Handelte Mose auf eine Anweisung Gottes? 2. Mose 32

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Salome23
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#1 Handelte Mose auf eine Anweisung Gottes? 2. Mose 32

Beitrag von Salome23 » Mi 25. Feb 2015, 21:27

Es geht um die Sache mit dem gegossenen Kalb und die Strafe für den Abfall
Ich verlinke dazu die Lutherübersetzung-da es übersichtlicher ist.

1 Als aber das Volk sah, dass Mose ausblieb und nicht wieder von dem Berge zurückkam, sammelte es sich gegen Aaron und sprach zu ihm: Auf, mach uns einen Gott, der vor uns hergehe! ..........

Gott wusste schon davon:

7 Der HERR sprach aber zu Mose: Geh, steig hinab; denn dein Volk, das du aus Ägyptenland geführt hast, hat schändlich gehandelt.
8 Sie sind schnell von dem Wege gewichen, den ich ihnen geboten habe. Sie haben sich ein gegossenes Kalb gemacht und haben's angebetet und ihm geopfert und gesagt: Das ist dein Gott, Israel, der dich aus Ägyptenland geführt hat.
9 Und der HERR sprach zu Mose: Ich sehe, dass es ein halsstarriges Volk ist.

10 Und nun lass mich, dass mein Zorn über sie entbrenne und sie vertilge; dafür will ich dich zum großen Volk machen.


...aber Mose flehte vor dem Herrn:

"Kehre dich ab von deinem grimmigen Zorn und lass dich des Unheils gereuen, das du über dein Volk bringen willst."
.........


Und Gott lies sich besänftigen :angel: :
14 Da gereute den HERRN das Unheil, das er seinem Volk zugedacht hatte.

15 Mose wandte sich und stieg vom Berge und hatte die zwei Tafeln des Gesetzes in seiner Hand; die waren beschrieben auf beiden Seiten.....
-------------
Und nun kommts:

19 Als Mose aber nahe zum Lager kam und das Kalb und das Tanzen sah, entbrannte sein Zorn und er warf die Tafeln aus der Hand und zerbrach sie unten am Berge
....

25 Als nun Mose sah, dass das Volk zuchtlos geworden war - denn Aaron hatte sie zuchtlos werden lassen zum Gespött ihrer Widersacher -,
26 trat er in das Tor des Lagers und rief: Her zu mir, wer dem HERRN angehört! Da sammelten sich zu ihm alle Söhne Levi.

27 Und er sprach zu ihnen: So spricht der HERR, der Gott Israels:

Ein jeder gürte sein Schwert um die Lenden und gehe durch das Lager hin und her von einem Tor zum andern und erschlage seinen Bruder, Freund und Nächsten.
28 Die Söhne Levi taten, wie ihnen Mose gesagt hatte; und es fielen an dem Tage vom Volk dreitausend Mann.


----------------

Nun meine Frage:
Wann sprach der HERR denn das aus? :shock:

Es war doch genau das Gegenteil der Fall.
Der vorausgehendeden Geschichte ist doch zu entnehmen, dass Mose genau aus diesem Grund bei Gott Fürbitte hielt...

Ist es nicht vielmehr so, dass Mose hier aus seinem eigenen Zorn heraus diese Anweisung gab und den Namen Gottes dafür missbrauchte?

closs
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#2 Re: Handelte Mose auf eine Anweisung Gottes? 2. Mose 32

Beitrag von closs » Mi 25. Feb 2015, 22:10

Salome23 hat geschrieben:Ist es nicht vielmehr so, dass Mose hier aus seinem eigenen Zorn heraus diese Anweisung gab und den Namen Gottes dafür missbrauchte?
Zumindest möglich. Denn die Wendung "So spricht der HERR, der Gott Israels" hat oft auch die Funktion, die man heute noch findet beim "Im Namen des Volks" - will heißen: Diese Wendungen werden von (dazu autorisierten) MENSCHEN gebraucht, wenn sie in Vertretung des Souveräns (damals Jahwe/heute das Volk) sprechen.

Salome23 hat geschrieben:14 Da gereute den HERRN das Unheil, das er seinem Volk zugedacht hatte.
Bei Buber steht hier: "Leid ließ ER es sich werden des Bösen, das er geredet hatte, seinem Volk zu tun". - Das könnte man (im Vorgriff auf Jesus) übersetzen mit: "Statt Leid zu verursachen ("Zorn"), lässt Gott es sich selber Leid werden".

Im übrigen ist das kein Meinungs-Wandel, sondern die vom Menschen so dargestellte Gnaden-Bereitschaft Gottes - mit anderen Worten: Hier hört man, wie der Mensch Gott versteht, und nicht, wie Gott selber "ist". - Eine ähnliche Stelle ist bei 1.Mose 18,25, wo Abraham zu Gott sagt: "Das kannst Du doch nicht tun" und Gott darauf wie auf einem Basar ein Zugeständnis nach dem anderen macht - auch das "ist" nicht Gott, sondern das Gottesbild des Menschen.

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#3 Re: Handelte Mose auf eine Anweisung Gottes? 2. Mose 32

Beitrag von Salome23 » Mi 25. Feb 2015, 22:14

closs-ich möchte dich darum bitten, nicht wieder umzuschwenken
Bei Buber steht hier: "Leid ließ ER es sich werden des Bösen, das er geredet hatte, seinem Volk zu tun". - Das könnte man (im Vorgriff auf Jesus) übersetzen mit: "Statt Leid zu verursachen ("Zorn"), lässt Gott es sich selber Leid werden".
Denn darum geht es hier nicht...
Es geht um das Handeln Mose im Namen eines Gottes

Hier hört man, wie der Mensch Gott versteht, und nicht, wie Gott selber "ist".
Deine persönliche Version... ;)

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#4 Re: Handelte Mose auf eine Anweisung Gottes? 2. Mose 32

Beitrag von closs » Mi 25. Feb 2015, 22:26

Salome23 hat geschrieben:Es geht um das Handeln Mose im Namen eines Gottes
Somit hast Du das "14 Da gereute den HERRN das Unheil, das er seinem Volk zugedacht hatte" lediglich als Beleg dafür zitiert, dass Gott es anders gemacht hätte - ok.

Salome23 hat geschrieben:Deine persönliche Version...
Inwieweit wäre Deine oder die Version eines anderen etwas anderes? - Kam die Analogie "So spricht der HERR" und "Im Namen des Volks" rüber? Das würde doch einiges erklären - oder nicht?

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#5 Re: Handelte Mose auf eine Anweisung Gottes? 2. Mose 32

Beitrag von Salome23 » Mi 25. Feb 2015, 22:51

closs hat geschrieben:
Salome23 hat geschrieben:Es geht um das Handeln Mose im Namen eines Gottes
Somit hast Du das "14 Da gereute den HERRN das Unheil, das er seinem Volk zugedacht hatte" lediglich als Beleg dafür zitiert, dass Gott es anders gemacht hätte - ok.

Salome23 hat geschrieben:Deine persönliche Version...
Inwieweit wäre Deine oder die Version eines anderen etwas anderes? - Kam die Analogie "So spricht der HERR" und "Im Namen des Volks" rüber? Das würde doch einiges erklären - oder nicht?

Ich versuchs mal anders...
Erster Abschnitt:
Der Rektor einer Schule hat mitbekommen, dass Schüler einer bestimmten Klasse Mist gebaut hatten (es kam ihm zu Ohren)
Nun spricht er ziemlich erzürnt mit dem Klassenvorstand(Lehrer) darüber und teilt diesem mit, dass das Verhalten der Schüler Konsequenzen auf sich ziehn wird und er vorhat, sie zu bestrafen...
Der Klassenvorstand versucht nun, den Rektor zu besänftigen und bittet ihn darum, von einer Strafe abzusehn-was dieser dann auch tut.
Die Sache ist erledigt.

Zweiter Abschnitt:
Nun verlässt der Klassenvorstand das Büro des Rektors und geht ins Klassenzimmer, wo er plötzlich einen Zornesanfall bekommt(warum eigentlich?) und schreit: " Her zu mir! Im Namen des Rektors teile ich nun mit, dass ein jeder...

Rein darum geht es hier!
Wann bitte hat der Rektor in dem vorausgehenden Gespräch irgendwas erwähnt, dass der Klassenvorstand so vorgehen soll?

Es war doch grade der Klassenvorstand, der das Übel abwenden wollte und auf einmal ergreift er Selbstinitiative?

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Magdalena61
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#6 Re: Handelte Mose auf eine Anweisung Gottes? 2. Mose 32

Beitrag von Magdalena61 » Mi 25. Feb 2015, 23:57

Mose war der von Gott autorisierte Führer des Volkes und als solcher Gott gegenüber für die Erziehung des Volkes verantwortlich.

Ich hätte noch eine ganz andere Frage: Wurde nur der Stamm Levi gerichtet (die Priesterkaste, die sich keinesfalls mit irgendwelchem Götzendienst beflecken durfte) oder die Gefallenen aller Stämme?
2. Mose 32, 26-27(LUT): Da sammelten sich zu ihm alle Söhne Levi.
Und er sprach zu ihnen: So spricht der HERR, der Gott Israels: Ein jeder gürte sein Schwert um die Lenden und gehe durch das Lager hin und her von einem Tor zum andern und erschlage seinen Bruder, Freund und Nächsten.
Die Angehörigen der diversen Stämme wuselten nicht wild durcheinander, sondern hielten eine gewisse Ordnung: "...und sah Israel, wie sie lagerten nach ihren Stämmen." 4. Mose 24,2 . Die Bezeichungen "Bruder, Freund, Nächster" können sich bei mehr als einer Million Menschen eigentlich nur auf das nähere Umfeld beziehen.... (?)
LG
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#7 Re: Handelte Mose auf eine Anweisung Gottes? 2. Mose 32

Beitrag von closs » Do 26. Feb 2015, 00:07

Salome23 hat geschrieben:Es war doch grade der Klassenvorstand, der das Übel abwenden wollte und auf einmal ergreift er Selbstinitiative?
Da gibt es aus meiner Sicht zwei Möglichkeiten

1) Mose zeigt damit, dass er NACH Überreichung der Gesetze jetzt offiziell Bevollmächtigter ist, also durch seinen Zorn (als durch die Verfassung/"Tafeln" bestimmter "Klassenvorstand") den Zorn Gottes (oder dessen Verzicht darauf) ersetzen kann ("Mit diesen Tafeln, lieber Mose, bist Du jetzt Chef - ich, Jahwe, mische mich nicht mehr ein - es sei denn, aus ganz besonderen Gründen"). - Mose schafft es also damit, seinen Laden im Griff zu halten.

2) Es wäre bei Mose ebenso nicht ungewöhnlich, dass er seine Macht eigensüchtig präsentiert - was er in Num. 20,7ff ja tut. - Dort soll er auf Geheiß
Jahwes „zu dem Felsen“ sagen, „er solle sein Wasser fließen lassen“ (Num. 20,8). Jedoch transformieren Mose und Aaron diese gegebene Vollmacht gegenüber ihrem Publikum jedoch in eine Eigenleistung, indem sie zu ihm hingewendet triumphierend fragen: „Können wir Euch wohl aus diesem Felsen Wasser fließen lassen?“ (Num. 20,10) - durch das „wir können“ ersetzen sie jedoch das „Gott kann“ und machen sich somit einer satanischen Sinnbrechung schuldig (= der Mensch ist wie Gott).

Allerdings tendiere ich hier eher zu Version 1). - Denn erstens wird Mose nicht bestraft für eine etwaige Eigenmächtigkeit (was bei dem Felsen-Wasser-Beispiel sehr wohl der Fall ist). - Zweitens kann man Vers 32, 14 (Da gereute den HERRN das Unheil, das er seinem Volk zugedacht hatte) auch als Hinweis des Textverfassers deuten, dass Jahwe letztlich sein Volk gar nicht loskriegen kann - hat er doch Abraham versprochen, dass "die Völker der Welt" durch Abraham (also Israel) in Zukunft "Segen erlangen" (Gen. 18,18). Insofern hat das für mich eher Erinnerungs-Charakter in Bezug auf etwas Unverrückbares ("auserwähltes Volk"). - Insofern ist Moses Killen von "3000 Mann" (32,28) etwas anderes als das Volk als solches zu "verzehren" (vgl. 32,10) - was Gott vorhatte und wovon Mose ihn ja abhält. Der Preis dafür ist jedoch, dass Mose zwar nicht sein Volk "verzehrt" (das kann nur Gott), aber immerhin ein Zeichen im Rahmen seines Mandats setzt (3.000 Mann).

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#8 Re: Handelte Mose auf eine Anweisung Gottes? 2. Mose 32

Beitrag von Salome23 » Do 26. Feb 2015, 00:11

Magdalena61 hat geschrieben:Mose war der von Gott autorisierte Führer des Volkes
Ich dachte, Gott hätte sein Volk aus der "Versklavung" (Ägypten) geführt und ihnen den Weg in das Land wo Milch und Honig fliesst gezeigt?(Wolke)

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#9 Re: Handelte Mose auf eine Anweisung Gottes? 2. Mose 32

Beitrag von Salome23 » Do 26. Feb 2015, 00:24

closs hat geschrieben:
2) Es wäre bei Mose ebenso nicht ungewöhnlich, dass er seine Macht eigensüchtig präsentiert - was er in Num. 20,7ff ja tut.
Und bei dem, der am Sabbat Holz sammelte, auch:

4.Mose 15

32 Als nun die Israeliten in der Wüste waren, fanden sie einen Mann, der Holz auflas am Sabbattag.
33 Und die ihn dabei gefunden hatten, wie er Holz auflas, brachten ihn zu Mose und Aaron und vor die ganze Gemeinde.
34 Und sie legten ihn gefangen, denn es war nicht klar bestimmt, was man mit ihm tun sollte.

35 Der HERR aber sprach zu Mose: Der Mann soll des Todes sterben; die ganze Gemeinde soll ihn steinigen draußen vor dem Lager.
36 Da führte die ganze Gemeinde ihn hinaus vor das Lager und steinigte ihn, sodass er starb, wie der HERR dem Mose geboten hatte.

Der HERR? Oder Mose? ;)
Was war so schlimm an dem Vergehen, so dass man ihn gleich töten musste?
Das ist Diktatur ;)

closs
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#10 Re: Handelte Mose auf eine Anweisung Gottes? 2. Mose 32

Beitrag von closs » Do 26. Feb 2015, 00:40

Salome23 hat geschrieben:Der HERR? Oder Mose?
Zumindest gibt es hier in der Darstellung keinen Dissens zwischen Jahwe und Mose - also ist Mose auch nicht eigenmächtig.

Nachdem ich das AT als Chiffre lese und dementsprechend nicht Tote zähle, sondern mich auf die geistige Botschaft beschränke, lese ich hier: Verstoß gegen Göttliches (= Sabbat) führt laut Gesetz zu Schutzhandlung für das Göttliche (= Sanktion).

Natürlich ist Steinigen dafür, dass man am Sabbat (bei uns Sonntag) im Garten arbeitet, etwas hoch gegriffen - hier wäre zu prüfen, was aus Sicht der damaligen Lebenswirklichkeit relevant war. - Am Ende war Holzsammeln ein Vorgang unter Aufsicht (vielleicht wurden Lose verteilt, wie das auch heute noch üblich ist), weil Holz ein Mangelgut war (gut vorstellbar). Demnach wäre Holzsammeln im Geheimen schlicht und ergreifend Diebstahl gewesen (wie im Wilden Westen der Diebstahl von Rindern von der Weide) - das würde diese Anekdote aus der damaligen Lebenswirklichkeit heraus erklären. Das herauszufinden, wäre übrigens jetzt genau das Feld für die historisch-kritische Disziplin (und eben nicht das Geistige).

Aber wie gesagt: Für mich persönlich ist nur die konzentrierte geistige Message relevant - alles andere ist Chiffre/Transportmittel für das Geistige.

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