closs hat geschrieben:De facto könnte es umgekehrt sein: Während die Wissenschaft alles auf den Menschen bezieht ("merken WIR etwas"), versucht die Spiritualität den Menschen vom Selbst-Bezug zu befreien.
Gerade das heutige – hauptsächlich technisch geprägte – Weltbild, bildet das Fundament einer schonungslosen Vernutzung und Verwertung der natürlichen Welt. In ihm ist der Wille zur Eroberung und somit der egozentrische Selbst-Bezug der Maßstab.
„Damit verliert die Welt an Bedeutungs- und Bezugsreichtum und das Seiende verkommt zum bloßen Rohstoff für das Subjekt Mensch. Zunächst wird dem Menschen allerdings diese gewandelte Weltauffassung nicht bewusst, ihm bleiben die Voraussetzungen seines eigenen Denkens verschlossen[…] „
Der Mensch ist auf dem Sprunge, sich auf das Ganze der Erde und ihrer Atmosphäre zu stürzen, das verborgene Walten der Natur in der Form von Kräften an sich zu reißen und den Geschichtsgang dem Planen und Ordnen einer Erdregierung zu unterwerfen. Derselbe aufständige Mensch ist außerstande, einfach zu sagen, was ist, was dies ist, dass ein Ding ist. Das ganze Seiende ist Gegenstand eines einzigen Willens zur Eroberung.“
Martin Heidegger
https://de.wikipedia.org/wiki/Martin_He ... hnikkritik
Möglichkeiten eines gewandelten Verhältnisses zur Technik
Ob es dem Menschen gelingt, in ein neues und reflektiertes Verhältnis zur Technik zu gelangen, ist – entsprechend dem seinsgeschichtlichen Denken – keine Frage des subjektiven Entschlusses, sondern vom Geschick der Entbergung selbst abhängig.[114] Die Gefahr, die von der Technik ausgeht, ermöglicht für Heidegger jedoch auch, dass das Seinsverständnis sich vom technischen Denken zum Seinsdenken ändert. Er zitiert Hölderlin: „Wo aber Gefahr ist, wächst / Das Rettende auch.“ Das „Wo“ im Worte Hölderlins zeigt für Heidegger den Ort der Errettung an, welcher mit dem Ursprung der Gefahr zusammenfällt. Das Rettende muss aus demselben erwachsen, das seinerseits die Verwüstung hervorbringt: „Meine Überzeugung ist, dass nur von dem selben Orte aus, an dem die moderne technische Welt entstanden ist, auch eine Umkehrung sich vorbereiten kann, dass sie nicht durch eine Übernahme von Zen-Buddhismus oder anderen östlichen Welterfahrungen geschehen kann. Es bedarf zum Umdenken der Hilfe der europäischen Überlieferung und deren Neuaneignung.“[115] Ein fruchtbarer Weg bestand gemäß Heidegger zum einen darin, die Technik allgemein mit der Kunst zu vergleichen und so Unterschiede in der Weltauffassung sichtbar zu machen, zum anderen bemühte er sich insbesondere, der Dichtung neue Möglichkeiten des Weltbezuges abzugewinnen.“
Spiritualität, Kunst und Philosophie vermitteln seit jeher ein "Seins-Bewusstsein", das ist gerade der Unterscheid zum heutigen Materialismus, der eher einer Seins- (oder religiös: einer Gottes)Vergessenheit entspricht.
Die
Entbergung des Seins-Bewusstseins ist eine zentrale geistige Herausforderung des 21. Jahrhunderts.