Was versteht Ihr unter "Wirklichkeit"?

Philosophisches zum Nachdenken
closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#821 Re: Was versteht Ihr unter "Wirklichkeit"?

Beitrag von closs » So 24. Mär 2019, 15:06

sven23 hat geschrieben:
So 24. Mär 2019, 14:49
Die Beschreibung der jesuanischen Glaubenswelt ist kein Eingriff in spirituelle Fragen.
Wenn man in Bezug auf die Verfasser zitiert ("Dieser sagt das"/"Jener sagt das") und sich ansonsten eigener Wertung enthält, hast Du recht - genau so war es geplant.

sven23 hat geschrieben:
So 24. Mär 2019, 14:49
closs hat geschrieben: ↑
So 24. Mär 2019, 14:27
Nein, das ist kein Nebenkriegsschauplatz, da mich interessiert, was überhaupt noch als Original angesehen wird.

Dann lies halt mal Literatur dazu. Genau diese Fragen werden ausführlich behandelt. Und vor allem erfährst du, warum das so ist.
Keine Ausflüchte - gell es wird Dir zu eng?

Benutzeravatar
sven23
Beiträge: 23476
Registriert: Fr 10. Mai 2013, 15:55

#822 Re: Was versteht Ihr unter "Wirklichkeit"?

Beitrag von sven23 » So 24. Mär 2019, 15:28

closs hat geschrieben:
So 24. Mär 2019, 15:06
sven23 hat geschrieben:
So 24. Mär 2019, 14:49
Die Beschreibung der jesuanischen Glaubenswelt ist kein Eingriff in spirituelle Fragen.
Wenn man in Bezug auf die Verfasser zitiert ("Dieser sagt das"/"Jener sagt das") und sich ansonsten eigener Wertung enthält, hast Du recht - genau so war es geplant.
Genau das macht Theißen doch, wenn er sagt:

„Als Jesus den gegenwärtigen Beginn der Gottesherrschaft verkündigte, rechnete er mit deren Kommen während seines Lebens.“

Eine glasklare Beschreibung seiner Verkündigung und damit seiner Glaubenswelt.

Ich weiß, der closs wird jetzt wieder sagen: Dann wechseln wir eben die Hermeneutik und dann können wir die Texte ganz anders interpretieren. Aus nah wird fern und schwups, ist das Glaubenskonstrukt gerettet. So können Kanoniker vorgehen, aber nicht die Forschung.


closs hat geschrieben:
So 24. Mär 2019, 15:06
sven23 hat geschrieben:
So 24. Mär 2019, 14:49
closs hat geschrieben: ↑
So 24. Mär 2019, 14:27
Nein, das ist kein Nebenkriegsschauplatz, da mich interessiert, was überhaupt noch als Original angesehen wird.

Dann lies halt mal Literatur dazu. Genau diese Fragen werden ausführlich behandelt. Und vor allem erfährst du, warum das so ist.
Keine Ausflüchte - gell es wird Dir zu eng?
Häh, man empfiehlt dir Literatur und du bezeichnest das als Ausflüchte. :roll:

Lies noch mal den Text von Kubitza, dann wird es dir klarer.

Es wäre nun jedoch sehr naiv anzunehmen, dass sich in den neutestamentlichen
Schriften die Wahrheit findet oder dass, wie die Kirche lange behauptet hat, der Heilige
Geist dafür gesorgt hat, dass im neutestamentlichen Kanon nur reine Lehre vorhanden
ist. Auch bereits in den neutestamentlichen Schriften findet sich frommer Betrug zur
höheren Ehre Gottes leider oft an der Tagesordnung, wenn auch nicht so dreist und
unverschämt wie in späteren Schriften. Es ist ein Glücksfall, dass wir in den synoptischen
Evangelien studieren können, wie die Evangelisten mit dem vorgefundenen Stoff
umgegangen sind. Hätten wir nur ein einziges Evangelium, könnten wir hierzu kaum
etwas sagen.
Vor allem wenn man vergleicht, was Lukas und Matthäus aus der Markusvorlage
gemacht haben, ergeben sich für den forschenden Historiker, aber auch für den kritischen
Christen erschreckende Ergebnisse. An Hunderten von Stellen haben Lukas und
Matthäus die Markusvorlage nicht nur sprachlich verbessert und ergänzt, umgestellt und
neu zusammengestellt, sondern auch mit ganz neuen Akzenten versehen und mit
unterschiedlicher theologischer Ausrichtung ausgestattet. Dazu wurden vielfach aus der
Feder der Evangelisten neue Worte und Taten Jesu ohne Skrupel hinzugefügt, andere
weggelassen. So viele Veränderungen allein in einer einzigen Stufe der Überlieferung,
noch dazu bei einer schriftlichen Vorlage! Dem Historiker graust es bei der Vorstellung,
welcher Wandel die Überlieferung von Jesus in der mündlichen Überlieferung schon
gehabt haben muss. Und die Änderungen wurden mit größter Selbstverständlichkeit
ausgeführt. Nirgendwo hat man den Eindruck, dass die Evangelisten bei ihrem Tun
irgendwelche Bedenken gehabt haben. Rücksicht auf die Quellen, Vorsicht bei derÜberlieferung,
Behutsamkeit bei der Tradierung – Tugenden eines modernen Historikers
sucht man bei den frommen Männern der frühen Kirche vergebens. Man hat viel mehr
den bestürzenden Eindruck, dass es den Evangelisten weniger um die genaue
Überlieferung von Jesus als vielmehr um die Illustrierung ihrer eigenen Theologie
mithilfe von Jesusworten gegangen ist. Denn man schreckte selbst davor nicht zurück,
Worte von Jesus, wenn es opportun schien, hinzuzuerfinden oder wegzulassen. Scheu
oder gar Ehrfurcht vor den Worten Jesu ist heute noch in vielen frommen Bibelkreisen
ein Grundgefühl. Mit solchen Sentimentalitäten jedoch haben sich die Evangelisten nicht
aufgehalten. Man strich, verbesserte, positionierte um, verstärkte, schwächte ab,
korrigierte, erfand hinzu, beschönigte, entschärfte, interpretierte, theologisierte und
konstruierte. Die Evangelisten waren eher Schöpfer als Bewahrer, ihre Werke mehr
Predigten als Biografien.

Kubitza, Der Jesuswahn
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#823 Re: Was versteht Ihr unter "Wirklichkeit"?

Beitrag von closs » So 24. Mär 2019, 15:35

sven23 hat geschrieben:
So 24. Mär 2019, 15:28
Genau das macht Theißen doch, wenn er sagt:

„Als Jesus den gegenwärtigen Beginn der Gottesherrschaft verkündigte, rechnete er mit deren Kommen während seines Lebens.“

Eine glasklare Beschreibung seiner Verkündigung und damit seiner Glaubenswelt.
Aber doch aus irriger Sicht heutige chicker Hemeneutik. - Richtig wäre: "Aus Sicht der Textverfasser rechnete Jesus mit ...." - Selbst dürfte Theißen bei SEINEN Vorannahmen gar nichts sagen, was solche spirituellen Fragen angeht.

sven23 hat geschrieben:
So 24. Mär 2019, 15:28
Ich weiß, der closs wird jetzt wieder sagen: Dann wechseln wir eben die Hermeneutik und dann können wir die Texte ganz anders interpretieren. Aus nah wird fern und schwups, ist das Glaubenskonstrukt gerettet. So können Kanoniker vorgehen, aber nicht die Forschung.
Falsch - Wissenschaft muss ALLE historisch gut begründbaren Möglichkeiten untersuchen - statt das eigene Glaubensprodukt "Jesus war nur Mensch" zu retten.

sven23 hat geschrieben:
So 24. Mär 2019, 15:28
Häh, man empfiehlt dir Literatur und du bezeichnest das als Ausflüchte.
Nein - ich will eine Antwort von DIR.

sven23 hat geschrieben:
So 24. Mär 2019, 15:28
Lies noch mal den Text von Kubitza, dann wird es dir klarer.
Nein - hier ist keine Antwort auf die Frage, was HKE als "Original" versteht - nur Markus?

Benutzeravatar
sven23
Beiträge: 23476
Registriert: Fr 10. Mai 2013, 15:55

#824 Re: Was versteht Ihr unter "Wirklichkeit"?

Beitrag von sven23 » So 24. Mär 2019, 15:50

closs hat geschrieben:
So 24. Mär 2019, 15:35
sven23 hat geschrieben:
So 24. Mär 2019, 15:28
Genau das macht Theißen doch, wenn er sagt:

„Als Jesus den gegenwärtigen Beginn der Gottesherrschaft verkündigte, rechnete er mit deren Kommen während seines Lebens.“

Eine glasklare Beschreibung seiner Verkündigung und damit seiner Glaubenswelt.
Aber doch aus irriger Sicht heutige chicker Hemeneutik.
Nein, das hat nichts mit heutiger Hermeneutik zu tun, sondern mit unideologischer, wissenschaftlicher Untersuchung der Textquellen.
Schon David Friedrich Strauss kam im wesentlichen zu den Ergebnissen, die die Forschung noch heute vorlegt.


closs hat geschrieben:
So 24. Mär 2019, 15:35
- Richtig wäre: "Aus Sicht der Textverfasser rechnete Jesus mit ...." - Selbst dürfte Theißen bei SEINEN Vorannahmen gar nichts sagen, was solche spirituellen Fragen angeht.
Wo sagt Theißen in seinen Vorannahmen, dass er spirituelle Fragen nicht thematisieren dürfe? :roll:
Das hast du dir doch jetzt mal wieder komplett aus den Fingern gesaugt, oder kannst du das belegen.

closs hat geschrieben:
So 24. Mär 2019, 15:35
sven23 hat geschrieben:
So 24. Mär 2019, 15:28
Ich weiß, der closs wird jetzt wieder sagen: Dann wechseln wir eben die Hermeneutik und dann können wir die Texte ganz anders interpretieren. Aus nah wird fern und schwups, ist das Glaubenskonstrukt gerettet. So können Kanoniker vorgehen, aber nicht die Forschung.
Falsch - Wissenschaft muss ALLE historisch gut begründbaren Möglichkeiten untersuchen - statt das eigene Glaubensprodukt "Jesus war nur Mensch" zu retten.
Bist du so bei deiner Doktorarbeit vorgegangen? Dann wundert mich gar nicht mehr. :lol:



closs hat geschrieben:
So 24. Mär 2019, 15:35
sven23 hat geschrieben:
So 24. Mär 2019, 15:28
Lies noch mal den Text von Kubitza, dann wird es dir klarer.
Nein - hier ist keine Antwort auf die Frage, was HKE als "Original" versteht - nur Markus?
Im wesentlichen schon, wobei auch schon das Markusevangelium natürlich die Theologie eines unbekannten Verfassers enthält.
Der Missionsbefehl stammt nicht von Markus, sondern wurde später angefügt.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

SilverBullet
Beiträge: 2414
Registriert: Mo 17. Aug 2015, 19:04

#825 Re: Was versteht Ihr unter "Wirklichkeit"?

Beitrag von SilverBullet » So 24. Mär 2019, 16:02

“Claymore“ hat geschrieben:Du hast bis jetzt noch keine “Anweisung” (wobei man zusammen spekulieren darf, was hier mit “Anweisung” gemeint ist – ist das ein Algorithmus oder was anderes?) angegeben, die die reellen Zahlen – oder noch einfacher: alle reellen Zahlen zwischen 0 und 1 – prinzipiell durchlaufen könnte.
Naja, das ist wieder so ein Moment, wo du ein wenig die Zusammenhänge der Themen durcheinander bringst bzw. einen kleinen Themenwechsel einschmuggeln möchtest.

Ich habe gesagt, dass wir „Uendlichkeit“ nur über Angabe von endlichen Schritten, einer Wiederholungsaufforderung und dem Weglassen eines Endekriteriums verwalten können – das Durchlaufen der Endlichkeit war dein Job, den du aber nie wirklich ausführen wolltest, denn du bist immer wieder aufgetaucht :-)

Zu den reellen Zahlen habe ich bereits „die volle Dröhnung“ an Erklärung beigetragen.
Ich habe dieses Video zu den reellen Zahlen angegeben, mit dem klaren Hinweis, dass darin endliche Handlungen beschrieben werden und genauso der Hinweis auf das Nicht-Aufhören enthalten ist.
5 min 17 Sekunden sind eine sehr endliche Zeit und doch reichen sie aus, um entsprechend meiner Aussage ein "Gefühl" für die Unendlichkeiten in den reellen Zahlen zu erhalten.

Der endliche Schritt kann ganz einfach wie folgt angegeben werden:
Egal wie nahe zwei benachbarte Zahlen (Punkte auf dem Zahlenstrahl) liegen, es passen immer noch (weitere) reelle Zahlen dazwischen.
Das kannst du einmal, zweimal, dreimal ausprobieren, dann sollte das Prinzip klar sein und da nirgendwo ein Limit für die Skalierung angegeben wird, wird schnell deutlich, dass man den endlichen Schritt immer weiter wiederholen kann -> unendlich.
Es liegt also eine Regel vor, eine Wiederholungsaufforderung und ein Verzicht auf ein Endekriterium -> exakt meine Aussage.

“Claymore“ hat geschrieben:Wo ist nun der Algorithmus, der die reellen Zahlen prinzipiell durchlaufen kann, d. h. für eine beliebige reelle Zahl 𝑟 ∈ ℝ nach endlichen Schritten bei derselben Zahl 𝑟 ankommt
Das Erfassen der Unendlichkeit, also das Durchlaufen (gerne per Algorithmus) ist dein Job.

“Claymore“ hat geschrieben:Und dann versteigst du dich sogar so weit, dass du mir vorwirfst, ich hätte Wikipedia-Artikel editiert. Hast du dir vielleicht mal überlegt, dass wir hier viele Mitleser haben und wenn jemand da einen Account hat, dass sie oder er deine Verweise auf Wikipedia-Unsinn korrigiert?
Keine Sorge, ich verstehe dich vollkommen, mir wäre es auch peinlich, wenn ich ein derartiges Theater angezettelt hätte – habe ich aber nicht :-)

Das, was dich am meisten ärgert, ist die Tatsache, dass ich dir auf die Schliche gekommen bin und zwar bevor du damit gerechnet hast. Du wolltest eine Show abziehen und hattest zu keiner Zeit das Zepter in der Hand - was soll ich sagen: so kenne ich dich :-)

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#826 Re: Was versteht Ihr unter "Wirklichkeit"?

Beitrag von closs » So 24. Mär 2019, 16:06

sven23 hat geschrieben:
So 24. Mär 2019, 15:50
Nein, das hat nichts mit heutiger Hermeneutik zu tun, sondern mit unideologischer, wissenschaftlicher Untersuchung der Textquellen.
1) Natürlich arbeitet auch Theißen wissenschaftlich.
2) Du stellst Dir ein Bein, wenn Du ihn exklusiv machst - damit nimmst Du Dir jegliche Chance zu Weitblick.

sven23 hat geschrieben:
So 24. Mär 2019, 15:50
Wo sagt Theißen in seinen Vorannahmen, dass er spirituelle Fragen nicht thematisieren dürfe?
Wenn er Jesus nur als Mensch untersucht, was man ja nicht extra erwähnen muss :D , kann er auch die Texte nur so untersuchen und interpretieren. -Also muss er sagen: "Nach MEINEN Vorannahmen hatte Jesus ..."

sven23 hat geschrieben:
So 24. Mär 2019, 15:50
Bist du so bei deiner Doktorarbeit vorgegangen?
Nee - da spielte Geschichte nur eine periphäre Rolle - interessant, aber periphär. - Da ging es mehr um literarische Motive von Aischylos bis Schiller - aber mehr verrate ich nicht. :wave:

Zur Sache: Du meinst also, dass es aus methodischen Gründen NICHT angebracht ist, ALLE historisch gut begründbaren Möglichkeiten zu untersuchen?

sven23 hat geschrieben:
So 24. Mär 2019, 15:50
wobei auch schon das Markusevangelium natürlich die Theologie eines unbekannten Verfassers enthält.
Gut möglich - ist es dann nicht vielleicht doch besser, die Sache mehr spirituelle an Jesus festzumachen? - Man wird sicherlich überall Sätze finden, die sich im großen Kontext zusammenfügen lassen und ein Ganzes bilden . oder nicht?

Benutzeravatar
sven23
Beiträge: 23476
Registriert: Fr 10. Mai 2013, 15:55

#827 Re: Was versteht Ihr unter "Wirklichkeit"?

Beitrag von sven23 » So 24. Mär 2019, 16:54

closs hat geschrieben:
So 24. Mär 2019, 16:06
sven23 hat geschrieben:
So 24. Mär 2019, 15:50
Nein, das hat nichts mit heutiger Hermeneutik zu tun, sondern mit unideologischer, wissenschaftlicher Untersuchung der Textquellen.
1) Natürlich arbeitet auch Theißen wissenschaftlich.
Was heißt auch: sobald er es nicht mehr tut, ist er raus.
Deshalb kann er doch mit Fug und Recht sagen:

„Als Jesus den gegenwärtigen Beginn der Gottesherrschaft verkündigte, rechnete er mit deren Kommen während seines Lebens.“

Die Naherwartung ergibt sich nicht nur aus den Texquellen, sondern auch aus dem Umstand, dass sie sich schon bei Abfassung der Evangelien als Irrtum erwiesen hat. Sie hätte schwerlich erfunden werden können.

closs hat geschrieben:
So 24. Mär 2019, 16:06
2) Du stellst Dir ein Bein, wenn Du ihn exklusiv machst - damit nimmst Du Dir jegliche Chance zu Weitblick.
Er vertritt die Forschungsergebnisse nicht exklusiv, sondern in weitgehender Übereinstimmung mit der Forschung.

closs hat geschrieben:
So 24. Mär 2019, 16:06
sven23 hat geschrieben:
So 24. Mär 2019, 15:50
Wo sagt Theißen in seinen Vorannahmen, dass er spirituelle Fragen nicht thematisieren dürfe?
Wenn er Jesus nur als Mensch untersucht, was man ja nicht extra erwähnen muss :D , kann er auch die Texte nur so untersuchen und interpretieren. -Also muss er sagen: "Nach MEINEN Vorannahmen hatte Jesus ..."
Nee, muss er nicht, denn dass Jesus ein Mensch war, und kein Klingone, bezweifelt ja niemand. :lol:


closs hat geschrieben:
So 24. Mär 2019, 16:06
Zur Sache: Du meinst also, dass es aus methodischen Gründen NICHT angebracht ist, ALLE historisch gut begründbaren Möglichkeiten zu untersuchen?
Es gibt keine "historisch gut begründbare Möglichkeiten" einen Menschen zu vergotten. Das ist pure Glaubensideologe. Trotzdem beschreibt die Forschung den Vergottungsprozess.

closs hat geschrieben:
So 24. Mär 2019, 16:06
sven23 hat geschrieben:
So 24. Mär 2019, 15:50
wobei auch schon das Markusevangelium natürlich die Theologie eines unbekannten Verfassers enthält.
Gut möglich - ist es dann nicht vielleicht doch besser, die Sache mehr spirituelle an Jesus festzumachen?
Außer den Textquellen haben wir ja nichts. Der Analphabet Jesus konnte entweder nichts Schriftliches hinterlassen oder hielt es in Anbetracht der bevorstehenden Zeitenwende nicht für nötig, etwas aufzuschreiben. Seine Jünger waren sicher erst recht Analphabeten, die die Gelehrtensprache Griechisch nur vom Hörensagen kannten.

closs hat geschrieben:
So 24. Mär 2019, 16:06
- Man wird sicherlich überall Sätze finden, die sich im großen Kontext zusammenfügen lassen und ein Ganzes bilden . oder nicht?
Ja, aber nur nach der Steinbruchmethode und die ist unwissenschaftlich.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

Benutzeravatar
sven23
Beiträge: 23476
Registriert: Fr 10. Mai 2013, 15:55

#828 Re: Was versteht Ihr unter "Wirklichkeit"?

Beitrag von sven23 » So 24. Mär 2019, 18:32

closs hat geschrieben:
Sa 23. Mär 2019, 10:24
Bei Deinem Wissenschafts-Verständnis sind die Vorannahmen der HKE ein Ausschlusskritierium - was soll das?
Sag du uns, was du dir da zusammenphantasierst. Mit meinen Aussagen hat das nichts zu tun. :roll:

closs hat geschrieben:
Sa 23. Mär 2019, 10:24
Die historisch-kritische Forschung hat für die äußere Legitimation Jesu (Leben, Orte, Rezeptionen, Wirkungen, etc.) zu sprechen -
Wer will das bestimmen? Der Laie closs? :lol:
Dann schreib doch Theißen mal endlich, dass er sich mäßigen soll. :lol:


closs hat geschrieben:
Sa 23. Mär 2019, 10:24
sven23 hat geschrieben:
Sa 23. Mär 2019, 07:07
Hast du wenigstens verstanden, warum das Vorgehen der Kanoniker zirkelreferent ist?
Nee - auf dieses Niveau wirst Du mich NIE runterkriegen.
Ähm, als Glaubensideologe bist du schon längst da. :roll:


closs hat geschrieben:
Sa 23. Mär 2019, 10:24
sven23 hat geschrieben:
Sa 23. Mär 2019, 07:07
Was gilt dann?
Dass man im Großen und Ganzen unter geistig-spirituellen Gesichtspunkten auf das kommen kann, was die RKK vertritt. - Sachemal - vergißt Du, warum Du Fragen gestellt hast?
Deine Aussage bezog sich auf die apokryphen Schriften, was du mal wieder verstümmelt hast. Und die Apogryphen wurden deshalb nicht in den biblischen Kanon aufgenommen, weil sie nicht für das stehen, was die RKK vertritt. Da bist du mal wieder auf dem Holzweg.

closs hat geschrieben:
Sa 23. Mär 2019, 10:24
sven23 hat geschrieben:
Sa 23. Mär 2019, 07:07
Die Forschung deckt alle biblischen Texte ab. Das ist doch gerade ihre Stärke.
Uneingeschränktz lonbens wert - aber das hat nichts mit den Einschränkungen geistig-spiritueller Urteilskraft aufgrund der Vorannahmen zu tun - es ändert nichts daran.
Sagte der glaubensideologische Fachliteraturverweigerer closs. :roll:

closs hat geschrieben:
Sa 23. Mär 2019, 10:24
Nein, das versuchen wir dir seit Aeonen zu erklären.
:lol: Das versucht Ihr zu Unrecht, weil man nicht Duschen und gleichzeitig nicht naß werden kann.[/quote]
Noch nie was von einer Schalldusche gehört? :lol:

closs hat geschrieben:
Sa 23. Mär 2019, 10:24
sven23 hat geschrieben:
Sa 23. Mär 2019, 07:21
Genau das tut die Forschung doch
Aber doch nicht die HKE-Forschung. - Das DARF sie bei ihren Vorannahmen doch gar nicht können.
Wer sagt das?

closs hat geschrieben:
Sa 23. Mär 2019, 10:24
sven23 hat geschrieben:
Sa 23. Mär 2019, 07:21
Lindemann sagte unter anderem
1) "Ich halte es für ausgeschlossen, dass Jesus die von Ihnen genannten Wunder getan hat." = Privatmeinung eines HKE-lers.
Nein, Forschungsergebnisse, die das nahelegen.

closs hat geschrieben:
Sa 23. Mär 2019, 10:24
2) "Er hat auch nach der Darstellung der Evangelien nichts von dem getan, was vom kommenden Messias erwartet wurde." -> Das ist wahrscheinlich richtig - L. thematisiert aber nicht, dass Jesus das NT und nicht die Fortführung des AT betrieben hat, also etwas anderes gemeint hat, als man aus AT-Sicht gemeint hat. - bereits hier trifft die HKE auf ihre Grenzen.
Nein, zu Jesu Lebzeiten gab es kein NT, es gab nur die alten jüdischen Schriften, auf die er sich als gläubiger Jude bezog. Was man posthum daraus gemacht hat, ist eine ganz andere Geschichte. Auch das hat die Forschung gut ausgeführt.

closs hat geschrieben:
Sa 23. Mär 2019, 10:24
3) "Der christliche Glaube ist keine Fortsetzung der Botschaft Jesu, sondern bezieht sich auf das Heilsereignis in Christus, auf die Auferstehung und eben nicht auf die Verkündigung Jesu" = Privatmeinung eines HKE-lers, die insofern typisch ist, dass sie spirituell unbeleckt ist. L. hat keinen Plan, warum christlicher Glaube diese Fortsetzung sein könnte, weil er diesen Plan innerhalb der HKE nicht finden kann.
Lindemann gibt die Forschungsergebnisse wieder. Du selbst hast seine Argumentation als "anspruchsvoll" bezeichnet. Wieso jetzt wieder die Rolle rückwärts?

closs hat geschrieben:
Sa 23. Mär 2019, 10:24
4) "Jesus hat sich stets ausschließlich als Jude verstanden." - Natürlich hat er das - er war Jude. - Erst seine Nachfolger waren Christen.
Die sich aber nicht an seine Verkündigung und Ethik hielten, ebenso wenig wie die Kirche.

closs hat geschrieben:
Sa 23. Mär 2019, 10:24
5) "Es geht nicht darum, ob Jesus der Sohn Gottes war, sondern um das Bekenntnis, dass er der Sohn Gottes ist.". - Das habe ich bisher interpretiert als Gegenüberstellung von methodischem Ergebnis und privater Meinung, um Lindemann zu verteidigen - aber ich müsste mehr von ihm wissen, um dies aufrechterhalten zu können.
Gehe davon aus, dass Lindemann es genau so meint, wie es da steht. Ich weiß, das ist für einen closs schwer zu verstehen, dass jemand etwas sagt und es auch so meint, aber so ist es nun mal.

closs hat geschrieben:
Sa 23. Mär 2019, 10:24
sven23 hat geschrieben:
Sa 23. Mär 2019, 07:21
Jetzt kommt wieder der Dunning-Kruger hervor.
Wenn Du wüsstest, welche professionell klingenden Menschen "Dunning Kruger" sind, würdest Du erblassen.
Dann nenne uns welche, außer closs natürlich. :lol:

closs hat geschrieben:
Sa 23. Mär 2019, 10:24
sven23 hat geschrieben:
Sa 23. Mär 2019, 07:21
Das Grundproblem von closs ist nach wie vor: er kann die unterschiedlichen Ebenen von wissenschaftlicher Vorgehensweise und Gaubensideolgie nicht trennen.
Sven-Irrtum 1: Es geht hier um unterschiedliche Vorannahmen.
- Dass Sven andere und sich verführt, die einen Annahmen als "ideologisch" und die anderen als "wissenschaftlich" zu verstehen, ist unredlich und inakzeptabel.
Das ist kein Irrtum, sondern Fakt. Wer Glaubensbekenntnisse benötigt, kann nicht wissenschaftlich und ergebnisoffen arbeiten. Wenn du das nicht begreifst, wirst du auch heute keinen Doktortitel erwerben können.

closs hat geschrieben:
Sa 23. Mär 2019, 10:24
sven23 hat geschrieben:
Sa 23. Mär 2019, 07:21
Deshalb fordert er für glaubensbasierete Exegesen wie die kanonische Exegese den wissenschaftlichen TÜV-Stempel und meint, damit könne man doch den historischen Jesus (den "typischen" Jesus) geistig besser ermitteln, als mit historischer Forschung.
Richtig. - Den geistig-spirituellen Jesus vor 2000 Jahren kann man nur mit geistig-spirituellen Vorannahmen erfassen.
Genau das meinte ich.
q.e.d.

closs hat geschrieben:
Sa 23. Mär 2019, 10:24
sven23 hat geschrieben:
Sa 23. Mär 2019, 07:21
Und wenn die Forschung Aussagen zu Jesu Verkündigung macht, (z. B. Naherwartung), dann bezeichnet er das als "Übergriffigkeit".
Sven-Irrtum 2: Die Forschung macht ja Aussagen dazu, aber es kommt auf deren Vorannahmen an, ob diese übergriffig sind - eine HKE hat andere Vorannahmen als meinetwegen die biblisch-kritische Exegese.
Häh, wer Glaubensbekenntnisse als Vorannahmen hat, wird nicht übergriffig, wer keine hat, wird übergriffig? Was ist das denn für eine Logik?

closs hat geschrieben:
Sa 23. Mär 2019, 10:24
Davon abgesehen kann JEDER Forschungs-Zweig Aussagen machen, solange sie im Rahmen seiner Vorannahmen ist. - Die HKE kann diesbezüglich problemlos zitieren, welche Auffassungen es dazu damals gab - aber sie darf sich nicht in die geistige Befindlichkeit von JEsus selbst einmischen.
:lol:
Das ist wohl den Glaubensideologen vorbehalten, die ihn sich so zurechtgeboben haben, wie sie ihn gerne hätten. Wird dir jetzt klar, warum Leute wie closs niemals in der historischen Forschung arbeiten können.



closs hat geschrieben:
Sa 23. Mär 2019, 10:24
sven23 hat geschrieben:
Sa 23. Mär 2019, 07:21
Was man nicht darf, ist, dies auch noch als wissenschaftliches Vorgehen zu verkaufen. Dagegen wehre ich mich.
Das hat mit Grundlagen zu tun, die aber leicht klärbar sind: Was ist Wissenschaft/was ist Universität?
Das ist in der Tat leicht erklärbar: Kanonik ist keine Wissenschaft, weil sie das, was sie zu beweisen versucht, bereits vorausgesetzt hat.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

Claymore
Beiträge: 812
Registriert: Fr 5. Okt 2018, 13:34

#829 Re: Was versteht Ihr unter "Wirklichkeit"?

Beitrag von Claymore » So 24. Mär 2019, 18:45

closs hat geschrieben:
So 24. Mär 2019, 14:36
Claymore hat geschrieben:
So 24. Mär 2019, 14:08
bis jetzt hat man noch für keinen dieser Brückenschläge eine stringente logische Rechtfertigung liefern können – aber dennoch sind sie doch Teil unserer Vernunft.
Würde ich genauso sehen - aber meines Wissens bezeichnet man heute nur DAS als Vernunft, was falsifizierbar ist - oder habe ich mich da verhört?

Du verfichst hier so etwas wie einen "gesunden Menschenverstand" . bravo :thumbup: - aber genau das ist doch gesellschaftlich geradr NICHT gefragt. - Heute ist "das Zertifizierte" gefragt: "Herr Claymore, wir haben Ihre Bewerbungs-Test-Multipel-Choice-Antworten analysiert: Sie sind zu 87,4% für diesen Job geeignet".
Nein, das sehe ich nicht als “gesunden Menschenverstand” an. Das ist ein hochgradig belasteter Begriff – was wir hier wohl nicht weiter ausführen müssen.
Claymore hat geschrieben:
So 24. Mär 2019, 14:08
Und worauf soll diese banale Aussage hinauslaufen? Willst du es auch dem verblendeten Zeitgeist des 21. Jahrhunderts zuschreiben, dass wir bei sowas wie “Drapetomanie” (die “psychische Krankheit” von Sklaven, aus der Gefangenschaft zu fliehen zu wollen) nur noch den Kopf schütteln können?
Nee - das wäre schon wieder zu missionarisch gedacht. - Eigentlich habe ich so gemeint, wie ich es geschrieben habe: Mir reicht es, wenn allseits klar wird, wie sehr die Denke (alias Hermeneutik) einer Zeit das Urteil dieser Zeit bestimmt. - Oder darum ergänzt, dass meinetwegen die RKK ihre Haltung genauso mit "gesundem Menschenverstand" oder "Teil unserer Vernunft" wie meinetwegen einn Atheist.
Ja, akzeptiert. Aber eh man sich es versiehst folgerst du daraus einen weitreichenden Relativismus: “Unsinn gemessen woran?”

Ist Drapetomanie nun “Unsinn”? Und wenn ja, woran kann man das erkennen?

Benutzeravatar
sven23
Beiträge: 23476
Registriert: Fr 10. Mai 2013, 15:55

#830 Re: Was versteht Ihr unter "Wirklichkeit"?

Beitrag von sven23 » So 24. Mär 2019, 19:28

closs hat geschrieben:
So 24. Mär 2019, 14:36
Du verfichst hier so etwas wie einen "gesunden Menschenverstand" . bravo :thumbup:

Nur bei kirchlichen Dogmen will der closs nichts vom gesunden Menschenverstand wissen, weil der ja so furchtbar anthropozentrisch ist. :lol:
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

Antworten