Heidegger und kein Ende?

Philosophisches zum Nachdenken
Pluto
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#121 Re: Heidegger und kein Ende?

Beitrag von Pluto » Mi 6. Mai 2015, 09:11

closs hat geschrieben:Das, was die Wellen ermöglicht, ist "being" - dass sie durch den Einfall auf die Netzhaut plus Verarbeitung durch das Gehirn als "grün" erscheinen ("Thematisierung"), ist "existence".

Was wäre daran diffus?
Diffus ist das nicht, sondern nüchtern.
Allerdings ist es irgendwie verkehrt herum.

Die Wellen entsprechen dem Dasein, und die Farbe ist die Wahrnehmung davon.
Wie du siehst, geht alles in der realen Welt. Es braucht dazu gar kein "being", Sein oder Seiendes.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#122 Re: Heidegger und kein Ende?

Beitrag von closs » Mi 6. Mai 2015, 09:47

Pluto hat geschrieben:Wie du siehst, geht alles in der realen Welt.
Es hat keiner gesagt, dass es hier um eine Gegenüberstellung von "realer" und "irrealer" Welt ginge.

Pluto hat geschrieben:Die Wellen entsprechen dem Dasein, und die Farbe ist die Wahrnehmung davon.
Ja - auf anderer Erklärungs-Ebene kann man es so sagen.

Pluto hat geschrieben:Es braucht dazu gar kein "being", Sein oder Seiendes.
Andere Ebene!

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Savonlinna
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#123 Re: Heidegger und kein Ende?

Beitrag von Savonlinna » Mi 6. Mai 2015, 09:54

Pluto hat geschrieben:
closs hat geschrieben:
Die Wellen entsprechen dem Dasein, und die Farbe ist die Wahrnehmung davon.
Wie du siehst, geht alles in der realen Welt. Es braucht dazu gar kein "being", Sein oder Seiendes.
Doch. Wenn der Mensch nicht "wäre", und wenn er nicht instinktiv verstehen würde, was "ist" ist, dann würde er nicht über "Wahrnehmung" reden können.

Nur die weltanschaulichen Folgerungen, die clösschen zieht, die gehen - nach meiner momentanen Beurteilung auf Grund des von ihm zitierten Wiki-Aufsatzes - rein auf sein eigenes Konto.

Und ich möchte das auseinanderdivideren - damit man nicht Heidegger anlastet, was nur das weltanschauliche Denken von closs ist.

Wenn aber closs darauf besteht, dass er Heidegger richtig versteht, dann ist nichts mehr zu machen.
Das kenne ich in diesem - und in anderen - Foren zur Genüge.
Jeder besteht auf seiner Sicht, kann eine andere nicht einmal nachvollziehen, und da ist wissenschaftlich-offene Betrachtungsweise schon im Keim verunmöglicht.
Ob das nun Christen sind, die ihre eigene Bibelauslegung nicht mehr hinterfragen oder auch andere.
Jeder kämpft wie ein Berseker darum, dass nur er richtig sieht - weil eben seine eigene Weltanschauung auf dem Spiel steht, wenn er eine andere Sicht verstehen würde.

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#124 Re: Heidegger und kein Ende?

Beitrag von Pluto » Mi 6. Mai 2015, 10:04

Savonlinna hat geschrieben:Doch. Wenn der Mensch nicht "wäre", und wenn er nicht instinktiv verstehen würde, was "ist" ist, dann würde er nicht über "Wahrnehmung" reden können.
Tja... Wenn der Mensch nicht wäre...

Savonlinna hat geschrieben:Nur die weltanschaulichen Folgerungen, die clösschen zieht, die gehen - nach meiner momentanen Beurteilung auf Grund des von ihm zitierten Wiki-Aufsatzes - rein auf sein eigenes Konto.

Und ich möchte das auseinanderdivideren - damit man nicht Heidegger anlastet, was nur das weltanschauliche Denken von closs ist.

Wenn aber closs darauf besteht, dass er Heidegger richtig versteht, dann ist nichts mehr zu machen.
Das kenne ich in diesem - und in anderen - Foren zur Genüge.
Da muss ich closs in Schutz nehmen. Seine Interpretation von Heidegger ist nicht weit von Meiner. Allerdings sind unsere Schlussfolgerungen aus Heideggers Thesen völlig verschieden:
closs schließt daraus auf die Existenz einer allumfassenden Seinswelt. Ich hingegen, anerkenne nur das was ich mit meinen fünf Sinnen zu erkennen vermag (erweitert mit Messgeräten); das was Heidegger als Dasein beschreibt.

Savonlinna hat geschrieben:Jeder kämpft wie ein Berseker darum, dass nur er richtig sieht - weil eben seine eigene Weltanschauung auf dem Spiel steht, wenn er eine andere Sicht verstehen würde.
So ist es.
Genau in dieser "Kontroverse der Geister" liegt die Spannung (gewissermaßen auch der Charme) der Debatte. In einem Forum wo alle der gleichen Meinung sind, herrscht zwar "Friede-Freude-Eierkuchen" Stimmung, aber wie langweilig ist das denn? :yawn:
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#125 Re: Heidegger und kein Ende?

Beitrag von Savonlinna » Mi 6. Mai 2015, 10:30

Pluto hat geschrieben:Da muss ich closs in Schutz nehmen. Seine Interpretation von Heidegger ist nicht weit von Meiner.
Dann zitiere bitte die Heidegger-Sätze, auf die Du Dich beziehst. Alles andere zählt nicht, das ist so in der Geisteswissenschaft.
Sonst kann ja jeder alles Beliebige über Heidegger behaupten, wenn er nicht zitieren will oder kann.

Pluto hat geschrieben: das was Heidegger als Dasein beschreibt.
Kannst Du das mal bitte zitieren, was Heidegger als Dasein beschreibt?

Pluto hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Jeder kämpft wie ein Berseker darum, dass nur er richtig sieht - weil eben seine eigene Weltanschauung auf dem Spiel steht, wenn er eine andere Sicht verstehen würde.
So ist es.
Genau in dieser "Kontroverse der Geister" liegt die Spannung (gewissermaßen auch der Charme) der Debatte. In einem Forum wo alle der gleichen Meinung sind, herrscht zwar "Friede-Freude-Eierkuchen" Stimmung, aber wie langweilig ist das denn? :yawn:
Todlangweilig finde ich, wenn keiner von seinem Standpunkt abrückt, wie ein Satz zu verstehen sei.
Das ist dermaßen ermüdend für andere, das ahnst Du nicht.

Als ich nach drei Monaten Pause hier mal wieder ins Forum geguckt habe, da waren Du und closs noch immer dabei, genau dieselben "Argumente" auszutauschen wie davor - ohne einen Millimeter Fortschritt. Fast wie von Automaten - so kam mir das vor - wurden immer dieselben "Argumente" und "Gegenargumente" abgespult.

Das verstehe ich nicht unter einer fruchtbaren Kontroverse. Sondern in dieser Form werte ich sie als fruchtlos und sinnlos.
Dazu würde ich meine Freizeit nicht opfern.
Hochspannend hingegen finde ich - was ich in anderen Foren auch schon erlebt habe -, dass man einen Text unvoreingenommen zu knacken versteht und man sich damit gegenseitig befruchtet. Jeder findet etwas anderes, und das baut man dann zusammen.

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#126 Re: Heidegger und kein Ende?

Beitrag von closs » Mi 6. Mai 2015, 10:41

Savonlinna hat geschrieben:Wenn aber closs darauf besteht, dass er Heidegger richtig versteht, dann ist nichts mehr zu machen.
Deine Bedenken sind hier unbegründet - ich bestehe nicht darauf. - Meine Aussage ist, dass ich Heidegger (subjektiv) auf Anhieb sofort verstanden habe und mich wundern würde, wenn er etwas ganz anderes gemeint hätte.

Wenn Heidegger tatsächlich etwas ganz anderes gemeint HÄTTE, wäre er trotzdem einer der wichtigsten Philosophen für mich, weil ich durch ihn zu fundamentalen Einsichten gekommen bin. - Im übrigen: Die Meinungen zu Heideggers Werk gehen so weit auseinander, dass wir in guter Gesellschaft sind. - Denn (auch) die (wissenschaftliche) Beschäftigung mit Philosophen ist immer auch ein Stück Selbst-Bespiegelung. - Und das geht am besten mit Philosophen, die sich so fundamental ausdrücken (genau das tut Heidegger), dass sie in verschiedenen Lichtern betrachtet werden können.

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#127 Re: Heidegger und kein Ende?

Beitrag von closs » Mi 6. Mai 2015, 10:45

Pluto hat geschrieben: Ich hingegen, anerkenne nur das was ich mit meinen fünf Sinnen zu erkennen vermag (erweitert mit Messgeräten); das was Heidegger als Dasein beschreibt.
Naja - H. erklärt "Sein" und "Seiendes" mit dem (sehr inner-weltlichen) Satz "Die Tafel steht ungünstig" - man muss also wirklich keine meta-sinnliche Welt postulieren, um den Begriff der "ontologischen Differenz" zu begründen.

Allerdings gestehe ich, dass mir die vertikale (Materie - Geist) Deutung der "ontologischen Differenz" (die nach meinem Verständnis Heidegger in seinen späteren Jahren angesprochen hat) besser gefällt.

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#128 Re: Heidegger und kein Ende?

Beitrag von Savonlinna » Mi 6. Mai 2015, 12:02

closs hat geschrieben:Wenn Heidegger tatsächlich etwas ganz anderes gemeint HÄTTE, wäre er trotzdem einer der wichtigsten Philosophen für mich, weil ich durch ihn zu fundamentalen Einsichten gekommen bin.
Aber ja! Fruchtbare Missverständnisse sind in der Literatur- und Philosophiegeschichte öfter aufzeigbar.
Ich selber benutze ja ebenfalls Gedanken von Dichtern oder Philosophen, um meine eigene Weitereintwicklung voranzubringen - und kümmere mich in dem Fall nicht darum, ob der Autor das so gemeint hat.
Das ist legitim.
Nur unterscheide ich: ob letzteres der Fall ist, oder ob ich einem Autor gerecht werden will.

closs hat geschrieben:- Im übrigen: Die Meinungen zu Heideggers Werk gehen so weit auseinander, dass wir in guter Gesellschaft sind. -
Sicherlich. Das ändert aber nichts daran, dass unser Disput hier gescheitert ist, wenn die Sicht von User A, aus welchen Gründen auch immer, gar nicht erfasst werden kann.
Wenn ich der User A bin, dann reicht mir an Disput Folgendes:

1. User A: Ich verstehe diesen Satz X folgendermaßen: ...
2. User B: Ah ja, du verstehst diesen Satz X also folgendermaßen: ...
3. User A: Nein, ich versteh diesen Satz nicht so, sondern: (neue Formulierung des in 1. Gesagten)
4. User B: Ach so, du verstehst Satz X also so: ...
5. User A. Nein, so verstehe ich Satz X auch nicht. Sondern so, wie ich es in 1. und 3. formuliert habe. Anders kann ich es nicht mehr formulieren.
6. User B. Ja, tut mir Leid, ich kann Satz X nur so verstehen, wie ich es verstehe. Deine Lesarten kann ich nicht verstehen.
.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-

Mehr kann man dann nicht tun, jedenfalls nicht im Moment.
Der Knopf kann trotzdem irgendwann noch aufgehen, jedenfalls ist das bei mir so, dass ich manche Sachen erst später erkenne: 'Ach ja, so hat er/sie das gemeint'.


closs hat geschrieben:Denn (auch) die (wissenschaftliche) Beschäftigung mit Philosophen ist immer auch ein Stück Selbst-Bespiegelung. - Und das geht am besten mit Philosophen, die sich so fundamental ausdrücken (genau das tut Heidegger), dass sie in verschiedenen Lichtern betrachtet werden können.
Das ist wahr. Es wird auch immer unterschiedliche Deutungen geben, weil die Implikationen beim Verstehen unterschiedlich sind.

Nichtsdestotrotz muss man sich auf einen konkreten Text berufen: Wenn diese Basis nicht da ist - nicht da ist im Sinne von freier Formulierung 'Ich lehne bei Heidegger das und das ab, oder finde das und das toll, kenne Heidegger aber nur vom Hörensagen oder von früherer Erinnerung her' - , kann man sich auch nicht auf eine wissenschaftliche Beschäftigung beziehen.
Dann läuft das bei mir unter "freies Philosophieren mit eigener Begrifflichkeit".

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#129 Re: Heidegger und kein Ende?

Beitrag von Pluto » Mi 6. Mai 2015, 13:06

closs hat geschrieben: H. erklärt "Sein" und "Seiendes" mit dem (sehr inner-weltlichen) Satz "Die Tafel steht ungünstig" - man muss also wirklich keine meta-sinnliche Welt postulieren, um den Begriff der "ontologischen Differenz" zu begründen.
Wenn das alles ist, wäre es ja kein Problem. Leider lässt es Heidegger nicht bei dieser Metapher stehen, sondern strickt sich eine metaphsysische Fantasiewelt zusammen, bei der sich mir sämtliche Fußnägel kringeln.
Bei Herrn Heidegger steht manches viel ungünstiger als nur die Tafel. 8-)
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#130 Re: Heidegger und kein Ende?

Beitrag von Savonlinna » Mi 6. Mai 2015, 13:21

Pluto hat geschrieben:
closs hat geschrieben: H. erklärt "Sein" und "Seiendes" mit dem (sehr inner-weltlichen) Satz "Die Tafel steht ungünstig" - man muss also wirklich
Pluto hat geschrieben:sondern strickt sich eine metaphsysische Fantasiewelt zusammen, bei der sich mir sämtliche Fußnägel kringeln.
Da Du einfach nicht belegen willst, was Du behauptest, läuft Deine Aussage auf Folgendes hinaus:
'Pluto will Heidegger unterstellen, dass er sich eine metaphysische Fantasiewelt zusammenstricke, bei der sich Plutos sämtliche Fußnägel kringeln.'
Mehr kannst Du nicht aussagen, ohne Beleg.

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