Fragen an die Bibelgläubigen

Nichtchristen sind willkommen, wir bitten aber darum, in diesem Forum keine Bibel- und Glaubenskritik zu üben.
closs
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#11 Re: Fragen an die Bibelgläubigen

Beitrag von closs » Mi 25. Feb 2015, 22:40

Salome23 hat geschrieben:Es ist dann quasi nicht mehr ein "Gesetz halten" müssen, sondern man tut es aus sich heraus, weil man eine andere Kreatur ist?
Ja - das steht sinngemäß auch bei Röm.2,
14 "Denn wenn Heiden, die das Gesetz nicht haben, doch von Natur tun, was das Gesetz fordert, so sind sie, obwohl sie das Gesetz nicht haben, sich selbst Gesetz".

Und Augustinus hat (irgendwo :oops: ) von "An-Archie" (Ohne-Herrschaft/Gesetz-Losigkeit) als Ziel des Christen gesprochen, da der Mensch in absoluter Freiheit durch Erkenntnis keiner (äußeren) Gesetze mehr bedürftig wäre. - Ähnliches Motiv gibt es auch in der Deutschen Klassik: Der ideal-aufgeklärte Mensch ("autonom"), der von sich aus tut, was Gott ("heteronom") von ihm verlangen würde. (Das ist jetzt aber kein Themenwechsel :angel: )

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Magdalena61
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#12 Re: Fragen an die Bibelgläubigen

Beitrag von Magdalena61 » Mi 25. Feb 2015, 22:47

Salome23 hat geschrieben:Warum musste Mose wegen der 10 Gebote extra auf den Berg steigen, aber für andere Ge-und Verbote war es nicht notwendig?
Da ging es um weit mehr als um "10 Gebote".

Die Israeliten waren gerade mal aus Ägypten ausgezogen und kamen "am ersten Tag des dritten Monats" in die Wüste Sinai, an den "Gottesberg".

Ich hab's mir gerade nochmals durchgelesen. Es geht um nicht weniger als um eine "Staatsgründung", um den offiziellen Bundesschluß Gottes mit dem Volk Israel. Beginn der Geschichte ist 2. Mose 19. Im weiteren Verlauf werden die "10 Gebote" genannt, aber noch eine Menge anderer Gesetze und Vorschriften. Das Volk wurde in Kenntnis gesetzt und war einverstanden und Mose "schrieb alle Worte des HERRN nieder" (24,4).
Erst in 2. Mose 24 sagt Gott, Mose soll auf den Berg steigen.

Dann folgen nochmals ausführliche Anweisungen und die steinernen Tafeln werden erwähnt, die Gott selbst auf beiden Seiten beschrieben hatte. Möglicherweise standauf denen etwas mehr drauf als die "10 Worte", wie 2. Mose 34 dann von der zweiten Ausgabe der steinernen Tafeln berichtet.

Warum konnte Gott nicht jeden Menschen seines auserwählten Volkes "persönlich" die 10 Gebote mitteilen, wozu braucht es einen Vermittler und Priester?
:mrgreen:
Warum studiert nicht jedes Kind in der Schule von der ersten Klasse an Jura? Es sind doch nur ein paar Tausend Gesetze?

Vermutlich konnte das Volk, das aus ehemaligen Sklaven bestand, bis auf wenige Ausnahmen weder lesen noch schreiben. Mose hatte am Hof des Pharaos eine bessere Erziehung genossen.

In der Vergangenheit, als es in Deutschland noch mehr Analphabeten als Schriftkundige gab, haben die Kirchen auch viele Glaubensinhalte in Bildern dargestellt, damit beim Publikum etwas hängen blieb von der vermittelten Information. Bilder und eindrückliche (gemeinsame) Erfahrungen prägen sich viel besser ein als Worte.
LG
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Catholic
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#13 Re: Fragen an die Bibelgläubigen

Beitrag von Catholic » Mi 25. Feb 2015, 23:00

Magdalena61 hat geschrieben: Die Israeliten waren gerade mal aus Ägypten ausgezogen und kamen "am ersten Tag des dritten Monats" in die Wüste Sinai, an den "Gottesberg".
Ich hab's mir gerade nochmals durchgelesen. Es geht um nicht weniger als um eine "Staatsgründung", um den offiziellen Bundesschluß Gottes mit dem Volk Israel.
LG

Magdalena,ich habe einmal einen interessanten Satz gelesen.
"Der Bundesschluss schuf aus den zwölf Stämmen erst das Volk Israel!"
(sinngemäss,nicht wörtlich!)
Und genau da liegt ein wichtiger Aspekt,denn nicht einzelne Personen oder Stämme anerkannten den Bund mit Gott,sondern die Israeliten gesamt.

Salome23
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#14 Re: Fragen an die Bibelgläubigen

Beitrag von Salome23 » Mi 25. Feb 2015, 23:08

closs hat geschrieben:
Salome23 hat geschrieben:Es ist dann quasi nicht mehr ein "Gesetz halten" müssen, sondern man tut es aus sich heraus, weil man eine andere Kreatur ist?
Ja - das steht sinngemäß auch bei Röm.2,
14 "Denn wenn Heiden, die das Gesetz nicht haben, doch von Natur tun, was das Gesetz fordert, so sind sie, obwohl sie das Gesetz nicht haben, sich selbst Gesetz".
Nein, ist es nicht sinngemäß
Denn ich meinte damit etwas ganz anderes...
Nur als Beispiel :

Als ich noch "Heide" war, habe ich jeden Tag 3 Krapfen gegessen, obwohl das Gesetz sagte: Du sollst nicht jeden Tag Krapfen essen
Aber Jesus hat mich frei gemacht- nun verspüre ich nicht mal mehr das Bedürfnis, Krapfen zu essen und somit liege ich gar nicht mehr im Streit mit dem Gesetz-ich bin diesem mit Christus gestorben-somit hat die Sünde keine Macht mehr über mich (Römerbrief)

Also Heiden (die das Gesetz nicht haben) tun keineswegs von "Natur aus" was das Gesetz fordert...
Mir ist diese Aussage, die dem Paulus zugeschrieben wurde, ohnehin etwas suspekt 8-)

closs
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#15 Re: Fragen an die Bibelgläubigen

Beitrag von closs » Do 26. Feb 2015, 00:21

Salome23 hat geschrieben:Aber Jesus hat mich frei gemacht- nun verspüre ich nicht mal mehr das Bedürfnis
Genau so ist es - das Bedürfnis, etwas Falsches zu tun, ist weg. - Man muss sich also gar nicht anstrengen.

Salome23 hat geschrieben:Mir ist diese Aussage, die dem Paulus zugeschrieben wurde, ohnehin etwas suspekt
So, wie Du das zu deuten scheinst, wäre es mir auch suspekt.

Salome23 hat geschrieben:Also Heiden (die das Gesetz nicht haben) tun keineswegs von "Natur aus" was das Gesetz fordert...
Nicht die Heiden tun als Heiden das Richtige - sondern in Röm. steht: Wenn Heiden ohne Buchgesetz TROTZDEM ("doch") das tun, was im Gesetz steht, sind sie sich selbst Gesetz (im Original steht: sie sind sich die "Torah"). (Heiden, die ohne Gesetz NICHT tun, was im Gesetz steht, dann halt nicht)

Salome23 hat geschrieben:Nein, ist es nicht sinngemäß
Doch - wie die Faust aufs Auge.

2Lena
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#16 Re: Fragen an die Bibelgläubigen

Beitrag von 2Lena » Do 26. Feb 2015, 09:30

Eigentlich hat Halman das schon mit der Zahlensymbolik erklärt und auch Rembremerding deutlich gemacht, dass Katholiken zumindest, sich nicht mit dem Bibelhickhack abgeben. Das Klären überließen sie den Kirchenvätern. Die Einheitsbibelübersetzung mitsamt dem II.Vatikanischen Konzil brachte aber eine Wende.

Die eigentlichen 10 Gebote gab es schon viel früher, vor Mose.
Aber man verstand davon nicht alles. Es kam zu vielen Brüchen.
Das Wort "Berg" hat mehrfachen Sinn. Einmal ist fast jedem Bergsteiger das "andere Gefühl", vor allem auf betimmten Bergen deutlich. Man kennt die Mythen von Zeus, der auf dem Olymp wohnt. Ähnliche "Geschichten" gibt es nicht nur gefühlt, sondern seit Jahrhunderten erzählt in den Alpenländern.

Hebräisch heißt das Wort Berg - har. Har kommt auch in hara vor, schwanger.
Eine weitere Ableitung geht mit harar, nachdenken.

Ums Eck denken gelingt auch bei der Zahl 40, [arbaim].
Vier ist nicht nur ein Quadrat, also eine stablie Konstruktion zum Festigen. Ein Gesetz "festigt".
Die Eckpunkte sind bekannt. Dazwischen gibt es aber noch Spielräume.
ארבעים = 40
Zerlegt ist ארב lauern, übrig wären im עים Ruinen

Anders ergibt das "Teilen" bei ארבעים ich soll vermehren! ארבע
Übrig bleibt hier ים ein ganzes Meer (von Möglichkeiten)
Als Meer würde [jam] gesprochen. "Wortlich" steht aber אם was gesprochen [im].
Das "im" heißt wenn, vielleicht. Hier ist der Punkt wo alles auf der Kippe steht, offen, aber auch schrecklich. Drin steckt auch noch das Furchtbare, leicht akustisch anders.

So wird dann erneut "gerechnet" mit anderen Brüchen, Brücken und Möglichkeiten, bis in die einzelnen Buchstaben. Dann wird erst langsam deutlich, warum Mose haargenau 40 Tage auf den Berg brauchte, nicht mehr und nicht weniger!

Schaut euch mal auf meiner Homepage die 10 Gebote an, wie umfangreich die sind. Dabei habe ich nicht mal alles reinschreiben können. Das war zu viel. Einfacher geht es mit einem "herzlichen, guten Beispiel" - aber wer kann das schon so, dazu noch aus dem Steg heraus?

Rembremerding
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#17 Re: Fragen an die Bibelgläubigen

Beitrag von Rembremerding » Do 26. Feb 2015, 11:37

Salome23 hat geschrieben:
Seit Christus Jesus durch sein Opfer Sünden hinwegnimmt, kann der Hl. Geist nun Menschen persönlich unterweisen.
Aber das hätte er ja gleich tun können, dann wäre dieses abschlachten von Tieren (Opfergaben) und diese ganze Priesterkaste (die Paulus wieder einführte), erspart geblieben... ;)

Versuche einmal einen anderen Blickwinkel, alles ist ein großer Plan Gottes.
Der Tod ging durch die Sünde Adams auf alle über.
Aber Gott will nicht den Tod des Sünders sondern, dass er sich bekehre und lebe. Aus eigener Kraft jedoch geht das nicht. So hat Christus Jesus die Gerechtigkeit und das Strafgericht seines Vaters gutgeheißen, sich ihm unterworfen und ist für die Sünden der Menschen gestorben. Damit hat er aber den Tod besiegt und damit die Sünde überwunden. Christen sollen in seine Fußstapfen treten, den Herrn als Beispiel nehmen und ihn aufnehmen in ihr Herz, damit er sie stärke die Sünde zu überwinden.

Für die Seele des Menschen und seine zukünftige Aufgabe im Himmel ist es wichtig, dass Christus uns nicht vom Leiden und vom Tod befreit hat, sondern dass er uns durch sein Leiden und seinen Tod befreit hat. Damit können wir geheilt werden, denn wir können Tod und Leid als Sühne für unsere Sünden und die Sünden anderer annehmen. Der Kreuzesbalken wird zur Brücke zum Leben. Wer Leid kennt, kann mitleiden, wer Sünde kennt, kann mitsühnen. Wer die Liebe kennt, kann lieben.

Wäre nun der Herr gleich gekommen, wäre dem Menschen die Erkenntnis der Sünde, die Notwendigkeit der Sühne und das Wissen um seine und anderer Unvollkommenheit als Geschöpf vorenthalten worden. Er bliebe in der irrigen Meinung, er wäre wie Gott. Deshalb verwehrt uns der Engel auch den Zugang zum Baum des Lebens, nicht als Strafe, sondern zu unserem Schutz, damit wir lernen und vollkommener werden. Die Priesterschaft und das Opfer ist nicht für Gott eingesetzt sondern von Gott für uns Menschen zugelassen. Opfer im jüdisch-christlichen Sinn ist immer Dank- und Lobpreisopfer, nicht Beschwichtigungopfer für einen jähzornigen Gott. Diese falsche Vorstellung ist uns als Abkömmlinge germanisch-keltischer Vorfahren eingepflanzt.
Dem Menschen wären also keine Priester "erspart" geblieben, sondern sie wären ihm vorenthalten worden.

Hüten wir uns davor über eine Vorgehensweise zu urteilen, obwohl man weder Plan noch Ziel und Aufgabe kennt. Manchmal benehmen wir uns gegenüber Gott so wie ein Kind, dass jähzornig gegenüber seiner Mutter wird, weil es nicht am Wasser plantschen darf. Später mag es dann erkennen, dass gerade die Ebbe endet und die Flut beginnt, es schwimmen lernen musste und gerade dadurch noch mehr Freude am Wasser erhielt. So konnte es dann erst zum Rettungsschwimmer werden.

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Samantha

#18 Re: Fragen an die Bibelgläubigen

Beitrag von Samantha » Do 26. Feb 2015, 14:25

Rembremerding hat geschrieben:So hat Christus Jesus die Gerechtigkeit und das Strafgericht seines Vaters gutgeheißen, sich ihm unterworfen und ist für die Sünden der Menschen gestorben. Damit hat er aber den Tod besiegt und damit die Sünde überwunden.
Gott hätte auch ohne dieses Opfer schalten und walten können, aber ein Teil seiner Geschöpfe hätten dies nicht verstanden.

Rembremerding
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#19 Re: Fragen an die Bibelgläubigen

Beitrag von Rembremerding » Do 26. Feb 2015, 15:41

Samantha hat geschrieben:
Rembremerding hat geschrieben:So hat Christus Jesus die Gerechtigkeit und das Strafgericht seines Vaters gutgeheißen, sich ihm unterworfen und ist für die Sünden der Menschen gestorben. Damit hat er aber den Tod besiegt und damit die Sünde überwunden.
Gott hätte auch ohne dieses Opfer schalten und walten können, aber ein Teil seiner Geschöpfe hätten dies nicht verstanden.
Das ist zum einen richtig, zum anderen ist Gott die Gerechtigkeit. Er kann nur gerecht sein, weshalb kein Sünder mit ihm Gemeinschaft haben könnte.
Gott kann nicht nicht gerecht sein, Gott kann aber auch nicht nicht lieben. Niemand, und niemals Gott, kann gegen sein Wesen handeln.
Es ist doch gerade das Wunderbare, dass wir nicht aus Barmherzigkeit, sondern aus Gerechtigkeit im Glauben errettet sind!

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closs
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#20 Re: Fragen an die Bibelgläubigen

Beitrag von closs » Do 26. Feb 2015, 15:58

Rembremerding hat geschrieben:Es ist doch gerade das Wunderbare, dass wir nicht aus Barmherzigkeit, sondern aus Gerechtigkeit im Glauben errettet sind!
Aus meiner Sicht sind "Barmherzigkeit" und "Gerechtigkeit" Synonyme.

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