind, sowohl für sein Leid als auch für sein Wohlergehen. Im Laufe der Zeit erhebt der Mensch einen der Götter über die anderen. Von dort zum totalen Monotheismus ist es dann nur ein weiterer kleiner Schritt.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#47 Re: Hegels Dialektik in der Praxis

Beitrag von closs » So 25. Jan 2015, 18:11

sven23 hat geschrieben:Aber eine plausible und die allerwahrscheinlichste aus allen Antworten.
Aber nur auf Basis eines materialistischen Weltbildes.

Pluto hat geschrieben:Dass Geist als reiner Prozess (Produkt) des Gehirns entsteht.
Genau das ist aus meiner Sicht prinzipiell nicht beobachtbar, weil nur beobachtbar ist, dass wachsende Komplexität des Gehirns zu mehr geistiger Äußerung führt. - Ob diese Äußerung Folge eines primären Entstehens des Geistes durch die Materie ist oder "nur" (wachsende) Ausdrucks-Möglichkeit bereits bestehenden Geistes durch Materie ist, ist meines Erachtens prinzipiell nicht entscheidbar, da das neurowissenschaftlich Beobachtbare in beiden Fällen exakt dasselbe ist. - Nach wie vor: Keine der beiden Sichtweisen ist falsifizierbar.

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#48 Re: Hegels Dialektik in der Praxis

Beitrag von closs » So 25. Jan 2015, 18:14

Münek hat geschrieben:dass ein vernunftbegabtes Wesen nach dem "woher" und "wohin" fragt, liegt schlicht an seiner natürlichen Wissbegierde
Und woran liegt es, dass der Mensch, für den es nach materialistischer Sicht nur das Dasein gibt, seins Vernunft und seine Intelligenz überhaupt über das Dasein hinaus ausrichten kann? - Da reicht Vernunft und Intelligenz nicht aus.

Münek hat geschrieben:Wie kommst Du denn auf so etwas völlig Abwegiges?
Es zeigt eher, dass das materialistische Weltbild derart ideologisch betoniert ist, dass man es für selbstverständlich hält, Transzendentes "innerbetrieblich" umzudeuten.

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#49 Re: Hegels Dialektik in der Praxis

Beitrag von closs » So 25. Jan 2015, 18:16

Pluto hat geschrieben: Er erkannte, dass der Glaube an einen Gott drei Stufen durchläuft: 1) Polytheismus, 2) Pseudo-Monotheismus und 3)Monotheismus.
Klingt vernünftig, weil es darstellt, wie die Heilsgeschichte den Weg von der Dialektik in die Aufhebung der Dialektik (Holon) nimmt.

War Hume aus Deiner Sicht transzendenz-fähiger Christ?

Pluto
Administrator
Beiträge: 43975
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:56
Wohnort: Deutschland

#50 Re: Hegels Dialektik in der Praxis

Beitrag von Pluto » So 25. Jan 2015, 18:19

closs hat geschrieben:War Hume aus Deiner Sicht transzendenz-fähiger Christ?
Was hat das mit seinen Schlussfolgerungen zu tun?
Die Anwort steht in meinem Post:
Pluto hat geschrieben:Einer der frühen Verfechter eines solchen naturalistischen Agnostizismus war der schottische Philosoph David Hume.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Antworten