Novalis hat geschrieben:
Wie konnte ein gütiger Gott eine überwältigende Mehrheit menschlicher Wesen erlauben, im Dienste falscher Religionen zu leben und zu sterben
Das Problem fing bereits viel, viel früher an und hat nichts mit Rassismus zu tun. Es ist ein Problem der beschränkten Wahrnehmung Gottes.
Zur Zeit des alten Israel war Gott allein der Gott Israels. Er war die kulturelle Identität des Volkes.
Die Vorstellung war, dass alle anderen Völker früher oder später die Überlegenheit dieses einen Gottes (unter vielen anderen Göttern) erkennen und sich Israel unterwerfen würde. Israel würde zum Herrenvolk werden und über alle anderen Völker herrschen.
Auch da hätte man sich bereits die Frage stellen können "Wie konnte ein gütiger Gott eine überwältigende Mehrheit menschlicher Wesen erlauben, im Dienste eines falschen Gottes zu leben und zu sterben". Aber die Konsequenzen waren da noch nicht so extrem, denn wenn man tot war, war man eben tot, da gab es noch keine Differenzierung.
Dann kam Jesus und die Beschränkung auf Israel fiel weg. Jetzt waren alle Menschen gemeint und sie mussten Jesus annehmen, um gerettet zu werden. Gleichzeitig wandelte sich die Vorstellung eines weltlichen messianischen Reiches in ein Reich Gottes in Ewigkeit.
In diesem Kontext ist die von Novalis zitierte Frage wesentlich. Was sollte man mit all den Menschen machen, die vor Jesus gelebt hatten (und keine Chance hatten, Jesus kennenzulernen) oder in anderen Kulturen lebten (und keine Chance hatten, Jesus kennenzulernen)
Daher greift die Antwort von Kingdom oder von tree of life zu kurz.
Die Menschen in anderen Kulturen haben keine Chance, Jesus anzunehmen, weil sie ihn gar nicht treffen können.
Rein logisch gibt es damit nur drei Möglichkeiten
- Gott ist ungerecht und verdammt Menschen zum Tode, ohne ihnen einen Weg zu bieten
- Es gibt andere Wege zu Gott als der christliche Weg
- Die Menschen erhalten nach ihrem Tod eine Möglichkeit, sich für Jesus zu entscheiden.
Übrigens Novalis:
Der Islam ist keine Antwort auf diese Frage, sondern ein Rückschritt, insbesondere so, wie die Mehrheit der Moslems den Koran heutzutage auslegt.