Wie betet man auf die richtige Art und Weise zu Gott?

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Magdalena61
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#1 Wie betet man auf die richtige Art und Weise zu Gott?

Beitrag von Magdalena61 » So 26. Feb 2017, 21:04

Geistliche Nahrung für Christen ist Mangelware in diesen Forum.

Christen sind nicht dazu verpflichtet, sich in Diskussionen um Sinn und Nutzen ihres Glaubens zu verzetteln und zu erschöpfen. Sie sind nicht dazu verpflichtet, entschiedene Nichtchristen zu bekehren. Alles, was sie "müssen" ist, ein einigermaßen brauchbarer Zeuge Jesu zu sein. Dafür muß man sich nicht verbiegen. :) Ein Zeuge bezeugt, und vielleicht lädt er auch noch ein, erklärt und beantwortet Fragen.

Aber er wird nicht weit kommen mit seinen guten Absichten, wenn er nicht betet.

Wenn eine Verbindung zu Gott, auf Bibeldeutsch: "lebendiger Glaube", da ist, werden Ströme lebendigen Wassers.... ihr wißt schon.
Eine der Fragen, die mir von Leuten gestellt wird, wenn sie erfahren, dass ich Pastor bin, ist: „Wie betet man auf die richtige Art und Weise zu Gott?“
Das ist eine gute Frage.

Wir kennen das Mustergebet, das Christus uns im Neuen Testament gegeben hat, und auch von Theologen wie C.S. Lewis und James Torrance gibt es tiefgründige Ausführungen zu diesem Thema.

Ich glaube, eine Sache sollte uns nicht vom Gebet abhalten, nämlich zu denken, Gott würde uns nicht mehr zuhören, wenn wir es nicht in wohlformulierte Worte fassen. Die Sorge ist absolut unbegründet.
Unser Vater hat versprochen, dass er unsere Gebete hört. Es ist uns sogar aufgetragen, dass wir mit Zuversicht zu dem Thron der Gnade hinzutreten sollen.

Lesen Sie bitte Folgendes aus den Psalmen:
„Gott hat mich erhört, mein Gebet hat er angenommen. Gelobt sei Gott, denn er hat meine Bitten nicht verachtet und mir seine Liebe nicht entzogen“ (Psalm 66,19-20, Hfa 2015).

Wir wissen, dass es nur einen Gott gibt und dass er unsere Gebete erhört, auch wenn wir diese nicht mit genau den richtigen Worten und in der richtigen Reihenfolge formulieren. Es gibt keine Zustellungsprobleme im Himmel – unsere Gebete sind dazu bestimmt, dass Sie Gottes Thron erreichen, wo Jesus, unser Hohepriester, jetzt beim Vater ist, um sich als Fürsprecher für die Heili-gen einzusetzen.

Wenn es uns an den richtigen Worten mangelt, das wissen wir, übernimmt der Heilige Geist die Übersetzung unserer Gebete. Der puritanische Theologe Richard Sibbes hat das so erklärt: „Gott kann den Sinn eines konfusen Gebets verstehen“ (The Bruised Reed [dt: Das geknickte Rohr] von Richard Sibbes).

Gott versteht uns besser als wir uns selbst und antwortet uns, wenn wir ihn suchen – selbst wenn dies mit unverständlichen Worten und im gedanklichen Durcheinander geschieht. Gott antwortet nicht wegen der Formulierung unserer Gebete, sondern antwortet immer auf geeignete Weise so, wie wir beten.

Joseph Tkach, Weltweite Kirche Gottes
https://wkg.gci.org/?id=796
Gott versteht sogar unsere Gedanken.

Was hindert mich daran, mit Gott zu sprechen, wenn ich zum Beispiel Alltagsarbeiten verrichte? man muß ja nicht pausenlos reden.
LG
God bless you all for what you all have done for me.

Mimi
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#2 Re: Wie betet man auf die richtige Art und Weise zu Gott?

Beitrag von Mimi » Mo 27. Feb 2017, 19:54

Hallo,
Magdalena61
Gott versteht sogar unsere Gedanken.
Aber sicher!
Psalm 139
HERR, du erforschest mich und kennest mich.
2 Ich sitze oder stehe auf, so weißt du es; du verstehst meine Gedanken von ferne.
3 Ich gehe oder liege, so bist du um mich und siehst alle meine Wege.
4 Denn siehe, es ist kein Wort auf meiner Zunge, das du, HERR, nicht schon wüsstest.
Was hindert mich daran, mit Gott zu sprechen, wenn ich zum Beispiel Alltagsarbeiten verrichte?
Also mich hindert nichts daran.
Suche bei den unterschiedlichsten Situationen den „Dialog“, unhörbar für andere, in Gedanken.
Rituelle Sperren empfinde ich persönlich als hinderlich.
Oder auch zum Beispiel, wenn ich ein großes Problem habe, dieses mich aber nicht anzusprechen traue und statt dessen fromm für den Weltfrieden bitte….. damit kann ich nichts anfangen. Alles zu seiner Zeit und vor allem, dann, wenn’s echt! ist.
Ich muss Gott nichts vormachen, er weiß eh, was Sache ist.
Ebenso habe ich Schwierigkeiten, in größeren Gruppen zu beten, es sei denn, sie sind mir
äußerst vertraut und die Situation ist entsprechend.
Das hat nichts mit „heimlich“ oder „verbergen wollen“ zu tun.
Ich kann ja offen davon erzählen.
Aber ich liebe es nicht sonderlich, wenn ich mich versenken möchte und dabei beobachtet werde, was es ja immer wieder gibt.
Außer…siehe weiter oben.
Weshalb mir diese Aussage natürlich sehr entgegenkommt:
Matthäus 6:6
Wenn du aber betest, so geh in dein Kämmerlein und schließ die Tür zu und bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir's vergelten.
Und wenn ich mich mal nicht richtig ausdrücken kann….
Matthäus 6:7
Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht viel plappern wie die Heiden; denn sie meinen, sie werden erhört, wenn sie viele Worte machen.
Und wenn’s ganz schlimm kommt….
Römer 8:26
Desgleichen hilft auch der Geist unsrer Schwachheit auf. Denn wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie sich's gebührt; sondern der Geist selbst vertritt uns mit unaussprechlichem Seufzen.
LG
"Jedes menschliche Wunschbild,
das in die christliche Gemeinschaft mit eingebracht wird,
hindert die echte Gemeinschaft und muss zerbrochen werden,
damit die echte Gemeinschaft leben kann."
Dietrich Bonhoeffer

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Halman
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#3 Re: Wie betet man auf die richtige Art und Weise zu Gott?

Beitrag von Halman » Mo 27. Feb 2017, 19:57

Magdalena61 hat geschrieben:Geistliche Nahrung für Christen ist Mangelware in diesen Forum.

Christen sind nicht dazu verpflichtet, sich in Diskussionen um Sinn und Nutzen ihres Glaubens zu verzetteln und zu erschöpfen. Sie sind nicht dazu verpflichtet, entschiedene Nichtchristen zu bekehren. Alles, was sie "müssen" ist, ein einigermaßen brauchbarer Zeuge Jesu zu sein. Dafür muß man sich nicht verbiegen. :) Ein Zeuge bezeugt, und vielleicht lädt er auch noch ein, erklärt und beantwortet Fragen.
Dann scheint es notwendig zu sein, zu erkennen, wann wir aufhören sollten, immer wieder auf die selben Fragen zu antworten, um sich nicht in Endlos-Diskussionen zu verzetteln, die ermüdend für den Geist sind. Andreas sprach diesbezüglich meiner Meinung nach zurecht vom Bildzeitungs-Fragezeichen, eine durchschaubare rhetorische Technik.

Wo sollten wir die Grenze ziehen?

Magdalena61 hat geschrieben:Aber er wird nicht weit kommen mit seinen guten Absichten, wenn er nicht betet.

Wenn eine Verbindung zu Gott, auf Bibeldeutsch: "lebendiger Glaube", da ist, werden Ströme lebendigen Wassers.... ihr wißt schon.
Eine der Fragen, die mir von Leuten gestellt wird, wenn sie erfahren, dass ich Pastor bin, ist: „Wie betet man auf die richtige Art und Weise zu Gott?“
Das ist eine gute Frage.

Wir kennen das Mustergebet, das Christus uns im Neuen Testament gegeben hat, und auch von Theologen wie C.S. Lewis und James Torrance gibt es tiefgründige Ausführungen zu diesem Thema.
Interessant, dass er das Vaterunser Mustergebet nennt. Ich denke nämlich, dass dies richtig ist. Wenn wir sinnleer das Vaterunser immer wieder herunterrappeln, folgt man dann noch Jesu Ratschlag? Gem. der kommunikativen NLB riet er uns: Plappert nicht vor euch hin, wenn ihr betet, wie es die Menschen tun, die Gott nicht kennen. Sie glauben, dass ihre Gebete erhört werden, wenn sie die Worte nur oft genug wiederholen. Es kommt also nicht auf das wortwörtliche Widerholen an, sondern darauf, ... auf diese Weise beten ..., die Jesus uns lehrte. Das Vaterunser ist für uns meiner Meinung nach eine Orientierungshilfe, ein Musterbeispiel. Es muss nicht zwingend wortwörtlich gebetet werden.

Magdalena61 hat geschrieben:
Ich glaube, eine Sache sollte uns nicht vom Gebet abhalten, nämlich zu denken, Gott würde uns nicht mehr zuhören, wenn wir es nicht in wohlformulierte Worte fassen. Die Sorge ist absolut unbegründet.
Unser Vater hat versprochen, dass er unsere Gebete hört. Es ist uns sogar aufgetragen, dass wir mit Zuversicht zu dem Thron der Gnade hinzutreten sollen.
Ja, so ist es. Würden wir ein Kind abweisen, weil es nicht in rhetorisch geschickte Weise zu uns spricht? Sicher nicht. Wie sollten wir sein? Und als Jesus ein Kind herbeigerufen hatte, stellte er es in ihre Mitte 3 und sprach: Wahrlich, ich sage euch, wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr keinesfalls in das Reich der Himmel hineinkommen.

Magdalena61 hat geschrieben:
Lesen Sie bitte Folgendes aus den Psalmen:
„Gott hat mich erhört, mein Gebet hat er angenommen. Gelobt sei Gott, denn er hat meine Bitten nicht verachtet und mir seine Liebe nicht entzogen“ (Psalm 66,19-20, Hfa 2015).

Wir wissen, dass es nur einen Gott gibt und dass er unsere Gebete erhört, auch wenn wir diese nicht mit genau den richtigen Worten und in der richtigen Reihenfolge formulieren. Es gibt keine Zustellungsprobleme im Himmel – unsere Gebete sind dazu bestimmt, dass Sie Gottes Thron erreichen, wo Jesus, unser Hohepriester, jetzt beim Vater ist, um sich als Fürsprecher für die Heili-gen einzusetzen.
Ja. Interessant ist, dass die Argumentation ganz und gar nicht der klassischen Trinitätslehre entspricht, sonder ziemlich genau meinen wiederholten Ausführungen wie HIER und DORT. Ohne Jesus geht es nicht und ohne den VATER ist alles sinnlos.

Magdalena61 hat geschrieben:
Wenn es uns an den richtigen Worten mangelt, das wissen wir, übernimmt der Heilige Geist die Übersetzung unserer Gebete. Der puritanische Theologe Richard Sibbes hat das so erklärt: „Gott kann den Sinn eines konfusen Gebets verstehen“ (The Bruised Reed [dt: Das geknickte Rohr] von Richard Sibbes).
Das sind sehr tröstliche Worte.

Magdalena61 hat geschrieben:Was hindert mich daran, mit Gott zu sprechen, wenn ich zum Beispiel Alltagsarbeiten verrichte? man muß ja nicht pausenlos reden.
LG
Zweifel und/oder Schuldgefühle.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

JackSparrow
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#4 Re: Wie betet man auf die richtige Art und Weise zu Gott?

Beitrag von JackSparrow » Mo 27. Mär 2017, 20:22

Halman hat geschrieben:Wo sollten wir die Grenze ziehen?
Zwischen Bibelsprüchen und der Realität.

Unser Vater hat versprochen, dass er unsere Gebete hört.
Letztens sah ich einen Obdachlosen, der am Straßenrand um Geld bettelte. Wann genau gedenkt dein Vater seine Verprechen einzulösen?

Du weißt doch gar nicht was der Spruch bedeutet.

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NIS
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#5 Re: Wie betet man auf die richtige Art und Weise zu Gott?

Beitrag von NIS » Mo 27. Mär 2017, 20:25

JackSparrow hat geschrieben:
Unser Vater hat versprochen, dass er unsere Gebete hört.
Letztens sah ich einen Obdachlosen, der am Straßenrand um Geld bettelte. Wann genau gedenkt dein Vater seine Verprechen einzulösen?
Vielleicht warst Du sein Vater und hast Nichts gegeben?
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Magdalena61
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#6 Re: Wie betet man auf die richtige Art und Weise zu Gott?

Beitrag von Magdalena61 » Mo 27. Mär 2017, 23:51

Mimi hat geschrieben:Oder auch zum Beispiel, wenn ich ein großes Problem habe, dieses mich aber nicht anzusprechen traue
Warum nicht?
und statt dessen fromm für den Weltfrieden bitte….
Schwieriges Thema.
Ebenso habe ich Schwierigkeiten, in größeren Gruppen zu beten,
Das mag ich auch nicht.

Unwillkürlich achtet man darauf, wie das, was man sagt, auf die anderen Gebetsteilnehmer wirkt. Wir sind so erzogen worden. Es ist ja auch richtig so. Aber wenn man da Regeln beachten muß, ist man nicht so spontan. Man wählt andere Worte und eher öffentlichkeitstaugliche Gebetsanliegen.

In einer größeren Gruppe gibt es viele Tabus, die beim privaten Gebet nicht vorhanden sind. Beispielsweise sollte man die Sünden anderer nicht öffentlich verbreiten, auch nicht über den Umweg "Fürbitte".
Das hat nichts mit „heimlich“ oder „verbergen wollen“ zu tun.
Nein, bei mir auch nicht. Manche Geschwister kennt man besser, andere nicht-- für allgemeine Anliegen kann man auch mit Fremden beten, für intimere Angelegenheiten nicht.
LG
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#7 Re: Wie betet man auf die richtige Art und Weise zu Gott?

Beitrag von Magdalena61 » Mo 27. Mär 2017, 23:58

NIS hat geschrieben:
JackSparrow hat geschrieben:Letztens sah ich einen Obdachlosen, der am Straßenrand um Geld bettelte. Wann genau gedenkt dein Vater seine Verprechen einzulösen?
Vielleicht warst Du sein Vater und hast Nichts gegeben?
:D Sehr gut.

In der BRD müssen Obdachlose nicht zwingend betteln. Sie haben Anspruch auf staatliche Fürsorge. Für Taschengeld zur Beschaffung von Alkohol ist Gott nicht zuständig. Wenn der Bettler ein lebendiger Christ wäre, dann wäre er mit großer Wahrscheinlichkeit nicht obdachlos. Gott sorgt für die Bedürfnisse seiner Kinder. Allerdings erwartet Er von ihnen schon ein gewisses persönliches Engagement bezüglich der Sicherung ihres Lebensunterhalts.
LG
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Andreas
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#8 Re: Wie betet man auf die richtige Art und Weise zu Gott?

Beitrag von Andreas » Di 28. Mär 2017, 01:15

*allesgeschriebenewiedergelöschtdaichgradenochmeineentrüstungimzaumhaltenkonnteweilichdichtrotzdemirgendwiemag*
Sei froh, dass du von den sehr unterschiedlichen Biografien und Nöten "der Obdachlosen" zu wenig Ahnung hast. Viele Menschen in der BRD bringen sich um - damit sie nicht obdachlos werden. Denk mal darüber nach - und was dazugehört, dieses Kreuz der Obdachlosigkeit zu tragen.

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#9 Re: Wie betet man auf die richtige Art und Weise zu Gott?

Beitrag von JackSparrow » Di 28. Mär 2017, 10:10

Magdalena61 hat geschrieben:Für Taschengeld zur Beschaffung von Alkohol ist Gott nicht zuständig.
Wo steht das?

Wenn der Bettler ein lebendiger Christ wäre, dann wäre er mit großer Wahrscheinlichkeit nicht obdachlos.
Jesus war doch selbst obdachlos und zwang seine Jünger zum Betteln.

Gott sorgt für die Bedürfnisse seiner Kinder.
Nicht nur Obdachlose sind ihm egal. Man denke nur an die ganzen ehemaligen Konzentrationslager, wo er seine Kinder niederträchtig im Stich ließ.

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Magdalena61
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#10 Re: Wie betet man auf die richtige Art und Weise zu Gott?

Beitrag von Magdalena61 » Di 28. Mär 2017, 11:33

Andreas hat geschrieben:*allesgeschriebenewiedergelöschtdaichgradenochmeineentrüstungimzaumhaltenkonnteweilichdichtrotzdemirgendwiemag*
Sei froh, dass du von den sehr unterschiedlichen Biografien und Nöten "der Obdachlosen" zu wenig Ahnung hast. Viele Menschen in der BRD bringen sich um - damit sie nicht obdachlos werden.
Mir mangelnde Ahnung zu unterstellen ist schon etwas heftig.

Natürlich kenne ich nicht jedes einzelne Schicksal. In der Legende der Obdachlosen, von deren Werdegang mir nähere Einzelheiten bekannt sind, liegt jedoch in der Regel an irgendeiner Stelle ein "Fehler" vor, eine klare Fehlentscheidung. O.k., ein Mensch kann in eine Krise geraten und Verpflichtungen oder Termine verpennen. Wer aufgrund sozialer oder psycho-sozialer Probleme in eine Depression gerät ist u.U. nicht mehr "leistungsfähig" genug, um seinen Verpflichtungen nachzukommen -- und manchmal ist der Wohnungslose auch gar nicht selbst "schuld" an der Misere, jedenfalls nicht alleine.

Die Frage stellt sich, ob er dauerhaft obdachlos bleiben muß. Aber mit dem Antrag auf staatliche Unterstützung verliert er halt mehr oder weniger seine Entscheidungsfreiheit. Die Mitarbeiter von Behörden gehen mit Hilfsbedürftigen nicht immer freundlich um.
Denk mal darüber nach - und was dazugehört, dieses Kreuz der Obdachlosigkeit zu tragen.
In den benachteiligten Ländern dieser Erde mag Obdachlosigkeit ein "Kreuz" sein, das er- tragen werden muß. Hier nicht!

1987 wurde ich, aufgrund "drohender Obdachlosigkeit" in eine Wohnung der Stadt Wangen/ Allgäu eingewiesen. Befehl der Obrigkeit. Damals war ich alleinerziehend mit zwei Kindern im Alter von fünf und sechs Jahren, und krank war ich auch; SEHR krank. Der Landwirt, bei dem ich als Haushälterin tätig war, mit (separater) Wohnung im Haus, hatte mir gekündigt, weil ich mich weigerte, mit ihm ins Bett zu gehen. Und ich fand keine Wohnung-- mit kleinen Kindern, ohne geregeltes Einkommen, ohne finanzielle Reserven. Ganztagsbetreuung gab es damals nicht flächendeckend.

Eine Erzieherin im Kindergarten gab mir den Rat, mich an die Stadt zu wenden. Daraufhin ging die Prozedur los... und dann dieser schmeichelhafte Schrieb von wegen Vermeidung von Obdachlosigkeit.

Die Kommunen sind dazu VERPFLICHTET, ihre wohnunglosen Bürger irgendwo unterzubringen. Und sei es in einem Container.

Die Wohnung war Altbau, vor 1930, Dachgeschoß, im Winter eiskalt, Einzelöfen Öl, die mit Kanne gefüllt werden mussten, kein Bad, kein fließendes warmes Wasser und an einer vielbefahrenen Hauptstrasse gelegen. Für meine Kids und mich war sie wunderschön. Und sehr günstig.

Dauerhaft konnten wir da nicht bleiben, aber von diesem Standpunkt aus konnten wir dann in Ruhe weiter suchen und die Wohnung frei machen für den nächsten Sozialfall.

Ich bin heute noch dankbar für die Unterstützung des Staates. Sie bewahrte mich davor, meinen Körper verkaufen zu müssen, um zu überleben.

Es war nicht das einzige Mal, dass ich mit meinen Kindern nicht wußte "wo können wir wohnen"? --

Ps. 37,25
LG
God bless you all for what you all have done for me.

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