Wahrer Glaube ...

Philosophisches zum Nachdenken
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fin
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#1 Wahrer Glaube ...

Beitrag von fin » Fr 23. Dez 2016, 17:20

Was ist wahrer Glaube?

(1) Läßt sich Glaube kategorisieren, zb. in richtig oder falsch?
(2) Ist Glaube nicht eine intime Angelegenheit, die - wie auch die Würde des Menschen - unantastbar sein sollte?
(3) Woher rührt also Streit und/oder Übergriff in Glaubensdingen?
(4) Darf man Glauben einfordern oder gar erzwingen?
(5) Was also ist wahrer Glaube und wie kommt er/sie/es eigentlich originär in die Welt?

Diese Fragen beschäftigen diesen Thread.

Als Einstimmung würde ich gerne eine wahre Geschichte vorausschicken, da sie das Thema auf gleichnishafte Weise bespricht, die das Leben selbst schrieb!


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fin
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#2 Re: Wahrer Glaube ...

Beitrag von fin » Fr 23. Dez 2016, 17:20

-- Glaubensfragen --

Glaubensfragen berühren das Wesen des Menschen. Ich meine, daß mit der Genese des Menschen auch uralte Fragen verknüpft sind, die da zB. lauten ...

Woher kommen wir? Wohin gehen wir? Was ist Leben? Was ist der Mensch? Worin finden wir unsere wahre Erfüllung? Ist unsere Welt Ausdruck einer schöpferischen Kraft? Wer/was aber ist diese Kraft? Warum ist Liebe nicht das selbstverständliche Fundament aller irdischen Entwicklung, Kultur/en?

Was hält uns im innersten zusammen?
Zuletzt geändert von fin am Fr 23. Dez 2016, 18:04, insgesamt 1-mal geändert.

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#3 Re: Wahrer Glaube ...

Beitrag von fin » Fr 23. Dez 2016, 17:21

-- Glaubenskämpfe --

Ich möchte in der Folge ein paar Beiträge von Michaelit zitieren, die mir hier im Forum über den Weg liefen, die ich für relevant halte, da man deutlich spürt, wie er mit dem Thema ringt. Möglicherweise finden sich ja auch Leser/innen ein, denen es ähnlich ergangen ist oder ergeht und die dadurch eine Orientierung (Anknüpfungspunkte, Trost, ...) finden.

michaelit hat geschrieben:Das Seltsame am Glauben ist für mich daß ich mich irgendwie entscheiden kann ob ich an Gott glaube oder nicht. Doch Glaube müßte eigentlich unmittelbar und bleibend der Erkenntnis folgen. So daß ich immer glauben muß, ob ich nun will oder nicht. Daß ich mich aber gegen den Glauben entscheiden kann macht mich oft irre. Die Wählbarkeit des Glaubens macht ja den Glauben und seine Kraft zunichte.

Wenn ich den Glauben wählen kann, dann kann ich auch einfach nur selbst entscheiden ob es Gott gibt oder nicht. Gott müßte irgendwie erfahrbar sein, so daß ich ihn konkret treffen und erfahren kann. Aber ich weiß leider aus meiner Erfahrung daß ich manchmal verzweifelt war und zu Gott geschrien habe und es ist doch kaum etwas passiert. Ich wollte sagen, lieber Vater, ich brauche dich, ich benötige sehr deine Hilfe, doch es kam keine echte Antwort außer daß ich doch glauben sollte, was ich in dem Moment kaum konnte.

Das sind dann so Schläge die man kaum verträgt denn wenn sich keine Glaubenserfahrung einstellt die auch Erfolge hat, dann wird es alles sehr komisch. Man fühlt sich in der Religion nicht mehr wohl.

Quelle: Thread Was ist Glaube

michaelit hat geschrieben:Hallo, seit einiger Zeit, eigentlich mit Unterbrechungen seit Jahren schon, leide ich daran daß ich Gott nicht mehr spüren kann. Ich fühle mich deswegen eigentlich wie ein ausgenutzter Sklave. Einst war ich frei und glücklich, dann ging ich zu Gott um Liebe zu finden doch fand nur mein Unglück. Statt dem Tod und dem Leid mannhaft entgegentreten zu können, wurde ich nur abbhängig von einem Glauben der nicht auf der Wahrheit basierte. Es ist so daß es für mich Gott nicht mehr wirklich gibt.

Ich will auch nicht mehr beten, oder in der Bibel lesen. Dieses Buch ist doch grenzenlos schlecht was Menschenwürde und wahre Liebe betrifft. Der Urvater unseres Glaubens gilt als gerecht weil er seinen Sohn umbringen wollte. Unser sogenannter Erlöser weist uns nach seinen eigenen Worten von sich was das Nachleben betrifft, wenn wir nicht an ihn glauben können. Und wie kann ich überhaupt glauben wenn ich nichts sehe oder merke, wenn ich nichts empfange wenn ich darum bitte? Die biblische Theologie erlaubt keine fröhliche Freiheit, es geht in ihr auch nur darum daß ich mich irgendwie unterordne, daß ich nicht auf mein Recht bestehe, daß ich klein bei gebe.

So kann man nicht leben. Ich habe es probiert, ich ging oft in den Wald und betete bis ich krank davon wurde. Gott gab keine Antwort. Da war nur Leere und Stille. Ohne Gott habe ich mich selbst und die Natur, es ist nicht schlimm, man muß nur einsehen daß man irgendwann sterben muß und daß dann alles vorbei ist. Aber das weiß ja eigentlich jeder Mensch wenn er sich nichts einredet. Unser Geist kehrt zurück in die Welt. Wir kamen nackt und gehen nackt. Asche zu Asche und Staub zu Staub.

Aber es ist nicht alles eitel. Die Liebe zählt, gerade weil sie bedroht ist von der Zeit und vom Tod. Wir sehen uns heute an und wissen nicht was morgen ist. Darum laßt uns einander gern haben und übt Liebe. Liebe macht immer Sinn, wie es auch atheistische Helden verkündet haben wie Carl von Ossietzky oder andere. Wir müssen einfach den Tod einbeziehen. Wir müssen etwas hinterlassen. Wir müssen die Zeit nutzen. Sinn ist mehr als das Gerede von diesem Gott den es gar nicht wirklich gibt.

Quelle: Thread Ich spüre Gott nicht mehr


michaelit hat geschrieben:Hast du nicht anfangs gefragt ob ich mich nach einem Vatergott sehne?

Dazu muß ich noch antworten, ja das tue ich, und ich glaube an diesen Vatergott. Nur ist eben er und Jesus ganz anders als es die Bibel teilweise aussagt. Warum sollte der Gott den wir als inkarnierte Liebe verehren, jemals jemanden in die Hölle schicken? Ewiges Leid das aus Gott heraus gewirkt wird - an so etwas kannst oder willst du glauben?

Wenn fast jeder Mensch den ich je getroffen habe bei dem Gedanken jemanden ewig leiden zu lassen zusammenfährt und vom Gewissen her zurückweicht, wie denkst du kommt das zustande? Ich sehe darin, in diesem Gewissensausbruch, darin sehe ich Gott und Jesus! Und nicht in diesen ganz einfach falsch tradierten und falsch zusammengesetzten Bibelworten.

Gott ist Vergebung und Liebe, und er weigert sich strikt etwas anderes zu sein. Das haben die Menschen in fast allen Religionen immer wieder falsch verstanden, und dementsprechend dem Schöpfergeist böse Taten untergeschoben. Das ist genau das Problem das ich meine. Gott ist zu trauen, jeder der Mensch der noch nicht verbildet wurde reagiert positiv auf Gott - bis er von diesen schlechten Bibelversen verkrümmt wird.

Gott ist so anders als das was auf der Welt leider oft abläuft. Denk doch mal nach, Rem! Was für ein ZIel gibst du Gott? Was sind seine Motivationen? Wie denkst du über sein Herz? Was sind die Regungen seiner Seele? Ich glaube das in all diesen Dingen immer nur Liebe ist, genauso wie ein gereifter Mensch sich an die Liebe hält ist auch Gott ein durch und durch gereiftes Wesen... er hatte Ewigkeiten um darüber nachzudenken was er will und was er nicht will, und jeder der nicht verrückt ist will dann Liebe. Deswegen auch die Schöpfung, deswegen das Leben, deswegen kamen wir alle dazu.

Gott will nicht allein sein. Und genau aus dem Grund will Jesus daß wir alle Kinder Gottes sind, frei und gütig und liebend. Das schließt Hölle und Kriege vollkommen aus, und ich weiß du hast diesen Gedanken auch schon gehabt, oftmals sogar. Wenn du aber in der Bibel liest findest du das so nicht ausgedrückt und du mußt anerkennen daß die Bibel auch Fehler in sich hat. Das wurde auf wissenschaftlicher Ebene schon vielfach festgestellt, es stimmt auch auf ethischer Ebene. Wer Gott und den Menschen ernsthaft lieben will muß die Bibel auch kritisieren können. Ich folge Gott und nicht diesem alten Buch!

Quelle: Thread Gehaltvolles bibelloses Christentum

michaelit hat geschrieben:Hallo,

seit heute morgen, aber gefühlt schon seit langer Zeit, möchte ich kein Christ mehr sein. Ich weiß nicht mehr ob es Gott überhaupt gibt bzw finde ich es zu schwierig aus der Bibel die Wahrheit abzuleiten. Es gibt soviel Hass und Zorn in den Schriften, und bei Wohltaten wird nur an den Club der Gläubigen gedacht, nicht an andere. Und was diesen Club der Gläubigen betrifft bin ich oft nicht so begeistert was das für Menschen sind. Jeder denkt nur an sich zuerst und hält sich an die altmodischsten Dinge. Leute die abweichen werden als Frevler und Sünder gebrandmarkt auf das Schlimmste, bis hin zu dem Glauben daß sie ewig bestraft werden sollen.

Das kann ich alles nicht mehr mitmachen. Ich kann die Bibel nicht mehr ernst nehmen, sie ist zu aggressiv und zu lebensfeindlich. Und gerade Jesus scheint mir mehr und mehr eine Figur zu sein die man sich zurechtgemacht hat damit der jüdische Glaube exportiert werden konnte. Man muß es nur lesen, derjenige der Jesus nachfolgt soll seine Familie hassen. Wenn man unglücklich verheiratet ist (und ursprünglich konnte man sich nicht einmal frei für einen Partner entscheiden), muß man in der Ehe bleiben. Wenn man schwul oder transsexuell ist droht die Todesstrafe. Wirklich, diese Religion hat viel für sich in ihrer Güte, ironisch gesagt.

Ich habe versucht ohne Bibel Christ zu sein doch das geht ebensowenig. Es fehlen Beweise und Gebetserhöhrungen. Ich kann das nicht mehr ertragen. Warum gelte ich diesem Gott so wenig daß er mir nicht einmal Gütebeweise gibt. Und seit ich ihm geglaubt habe was mein Leben betrifft ging es mit mir und meiner Erkrankung immer mehr bergab. Was soll ich also noch damit? Dazu kommt daß fast meine gesamte Familie ungläubig ist und trotzdem gute Menschen sind. Nach orthodoxer Auffassung gehen sie alle in die Hölle. Es ist schade daß es vermutlich kein Nachleben gibt, aber wenigstens ist der Tod noch besser als dieses Höllengeschoß von Glauben. Ich will da nicht mehr mitmachen.

Hoffentlich werde ich wieder gesund von dem ganzen Religionszeug. Ich denke ich bin dadurch krank geworden mit Schizophrenie.
LG Daniel

Quelle Thread Möchte keine Christ mehr sein
Zuletzt geändert von fin am Fr 23. Dez 2016, 18:16, insgesamt 2-mal geändert.

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#4 Re: Wahrer Glaube ...

Beitrag von Christian41285 » Fr 23. Dez 2016, 17:30

Ich denke das jeder das Recht hat zu glauben was er will.

Ich finde es immer interessant zu hören an was andere Menschen glauben weil ich verstanden habe das jeder real erlebt an was er glaubt.

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#5 Re: Wahrer Glaube ...

Beitrag von Pluto » Fr 23. Dez 2016, 17:34

fin hat geschrieben:-- Platzhalter 01 --
Hinweis:
Deine "Platzhalter" sind vergänglich. Sie halten nur 6 Stunden lang.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#6 Re: Wahrer Glaube ...

Beitrag von Pluto » Fr 23. Dez 2016, 17:36

Christian41285 hat geschrieben:Ich denke das jeder das Recht hat zu glauben was er will.
Das stimmt! :thumbup:
Aber wenn du damit an die Öffentlichkeit (des Forums) gehst, musst du dich auf Gegenwind gefasst machen.

Bist du bereit?

Christian41285 hat geschrieben:Ich finde es immer interessant zu hören an was andere Menschen glauben weil ich verstanden habe das jeder real erlebt an was er glaubt.
Ebenfalls Zustimmung. Glaube ist individuelles Wissen.

Das macht es umso schwieriger, seine Meinung zu ändern und sich umstimmen zu lassen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.


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#8 Re: Wahrer Glaube ...

Beitrag von lovetrail » Fr 23. Dez 2016, 19:15

Man könnte unterscheiden zwischen dem Glaubensakt und dem Glaubensinhalt.

Eine Definition des Glaubens finden wir in Hebräer 11,1

Der Glaube aber ist eine Wirklichkeit dessen, was man hofft, ein Überführtsein von Dingen, die man nicht sieht.
(Elb.)

Was ist denn der Glaube? Er ist ein Rechnen mit der Erfüllung dessen, worauf man hofft, ein Überzeugtsein von der Wirklichkeit unsichtbarer Dinge. (Neue Genfer Übersetzung)

Der Glaube aber ist eine standhafte Zuversicht dessen, was man erwartet, ein Überführtsein von Tatsachen, die man nicht erblickt. (WENT-Bibel)



Auf der subjektiven Seite, also dem Glaubensakt, steht das Überzeugt-Sein, das Hoffen, die Zuversicht, das Überführt-sein

Der Glaubensinhalt wird hier bestimmt als unsichtbar, als Sich-In-Zukunft-Erfüllendes, als nicht zu sehende Tatsachen (Pragmata).

LG lovetrail
Wache auf, der du schläfst, und stehe auf aus den Toten, so wird Christus dich erleuchten!

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#9 Re: Wahrer Glaube ...

Beitrag von Christian41285 » Fr 23. Dez 2016, 19:21

Ich unterscheide zwei Arten von Glauben:

Wenn ich sage,ich glaube morgen wird es gutes Wetter geben bedeutet dies eher gesagt,ich ,,vermute,, es

2.:

Wenn mir jemand etwas erzählt und ich sage,ich glaube ihm.In dem Fall halte ich es für wahr was mir erzählt wurde und es wird für mich zu einer persönlichen ,,Gewissheit,,

Glauben hat also unter Umständen etwas mit Wissen zu tun.

LG

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#10 Re: Wahrer Glaube ...

Beitrag von fin » Fr 23. Dez 2016, 19:36

-- Übertragungen --

lovetrail hat geschrieben: Eine Definition des Glaubens finden wir in Hebräer 11,1
Was ist denn der Glaube? Er ist ein Rechnen mit der Erfüllung dessen, worauf man hofft, ein Überzeugtsein von der Wirklichkeit unsichtbarer Dinge. (Neue Genfer Übersetzung)

Ja, schon klar - allerdings zeigt die Doku (siehe Eröffnungsbeitrag) sehr schön, wie fragwürdig eigentlich die Mission ist, die meint, der rechte Glaube sei durch Informationen vermittelbar!

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