Genau das hat Ryle nicht getan...closs hat geschrieben:Diese Reputation ist unbestritten - aber darum geht es nicht: Es geht um die Perspektive, aus der er "gewissenhaft und systematisch" vorgeht - und diese scheint zu sein: "Wir setzen Materie als Ausgangspunkt unserer Überlegungen".Pluto hat geschrieben:Seine Reputation als hervorragender Analytiker
Gilbert Ryle: Der Begriff des Geistes - "knowing how" und "knowing that"
- Der Sprachphilosoph Gilbert Ryle (1900-1976) versucht mit seiner Abhandlung "Der Begriff des Geistes" mit gewissen Vorbehalten eine eigene Theorie des Geistes aufzustellen. Dies tut er, in dem er auf sprachanalytischem Wege Begriffsklarung betreibt und sich von den in der Tradition Platons und Descartes stehenden und seiner Meinung nach nicht langer haltbaren Denkmustern und Sprachgebrauchen abgrenzt. In der vorliegenden Arbeit, die hauptsachlich das zweite Kapitel "Konnen und Wissen" ("knowing how" und "knowing that") der Abhandlung untersucht, soll zuerst auf die grundlegenden Theorien Descartes eingegangen werden. Nach einer kurzen Einfuhrung in den sprachphilosophischen Hintergrund Ryles, werden dessen Hauptkritikpunkte an der cartesischen Theorie Lehre dargelegt. Danach soll die zentrale Bedeutung des Begriff des Konnens bei Ryle gezeigt werden. Zwei weitere Ansatzpunkte der Kritik Ryles, die Begriffe "im Kopf" und "im Geiste" sowie der Solipsismus, bilden den Schluss dieser Untersuchung.
[Quelle: https://www.amazon.de/Gilbert-Ryle-Begr ... 3638758478
Früher war man darauf aus Traditionen (den Status quo) zu bewahren. Man rechnete die Revolutionen in Jahrhunderten: Die franz. Revolution, die Industrielle Revolution, die Revolution der Moderne. Heute ist es so, dass fast jedes Jahr zur Revolution geworden ist. Es ist so, dass ein heute 30-jähriger zu Teenangern sagen kann, "Als ich so alt war wie ihr, gabe es noch kein Internet".closs hat geschrieben:Aber das, was Du vertrittst, doch ebenfalls nicht. - Im übrigen ist die Tatsache, dass sich etwas aufgrund von Sprachgestaltung durchsetzt, kein qualitatives Argument.Pluto hat geschrieben:Weil Religionen kein Monopol auf den Begriff haben.
Vor diesem Hintergrund zu sagen Sprachgestaltung würde sich nicht verändern, ist mE zu kurz gedacht.
Ich hinterfrage nicht die Tatsache "Geist" sondern nur die Definition durch die Theologie.closs hat geschrieben:Auch hier: Eine Perspektiven-Frage. - Was kann "Geist" dafür, dass er nur in Philosophie und Theologie salonfähig ist? Das ändert doch nichts.Pluto hat geschrieben:Weil außerhalb der Philosophie und Religion, das Wort ein Synonym für esoterisches "wuh-wuh" ist.
Der Irrtum der Theologie, ist die endgültige Behauptung von Transzendenz als Ursprung des Geistes (Du hast es oft genug so dargekegt).closs hat geschrieben:Ich "weiss" genausowenig wie Du, ob Geist transzendent oder materiell ist. - Neurowissenschaftliche Beleuchtungen des Phänomens "Geist" sind von materieller Seite her durchaus interessant, beantworten aber diese Frage nicht.Pluto hat geschrieben:Mit der Gegenfrage hast du meine Frage aber nicht beantwortet.
Die Neurowissenschaft beantwortet die Frage nicht endgültig, weil nichts in der Wissenschaft endgültig ist.
Die Hinweise, dass Materie Ursprung von Geist ist, sind erdrückend.
Aha! Da liegt also der Stockfehler.closs hat geschrieben:Ich glaube/setze, dass Geist transzendent ist, weil dieses Wort sonst keinen Sinn machen würde
Nein Kognition ist in der Neurologie etwas anderes — hat mit Wissen zu tun.closs hat geschrieben:wäre Geist nur materiell, könnte man auch das Wort "Kognition" verwenden.
Natürlich nicht, weil Sie lediglich substanzlose Behauptungen darstellen.closs hat geschrieben:Sie sind sehr substanziell, aber als solche in der methodischen Anlage des kritischen Rationalismus nicht vorgesehen.Pluto hat geschrieben:Wenn du mit "geistige" Belege, substanzlose Behauptungen meinst, dann hast du recht.
Im Gegenteil. Was wirkt ist prinzipiell messbar.closs hat geschrieben:Das, was wirkt, ist nicht daran gebunden, ob es von uns überprüfbar ist.Pluto hat geschrieben:So lange sie nicht überprüfbar sind, bleiben sie wirkungslos.
Würde man Wirkung lediglich als Behauptung sehen, würde das Tür und Tor für Jede Beliebigkeit öffnen.
Überhaupt nicht! Ich habe den Begriff des kR gar nicht erwähnt.closs hat geschrieben:Du setzt "kritisch-rational nicht verarbeitbar" mit "beliebig" gleich.Pluto hat geschrieben:Natürlich nicht, denn sonst öffnet man Tür und Tor für Beliebigkeit in den Behauptungen.
Ich wette, du kannst mir keine plausiblen Beispiele nennen.closs hat geschrieben:- Das Geistige aber beginnt erst da, wo der KR aus methodischen Gründen aufhören muss - das ist methodisch im Übrigen sehr sinnvoll. - Aber "methodisch" heißt nicht "philosophisch" - mit anderen Worten: Mit Methodik kann man keine Sinnfragen klären - da geht's diesbezüglich erst richtig los.
Eine halbe Ewigkeit, wo heute jedes Jahr Neues bringt. Fakt ist, du bist nicht auf dem Laufenden was der Fortschritt der Sprachwissenschaft betrifft.closs hat geschrieben:Erstens bin ich tatsächlich Sprachwissenschaftler mit Bayrischem Hochschulabschluss - zweitens ist das mehr als 30 Jahre her.
Tja... Finde dich damit ab.closs hat geschrieben:wobei hier keine organische Sprachentwicklung die Triebfeder ist, sondern ein weltanschaulicher Wille - und genau das ist in den letzten Generationen erfolgreich seitens des Materialismus passiert.
Das Thema hatte wir schon — vergessen?closs hat geschrieben:Dann bedeutet "Geist" nicht mehr das, was es ursprünglich bedeutet hat (und dessen Bedeutung immer noch da ist), sondern ist beschränkt auf materialistische Fassbarkeit dieses Wortes - dito "Bewusstsein" und anderes. - Deshalb mein gelegentlicher Hinweis auf "Polysem".
Geist ist KEIN Polysem wie z.B. eine Bank. Der Begriff "Geist" selbst hat sich im Lauf der letzten Jahrzehnte nicht verändert. Was sich gewandelt hat ist unser Verständnis davon; von einem nebulösen, undurchdringlichen Etwas zu einem Prozess der sich als durchaus erforschbar erwiesen hat. Warum willst du diese Tatsache nicht verstehen?
Das ist die ständige Revolution in der wir leben. In den letzte 200 Jahren hat sich in der Gesellschaftsordnung mehr verändert als in den vorangehenden 3000 Jahren.closs hat geschrieben:Wenn jemand dies erklärt, ist es die Theologie und die traditionelle Philosophie. - Das Problem ist ein anderes: In gewohnter Orwellisierung wird alles als "irrelevant" bezeichnet, was nicht kritisch-rational spurt.
Wie gesagt, finde dich damit ab, das wir nicht mehr im "Erhaltungsmodus" der Antike befinden, sondern seit der industriellen Revolution in einem stetigen Wandel der Erkenntnis und der Empirie befinden.
Der Wandel begann vor ziemlich genau 200 Jahren, und hat überhaupt nichts mit Orwell zu tun.closs hat geschrieben:Dieser Satz ist Produkt dieser Orwellisierung - denn aus geistiger Perspektive ist es seriös, redlich und sogar vernünftig und geradezu Basis der Philosophie. - Da siehst Du, wie weit hier vor-orwellsches und nach-orwellsches Denken auseinanderklaffen.Pluto hat geschrieben: Das ist nicht nur unseriös, sonder regelrecht unredlich und hat in der Philosophie oder Wissenschaft nichts verloren.
Gewisse Leute stemmen sich gegen den Wandel, aber, glaube mir, es ist ein Kampf gegen Windmühlen. Wir haben gar keine Wahl, als mit dem Strom zu gehen.
Der Staat und der Markt haben die Rollen der Familie und der Dorfgemeinschaft verdrängt, so dass wir heute unter ganz anderen Vorzeichen leben.