Schuld

Nichtchristen sind willkommen, wir bitten aber darum, in diesem Forum keine Bibel- und Glaubenskritik zu üben.
Pluto
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#31 Re: Schuld

Beitrag von Pluto » Mo 9. Mär 2015, 00:18

closs hat geschrieben:Woher willst Du wissen, ob dieser Person geholfen wird oder nicht?
Es gibt dutzende Fälle wo Leute für Komapatienten gebetet haben. Wenn Gebete wirken, sollte der Patient entweder aufwachen oder Gott sollte ihn zu sich nehmen. Wenn keines von Beiden eintrifft, ist es für mich ein Zeichen, dass Gebete nicht wirken.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Salome23
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#32 Re: Schuld

Beitrag von Salome23 » Mo 9. Mär 2015, 00:20

closs hat geschrieben:
Salome23 hat geschrieben:Es macht einen Unterschied, ob ich Gott im Gebet darum anflehe, einer Person zu helfen die mit dem Tod ringt oder ähnlich krasse Situationen, wo menschliche Hilfe nicht zu Verfügung steht oder ob ich um Weisheit bete in Bezug auf einen Lebenspartner oder Jobangebot oder ein geeignetes Auto für...
Woher willst Du wissen, ob dieser Person geholfen wird oder nicht?
Vielleicht, weil ich selber damit konfrontiert war?

closs
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#33 Re: Schuld

Beitrag von closs » Mo 9. Mär 2015, 00:22

Pluto hat geschrieben: Wenn keines von Beiden eintrifft, ist es für mich ein Zeichen, dass Gebete nicht wirken.
Ich verstehe Deinen Punkt - und gleichzeitig ist es wieder menschlich gedacht. - Denn wir wissen doch gar nicht, was im Koma stattfindet. - Möglicherweise betrifft es den Betroffenen gar nicht, weil er "weg" ist - vielleicht gibt es einen Angehörigen, für den die Auseinandersetzung damit wichtig ist. - Wir wissen NICHTS.

closs
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#34 Re: Schuld

Beitrag von closs » Mo 9. Mär 2015, 00:26

Salome23 hat geschrieben:Vielleicht, weil ich selber damit konfrontiert war?
Ja - Du hattest irgendwann mal etwas angedeutet.

Und woher willst Du wissen, ob Dir geholfen oder nicht geholfen wurde? - Was wäre anders gewesen, wenn Dir in DEINEM Sinne geholfen worden wäre? - Was hat Dich danach Dinge anders tun lassen, als Du es getan hättest, weil Dir in DEINEM Sinne NICHT geholfen wurde? - Könntest Du so sensibel und mit-leidig sein, wenn es anders gekommen wäre, als es kam?

Möglicherweise sind DAS die richtigen Fragen.

Salome23
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#35 Re: Schuld

Beitrag von Salome23 » Mo 9. Mär 2015, 00:27

closs hat geschrieben: Wir wissen NICHTS.
Warum tust du dann immer so, als wüsstest DU was? :|

closs
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#36 Re: Schuld

Beitrag von closs » Mo 9. Mär 2015, 00:37

Magdalena61 hat geschrieben:DAS würde ich gerne festhalten.
Ja - gerne. - Wobei ich hier gerne darauf hinweisen würde, dass man "Verfehlung" sowohl phänomenologisch ("Irgend etwas trifft das Ziel nicht") als auch wertend ("Du hast Dich aus freien Willen gegen Gott entschieden") deuten kann - und der Unterschied ist, wie Du siehst, ganz erheblich. - Ich ziehe die phänomenologische Verson vor.

Magdalena61 hat geschrieben:Der Verwalter, der den Willen seines Herrn kennt, sich aber bewusst nicht danach richtet, wird schwer bestraft werden.
Hier dasselbe:
* Phänomenologisch: "Der Abstand zwischen Ist ("Ich habe gefehlt") und Soll ("Das hätte ich tun sollen") ist beim Wissenden größer als beim Unwissenden - um so mehr muss er korrigiert ("be-wahrheit-et" = "gerichtet") werden. Das bringt mehr Leid.
* Wertend: "Du Ruchloser, Du wirst jetzt bestraft" - hier bricht wieder die typische Sanktions-Mentalität des Menschen (nicht Gottes!) durch.

Ich glaube inzwischen, dass unsere normalen Übersetzungen zwar technisch gut sind, aber derart wertend-vermenschlicht sind, dass sie geistig NICHT authentisch sind. - Das "bewusst nicht danach richtet" heisst im Jüdischen NT "nicht vorbereitet ist" - das klingt wieder mal nach starker Wertung in der HFA.

closs
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#37 Re: Schuld

Beitrag von closs » Mo 9. Mär 2015, 00:38

Salome23 hat geschrieben:Warum tust du dann immer so, als wüsstest DU was?
Man kann persönliche geistige Gewissheiten haben, die was taugen oder nicht - gottseidank (meine ich wörtlich) muss ich das nicht entscheiden.

Salome23
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#38 Re: Schuld

Beitrag von Salome23 » Mo 9. Mär 2015, 01:08

closs hat geschrieben:
Salome23 hat geschrieben:Vielleicht, weil ich selber damit konfrontiert war?
Und woher willst Du wissen, ob Dir geholfen oder nicht geholfen wurde? - Was wäre anders gewesen, wenn Dir in DEINEM Sinne geholfen worden wäre?
Ich sag dir jetzt mal was und das hat jetzt weder mit mir persönlich noch meinem "persönlichen" Umfeld oder Angehörigen zu tun.
Wenn ein KIND monatelang oder gar jahrelang sexuell missbraucht oder anderwertig misshandelt wird und ein Gott tatenlos zusieht, wie das Kind dadurch seelisch als auch körperlich extrem leidet und Schäden davon trägt-hört sich bei mir der Spass auf und jeglicher Begründungsversuch (wie der deinige) wird für mich nichtig.

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#39 Re: Schuld

Beitrag von closs » Mo 9. Mär 2015, 09:08

Salome23 hat geschrieben:Wenn ein KIND monatelang oder gar jahrelang sexuell missbraucht oder anderwertig misshandelt wird und ein Gott tatenlos zusieht, wie das Kind dadurch seelisch als auch körperlich extrem leidet und Schäden davon trägt-hört sich bei mir der Spass auf und jeglicher Begründungsversuch (wie der deinige) wird für mich nichtig.
Verständlich, aber nicht weiterführend. - Vor dieser Frage steht Hiob doch auch.

Missbrauch führt in aller Regel zu einem lebenslang verbrannten Feld im Menschen - verbunden gar mit "schizophrenen" Erscheinungen (der Mensch wird bspw. innerlich neben seinen Körper gestellt). Andere Phänomene (wie bspw. Kriegs-Traumata) können dazu führen, dass ein Mensch lebenslang nur noch im Schutz eines Hauses leben will, weil "draußen" der Horror war. Früher war es gang und gäbe, dass 200 Männer das Dorf verließen, 150 davon im Krieg im Stacheldraht verdursteten und nur noch 50 in welchem Zustand auch immer zurück kamen.

Dagegen steht der seit 70 Jahren im Frieden lebende Europäer, der aus eigener Erfahrung keine Ahnung von solchen Dingen hat, weder missbraucht noch kriegs-traumatisiert ist, und trotzdem unglücklich ist. Weil er/sie bspw. materialistisch durchs Leben gehetzt ist und am Ende sinn-traumatisiert ist (eine saftige ECHTE Depression ist der Horror).

Wir können also Leid nicht einteilen in diskutables Leid und indiskutables Leid.

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Magdalena61
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#40 Re: Schuld

Beitrag von Magdalena61 » Mi 11. Mär 2015, 12:09

Pluto hat geschrieben:
closs hat geschrieben:Woher willst Du wissen, ob dieser Person geholfen wird oder nicht?
Es gibt dutzende Fälle wo Leute für Komapatienten gebetet haben. Wenn Gebete wirken, sollte der Patient entweder aufwachen oder Gott sollte ihn zu sich nehmen. Wenn keines von Beiden eintrifft, ist es für mich ein Zeichen, dass Gebete nicht wirken.
Warum sollen sie aufwachen? Weil WIR "Koma" als "krank" definieren? Weil WIR eine bestimmte Vorstellung von "Lebensqualität" haben und es besser finden würden, wenn ein Mensch denken und handeln kann?

So lange jemand im Koma liegt, kann er nicht sündigen.
Menschen können nicht wirklich mit ihm kommunizieren, weil der Komapatient keine Kontrolle hat über seine Körperfunktionen.

Leben ohne Erinnerung
-- Für Gott ist nichts unmöglich.

Aber die Menschen geben oftmals viel zu schnell auf. Das fängt schon damit an, dass Komapatienten als "fast tot" betrachtet und medizinisch nicht optimal versorgt werden, gerade in der so wichtigen ersten Zeit nach dem Eintreten der Bewußtlosigkeit.
Nicht jeder kann sich eine Privatklinik leisten.

Man unterlässt also, was unerlässlich wäre zur Heilung oder praktiziert (bestenfalls) eine preisgünstige Variante...und dann gibt man Gott die Schuld für "nicht erhörte Gebete", wobei Gott den Zustand des Kranken ja noch nicht einmal verursacht hat.

Nein, die "Schuld" ist in diesen Fällen auf der anderen Seite.
LG
God bless you all for what you all have done for me.

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