Der Mensch, seine falschen Götzen und die Notwendigkeit des Islam

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closs
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#61 Re: Der Mensch, seine falschen Götzen und die Notwendigkeit des Islam

Beitrag von closs » So 1. Apr 2018, 20:47

sven23 hat geschrieben:Frerk hat das Violettbuch der Kirchenfinanzierung geschrieben
Da haben wir es doch schon - eindeutig weltanschaulich vorgeprägt.

Davon abgesehen:
Es kann (in Deinem Sinne) schon sein, dass an der einen oder anderen Ecke Privilegien sind, die heute nicht mehr möglich wären - aber wie gesagt: Da bräuchte man ein Expertengespräch zwischen Frerk und einem kirchenfreundlichen Experten.

Vermutung: Ich vermute, dass es dem Staat immer lieber war, wenn die Schulden nicht fällig werden - und somit hat man sich untereinander geeinigt.

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Detlef
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#62 Re: Der Mensch, seine falschen Götzen und die Notwendigkeit des Islam

Beitrag von Detlef » So 1. Apr 2018, 21:05

closs hat geschrieben:
Detlef hat geschrieben: Für das Eintreiben der Steuer bezahlt die Kirche lediglich 300 Mio Euro, die adäquaten Kosten betragen aber 1,8 Milliarden Euro - die Kirchen enthalten schon allein damit dem Staat bzw. dem normalen Steuerzahler etwa 1,5 Milliarden Euro jährlich vor.
Du willst damit sagen, dass der Staat 1,8 Milliarden an Kosten hat, um die Kirchensteuer einzuziehen? - Nachweis bitte (das wären ca. 15%, was ich nicht glaube).
Oder hast Du etwa :engel: hochgerechnet, was es der Kirche kosten würde, wenn sie selber einziehen würde? - Aber das hat nichts mit "Kosten/Subventionierung des Staates zu tun.
Und ob! Der Grundgedanke des Grundgesetzes in der Trennung von Staat und Kirche ist damit ausgehebelt, Deutschland hat mit dieser Art und Weise der Einziehung der Kirchensteuer sogar ein Alleinstellungsmerkmal in Europa! "Wir haben heute ein staatliches Inkasso, das heißt der Staat zieht für die Kirchen die Steuer ein, wofür der Staat von den Kirchen drei Prozent des Kirchensteueraufkommens zurückerstattet bekommt. Das ist aber viel zu wenig, denn der Staat erspart den Kirchen den Aufbau eigener Kirchensteuerämter, dessen Kosten, wenn man hier Österreich zum Vergleich heranzieht, sich in Größenordnung von 1,8 Milliarden Euro belaufen würden." (Carsten Frerk)
closs hat geschrieben:
Detlef hat geschrieben:Auch ohne die Kirchen gäbe es in Deutschland kein Vakuum in der tätigen Sozialarbeit. Die könnte durchaus auch von kirchenfreien Organisationen übernommen werden
NAtürlich - dann würde man es selber machen oder anderweitig outsourcen müssen. - Und wer zahlt das dann?
Der, der es jetzt auch schon bezahlt, der Staat bzw. normale Steuerzahler! "Auch Caritas und Diakonie kosten im Jahr 45 Milliarden Euro, wovon die Kirchen 840 Millionen übernehmen, das sind nicht einmal zwei Prozent. Hier sind die Zuschüsse für die Kindertagesstätten, die Beratungsstellen und für ihre eigene Verwaltung enthalten."(Carsten Frerk)
closs hat geschrieben:
Detlef hat geschrieben:Das Ganze funktioniert also nur noch, weil der Großteil der Bevölkerung, auch Nichtgläubige, der irrigen Annahme aufsitzt, christlichen Kirchen seien Institutionen der Nächstenliebe, ohne deren Geld und ohne deren Einrichtungen die Sozialarbeit in Deutschland zusammenbrechen würde.
Gar nicht - natürlich wissen die meisten, dass der Staat seine outgesourcten Pflichten bezahlen muss.
Ja nee, is klar, und warum wird dann sogar "eingesehen", dass die Werktätigen dieser "outgesourcten Pflichten" einem grundgesetzwidrigen kirchlichen Arbeitsrecht unterliegen, wo zum Beispiel diejenigen, die bei der Caritas oder in der Diakonie arbeiten, ihre Arbeit verlieren würden, wenn sie aus der Kirche austreten?

closs hat geschrieben:
Detlef hat geschrieben:zu 3. du meinst doch nicht ernstlich die angeblichen Schulden aus dem Jahr 1806 ??
Was denn sonst? - Diese Schulden wurden damals vom Staat im Prinzip anerkannt, mehrfach verhandelt und dann ab 1918 nach Zusammenbruch des Kaiserreichs intensiv verhandelt und in einen Vertrag gegossen.
Danach hat die BRD (aus genereller Verantwortung gegenüber der Welt) die Rechtsnachfolge des Deutschen Reichs übernommen - und da war halt das auch dabei. - im Grunde hat das Jahrzehnte keine Rolle gespielt: "Wir fordern keine SChulden zurück und keine Zinszahlungen - Ihr übernehmt dafür die Gehälter und Pensionen der höheren geistlichen Amtsträger" (was ich unmöglich finde - aber so war es halt).
Die "Begründung" ist abenteuerlich: Weil im Jahre 1803 – also zu Napoleons Zeiten – die so genannten "geistlichen" Fürstentümer in Deutschland aufgelöst und weltlichen Staaten zugeteilt wurden (so genannte "Säkularisierung", d. h. "Verweltlichung"), erhielten die damaligen katholischen Fürstbischöfe eine Entschädigung dafür (das entsprechende Dokument nennt man "Reichsdeputationshauptschluss"). Und dies, obwohl diese Fürstentümer nur "Reichslehen" (!) waren, also kein Eigentum der Kirche. Und diese "Entschädigung" wird seitdem – Jahr für Jahr also seit 211 Jahren! [2014] – ununterbrochen weiter bezahlt und die Summen jährlich erhöht. Und dies, obwohl der damalige Gesetzgeber nur den Lebensunterhalt der damaligen [!] Bischöfe bis an deren Lebensende sichern wollte, nicht den Lebensunterhalt aller ihrer Nachfolger seither.
closs hat geschrieben:Der juristische Stand:
"Die Zahlungen gehen zurück auf das 1924 zwischen Bayern und dem Vatikan geschlossene Konkordat, dem alsbald ein inhaltlich ähnlicher Vertrag mit den bayerischen Protestanten folgte. Beide Verträge, im Kern bis heute gültig, regeln letztlich den Ausgleich dafür, dass die Kirchen bei der Säkularisation zu Beginn des 19. Jahrhunderts viele Güter an den Staat verloren, wofür dieser ihnen seitdem eine Art Pachtzins oder Entschädigung leistet. ... Doch schon bei dem Ansatz, der mehrheitlich für den niedrigstmöglichen gehalten wird, nämlich beim Zehnfachen der jährlichen Geldflüsse, wäre man bei über vier Milliarden Euro für alle Bundesländer zusammen. Extrem würde es, wenn die Jahreszahlungen mit dem im Zivilrecht bei ähnlichen Fällen üblichen Faktor 20 oder gar, wie einige behaupten, 40 zu multiplizieren wären. Da lässt sich verstehen, warum kein deutsches Finanzministerium darüber nachdenken möchte, per Ablösung einen großen Schlussstrich zu ziehen" (DIE WELT, 4.9.2011)
Mit anderen Worten: Der Staat müsste das 20- bis 40-fache von 4 Milliarden bei Auflösung es Vertrags zahlen - das sind 80 - 160 Milliarden Euro.
In Deutschland wurden die bereits verfassungswidrig abgeschlossenen Konkordate des Vatikan mit Bayern (1924), Preußen (1929) und Baden (1932) im Konkordat des Vatikans mit Hitler-Deutschland vom 20.7.1933 bestätigt. Und dieses Reichskonkordat bzw. Hitler-Konkordat gilt noch heute und wird den damaligen Machthabern als "Verdienst" angerechnet. Sein Zustandekommen wird damit begründet, dass Papst Pius XI. und der Deutsche Reichspräsident "von dem gemeinsamen Wunsche geleitet" seien, "die zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Deutschen Reich bestehenden freundschaftlichen Beziehungen zu festigen und zu fördern." Der deutsche "Reichspräsident" war damals der bereits entmachtete Paul von Hindenburg, hinter dem in Wirklichkeit bereits der damalige Reichskanzler Adolf Hitler stand, der aus Freundschaft zum Vatikan der Kirche das Konkordat ermöglichte.
Und das von Kirchenmitgliedern und -lobbyisten in Richterroben besetzte Bundesverfassungsgericht hatte am 26.3.1957 entschieden, dass das Reichskonkordat am 12.9.1933 durch Bekanntmachung im Reichsgesetzblatt durch Reichskanzler Adolf Hitler, Außenminister (und Kriegsverbrecher) Freiherr von Neurath und Innenminister (und Kriegsverbrecher) Wilhelm Frick im Rahmen des nationalsozialistischen Ermächtigungsgesetzes (zur Abschaffung der Republik und Errichtung der Diktatur) gültig zustande gekommen sei und folglich auch in der neu gegründeten Bundesrepublik Deutschland gültig bleibe.
Dies war ein Skandalurteil. Denn schon nach dem ersten Weltkrieg wurde in der Weimarer Verfassung festgelegt, dass der Staat verpflichtet ist, eine einheitliche rechtliche Grundlage für eine Ablösung - also Beendigung - dieser Dotationen zu schaffen. Das war 1919. Diese Verpflichtung wurde dann 1949 in das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland übernommen.
closs hat geschrieben: Würde man in ähnlicher Manier, wie "Deine" Zahlen entstehen, den Spieß umdrehen, hätte man folgende Rechnung:
1) Kirchensteuer: kostendeckend, also keine Subvention
2) Kindergärten, etc: Outsourcing, also keine Subvention
3) Staatsvertrag: 460 Mio Euro p.a. Subvention des Staates an Kirche (FAZ, 3.9.13) - dagegen steht ein Kapital von 160 Milliarden Euro, das (wenn nicht anders vereinbart) per notariellem Usus mit 4% verzinst werden muss = 6.4 Milliarden Euro pa.
Fazit;Der Staat macht für seine Bürger einen Gewinn von knapp 6 Milld. Euro, wenn er den Staatsvertrag beibehält. -- Nun habe ich hier zu "meinen" Gunsten die Höchstwerte genommen - aber das machen "Deine" Leute auf der anderen Seite auch. - Und somit gibt es zwei jeweils objektiv belegbare Ergebnisse zur Frage, wie der Finanzstatus zwischen Staat und Kirche im Saldo pa ist:
1) 19 Milliarden zugunsten Kirche
2) 6 Milliarden zugunsten Staat
Das sind 25 Milliarden Euro Differenz - verstehst Du jetzt, warum diese medialen Zahlenschleudereien für den Arsch sind? - Da sollte man sich lieber an folgenden Satz aus DER WELT halten:
"Da lässt sich verstehen, warum kein deutsches Finanzministerium darüber nachdenken möchte, per Ablösung einen großen Schlussstrich zu ziehen"
Korrektur:
Möglicherweise habe ich was falsch gelesen - nämlich dass die 4 Milliarden pa schon der 10-Fache Satz sind - dann würden sich die Schulden auf 8 - bis 16 Milliarden reduzieren - also um den Faktor 10 reduzieren. - Das wiederum widerspricht den Zahlen der Parteien, bei denen die Zahlen (je nach Parteizugehörigkeit) zwischen ca. 30 Milliarden (die LINKEN) und in Größenordnung 200 Milliarden waren (CSU ;) - die Quelle dazu finde ich jetzt nicht. Jeder kann sich ausrechnen, ab welchem Kapital es betriebswirtschaftlich besser ist, den Vertrag so zu lassen oder ihn einvernehmlich aufzulösen. - in jedem Fall wird es darum geben, ob der Staat oder die Kirche unterm Strich profitieren - das heißt: Mit Salden aufzuwarten, die wesentlich über einer schwarzen oder roten Null stehen, ist unseriös.
Sie predigen, dass der, dem sie angeblich folgen, keinen Ort hatte, "wo er sein Haupt hinlege" (Johannes 19, 30). Sie selbst gehören jedoch zu einem der am meisten materiell abgesicherten Berufsstände und werden sogar fürs Beten bezahlt. aus : http://www.stop-kirchensubventionen.de/
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#63 Re: Der Mensch, seine falschen Götzen und die Notwendigkeit des Islam

Beitrag von Detlef » So 1. Apr 2018, 21:22

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Frerk hat das Violettbuch der Kirchenfinanzierung geschrieben
Da haben wir es doch schon - eindeutig weltanschaulich vorgeprägt.
Davon abgesehen:
Es kann (in Deinem Sinne) schon sein, dass an der einen oder anderen Ecke Privilegien sind, die heute nicht mehr möglich wären - aber wie gesagt: Da bräuchte man ein Expertengespräch zwischen Frerk und einem kirchenfreundlichen Experten.
Vermutung: Ich vermute, dass es dem Staat immer lieber war, wenn die Schulden nicht fällig werden - und somit hat man sich untereinander geeinigt.
Da haben wir es doch schon, die übliche Masche, die du ebenfalls reflexartig strickst:
Carsten Frerk: Die Politik und die Kirchen wollen an dieses Thema nicht ran. Ich werde zum Beispiel für mein "Violettbuch" von den Kirchen heftig angefeindet. Da gibt es keine rationalen Diskussionen, kein Abwägen von Argumenten mehr, sondern es wird nur noch versucht, einen fertig zu machen. Ich hatte gerade einen Termin Gespräch mit einem sehr hohen Staatkirchenrechtler der EKD über das Violettbuch und dieser hat sofort behauptet, ich wäre ein militanter, aggressiver Atheist und im Grunde Kommunist, was ich aber nach meiner Kenntnis nie gewesen bin.

Die Tatsachen sprechen aber eindeutig für sich, z.B., aus einem Interview von Deutschlandradio Kultur, das "Radiofeuilleton":
Frerk: Wenn man den gesamten Bereich von Caritas und Diakonie nimmt – und dazu gehören ja noch viele, viele Einrichtungen mehr wie Kitas und so weiter alles –, dann werden von diesen Kosten, die dort entstehen, nur 1,8 Prozent von der Kirche finanziert.
Timm: Woher haben Sie die Zahlen?
Frerk: Das war bei mir eine zweijährige Recherche, die sehr kompliziert war, weil alle verschiedenen Bereiche unterschiedlich finanziert werden, verschiedenste Mischfinanzierungen. Also es ist eindeutig belegt – und da habe ich auch von Caritas, Diakonie die Bestätigung, dass diese Zahlen stimmen.
Timm: Ich frage mich natürlich: Wie sind Sie an die Daten rangekommen? Da hat ja niemand ein Interesse dran, wenn die dann so stimmen, dass die öffentlich werden.
Frerk: Das Interesse ist nicht da, aber ich weiß auch nicht, woran das liegt, zum Beispiel das Diakonische Werk verwendet heute meine Zahlen, weil die selber diese Zahlen bisher noch nie erhoben haben.
Timm: Dann geht die Kritik, die Sie haben, gegen die katholische Kirche oder gegen den Staat, der das ja auch anders machen könnte?
Frerk: Sie geht eindeutig gegen die Politik, denn das wird von der Politik ja den Kirchen im Grunde zugebilligt, dass sie dort eigene Loyalitätsrichtlinien haben, eigene Richtlinien haben, obwohl sie 100 Prozent öffentlich finanziert werden. Und dieser Grundsatz, wer öffentliches Geld bekommt zu 100 Prozent, muss auch öffentliche Rechtsgrundsätze dort realisieren – das ist eine politische Kategorie, die die Politik durchsetzen muss.
Timm: Machen denn das andere Länder anders als Deutschland? Ist da das Verhältnis anders von öffentlichem Geld und kirchlichem Geld im Bereich der karitativen Einrichtungen?
Frerk: Ich habe mir nur erzählen lassen von einer europäischen Vertretung, die jetzt diese ganzen auch Caritas- und Diakoniewerke in Europa machen, dass die kopfschüttelnd auf Deutschland schauen, weil in Spanien fragt niemand in einem Krankenhaus, was von einer Kirche betrieben wird, ob man katholisch sei. Das heißt, diese ganze konfessionelle Bindung an Kirchenmitgliedschaft, an Grundsätze der katholischen Kirche, das ist etwas spezifisch Deutsches.
Timm: Das heißt, die Rechte einer Kirche, die eigenen Normen in die Arbeit so zu übernehmen, dass solche Fälle entstehen können, die sind in Deutschland besonders gut verankert?
Frerk: Das ist in Deutschland besonders gut verankert, weil wir haben einen Grundsatz, also im Grundgesetz, wo drinsteht: Die Religionsgesellschaften ordnen und verwalten ihre Angelegenheiten selbstständig, ohne Mitwirkung des bürgerlichen Staates – ordnen und verwalten. Das Bundesverfassungsgericht hat in ständiger Rechtsprechung immer wieder formuliert: Es ist das Selbstbestimmungsrecht der Kirchen. Das heißt, die Kirchen haben in Deutschland eine Kompetenz-Kompetenz, weil sie selber entscheiden, worüber sie entscheiden. Und das ist eine politische Problematik, also auch eine politische Thematik, dass das so interpretiert wird. Und das führt zu allen verschiedensten Facetten im Verhältnis von Staat und Gesellschaft und Kirche in Deutschland, dass die Kirche ein rechtseigener Raum ist, was man dann auch an solchen konkreten Fällen wie hier ... Dort gibt es Bestimmungen über die Behandlung von Kranken, dass die Leute einfach ablehnen können, obwohl die in Notlagen sind. Das ist der rechtseigene Raum Kirche, der in Deutschland existiert.
Timm: Und welche existenziellen Grundsätze können die dann genau durchsetzen, wie weit geht das Bestimmungsrecht im konkreten Fall?
Frerk: Alles das, was sie wollen. Sie können Loyalitätsrichtlinien für die Mitarbeiter stellen, sie können Grundsätze formulieren, was nicht behandelt wird, wie kein Schwangerschaftsabbruch, keine Pille danach und so weiter, auch keine Präimplantationsdiagnostik, das ganze Programm. Was sie nicht wollen aufgrund ihrer Grundsätze, können sie eben entsprechend verordnen: an unseren Krankenhäusern nicht! Und das ist in Nordrhein-Westfalen besonders schwierig, weil 60 Prozent, also 60 Prozent aller allgemeinen Krankenhäuser sind in konfessioneller Trägerschaft in Nordrhein-Westfalen.
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#64 Re: Der Mensch, seine falschen Götzen und die Notwendigkeit des Islam

Beitrag von closs » So 1. Apr 2018, 22:07

Detlef hat geschrieben:"Wir haben heute ein staatliches Inkasso, das heißt der Staat zieht für die Kirchen die Steuer ein, wofür der Staat von den Kirchen drei Prozent des Kirchensteueraufkommens zurückerstattet bekommt. Das ist aber viel zu wenig, denn der Staat erspart den Kirchen den Aufbau eigener Kirchensteuerämter, dessen Kosten, wenn man hier Österreich zum Vergleich heranzieht, sich in Größenordnung von 1,8 Milliarden Euro belaufen würden." (Carsten Frerk)
Prinzipiell kann das stimmen (die 1,8 Milliarden müsste man nachprüfen - Frerk setzt sicherlich interessensbedingt maximal an). - Nur sehe ich da kein Problem - im Gegenteil: Wenn sich der Staat als interessensneutraler Dienstleister der Wirtschaft andienen würde, hätte ich auch nichts dagegen.

Aber um eines klar zu machen: Man kann doch nicht von "Subvention" sprechen, wenn die Kirche - ich sage es jetzt betriebswirtschaftlich - günstig eine Dienstleistung einkauft, für die sie selber mehr zahlen würde - das nennt man "Outsourcing". - Subvention wäre, wenn der Staat mehr bezahlt, als er bekommt.

Detlef hat geschrieben:Der, der es jetzt auch schon bezahlt, der Staat bzw. normale Steuerzahler!
Schon - aber es wäre sehr teuer, die ganze Infrastruktur selber aufzubauen - ich würde sogar sagen: So gut wie unmöglich.

Detlef hat geschrieben:Auch Caritas und Diakonie kosten im Jahr 45 Milliarden Euro, wovon die Kirchen 840 Millionen übernehmen, das sind nicht einmal zwei Prozent.
Allein diese 840 Mio müssten zusätzlich vom Staat getragen werden. - Und dann müsste man das Eigentliche mindestens um 840 Millionen billiger machen, damit es sich rechnet - von den immensen Aufbaukosten (sicherlich in zweistelliger Milliardenhöhe, die rückfinaziert werden müssen) ganz abgesehen.

Detlef hat geschrieben:dass die Werktätigen dieser "outgesourcten Pflichten" einem grundgesetzwidrigen kirchlichen Arbeitsrecht unterliegen
Tja - dann geht man halt nach Karlsruhe, wo man schon entscheiden wird, was grundgesetzwidrig ist und was nicht. - Karlsruhe schlägt alles.

Detlef hat geschrieben:ihre Arbeit verlieren würden, wenn sie aus der Kirche austreten
Dazu habe ich schon öfter mit Verantwortlichen gesprochen - letztlich nutzt man diese Option nur dann, wenn man unbedingt einen loswerden will ODER wenn einer nachhaltig verpetzt wird. - Die Verantwortlichen aus protestantischer und katholischer Geschichte haben mir versichert, dass sie nicht einmal wissen und vor allem nicht wissen WOLLEN, wo oder ob ihre Mitarbeiter Mitglied einer Kirche sind. - Trotzdem: Formal hast Du recht - ergo Karlsruhe (nebenbei: Meines WIssens gibt es dazu schon eine Rechtssprechung, die irgendwie in der Mitte liegt).

Detlef hat geschrieben:Und diese "Entschädigung" wird seitdem – Jahr für Jahr also seit 211 Jahren! [2014] – ununterbrochen weiter bezahlt und die Summen jährlich erhöht.
Das ist ungenau formuliert: Das, was tatsächlich subventioniert ist, entspricht bestenfalls den Zinsen, die zu zahlen wären - also KEINE Tilgung!

Detlef hat geschrieben:Dies war ein Skandalurteil.
Kann man so sehen - aber so ist das halt mal mit der Rechtsnachfolge.

Detlef hat geschrieben:Denn schon nach dem ersten Weltkrieg wurde in der Weimarer Verfassung festgelegt, dass der Staat verpflichtet ist, eine einheitliche rechtliche Grundlage für eine Ablösung - also Beendigung - dieser Dotationen zu schaffen.
Das geht aber nur über Tilgung. - Wir reden doch nicht nur von Dotationen, sondern auch von Entschädigungen für Ländereien - die Kirche ist also Gläubiger.

Detlef hat geschrieben:Sie predigen, dass der, dem sie angeblich folgen, keinen Ort hatte, "wo er sein Haupt hinlege" (Johannes 19, 30). Sie selbst gehören jedoch zu einem der am meisten materiell abgesicherten Berufsstände
Der Immobilienbesitz der Kirche ist wirklich mächtig - aber liquiditätsmäßig sind sie bei all den Engagements auch nicht so super drauf - guck mal nach Hamburg, wo Schulen zugemacht werden müssen, worüber jeder heult. - Ein befreundeter Gemeinde-Pfarrer (42 Jahre) hat mir mal seinen "Lohstreifen" gezeigt - er kriegt knapp über 2000 Euro raus.

Detlef hat geschrieben:Da haben wir es doch schon, die übliche Masche, die du ebenfalls reflexartig strickst
Ich schaffe ein Gegengewicht zu den völlig illusionären 19 Milliarden Euro pa. - Trotzdem muss man sich angucken, was sachlich neutral und was interpretativ gestaltet ist. - Wenn jemand Einsparungen der Kirche, die NICHT zu Lasten des Staates gehen, als "Subvention des Staates" rechnet, muss erst Vertrauen geschaffen werden - denn das ist ein arger SChnitzer.

Detlef hat geschrieben:Das Bundesverfassungsgericht hat in ständiger Rechtsprechung immer wieder formuliert: Es ist das Selbstbestimmungsrecht der Kirchen.
Naja - das zitiert ja sogar Frerk. - Das kann man den Kirchen nun wirklich nicht anlasten.

Detlef hat geschrieben:sie können Grundsätze formulieren, was nicht behandelt wird, wie kein Schwangerschaftsabbruch, keine Pille danach und so weiter, auch keine Präimplantationsdiagnostik, das ganze Programm.
Moment - in katholischen Krankenhäusern wird jeder Notfall behandelt. - Es handelt sich hier ausschließlich um Eingriffe, die keine Notfälle sind. - Zudem: Schwangerschaftsabbruch (außer medizinische Indikation) ist in Deutschland nicht erlaubt, sondern nur straffrei.

Aus meiner persönlichen Sicht kann man diesen Paragraph vollständig wegfallen lassen - da ist der Gesetzgeber gefragt. - Denn warum sollte ein Staat nicht das Recht haben, das Töten von Ungeborenen zu erlauben, wenn er selbst im Kriegsfall auch Geborene in den Tod schicken muss? - Damit also klar ist: Mir liegt überhaupt nicht an einem religiös bestimmten Staat - der Staat ist eine Ordnungs-Größe und keine Instanz zu Grundfragen des Lebens - und er ist die einzige akzeptable Ordnungs-Größe.

Andererseits finde ich es nicht schlecht, wenn ein Staat die kulturelle Identität eines Landes berücksichtigt. - Nein, ich habe nichts gegen Ausländer :lol: - wenn es nach mir ginge, hätten wir einen fremd-ethnischen Teil von locker 20% - und für Familiennachzug von Asylanten bin ich ebenfalls - und 6 Eritreer betreuen wird seit 3 Jahren. - Also komme nicht auf dumme Gedanken.

Trotzdem haben wir nun mal eine europäische Kultur, in der man schon einmal von Riga bis Santiago de Compostella eine Gebildeten-Sprache hatte: Latein. - Und diese Sprache wurde von Mönchen gesprochen, also von Christen. - Also ein bißchen Kultur-Bewusstsein sollte schon sein, selbst wenn unsere Zeit immer mehr global nihilistisch/materialistisch denkt - man sollte kulturell-geistigen Besitz trotzdem behalten - man könnte es ja noch mal brauchen.

Davon abgesehen: Wo sind die 17 oder 19 Milliarden pa? - OHNE Gelder, die der Staat auch jedem anderen zahlen müsste - MIT Einbezug des Umstands, dass die Kirche Gläubiger ist in Höhe von - je nach Partei - zwischen 30 und rumdedum 200 Milliarden Euro? - Vergiss den letzten Satz meines Zitats nicht: Die im Staat für Finanzen Zuständigen glauben, dass es besser wäre, man würde es so lassen wie es ist.

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sven23
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#65 Re: Der Mensch, seine falschen Götzen und die Notwendigkeit des Islam

Beitrag von sven23 » Mo 2. Apr 2018, 08:03

closs hat geschrieben: MIT Einbezug des Umstands, dass die Kirche Gläubiger ist in Höhe von - je nach Partei - zwischen 30 und rumdedum 200 Milliarden Euro?
Man könnte auch mal fragen, wie die Kirche an ihr Vermögen gekommen ist? Jedenfalls hielt sie noch nie viel vom jesuanischen Gebot der Besitzlosigkeit.
Wir können ja darüber reden, dass man die 30 Milliarden zum aktuellen Zinssatz der EZB verzinst. :lol:
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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closs
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#66 Re: Der Mensch, seine falschen Götzen und die Notwendigkeit des Islam

Beitrag von closs » Mo 2. Apr 2018, 08:41

sven23 hat geschrieben:Man könnte auch mal fragen, wie die Kirche an ihr Vermögen gekommen ist?
Sicherlich eine interessante Frage, aber vertragsrechtlich irrelevant.

sven23 hat geschrieben:Wir können ja darüber reden, dass man die 30 Milliarden zum aktuellen Zinssatz der EZB verzinst.
Damit müssen beide Seiten einverstanden sein - ansonsten ist der notarielle Satz (laut Aussage meines Notars) 4% - egal ob die Inflation bei 0 oder 10% steht.

Im übrigen habe ich nichts dagegen, wenn der Staat alle seine Pflichten selber übernimmt und die Caritas & Co verstaatlicht - oder keine Bischöfe mehr bezahlt, sondern die Schulden zurückzahlt. - Aber davor scheut sich der Staat mehr als die Kirche.

manden1804
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#67 Re: Der Mensch, seine falschen Götzen und die Notwendigkeit des Islam

Beitrag von manden1804 » Mo 2. Apr 2018, 08:49

Wirklich , s e h r wichtig . Aber wir haben ja k e i n e anderen Probleme !
Gott segne euch alle .

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