Wissen Glauben und Realität

Philosophisches zum Nachdenken
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Savonlinna
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#51 Re: Wissen Glauben und Realität

Beitrag von Savonlinna » Sa 16. Mai 2015, 11:46

2Lena hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Wie im Theater. "Der spielt rein äußerlich", sagt der Profi. "Beweise das, ich sehe nix", sagt der Laie. Profis können das erkennen, sie sind so geschult worden..
Interessant, erzähl mehr!
Heißt das, du beobachtest auch im Forum, ob einer "Spielt" oder "versteht" an Argumentation.
Das wollte ich mit meinem Beispiel nicht sagen. Wenn ich die Körpersprache nicht sehe, ist es schwieriger. Obwohl es auch da Möglichkeiten gibt.
Ich wollte sagen, dass bestimmte schauspielerische Techniken von denen sofort als gelungen oder nicht-gelungen erkannt werden können, die in der "gleichen Branche" tätig sind.

2Lena hat geschrieben:Ich weiß nicht ob ich richtig liege, weil ich keinen Schulspielunterricht kenne, aber ich stelle ihn mir "richtigerweise" so vor. Bei einem Schauspiel wird "Gefühl erzeugt" um mit Körpersprache sprechen zu können? Diese Frage stelle ich, weil ich einen Unterschied bei Schauspielern mit verschiedenen Kulturhintergründen merke.
Ich kenne nur Schauspieler aus unserer Kultur.
Aber ziemlich Volltreffer, 2Lena. Es muss erst in dem Darsteller das "Gefühl" erzeugt werden, damit der Körper das unbewusst ausdrückt.

Das kann im Schauspielunterricht sehr verschieden gelehrt werden, aber am Ergebnis sieht man sofort, ob der Darsteller es rüberbringen kann, was das für ein Schmerz ist, wenn man mit der bloßen Hand auf eine heiße Herdplatte gegrabscht hat, oder ob ihm das keiner abnimmt.

Die reale Sprache resultiert dann aus der Körperbewegung.
Tut sie es nicht, ist ein Amateur am Werk, und der leiert nur Text ab. Brüllt also "Aua", obwohl man sofort sieht, dass der Dargestellte bloß auf eine kalte Herdplatte gegrabscht hat.
Er muss allerdings innerlich nicht den realen Schmerz empfunden haben, das geht gar nicht, sondern die Imagination davon herstellen, die zu einem echten "Aua" führt.
Das geht am besten bildhaft: die Herdplatte vor sich sehen; die Hand, die darauf aus Versehen greift, vor sich sehen, und dann "aua" schreien. Das wird dann echt.
Die Schauspielkunst ist eine geistige Kunst, da beißt keine Maus den Faden davon ab.
Wenn Geist und Körper nicht zusammen wirken, als eine Einheit erfahren wird, soll man sich einen anderen Beruf suchen.

2Lena hat geschrieben:Die einen sprechen Dialoge, die anderen mit dem ganzen Körper. Man kann da einen Film auch ohne Sprache verstehen, falls man die internationale "körpersprache" versteht.
LG
Jau, zumindest in unserem Kulturbereich wird das so gelehrt. Andere Kulturen mögen das besser beherrschen, weil unsere so verkopft ist.
Darum stellte ich oft in Filmen - die ich auf DVD habe oder früher beim Fernsehen - den Ton ab, um zu erkennen, was der Schauspieler "drauf" hat. Oder der Regisseur drauf hat.
Wenn ich mich ohne Ton langweile, ist der Film oder der Schauspieler schlecht. :D

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Savonlinna
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#52 Re: Wissen Glauben und Realität

Beitrag von Savonlinna » Sa 16. Mai 2015, 12:06

Pluto hat geschrieben:
closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:wie kann man von Dingen so überzeugt sein, die man weder sehen noch messen kann?
"Weil man sie spürt", wäre die kürzeste Antwort.
Ja natürlich.
Aber zwischen "Spüren" und "Realität" klafft ein unüberwindbarer Abgrund.
Nimm einfach mal die Grammatik, Pluto.
In den USA hat man sich vor längerer Zeit verzweifelt bemüht, Sprachen zu retten, von denen es nur noch zwei, drei Vertreter gab, zum Beispiel bei Indianersprachen.

Man zeichnete ihre Dialoge oder Monologe auf und versuchte dann anschließend, daraus das "Sprachsystem" zu rekonstruieren.
Angenommen, es ist gelungen: dann wirst Du die rekonstruierte Grammatik weder "sehen noch messen" können. Und dennoch ist es eine Form von Realität.
Das zu leugnen, das würfe Dich ein paar Jahrhunderte zurück hinter der aktuellen Forschung.
Jede Sprache, selbst die am meisten einfach erscheinende, ist grammatisch hoch-komplex, schreibt John Lyons in seinem Chomsky-Buch.
Diese Komplexität ist nicht sichtbar und nicht messbar, aber vorhanden.
Sie ist anwesend in jedem Sprechakt, auch wenn der Sprecher nichts davon weiß.

Die dahinterliegende "Grammatik", die ein System bildet, ist kein Phantasiegebäude, sondern geistige Realität. Das ist x-mal nachgewiesen.
Die Existenz des Geistigen ist x-mal nachgewiesen. Kein Kind könnte grammatisch richtige Sätze bilden, wenn dieses Geistige nicht existieren würde.

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#53 Re: Wissen Glauben und Realität

Beitrag von closs » Sa 16. Mai 2015, 12:11

sven23 hat geschrieben: weil etwas nicht falsifizierbar ist, ist seine Existenz deshalb keinen Deut wahrscheinlicher.
Stimmt. - Wer behauptet sowas?

sven23 hat geschrieben:Es ist eher eine Aussage auf Grund von Beobachtung.
Beobachtung innerhalb des naturalistischen Systems - irrelevant bei dieser Thematik.

Savonlinna hat geschrieben:Systeme nützen nichts.
Selbst damit wäre ich einverstanden. - Aber vorher muss erst einmal klar werden, dass Wahrnehmung aufgrund menschgemachter Prämissen ("System-Wahrnehmung") nie absolut/allumfassend sein kann. - Gerade diesen Eindruck erwecken aber Naturalisten.

Catholic
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#54 Re: Wissen Glauben und Realität

Beitrag von Catholic » Sa 16. Mai 2015, 12:14

Ich möchte einmal direkt den Threadtitel aufgreifen und ein wenig kommentieren.
In ihm kommt mämlich ein - auf Grund der deutschen Sprache - leider oft angewandtes Argument zur Geltung.
"Ihr Christen/Juden/Muslime glaubt an Gott,wir aufgeklärten Menschen brauchen den Glauben nicht,wir verfügen über das Wissen der Wissenschaften!"
Dabei wird leider --nicht zwingend absichtlich -- übersehen das glauben in der deutschen Sprache mehrere - je nach Kontext unterschiedliche - Bedeutungen haben kann.
"Ich glaube morgen regnet es!"
ist eine Aussage die nicht vergleichbar ist mit
"Ich glaube,dass Gott existiert!"
Und wenn ich sage
"Ich glaube,dass Gott existiert!"
hat diese Aussage noch eine ganz anderen Inhalt als
"Ich glaube Gott".

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#55 Re: Wissen Glauben und Realität

Beitrag von Pluto » Sa 16. Mai 2015, 12:16

closs hat geschrieben:Beobachtung innerhalb des naturalistischen Systems - irrelevant bei dieser Thematik.
Dieses System hat Namen: Universum, Kosmos.

Was gibt es denn noch für Systeme?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#56 Re: Wissen Glauben und Realität

Beitrag von Pluto » Sa 16. Mai 2015, 12:18

Catholic hat geschrieben:Dabei wird leider --nicht zwingend absichtlich -- übersehen das glauben in der deutschen Sprache mehrere - je nach Kontext unterschiedliche - Bedeutungen haben kann.
"Ich glaube morgen regnet es!"
ist eine Aussage die nicht vergleichbar ist mit
"Ich glaube,dass Gott existiert!"
Stimmt.
Esrteres ist eine Vermutung.
Zweites ist das Für-wahr-halten der Aussage.

Im Thread-Kontext ist Zweites gemeint.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#57 Re: Wissen Glauben und Realität

Beitrag von Savonlinna » Sa 16. Mai 2015, 12:21

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Systeme nützen nichts.
Selbst damit wäre ich einverstanden. - Aber vorher muss erst einmal klar werden, dass Wahrnehmung aufgrund menschgemachter Prämissen ("System-Wahrnehmung") nie absolut/allumfassend sein kann. -
Ja, natürlich. Das ist auch jedem vernünftigen Menschen klar.
Wenn Leute sich selber davon ausnehmen, gehören sie in die "irrationale Liga". :D

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#58 Re: Wissen Glauben und Realität

Beitrag von Catholic » Sa 16. Mai 2015, 12:22

Pluto,wobei auch die Aussage
"Ich glaube dass Gott existiert!"
erstmal nur eine relativ wertfreie Aussage ist,die für mein Leben/mein persönliches Verhalten noch keine Bedeutung hat.

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#59 Re: Wissen Glauben und Realität

Beitrag von Savonlinna » Sa 16. Mai 2015, 12:32

Pluto hat geschrieben:
Catholic hat geschrieben:Dabei wird leider --nicht zwingend absichtlich -- übersehen das glauben in der deutschen Sprache mehrere - je nach Kontext unterschiedliche - Bedeutungen haben kann.
"Ich glaube morgen regnet es!"
ist eine Aussage die nicht vergleichbar ist mit
"Ich glaube,dass Gott existiert!"
Stimmt.
Esrteres ist eine Vermutung.
Zweites ist das Für-wahr-halten der Aussage.
Wird Dir kein Theologe unterschreiben. Das sind hartnäckige Vorurteile, die auf Unwissenheit beruhen.
Und Argumente, die aus Unwissenheit stammen, sind das Papier nicht wert, auf das es geschrieben wurde.

Was eigentlich steht in der Bibel im Original für "glauben"?
Versuch das mal zu klären, damit zumindest ein paar Vorurteile schwinden. ;)

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sven23
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#60 Re: Wissen Glauben und Realität

Beitrag von sven23 » Sa 16. Mai 2015, 12:35

closs hat geschrieben:Stimmt. - Wer behauptet sowas?
Du, indem du eine Nicht-Falsifizierbarkeit für deine Argumentation mißbrauchst. Dabei sagt diese allein noch überhaupt nichts aus.

closs hat geschrieben: Beobachtung innerhalb des naturalistischen Systems - irrelevant bei dieser Thematik.
Sehe ich anders, oder wie erklärst du dir die fundamentalen Glaubensunterschiede allein innerhalb des Christentums?
Da bastelt sich doch jeder was anderes zusammen. Wie du das System dazu bezeichnest, ist mir eigentlich egal. Die Beobachtung dieses Phänomens ist unabhängig davon.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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