Was versteht Ihr unter "Wirklichkeit"?

Philosophisches zum Nachdenken
Claymore
Beiträge: 812
Registriert: Fr 5. Okt 2018, 13:34

#791 Re: Was versteht Ihr unter "Wirklichkeit"?

Beitrag von Claymore » Sa 23. Mär 2019, 12:49

Thaddäus hat geschrieben:
Sa 23. Mär 2019, 10:31
Claymore hat geschrieben:
Sa 23. Mär 2019, 00:04
Mmh… wie und wo existieren denn beispielsweise die natürlichen Zahlen? Denkst du da an etwas wie die Ideen von Platon?
Zahlen existieren in der Wirklichkeit, immer schon. Sie gehören zu dem Teil der Wirklichkeit, den wir mit unserem Denksinn erfassen können.
Das zumindest ist die Ansicht des Bonner Philosophen Markus Gabriel, dessen Erkenntnistheorie und Ontologie ich augenblicklich für die einleuchtendste und klügste halte.
Natürlich ist das ontologische Problem, was Wirklichkeit ist und wovon wir genau sprechen, wenn wir feststellen, dass etwas "existiert" weitaus komplexer und man muss sehr viel erläutern, will man die gabrielschen Überlegungen zum Thema zusammenhängend-verständlich ausbreiten. Aber der "Neue Realismus" oder "Neutrale Realismus", wie man ihn nennt, gehört zum Spannendsten und Interessantesten, womit man sich philosophisch gerade beschäftigen kann.

Das Grundproblem ist ein fest in unserer Gedankenwelt eingegrabener Irrtum, an dem maßgeblich Platon bzw. eher seine Rezeption in der Philosophiegeschichte Schuld ist. Der Gedanke nämlich, es gäbe einerseits die Welt der materiellen Dinge, die "wirklich" und "real" existieren und andererseits eine spukhafte geistige Welt der immateriellen Dinge wie Zahlen, fiktive Personen und Gegenstände wie Harry Potter, Pegasus oder Sherlock Holmes Pfeife, die irgendwie etwas weniger wirklich und real sind, als die Dinge, an denen man sich den Kopf stoßen oder über die man stolpern kann.
Nun ja, es gibt schon einen entscheidenden Unterschied zwischen Meinongs Dschungel und dem platonischen Ideenreich. Wenn wir sagen: 1 + 2 + ⋯ + 𝑛 = 𝑛(𝑛+1)/2 gilt für alle natürlichen Zahlen 𝑛 … dann soll das zu den sicher gültigsten Wahrheiten gehören – gültig bevor man überhaupt in der Lage war allgemeine Aussagen der Zahlentheorie zu formulieren. Wenn man dagegen sagt: “Harry Potter hat eine Brille” haben wir kein Problem dies als bloße Redensart für “In der Geschichte von J. K. Rowling hat der fiktive Charakter ‘Harry Potter’ eine Brille” aufzufassen. Und dass der Satz vor der Veröffentlichung von “Harry Potter” falsch bzw. sinnlos war.

Theoretisch könnte man sich sogar den Luxus erlauben und “Harry Potter hat eine Brille” den Wahrheitswert ‘falsch’ zuzuweisen, da der Satz auf nichts referiert – eine unschöne Lösung, aber weder der philosophische noch wissenschaftliche Betrieb würde dadurch zusammenbrechen.
Wenn man aber auf einer Hacienda in einen Pferdestall mit 5 Pferden kommt, dann sind da von Anfang an nicht nur der Stall, Boxen, Heu und 5 spezielle Ansammlungen von Atomen, die Pferde ergeben, sondern auch die Größenverhältnisse der Pferde zueinander, ihre unterschiedlichen Färbungen, ihre unterschiedlichen Charaktere und auch die Tatsache, dass es 5 sind, was wir mit dem Zahlzeichen "5" oder deutsch ausgeschrieben mit "fünf" wiedergeben. Dazu benötigen wir keinen speziellen platonischen Himmel, in dem unter anderem die Zahl 5 herumschwebt, die wir dann wie ein Etikett erhaschen. Das ist ja auch ein alberner Gedanke.
Es gehört schlicht zur Wirklichkeit, dass da 2 braune, 1 schwarzes und 2 weiß-gefleckte Pferde stehen. Nur deshalb können wir anfangen zu rechnen, wieviele Pferde noch in den Boxen sind, wenn ich die beiden braunen auf die Wiese führe.
Das ist also die aristotelische Lösung, die mir auch sehr sympathisch ist. Der Haupteinwand ist halt, was dann mit Zahlen ist, die nicht auf diese Weise “instantiiert” (ah, das hört sich auch schon platonisch an – weiß aber nicht wie ich es sonst ausdrücken soll) sind? Oder selbst wenn sie es alle sind, d. h. das Universum unendlich viele Objekte enthält, es mit Sicherheit “mathematische Objekte” gibt, die nicht irgendwie in den Dingen vorliegen.

Der andere Einwand ist, dass die Definitionen für “mathematische Objekte” als Eigenschaften (d. h. inklusive Relationen) schon in einfachsten Fällen extrem kompliziert wird. Im Fall einer natürlichen Zahl wäre das wohl “Die Relation zwischen einer Gesamtheit und der Eigenschaft, die die Elemente dieser Gesamtheit zu Einzeldingen macht” – im Stall sind ja fünf Pferde aber 10 Pferdeohren und 20 Pferdehufen. Wobei ich mir nicht mal sicher bin, ob das reicht. Warum sollten Zahlen die einzigen Relationen sein, die zu dieser Definition passen?

Ein komplexerer Fall wären Mengen, u. a. da sie wiederum Mengen als Elemente enthalten können: {1, {1}}. Könnte man wenigstens Mengen in völliger Allgemeinheit sauber auf etwas Konkretes “reduzieren”, hätte man den Rest der Mathematik in der Tasche, da die Mathematik – so weit mir bekannt ist – komplett auf der Mengenlehre basiert.

Da hatte ich auch eine Diskussion mit unserer silbernen Kugel hier. Sowas ist aber genauso sinnlos wie mit closs: wenn jemand ihre eigene philosophische Position als “nicht philosophisch” in maximal diffuser Privatsprache (ohne Lust zu haben die verwendeten Geheimbegriffe zu definieren) und komplettem Ignorieren von Gegenargumente verkauft und dann höchste Präzision und demütiges Abarbeiten abstrusester, ja, dadaistisch anmutender Fragen vom Diskussionsgegner erwartet, während sie den konträren Standpunkt hochpolemisch als bloß “Philosophie” abtut und sich in blumigen Schimpftiraden über die bösen Philosophen ergeht, kann man sich das ganze sparen.

Es ist immer wieder erstaunlich, wie viele Leute sich online den “Sieg” herbei halluzinieren, wenn tatsächlich der Diskussionsgegner nur einfach irgendwann genug von ihrem Blödsinn hatte und sie allein im Regen stehen ließ.

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#792 Re: Was versteht Ihr unter "Wirklichkeit"?

Beitrag von closs » Sa 23. Mär 2019, 14:00

Pluto hat geschrieben:
Sa 23. Mär 2019, 11:11
weil es in der HKE keine Vorannahen bezüglich einer Gottheit gibt.
DAS ist richig, aber nicht entscheidend. - Denn es geht nicht um Gottheits-Annahme oder säkulare Annahme, sondern um Annahme oder nicht - "nicht" gibt es nicht.

Pluto hat geschrieben:
Sa 23. Mär 2019, 11:11
Was ist das Substantielle an der Spiritualität?
Sich in das hineinversetzen zu können, was an Spirituellem gesagt wird. - Es ist ein Unterschied, ob man von außen etwas einem an sich Fremdes analysiert oder es innerlich versteht.

Pluto hat geschrieben:
Sa 23. Mär 2019, 11:11
Die Kanonik, wie du sie darstellst, muss zirkelreferent sein. Sie arbeitet nach dem GIGO Prinziip: Spiritualität rein, und spirituelle Ergebnisse raus.
Das tut die HKE doch genauso: Spirituelles ausschließen, Säkulares raus - WENN es jeweils um Interpretation geht. Also ist dann die HKE ebenfalls zirkelreferent - was aus meiner Sicht falsch ist.

Auf reiner Beobachtungs- und Beschreibungs-Ebene kann man natürlich säkular agieren: "In der Apostelgeschichte steht, dass Jesus durch die geschlossene Tür kommend den Jüngern erschien". - Aber man kann nur spirituell verstehen, was damit gemeint ist.

Nun behaupte ich nicht einmal, dass die Spirituellen recht haben müssen - denn es könnte ja wirklich sein, dass die Säkularen recht haben, wenn sie glauben, dass es Gott und transzendente Spiritualität gar nicht gibt. - Aber genau deshalb setzen doch beide ihre Vorannahmen: "Wir untersuchen, als sei a) resp. b) richtig. - Wir MÜSSEN es setzen, weil wir es nicht wissen können, beides aber historisch möglich ist". - Ehrlich - ich verstehe echt nicht, warum dieser sehr einfache Gedanke so schwer vermittelbar ist.

Pluto hat geschrieben:
Sa 23. Mär 2019, 11:11
Vielleicht, aber mit welcher Arroganz nimmst du das an?
Das sagt Linnemann.

Pluto hat geschrieben:
Sa 23. Mär 2019, 11:11
Nenne drei davon!
Zwei habe ich genannt, die weiteren sind mein Geheimnis.

Pluto hat geschrieben:
Sa 23. Mär 2019, 11:11
Ist es nicht arrogant reine Vermutungen als Vorannahmen zu setzen?
Hat damit nichts zu tun.- BEIDES ist eine Vermutung:
a) Jesus war nur Mensch
b) Jesus ist auch Gott
Man MUSS vorannehmen, weil man beides nicht gleichzeitig untersuchen kann, sondern nur eins nach dem anderen.

Pluto hat geschrieben:
Sa 23. Mär 2019, 11:11
Auch die "großkirchliche Theologie" bleibt aber glaubensideologisch.
Das istr doch nicht wahr, sondern ein eingeführtes Narrativ von den heutigen Besetzern der Stammtisch-hoheit - Urban Legend.

Pluto hat geschrieben:
Sa 23. Mär 2019, 11:11
Was das soll?? Es würde die Wissenschaften von spirituellem Humbug befreien.
Sowohl "science" als auch "arts" sind "Wissenschaften" - Du meinst "Science". - Deine Muttersprache hat es da einfacher und hat dieses Problem längst gelöst.

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#793 Re: Was versteht Ihr unter "Wirklichkeit"?

Beitrag von closs » Sa 23. Mär 2019, 14:07

Claymore hat geschrieben:
Sa 23. Mär 2019, 12:49
Da hatte ich auch eine Diskussion mit unserer silbernen Kugel hier. Sowas ist aber genauso sinnlos wie mit closs
Irgendwas in Dir ahnt, warum Du so aggressiv bist - nämlich der Umstand, dass die von mir vertretene geistige Welt nicht von Deinem (für das 20./21. Jh. typischen) anthropozentristischen System weg-argumentiert werden kann, weil es außerhalb Deiner Reichweite ist. - Man könnte sehr vernünftig diskutieren, wenn jeweils ein fundamentales Maß an Selbst-Reflexion da wäre.

Meine These bleibt weiterhin: Das 20./21. Jh. hat mit seinen Mainstream-Philosophien (nein, ich zähle sie nicht einzeln auf) den Staffelstab der RKK des Mittelalters übernommen, indem systemtatisches Selbst-Maß als universaler Maßstab gesetzt wird. - Entweder verstehst Du diesen Satz, dann muss ich ihn nicht erklären - oder Du verstehst ihn nicht, dann bringt es nichts, ihn zu erklären.

SilverBullet
Beiträge: 2414
Registriert: Mo 17. Aug 2015, 19:04

#794 Re: Was versteht Ihr unter "Wirklichkeit"?

Beitrag von SilverBullet » Sa 23. Mär 2019, 14:44

“closs“ hat geschrieben:An Claymore
Irgendwas in Dir ahnt, warum Du so aggressiv bist
User „Claymore“ hat halt nun mal ein Problem, er wünscht sich, dass „Menge“ etwas Existierendes ist, das unabhängig vom Gehirn vorliegen und „gefunden“ werden können soll (Details kennt er selber natürlich keine).
Mit „unendlicher Menge“ will er zu „Gott“ (einem Wort, über das er genauso wenig wie andere „Gläubige“ sagen kann, auf was es abzielen soll) aufschliessen können, „dem Absoluten“(???)

Das, was du als „Aggressivität“ einordnest, ist pure Verzweiflung, denn als erwachsener Mensch Nirgendwo-Existenzen zu behaupten und sich Unsichtbarkeits-Unterordnungsphantasien hinzugeben, kann nicht gesund sein.

Oder User „Claymore“ spielt das alles nur (was ich zu seinem jederzeit drohenden "Kippen" rechnen würde - das würde sich problemlos in Aktionen wie seinen Wikipedia-Schreibereien einreihen) und ist mittlerweile komplett durcheinander.

Ich übe mich hier vollständig in Mitleid meinem Nächsten gegenüber :-)

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#795 Re: Was versteht Ihr unter "Wirklichkeit"?

Beitrag von closs » Sa 23. Mär 2019, 14:50

Welch ein Beifall aus ungewohnter Ecke - oder wie sagt Goethe?
Dein "Beifall selbst macht meinem Herzen bang" :D

SilverBullet
Beiträge: 2414
Registriert: Mo 17. Aug 2015, 19:04

#796 Re: Was versteht Ihr unter "Wirklichkeit"?

Beitrag von SilverBullet » Sa 23. Mär 2019, 15:04

“closs“ hat geschrieben:Welch ein Beifall aus ungewohnter Ecke
War es denn ein Beifall?

Benutzeravatar
Thaddäus
Beiträge: 1231
Registriert: Sa 14. Sep 2013, 18:47

#797 Re: Was versteht Ihr unter "Wirklichkeit"?

Beitrag von Thaddäus » Sa 23. Mär 2019, 15:04

SilverBullet hat geschrieben:
Sa 23. Mär 2019, 12:25
Du selbst kannst also nichts beitragen, sondern zauberst mal wieder „Markus Gabriel“ aus der Tasche.
Natürlich, denn der philosophiert von Berufswegen, ich nicht. Wenn ich mir derart tiefe und kluge Gedanken wie Gabriel (und natürlich gibt es auch andere, fachlich gute Philosophen, die es wert sind zu lesen) am Frühstückstisch machen könnte, hätte ich seine Bücher geschrieben und nicht er. Ich denke jedenfalls, dass ich von Experten etwas lernen kann und ich es eben gerade nicht besser weiß als sie.

SilverBullet hat geschrieben:
Sa 23. Mär 2019, 12:25
Nö, viel einfacher, in der Philosophie gibt es keine Möglichkeit das Rätsel rund um „Bedeutung“ zu lösen.
Wenn es in der Philosophie keine Möglichkeit gibt, das Rätsel rund um die "Bedeutung"(?, Semantik?) zu lösen, dann nirgendwo.

SilverBullet hat geschrieben:
Sa 23. Mär 2019, 12:25
Vor diesem Hintergrund, ist der Versuch von „Gabriel“ immer noch sehr nahe an „Platon“ dran. „Bedeutung“ soll etwas Existierendes sein und der Mensch soll einen sechsten Sinn haben, mit dem er auf diese Existenzen reagiert.
Eigentlich ist Gabriel nicht nahe dran an Platon (denn Gabriel glaubt an keinen platonischen Himel), und der Denksinn (Gabriel versucht das Denken als ein Sinnesorgan aufzufassen) registriert vor allem, dass es Aspekte der Wirklichkeit gibt, die sich nur dem Denken erschließen.

SilverBullet hat geschrieben:
Sa 23. Mär 2019, 12:25
1.
Den Titel „Wahrnehmungssinn“ kann man nicht einfach nach Lust und Laune vergeben, sondern es müssen zelluläre Grundlagen vorhanden sein (spezielle Sinneszellen, und eine Integration der nervösen Aktivität z.B. in die anderen Sinnesaktivitäten).
Zu diesen Grundlagen wird „Gabriel“ wohl kaum etwas verlauten lassen.
Weil es nicht um zelluläre Grundlagen geht. Genau so wenig, wie es in diesem Zitat von dir um zelluläre Grundlagen geht! Vielmehr geht es um deine These, dass zelluläre Grundlagen existieren müssen, wenn man von Wahrnehmung spricht. Eine These, die mit Zellen nichts zu tung hat und die auch nicht bestätigt oder widerlegt werden kann, wenn man sichmit zellulären Grundlagen bschäftigt.

SilverBullet hat geschrieben:
Sa 23. Mär 2019, 12:25
2.
Wahrnehmung ist nicht das, was wahrgenommen wird,
Mir ist kein Philosoph bekannt, der solches behauptet. Und auch Berkeleys esse est percipi, bedeutet etwas anderes bedeutet.

SilverBullet hat geschrieben:
Sa 23. Mär 2019, 12:25
3.
Bei der Verlagerung von „Bedeutung“ auf Existenzen („Gabriel“ nennt es „Sinnzusammenhänge“ in „Sinnfeldern“) stellt sich die Frage, was letztlich noch in der Wahrnehmung des Menschen stattfinden soll,
Ich weiß nicht, was es bedeuten soll, davon zu sprechen, dass etwas "in der Wahrnehmung des Menschen stattfindet" - gerade so, als ob Wahrnehmung ein Ding sei, in dem etwas anderes sein könnte. Wahrnehmung ist ein Akt, kein Ding.

SilverBullet hat geschrieben:
Sa 23. Mär 2019, 12:25
4.
Neben den „Sinnfeldern“ müssten dann ja auch noch diese vielen kleinen „Unsinnfelder“ existieren. Ein Umfang, der weitaus grösser sein dürfte, als der von „Sinnfeldern“.
Was haben die Menschen doch für ein enormes Glück, dass sie nicht nur über „Unsinnfelder“ stolpern…
Es existieren in der SFO (SinnFeldOntologie) unendlich viele Sinnfelder, was ontologisch jedoch kein Problem darstellt.

Benutzeravatar
sven23
Beiträge: 23476
Registriert: Fr 10. Mai 2013, 15:55

#798 Re: Was versteht Ihr unter "Wirklichkeit"?

Beitrag von sven23 » Sa 23. Mär 2019, 15:33

closs hat geschrieben:
Sa 23. Mär 2019, 14:07
Claymore hat geschrieben:
Sa 23. Mär 2019, 12:49
Da hatte ich auch eine Diskussion mit unserer silbernen Kugel hier. Sowas ist aber genauso sinnlos wie mit closs
Irgendwas in Dir ahnt, warum Du so aggressiv bist - nämlich der Umstand, dass die von mir vertretene geistige Welt nicht von Deinem (für das 20./21. Jh. typischen) anthropozentristischen System weg-argumentiert werden kann, weil es außerhalb Deiner Reichweite ist. - Man könnte sehr vernünftig diskutieren, wenn jeweils ein fundamentales Maß an Selbst-Reflexion da wäre.

Meine These bleibt weiterhin: Das 20./21. Jh. hat mit seinen Mainstream-Philosophien (nein, ich zähle sie nicht einzeln auf) den Staffelstab der RKK des Mittelalters übernommen, indem systemtatisches Selbst-Maß als universaler Maßstab gesetzt wird. - Entweder verstehst Du diesen Satz, dann muss ich ihn nicht erklären - oder Du verstehst ihn nicht, dann bringt es nichts, ihn zu erklären.
Oh, jeh, allein der closs schwebt in höheren geistigen Spähren.
Und alle, die ihn nicht verstehen, sind halt noch nicht "geistig aktiviert", um es in closs-Sprech zu sagen.
Kommst du mit deinem Ego eigentlich noch durch eine normale Zimmertür? :lol:
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

Claymore
Beiträge: 812
Registriert: Fr 5. Okt 2018, 13:34

#799 Re: Was versteht Ihr unter "Wirklichkeit"?

Beitrag von Claymore » Sa 23. Mär 2019, 15:59

closs hat geschrieben:
Sa 23. Mär 2019, 14:07
Claymore hat geschrieben:
Sa 23. Mär 2019, 12:49
Da hatte ich auch eine Diskussion mit unserer silbernen Kugel hier. Sowas ist aber genauso sinnlos wie mit closs
Irgendwas in Dir ahnt, warum Du so aggressiv bist - nämlich der Umstand, dass die von mir vertretene geistige Welt nicht von Deinem (für das 20./21. Jh. typischen) anthropozentristischen System weg-argumentiert werden kann, weil es außerhalb Deiner Reichweite ist. - Man könnte sehr vernünftig diskutieren, wenn jeweils ein fundamentales Maß an Selbst-Reflexion da wäre.

Meine These bleibt weiterhin: Das 20./21. Jh. hat mit seinen Mainstream-Philosophien (nein, ich zähle sie nicht einzeln auf) den Staffelstab der RKK des Mittelalters übernommen, indem systemtatisches Selbst-Maß als universaler Maßstab gesetzt wird. - Entweder verstehst Du diesen Satz, dann muss ich ihn nicht erklären - oder Du verstehst ihn nicht, dann bringt es nichts, ihn zu erklären.
Okay, diese These kann 100% so korrekt sein. Deine Einlassungen hier können trotzdem der letzte Unsinn sein. Denk vielleicht darüber mal nach.

SilverBullet
Beiträge: 2414
Registriert: Mo 17. Aug 2015, 19:04

#800 Re: Was versteht Ihr unter "Wirklichkeit"?

Beitrag von SilverBullet » Sa 23. Mär 2019, 16:05

“Thaddäus“ hat geschrieben:Vielmehr geht es um deine These, dass zelluläre Grundlagen existieren müssen, wenn man von Wahrnehmung spricht. Eine These, die mit Zellen nichts zu tung hat und die auch nicht bestätigt oder widerlegt werden kann, wenn man sichmit zellulären Grundlagen bschäftigt.
Wir sprechen hier von einem Wahrnehmungssinn des Menschen und dort hat es mit Zellen zu tun.

Jeder Wahrnehmungssinn des Menschen beginnt mit speziellen (Sinnes-)Zellen.

Hier einen „sechsten Sinn“ einzuführen, wobei das Wort „Sinn“ gar nicht zu den anderen Wahrnehmungssinnen passt, ist eine klare Unsauberkeit und rückt „Gabriels“-Behauptungen ins Reich der Taschenspielertricks.

“Thaddäus“ hat geschrieben:Wenn es in der Philosophie keine Möglichkeit gibt, das Rätsel rund um die "Bedeutung"(?, Semantik?) zu lösen, dann nirgendwo.
Wie soll das gehen mit dieser hartnäckigen Abstinenz den Gehirnvorgängen und Praxis gegenüber?

Die Philosophen starten mit dem Anspruch, zu allem eine durchdenkende Betrachter-/Beobachterposition einnehmen zu können.
„Gabriel“ hat jedenfalls keinen Weg aus dieser Basiserfindung heraus gefunden und phantasiert einfach Existenzen in die Welt.

“Thaddäus“ hat geschrieben:Mir ist kein Philosoph bekannt, der solches behauptet. Und auch Berkeleys esse est percipi, bedeutet etwas anderes bedeutet.
Also würde ein Übergang von „Sinnfeld“-Existenz zu Reaktion notwendig sein.
Wieso hast du vollständig „vergessen“, dazu etwas zu schreiben?

“Thaddäus“ hat geschrieben:Ich weiß nicht, was es bedeuten soll, davon zu sprechen, dass etwas "in der Wahrnehmung des Menschen stattfindet" - gerade so, als ob Wahrnehmung ein Ding sei, in dem etwas anderes sein könnte. Wahrnehmung ist ein Akt, kein Ding.
Ich spreche bei Wahrnehmung nicht von „Ding“, sondern von Reaktion/Vorgang („Claymore“ wird dir das gerne bestätigen).

Also:
es soll eine „Sinnfeld“-Existenz vorliegen,
ein Mensch kommt (wie auch immer) in den Einzugsbereich dieser Existenz (sprich es kommt zu einem „Kontakt“)
und der Mensch soll reagieren, es soll ein Vorgang, ein Akt, ablaufen/stattfinden.

Gib mal alle Details an, die „Gabriel“ dazu zur Verfügung stellt.

Bestimmt gibt er auch an, warum das „Begegnen“ einer „Sinnfeld“-Existenz so viel besser sein soll, als das körperliche Begegnen einer Materie-Konstellation (sagen wir: Tisch).

Ohne „Sinnfeld“-Existenz müssen sicherlich zahlreiche Sinnesbereiche zusammenarbeiten, die unter Verwendung eines vorherigen Lernprozesses eine Identifizierung von zusammenhängenden Weltanteilen durchführen, so dass innerhalb des Systems „Gehirn“ zu einer korrekten Reaktion (im Sinne von Objektaufteilung, Standpunkt, Blickwinkel usw.) kommt, aber warum sollte dies bei der „Sinnfeld“-Existenz anders sein?

Jeder menschliche Sinn umfasst eine gigantische Zahl an Sinneszellen, was zu sehr vielen Einzelaktivitäten führt, die koordiniert werden müssen - und zwar auf Basis des bisherigen Verlaufes.

Der bisherige Verlauf muss also genauso vorliegen, wie der neue „Eindruck“.
Ist damit die unmittelbare Kurzzeitvergangenheit eines Menschen auch eine „Sinnfeld“-Existenz, der er immer wieder begegnet?
Kann man auch „Sinnfeld“-Vergangenheits-Existenzen von anderen Menschen begegnen?

Auf einer Skala von 1 bis 10, wie froh wärst du jetzt, wenn wir die „Sinnfeld“-Existenzen gar nicht bräuchten?

“Thaddäus“ hat geschrieben:Es existieren in der SFO (SinnFeldOntologie) unendlich viele Sinnfelder, was ontologisch jedoch kein Problem darstellt.
Sicherlich ist ohne jeglichen Praxisbezug das „ontologisch Unendliche“ schnell erreicht, aber mit Funktionalität hat dies nichts zu tun.

=>
Wie begegnet man den richtigen „Sinnfeld“-Existenzen in einem „Meer“ an „Bedeutungen“?
Wie wählt man eine Bedeutung aus, wie wird sie identifiziert, aus was sind die Kontaktstellen?
Wieso sind wir so schnell bei der Begegnung von „Bedeutungsexistenzen“, wenn doch unendlich viele Möglichkeiten vorliegen?

Antworten